St. Michaelis (Wiedersberg)
Die barocke evangelisch-lutherische St.-Michaelis-Kirche in Wiedersberg im sächsischen Vogtlandkreis wurde von 1729 bis 1732 anstelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus erbaut.
Geschichte
Da die Gründung über St. Lorenz in Hof im Bistum Bamberg erfolgte, gehörte Wiedersberg über Jahrhunderte zu den sogenannten Streitpfarren, deren Patronat zwischen den jeweiligen sächsischen und fränkisch-bayerischen Landesherren umstritten war.
Mit der Durchführung der Reformation im Kurfürstentum Sachsen wurde Wiedersberg lutherisch. Zwischen 1729 und 1732 erfolgte der heutige barocke Neubau der 1322 erstmals erwähnten Kirche, die baufällig geworden war.[1]
Die Nähe zur deutsch-deutschen Grenze war einer der Gründe für die Entscheidungsträger der DDR, die Kirche dem Verfall preiszugeben. Das Landeskirchenamt gab die Kirche 1971 auf, und das Gelände wurde 1974 wegen Einsturzgefahr gesperrt. Nach der Wende begannen durch Privatinitiative Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten. Heute steht das Kirchengebäude für kulturelle Veranstaltungen und auch für Gottesdienste zur Verfügung. Die Kirche ist ein Kulturdenkmal.
Ausstattung
Bemerkenswert sind der Kanzelaltar und der Taufengel aus der Werkstatt der Hofer Bildhauerfamilie Knoll. Das Inventar ist typisch für die Dorfkirchen im hochfränkischen Raum und wird dem Markgrafenstil zugeordnet. Der Wiedersberger Kanzelaltar diente als Vorbild für die Gestaltung des Kanzelaltars im benachbarten fränkisch-bayerischen Trogen.[2]
Geläut
Das Geläut besteht aus drei Eisenhartgussglocken. Der Glockenstuhl besteht aus einer Stahlkonstruktion.[3] Im Folgenden eine Datenübersicht des Geläutes:
Nr. | Gussdatum | Gießer | Durchmesser | Masse | Schlagton |
---|---|---|---|---|---|
1 | 1959 | Glockengießerei Schilling & Lattermann | 1053 mm | 522 kg | b′ |
2 | 1959 | Glockengießerei Schilling & Lattermann | 875 mm | 288 kg | d″ |
3 | 1959 | Glockengießerei Schilling & Lattermann | 771 mm | 200 kg | d′ |
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, bearbeitet von Barbara Becker, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius u. a., Deutscher Kunstverlag, München 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 990f.
- Benno Kolbe: Die Kirche soll im Dorf bleiben – St. Michaelis zu Wiedersberg. Flyer von 2013.
- Kirchengalerie Sachsens (1844) – bei Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
- Richard Steche: Wiedersberg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 10. Heft: Amtshauptmannschaft Oelsnitz. C. C. Meinhold, Dresden 1888, S. 30.
Weblinks
- Geschichte der Wiederherstellung der Kirche seit 1990 (Netzpräsenz der Kirchengemeinde)
Einzelnachweise
- Gedenkinschrift an der Kirche
- Grenzlanddekanat Hof (1988) aus der Reihe Porträts bayerischer Dekanatsbezirke. S. 115.
- Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen: Klang zwischen Himmel und Erde. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 369 ff.