St. Quirin (Tegernsee)
Die ehemalige Klosterkirche St. Quirin steht im Mittelpunkt des Gebäudekomplexes des ehemaligen Klosters Tegernsee. Seit dessen Aufhebung 1803 wird sie mit ihrer charakteristischen westlichen Doppelturmfassade als katholische Pfarrkirche für den Ort Tegernsee genutzt.[1]
Geschichte
Der Legende nach entstand die Mönchsgemeinschaft am Tegernsee um die Mitte des 8. Jahrhunderts (746 oder 765) als Gründung der Brüder Oatkar und Adalbert, die der altbayerischen Adelsfamilie der Huosi angehörten.[2] Dabei sollen die Reliquien des Hl. Quirinus als Geschenk des Papstes Zacharias in die von ihnen gestiftete Salvatorkirche in Tegernsee überführt worden sein.[3]
Nach dem Sturz des Bayernherzogs Tassilo III. (748–788) wurde Tegernsee karolingisches Königskloster. Ungarneinfälle und Säkularisationen zur Zeit des bayerischen Herzogs Arnulf (907–937) bedrohten indes die geistliche Kommunität. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts soll das mönchische Leben im Kloster Tegernsee fast erloschen sein. Die von Kaiser Otto II. (973–983) mitinitiierte Neugründung Tegernsees als benediktinische Reichsabtei im Jahr 978 führte zu einer Erneuerung von Mönchtum und Kloster. Teile der Krypta und die unteren Teile der westlichen Doppelturmfassade stammen vielleicht noch aus dieser Zeit.
Diese Kirche vom Ende des 10. Jahrhunderts wurde im 11. Jahrhundert zu einer dreischiffigen romanischen Basilika umgebaut. Nach einem Brand des Klosters 1410 wurden sowohl Kloster als auch Kirche im spätgotischen Stil in großen Teilen neu erbaut. Um 1476 war die große dreischiffige Basilika ohne Querhaus vollendet, die bis heute den baulichen Kern der Kirche bildet. Von ihr ist der hölzerne Dachstuhl noch weitgehend erhalten. Die beiden Westtürme zeigen im Glockengeschoss im Inneren noch das Backsteinmauerwerk aus dieser Zeit und besitzen ebenfalls noch die Dachstühle der Turmhelme, allerdings wurden sie später in ihrer äußeren Form verändert.
Ab 1678 erfolgte nach den Plänen von Enrico Zuccalli eine Barockisierung der Kirche, bei der auch eine Vierung und ein Querhaus eingefügt wurden. Bis um das Jahr 1694 entstand die reiche Stuckierung und das komplexe Bildprogramm im Gewölbe durch den Maler und Bildhauer Hans Georg Asam.[4] Das 1457 vom Münchner Bildhauer Hans Haldner geschaffene Hochgrab für die Klosterstifter Adalbert und Otkar wurde bei der Barockisierung zwar abgebrochen, die Deckplatte wurde jedoch in neuer Rahmung (datiert mit 1690) als Bekrönung über das Eingangsportal angebracht. Anlässlich der 1000-Jahr-Feier des Klosters im Jahr 1746 wurden an beiden Seitenschiffen Rokoko-Kapellen zu Ehren der Heiligen Quirinus und Benedikt mit Skulpturen von Johann Baptist Straub errichtet.
Nach der Aufhebung des Klosters während der Säkularisation in Bayern im Jahr 1803 wurden bedeutende Teile der Klosteranlage abgetragen und andere Teile in ein Schloss der Wittelsbacher umgewandelt.[5] Die Klosterkirche wurde in der Folge als Pfarrkirche für den Ort Tegernsee genutzt.
Um 1820 wurde in der Kirche der östliche Psallierchor abgetrennt und die Fassade durch Leo von Klenze klassizistisch neu gestaltet. Eine Renovierung fand unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (zur 1200 Jahr-Feier Tegernsees 1946) statt. Die 2004 geschaffene Neuausstattung des Altarraums stammt vom Schweizer Künstler Kurt Sigrist.
Beschreibung
Die Kirche St. Quirin steht ebenso wie der Konvent des ehemaligen Benediktinerklosters unter Denkmalschutz. Die Kirche wird in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege folgendermaßen beschrieben:[6]
„Ehemalige Klosterkirche St. Quirin, jetzt katholische Pfarrkirchedreischiffige Pfeilerbasilika mit Querhaus, Seitenkapellen, mittelschiffbreitem langen Chor und westlicher Doppelturmfassade, Türme und Krypta im Kern 11. Jahrhundert, Psallierchor und dreischiffiges Langhaus 15. Jahrhundert, ab 1678 Barockisierung und Einfügung von Vierung und Querhaus nach Plan von Enrico Zuccalli, um 1820 Abtrennung des östlichen Psallierchores und Umgestaltung der Fassade durch Leo von Klenze“
Orgel
Die Orgel wurde 1980 von Georg Jann gebaut. Sie hat 33 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Disposition lautet:[7]
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- Koppeln: III/P, II/P, I/P, III/II, III/I, II/I
- Spielhilfen: 5fache mechanische Setzerkombination
- Bemerkungen: Schleiflade, mechanische Spiel- und Registertraktur
Weblinks
Literatur
- Sixtus Lampl: Die Klosterkirche Tegernsee. In: Oberbayerisches Archiv. 100 (1975), S. 5–141, und Tafelband.
- Josef Hemmerle: Die Benediktinerklöster in Bayern (= Germania Benedictina. Band 2). Ottobeuren 1970, S. 297 ff.
- Klaus Kratzsch: Landkreis Miesbach (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.15). 2. verbesserte Auflage. München/Zürich 1987.
Einzelnachweise
- geodaten.bayern.de: Bayerisches Landesamt für Denkmalschutz – Fachinformationen (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive), Zugriff am 3. November 2011
- vgl. Franz Brunhölzl: Handbuch der bayerischen Geschichte: Bd. 1 – Das alte Bayern, das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck, 1981, ISBN 3-40607322-0, S. 213–214.
- Walter Troxler: St. Quirin (Tegernsee). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 1132–1133.
- Eva Wagner-Langenstein: Georg Asam (1649–1711). Ölmaler und Freskant im barocken Altbayern. Schnell und Steiner Künstlerbibliothek, München/Zürich 1986, ISBN 3-7954-0371-5.
- Dorothea Minkels: Elisabeth von Preussen. Königin in der Zeit des AusMÄRZens. 2008, S. 65.
- Denkmalliste für Tegernsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- Orgeldatenbank Bayern online