Sophia Kuby
Sophia Kuby (* 13. Juni 1981 in Starnberg) ist eine deutsche Menschenrechtsexpertin, die von 2010 bis 2018 in Brüssel tätig war. 2010 gründete sie die Nichtregierungsorganisation European Dignity Watch, die sich bis 2021 für den Schutz bürgerlicher Grundfreiheiten in der EU einsetzte. 2015 wechselte sie zur christlichen Menschenrechtsorganisation ADF International und baute deren EU-Büro auf, das sie bis 2018 leitete. Seit 2018 ist Kuby Director of Strategic Relations & Training am Hauptsitz der Organisation in Wien und verantwortet weltweit Young-Leaders-Ausbildungsprogramme wie die Areté Academy[1].
Leben
Kuby ist die Tochter der Soziologin und christlichen Publizistin und Übersetzerin Gabriele Kuby und Enkelin des links-liberalen Publizisten Erich Kuby. Sie studierte von 2002 bis 2008 Philosophie an der Hochschule für Philosophie München Einen Auslandsaufenthalt von drei Semestern verbrachte sie an der Päpstlich Katholischen Universität von Chile in Santiago.[2]
2000 trat sie, bis dahin konfessionslos,[3] in die katholische Kirche ein. Sie wurde (bis 2013) Sprecherin für das Mediennetzwerk „Generation Benedikt“,[4] heute Initiative Pontifex.[5][6][7] Sie tritt öffentlich für den Schutz der unveräußerlichen Menschenwürde und Grundrechte aller Menschen[8][9] ein, so z. B. für verfolgte religiöse Minderheiten.[10][11] Kuby war von 2006 bis 2009 ehrenamtlich Bundesjugendbeauftragte[12] und bis 2021 stellvertretende Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL)[13] In Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer Stiftung gründete sie die Akademie Bioethik[14], eine Ausbildung zu aktuellen bioethischen Fragen für Studenten und junge Berufstätige. 2008 war sie Managerin eines Großevents beim Weltjugendtag in Sydney.[15] Ab 2009 arbeitete sie als Referentin für Marketing- und Pressearbeit bei einem Landshuter Medienunternehmen. 2010 zog sie nach Brüssel, wo sie die Nichtregierungsorganisation European Dignity Watch gründete,[16] deren Executive Director sie bis 2014 war. Die Organisation setzte sich bis 2021 für die Wahrung von Grundfreiheiten, Meinungs- und Gewissensfreiheit, der Menschenwürde, und die Förderung der Familie ein.[17]
Kuby diskutierte in den Talkshows von Anne Will,[5] Sandra Maischberger[18] und Maybrit Illner,[7] beim WDR-Magazin west.art[19] und war Interviewpartnerin des bpb-Jugendmagazins fluter.[20] Sie ist regelmäßige Autorin und Interviewpartnerin deutscher und internationaler Medien, wie dem EU-Medium Euractiv[21][22][23] der Herder Korrespondenz,[24] der Wochenzeitung Die Tagespost[25][26][27], der französischen Tageszeitung Le Figaro[28], Aci Prensa[29][30], und des katholischen Fernsehsenders EWTN[31].
2018 veröffentlichte Kuby ihr erstes Buch über die Sehnsucht als anthropologische Konstante mit dem Titel Il Comblera tes Désirs, das in Paris erschien und für den Preis Bestes Christliches Buch in Frankreich 2019 als einer von vier Titeln (aus 1500 Neuerscheinungen) nominiert wurde.[32]
Rezeption
Matthias Hannemann beschrieb sie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einer Fernsehkritik zu einer Talkshow als bayerische Konservative, die ein traditionelles Familienbild vertrete.[7]
2012 berichtete die Evangelische Nachrichtenagentur Idea, dass Kuby neben anderen Gegnern von Abtreibung aus der Lebensrechtsbewegung von der Pro-Choice-Nichtregierungsorganisation Europäisches Parlamentarische Forum für Bevölkerung und Entwicklung, (EPF), auf eine Schwarze Liste mit dem Namen „Top 27 European Anti-choice Personalities“ gesetzt worden sei.[33][34]
Der Sekretär des EPF, das sich mittlerweile in Europäisches Parlamentarisches Forum für Sexuelle und Reproduktive Rechte umbenannt hat, Neil Datta, publizierte 2018 über das europäische Netzwerk Agenda Europe, in dem Sophia Kuby aktiv sei.[35] Laut ihm handelt es sich um ein Netzwerk von Konservativen, die für eine „Wiederherstellung der natürlichen Ordnung“ eintreten. In einem Manifest, das er dem Netzwerk zuschreibt, heißt es, die erste politische Priorität sei es, als „Familie“ ein Ehepaar und seine Kinder zu definieren.[36]
Das Netzwerk Agenda Europe distanzierte sich ausdrücklich und öffentlich von dem Manifest und bestritt in einer Stellungnahme jeden Bezug zu ihm. Agenda Europe sei ein informelles Netzwerk von Experten und NGOs, die an Fragen der Menschenwürde, der Familie und der Religionsfreiheit arbeiteten, so die Stellungnahme. Das sogenannte Manifest sowie ein Blog und ein Twitter-Account mit gleichem Namen, Agenda Europe, sei ohne Beteiligung des Netzwerks entstanden und stamme von einer Einzelperson, die ohne Zustimmung des Netzwerks denselben Namen verwendet habe.[37]
Publikationen
- Il Comblera Tes Desirs: Essai sur manque et le bonheur, Editions de l'Emmanuel, Paris 2018.[38]
- Wir glauben, dass die Chancen nie größer waren als jetzt, Bernhard Meuser, Johannes Hartl, P. Karl Wallner OCist (Hrsg.): Mission Manifest. Die Thesen für das Comeback der Kirche, Herder 2018[39]
- Die EU – Komplizin der Abtreibungspolitik in Entwicklungsländern? In: Bernward Büchner, Claudia Kaminski, Mechthild Löhr (Hrsg.): Abtreibung. Ein neues Menschenrecht?. Sinus Verlag, Krefeld 2012, ISBN 978-3-88289-811-8, S. 127 ff.
Weblinks
- Sophia Kuby in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Areté Academy. Abgerufen am 27. Juli 2021 (amerikanisches Englisch).
- About us (Memento vom 10. Mai 2014 im Internet Archive), European Dignity Watch, abgerufen am 26. Oktober 2013.
- Lebenszeugnis: „Ich dachte mir, kann ja nicht schaden“, Erzdiözese Wien, abgerufen am 6. November 2013.
- Aufbrechen – wer, mit wem, wohin? (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) In: Christ in der Gegenwart, 22/2012.
- Alexander Kissler: Kirchenaustritt live. In: Süddeutsche Zeitung, 12. April 2010.
- Vera Kämper: Overbeck nennt bei „Anne Will“ Homosexualität eine Sünde. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12. April 2010.
- Matthias Hannemann: Das Ende der Abwrackprämie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. April 2009.
- Die Tagespost: Die Tagespost. 4. August 2020, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
- Die Tagespost: Die Tagespost. 22. November 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
- Sophia Kuby: EU turns a blind eye to growing human rights concerns in India. In: www.euractiv.com. 11. April 2016, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
- Benjamin Fox: Campaigner: Religious freedom envoy must be permanent part of EU’s foreign policy team. In: www.euractiv.com. 15. September 2017, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
- Junge Lebensrechtler wollen gemeinsam mit den Bischöfen marschieren. kath.net, 20. Januar 2010.
- Der Vorstand. Christdemokraten für das Leben, abgerufen am 7. Dezember 2014.
- Programm Akademie Bioethik, Bildungszentrum Schloss Eichholz, Oktober/November 2013.
- Sandra Schulz: Pilgerin: Benedikt XVI. ist Vaterfigur für Jugendliche, Deutschlandfunk, 17. Juli 2008.
- Lebensschützer eröffnen Büro in Brüssel. kath.net, 12. Januar 2010.
- European Dignity Watch | Povertycure. Abgerufen am 27. Juli 2021.
- Caroline Stern: Christentum als Märchen, Niqab als normative Option. In: Die Welt, 10. Oktober 2012.
- west.art am Sonntag, 5. Mai 2013: Verboten! - Erliegen wir dem Regelungswahn? - Internet Movie Database
- Florian Beisswanger: Wir sind alle Sünder (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive). In: fluter, 18. September 2011.
- Benjamin Fox: Campaigner: Religious freedom envoy must be permanent part of EU’s foreign policy team. In: www.euractiv.com. 15. September 2017, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
- Sophia Kuby: EU turns a blind eye to growing human rights concerns in India. In: www.euractiv.com. 11. April 2016, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
- Sophia Kuby: Surrogacy convention - let's not forget human rights are for all. In: www.euractiv.com. 9. Februar 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (britisches Englisch).
- „Die Kirche ist zu langsam“: Ein Streitgespräch mit Claudia Lücking-Michel und Sophia Kuby. Abgerufen am 27. Juli 2021.
- Die Tagespost: Die Tagespost. 21. November 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
- Die Tagespost: Die Tagespost. 1. Mai 2020, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
- Die Tagespost: Die Tagespost. 14. Februar 2018, abgerufen am 27. Juli 2021 (deutsch).
- «Une convention sur la GPA risque de légitimer l'illégitime». Abgerufen am 27. Juli 2021 (französisch).
- Experta alemana: Aprobación de obispos a píldora del día siguiente genera situación "insalvable". Abgerufen am 27. Juli 2021.
- Unión Europea crea “embajador” para promoción de libertad religiosa. Abgerufen am 27. Juli 2021.
- Christina Link-Blumrath: Interview mit Sophia Kuby. EWTN, abgerufen am 3. November 2013.
- Éditions Emmannuel - Il comblera tes désirs.Essai sur le manque et le bonheur
- Europa: Abtreibungsgegner auf „schwarzer Liste“. Evangelische Nachrichtenagentur Idea, 11. Oktober 2012.
- Parlamentarier-Netzwerk setzt 27 Lebensrechtler auf 'schwarze Liste' . kath.net, 14. Oktober 2012.
- Neil Datta: Die „Agenda Europe“: Strategien und Ziele eines Netzwerks gegen sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte in Europa. Hrsg.: pro familia Bundesverband. Brüssel 2019, ISBN 978-2-9602183-8-1.
- Patricia Hecht: Europas Antifeministisches Netzwerk: Geheim und radikal. In: Die Tageszeitung: taz. 25. April 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. August 2021]).
- Agenda Europe Network - Agenda Europe Position regarding EPFPD book on agenda europe - Stellungnahme, abgerufen am 2. November 2021
- Sophia Kuby: Il comblera tes désirs. Hrsg.: Editions de l'Emmanuel. Paris 2018, ISBN 978-2-35389-674-5.
- Meuser, Hartl, Wallner: Mission Manifest. Die Thesen für ein Comeback der Kirche. Hrsg.: Meuser, Hartl, Wallner. Herder, Freiburg im Breisgau 2018, ISBN 978-3-451-38147-8.