St. Markus (Reinheim)
Die Kirche St. Markus in Reinheim darf als eine der ältesten und interessantesten Kirchen im Saarland angesehen werden. In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt.[1]
Kirchengebäude
Standort
Die katholische Kirche St. Markus liegt im Gersheimer Ortsteil Reinheim auf einem kleinen Hügel am Westrand des Dorfkerns. Etwa zwanzig Stufen führen hoch zu dem sakralen Gebäude. Die Kirche, die aus einem freistehenden Turm sowie einem angegliederten Kirchenschiff besteht, wird begrenzt durch ein Privathaus im Osten und einem imposanten Pfarrhaus im Westen. Im direkten Umfeld von Turm und Kirche befinden sich zahlreiche Epitaphe aus früheren Jahrhunderten. Nordwestlich der Kirche liegt der Friedhof der Gemeinde.
Rundturm
Markantes Wahrzeichen und ältester Teil der Kirche St. Markus ist der romanische Rundturm (im Volksmund „Heidenturm“ oder „Römerturm“ genannt), der sich etwa in der Mitte der Ostseite des Kirchenschiffs erhebt. Diese Anordnung und die Rundform des Kirchturms findet sich in der südwestdeutschen Region und in den angrenzenden Nachbarregionen sehr selten. Nach Angaben von Historikern wurde er bereits um das Jahr 1000 als Wehrturm errichtet; belegt wird diese Annahme durch eine sog. „Pechnase“ in Form eines Tiermauls und in der Funktion eines Wehrerkers, der sich unterhalb der Turmhaube befindet. Der Turm selbst ist aus Blöcken des Bliesgau-Sandsteins errichtet. Im Jahr 1488 wurde der Turm erstmals in der Funktion einer Kirche genutzt, wie die eingearbeitete Jahreszahl auf der Konsole eines sog. gotischen „Sakramenthäuschens“ (auch „Seelenhäuschen“ genannt) belegt. Im Turm befindet sich eine Taufkapelle, die durch einen Verbindungsgang von dem Kirchenschiff her erreicht werden kann. Vor dieser Funktion soll der Turm nach Angaben der Pfarrei als Marienkapelle gedient haben.
Weitere Kirchen mit Rundturm in der näheren Umgebung sind St. Margaretha in Bebelsheim und St. Mauritius in Erfweiler-Ehlingen.[2]
Kirchenschiff
Bei dem Kirchenschiff von St. Markus handelt es sich um den Typus einer Saalkirche, die in den Jahren 1790/91 von Peter Reheis, dem Hofbaumeister der Gräfin Marianne von der Leyen, gestaltet wurde.
Ausstattung
Die Inneneinrichtung der Kirche wird vom Spätbarock (Rokoko) geprägt, ohne jedoch opulent zu wirken. Der gesamte Altarraum wird von einer dezenten Wandvertäfelung beherrscht, in die auf jeweils beiden Seiten des Hauptaltars ein kunstvoll geschnitzter Beichtstuhl integriert ist.
Erwähnenswert sind die bunt gestalteten Kirchenfenster der Taufkapelle, die der ungarisch-saarländische Künstler György Lehoczky im Jahr 1953 geschaffen hat. Lehoczkys Motive in den Fenstern sind Szenen, die das Wirken des Heiligen Geistes symbolhaft darstellen.
Kanzel
Prunkstück von St. Markus ist die spätbarocke Kanzel Johann Marterstecks. Sie wird getragen von der Figur des Samson, der mit seiner rechten Hand die Kanzel aufrecht hält. In seiner Linken hält Samson sein Erkennungsmerkmal, einen Eselskinnbacken, mit dem er der Legende nach 1000 Philister erschlagen baben soll. In die Bogennischen der Predigtstätte sind Heiligenfiguren eingearbeitet, an der Rückseite halten Engel zwei Gesetzestafeln mit göttlichen Gesetzen. Gekrönt wird die Kanzel von der Figur der Jungfrau Maria, die als Siegerin über die Schlange dargestellt ist.
Hochaltar
Zentral im Altarraum steht der farbig gefasste Hochaltar, der um 1780 entstanden sein soll und sich aus zwei Stücken zusammensetzt. Gekrönt wird er von der Figur des Gotteslamms, die in die Höhe ragt. Die ihn umgebenden filigranen Holzarbeiten (Beichtstühle, Kanzel und Teile der Wandvertäfelung) stammen aus der Werkstatt des regional bedeutsamen Künstlers Johann Martersteck (auch Madersteck),[3] der sie in den Jahren 1733–1736 für das Kloster Gräfinthal angefertigt hatte.[4] Der Hochaltar selbst stammt nicht von dort, da sich der Gräfinthaler Hochaltar heute in der modernen Pfarrkirche St. Paul zu Bliesmengen-Bolchen befindet.[5] Das Kloster wurde 1793 von französischen Revolutionstruppen geschleift und das Mobiliar teilweise zerstört. Es wird die Legende erzählt, Reinheimer Bürger hätten seinerzeit Teile des Klostermobiliars als angebliches Brennholz erworben, was von den französischen Truppen geduldet wurde.
Seitenaltar
Neben dem Hochaltar schmückt ein Seitenaltar das Kircheninnere. Der Altar, der im Jahr 1709 geschaffen wurde, ist dem Kirchenheiligen St. Markus gewidmet. Er soll vor seiner jetzigen Funktion als Nebenaltar der Hauptaltar der Vorgängerkirche gewesen sein. Auf dieses Faktum deutet auch eine Tradition hin, wonach in den sog. „Marienmonaten“ Mai und Oktober eine Marienstatue anstelle der Figur des Heiligen Markus auf dem Seitenaltar platziert wird. Dessen Statue wird während der beiden Monate in die Taufkapelle des Turms verbracht.
- Seitenaltar
- Taufkapelle
- Beichtstuhl
- Hochaltar
Orgel
Die Orgel wurde 1968 von dem Orgelbauer Hugo Mayer (Heusweiler) neu erbaut. Das Schleifladen-Instrument verfügt über 17 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch. Die Disposition lautet wie folgt:[6]
|
|
|
- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, Tutti, Absteller für die Trompete
Literatur
- Bernhard H. Bonkhoff: Die Kirchen im Saar-Pfalz-Kreis. SDV Saarländische Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1987, ISBN 978-3-925036-15-6, S. 164.
- Arbeitskreis György Lehoczky (Hrsg.): György Lehoczky, 1901–1979. St. Johann GmbH, Saarbrücken, Saarbrücken 2010, ISBN 3-938070-49-8, S. 176 (galerie-st-johann.de [abgerufen am 7. September 2012]).
- Gerd Meiser: Ein historisches Kleinod – St. Markus in Reinheim, in: Saarbrücker Zeitung (Momente) v. 6./7. November 2010.
- Wolfgang Mußzeyko: Reinheim an der Blies – Aus der Geschichte eines Grenzdorfes. St. Ingbert 1990.
Weblinks
Einzelnachweise
- Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Saarpfalz-Kreis (Memento vom 5. Mai 2014 im Internet Archive) (PDF), abgerufen am 29. Oktober 2014
- Die Rundturmkirchen Europas.
- Zu Johann Martersteck (Memento vom 16. Dezember 2007 im Internet Archive)
- Quelle zum Kircheninventar aus Gräfinthal in Reinheim, mit Hinweis dass der Altar nicht von dort stammt
- Quelle zum Standort des ehemaligen Gräfinthaler Hochaltares in Bliesmengen
- Nähere Informationen zur Orgel (Memento vom 7. Juni 2008 im Internet Archive)