St. Johannis (Meldorf)
St. Johannis in Meldorf, häufig als Meldorfer Dom bezeichnet, ist eine Kirche in Dithmarschen an der schleswig-holsteinischen Westküste. Sie ist die Gemeindekirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Meldorf, zugehörig zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.
Geschichte
Gebaut wurde das erste Domgebäude zwischen 810 und 826. Zuvor war Dithmarschen in der Folge der Schlacht auf dem Sventanafeld 798 an Karl den Großen gefallen, der die Christianisierung im Landstrich vorantrieb. Errichtet auf einer Geestzunge, stand die Kirche mit dem damaligen Küstenverlauf direkt an der Nordsee. Nach den Kirchen in Hamburg, Heiligenstedten und Schenefeld war es die vierte Kirche im nordelbischen Land.
In der „Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche“ des Adam von Bremen taucht sie auf als Primi ad oceanum sunt Tedmarsgoi, et eorum ecclesia mater in Melindorp, das heißt als Mutterkirche des Dietmargaus, also Dithmarschens. Bis ins 11. Jahrhundert war sie die einzige Kirche des Gebiets. Seit 1140 gehörte sie zum Hamburger Domkapitel, dem die Pfarrei später inkorporiert wurde. Im selben Jahr wurden erstmals die Tochterkirchen, die sogenannten „Urkirchspiele“ Tellingstedt, Süderhastedt, Weddingstedt in der Geest, Lunden, Büsum und Uthaven (vermutlich Brunsbüttel) genannt. In einer Aufstellung der Pfarrkirchen des Hamburger Domkapitels von 1334 ist es die mit 90 Mark am höchsten eingeschätzte Pfarrei Dithmarschens, im Propsteiregister von 1540 mit 40 Schilling nach Wesselburen (60 Schilling) die zweithöchste.[1]
Das heutige Gebäude entstand zwischen 1250 und 1300, in der Zeit, als Dithmarschen de facto seine Unabhängigkeit gewann. In der Zeit der Bauernrepublik Dithmarschen diente der Dom als Versammlungsort der selbstständigen Kirchspiele, an dem die politischen Entscheidungen für ganz Dithmarschen getroffen wurden. Die Würdenträger trafen sich hier zum Schiedsgericht, zur Heerschau, zum Gottesdienst und zum Aushandeln von politischen Verträgen. 1524 trat von Meldorf aus die Reformation ihren Siegeszug in Dithmarschen an.
Heute ist hier der Sitz des Kirchenkreises Dithmarschen.
Gebäude
Das heutige Kirchengebäude entstand im 13. Jahrhundert als repräsentativer Bau im Stil der Backsteingotik. Es ist eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und Chor. Nach einem Brand 1866 wurde der Turm auf die heutige Höhe von 59 Metern neu gebaut. Nach Außen entspricht das Gebäude einem neugotischen Bau des 19. Jahrhunderts, im Inneren ist es noch gotisch im Stil der Bauzeit. Aus dieser Zeit ist im die Innern sichtbare an eine Kreuzkuppelkirche angelehnte Bauweise, der Kirchenraum ist innen nicht eingewölbt, sondern durch eine Folge von Rippenkuppeln über den Jochen gedeckt. Erhalten sind Kuppelfresken mit biblischen Motiven und Heiligenbildern aus dem 13. Jahrhundert, die in ihrer Pracht und Menge einen eindrucksvollen Beleg vom Reichtum der Bauernrepublik Dithmarschen bieten. Das Bronzetaufbecken stammt aus der Zeit um das Jahr 1300, der Passionsaltar wurde 1520, die Kanzel und das Chorgitter, die eine Einheit bilden, wurden 1601 bis 1603 geschaffen. Das Äußere der Kirche entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach einem Brand im Stil der Neugotik und weicht von der vorherigen Gestalt erheblich ab. Im Inneren wurde die räumliche Gestalt weitgehend erhalten.
Zurzeit wird die Kirche grundlegend renoviert. 2009 wurden Gewölbe, Vierung und Orgel instand gesetzt.
Orgel
Die Orgel der Sankt-Johannis-Kirche wurde 1977/2010 von der Orgelbaufirma Marcussen & Søn (Apenrade, Dänemark) mit 43 Registern auf drei Manualen und Pedal erbaut.[2]
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- Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P
- Nebenregister: Zimbelstern
- Spielhilfen:
Elektronische Setzeranlage mit 3840 Kombinationen.
Pastoren
- Johannes Clüver (1593–1633), Diakon von 1614 bis 1621 und Propst von 1630 bis 1633
- Ernst Mohr (1895–1974), Propst von 1949 bis 1961
Kantoren
- LKMD Dr. Peter Mohr (1950–1986)
- Paul Nancekievill (1986–2018)
- Anne Michael (seit 2018)
Literatur
- Heiko K. L. Schulze (Hrsg.): Der Meldorfer Dom. Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide 1992, ISBN 3-8042-0605-0.
- Ingelies Kucharzewski: Die Gewölbemalereien in der Kirche zu Meldorf, Dithmarschen und ihre Quellen (= Europäische Hochschulschriften: Reihe 28, Kunstgeschichte. Band 270). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1996, ISBN 3-631-50009-2 (Dissertation an der Universität Kiel, 1993).
Weblinks
- Der Meldorfer Dom (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) auf der Webpräsenz der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Ev.-luth. Kirchengemeinde Meldorf
Einzelnachweise
- Enno Bünz: „Zwischen Kirchspiel und Domkapitel. Der niedere Klerus im spätmittelalterlichen Dithmarschen.“ In: Enno Bünz und Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hrsg.): Klerus, Kirche und Frömmigkeit im spätmittelalterlichen Schleswig-Holstein. S. 239–271
- Zur Marcussen-Orgel