Slavoljub Eduard Penkala
Slavoljub Eduard Penkala (* 20. April 1871 in Liptovský Mikuláš; † 5. Februar 1922 in Zagreb, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) war ein Ingenieur und Erfinder.
Eduard Penkala war ein unermüdlicher Tüftler, der ständig nach neuen Lösungen suchte oder sich bemühte, Bestehendes zu verbessern. Er konstruierte oder verbesserte zahlreiche weitere Produkte und meldete insgesamt 80 Patente an. Diese reichen vom Waschmittel und von Zahnbürsten bis hin zu Zugbremsen. Zu seinen bekanntesten Erfindungen zählen jedoch Versionen des mechanischen Stifts und ein Füllfederhalter mit fester Tinte, ein Vorläufer des Kugelschreibers.
Privates
Penkalas Vater stammte aus Polen, seine Mutter aus einer niederländischen Familie.
Mechanischer Stift
Das heutige Leben wäre ohne den Kugelschreiber unvorstellbar. Dieser wurde jedoch schrittweise weiterentwickelt, bis er die Welt eroberte (vgl. László József Bíró). Der Vorgänger des Kugelschreibers war der Graphit-Druckbleistift.
Eduard Penkala, der den mechanischen Stift bedeutend weiterentwickelt hat, wurde in der heutigen Slowakei geboren. Er schloss sein Studium im Fach Chemie im Jahr 1898 in Dresden ab. Im Jahr 1900 zog er mit seiner Frau nach Zagreb, Kroatien. 1904 wurde er zum königlichen österreichisch-ungarischen Maßkontrolleur ernannt. Als Zeichen der Hinwendung zu seinen slawischen Wurzeln nahm er damals den Namen Slavoljub an.
Erfindergeist
Er hatte schon von seiner Kindheit an einen angeborenen Erfindergeist. Schon als kleiner Junge dachte er darüber nach, warum Bleistifte denn immer wieder neu gespitzt werden müssen. Spielerisch zerlegte er die „klassischen“ Bleistifte, entfernte die Mine und setzte seine eigens geschaffenen Minen ein, welche später durch eine Druckvorrichtung eingeschoben wurden.
Penkala nahm ebenfalls Uhren auseinander, da ihn interessierte, wie der Zahnmechanismus funktionierte. Zur Verwunderung aller Hausbewohner setzte er die Uhren wieder sorgsam und funktionierend zusammen. Später wurde er zum großen Tüftler, der durch seinen Erfindergeist angetrieben wurde. Seine Frau traf ihn oft in den frühen Morgenstunden an, noch immer angestrengt nach der Lösung eines Problems suchend. Man sollte nicht vergessen, dass sich der Graphitbleistift seit über einem Jahrhundert nicht mehr verändert hat.
Verkaufsschlager
Penkala meldete seine Erfindung zunächst am 24. Januar 1906 beim königlichen ungarischen Patentamt in Budapest unter der Patentnummer 36.946 an. Daraufhin versandte er Musterexemplare in einige größere Städte in ganz Europa, mit großem Erfolg. In Windeseile wurden von überall her mehr als 100.000 Exemplare bestellt. Aufgrund der Vielzahl von Bestellungen eröffnete er eine Werkstatt in der heutigen Prager Straße (Praška ulica) in Zagreb.
Sogar die Vermarktungsidee stammte von Penkala selbst. Das Symbol der Original-Penkala-Füllfederhalter stellt auch heute noch ein lachender Männerkopf mit Riesenohr dar. Da Penkala über kein Kapital verfügte, suchte er nach Finanziers. Er schloss 1911, da er nicht mehr alleine auskam, einen ziemlich schlechten Vertrag mit zwei Firmenbesitzern aus Zagreb, den Gebrüdern Moster, ab. Der Füllbleistift wurde weltweit zu einem großen Verkaufsschlager. Die Zagreber Fabrik Penkala-Moster besteht bis heute unter der Firmierung „Toz-Penkala“.
Wenige Jahre später erfand Penkala den Füllfederhalter mit fester Tinte, indem er nach einer Verbesserung des bestehenden Füllfederhalters mit flüssiger Tinte suchte. Später erfand er in seinem Labor in Tuškanac auch die Trockentinte für den chemischen Füllbleistift und daraufhin auch den Halter (Knips) für den Körper des Füllbleistifts oder des Tintenfüllers. Die Firma wechselte später ihren Sitz nach Berlin. Später wiederum wurden Firmen in der ganzen Welt gegründet, einschließlich Amerika.
Penkala gelangte durch seine Erfindung nicht zu Reichtum – ein häufiges Erfinderschicksal. Sein Name geriet zunehmend in Vergessenheit.
Vielseitiger Erfinder
Slavoljub Penkala ließ insgesamt etwa 80 Patente anmelden. Außer dem Tintenfüller mit fester Tinte, dem Knips, der Wärmflasche, der ersten rotierenden Zahnbürste, Bremsen für Zug-Waggons, den Schienenverbindungen, den anodischen Batterien, Xiolith-Präparaten gegen Parasiten, dem Manometer, der plastischen Ebonitmasse zur Pressung von Grammophonplatten, speziellen Mikrofonen und Abhörgeräten erstellte er Berechnungen und Skizzen für Hubschrauber und Skizzen über das erste Hovercraft Luftkissenfahrzeug, was nur einen kleineren Teil seiner Tätigkeiten ausmachte.
Außerdem ist zu erwähnen, dass er mit einer Erfindung die Tonreproduktion auf Schallplatten deutlich verbesserte. Er weckte somit auch das Interesse des Londoner Unternehmens Edison Bell, welches ihn nach London einlud. Er schloss dort einen Vertrag mit dem Unternehmen, das seine Bezeichnung in Edison-Bell-Penkala umänderte, was eine sehr bedeutende Anerkennung war.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass er 1909 beinahe alleine den ersten europäischen Zweisitzer konstruierte, nur einige Jahre nachdem die Gebrüder Wright in Amerika 1903 diesen ewigen Menschheitstraum vom Fliegen erfüllten. Auch wenn es kaum einen Tag gab, an dem Penkala nicht etwas Neues in den Sinn kam, war die Vorstellung davon, selbst ein Flugzeug im damaligen Staat und im damaligen Pionierzeitalter der Aviation Anfang des 20. Jahrhunderts zu konstruieren, nicht nur faszinierend, sondern auch der Höhepunkt seiner erfinderischen Errungenschaften.
Penkalas Wissensdrang wurde nicht allein durch die Konstruktion dieses Fluggeräts ausgeschöpft. Er stürzte sich auf die weitere Erkundung des Flugzeugs und auf das Funktionsprinzip des Hubschraubers. Daraufhin folgte der erste öffentliche Flug für zahlreiche Bürger der Stadt Zagreb.
Die offiziellen Stellen der österreichisch-ungarischen Monarchie, welche angeblich ihr Interesse gezeigt haben sollten, stellten hingegen der Weiterentwicklung dieses Projektes keine finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Zagreb hatte damals keine bedeutende technische Tradition, weshalb niemand diesem Ereignis größere Bedeutung zusprach.
Völlig unerwartet und überraschend starb Penkala Anfang 1922 in seinem 51. Lebensjahr an einer Lungenentzündung. Nach seinem Tod wurde er auf dem Mirogoj-Friedhof in Zagreb beigesetzt.
Erfindungen
Einige der revolutionären Erfindungen des Ingenieurs Slavoljub Penkala sind:
- der mechanische Stift (Budapest, 1906, Pat.-Nr. 36946 und 38353 / England, 1906, Pat.-Nr. 3690/1906 und 183242)
- der Füllfederhalter mit fester Tinte (1907, 193717 DRP)
- Halter für Füller und Bleistifte, so genannte „Knips“
- der Flaschenwärmer und die Thermoskanne (Budapest, 1903, Pat.-Nr. 29276)
- die rotierende Zahnbürste (1905, Pat.-Nr. 25153)
- Ebonit (eine Masse, aus der Grammophonplatten hergestellt wurden)
- ein Waschmittel
- Mittel zur Schädlingsbekämpfung "Krepax"
- Systeme zum Messen des Flüssigkeitsdurchflusses
- ein Xylolithpräparat gegen Parasiten in Eisenbahnschwellen
- Waggonbremsen
- ein Schienensystem
- das Manometer
- das Dynamometer
- spezielle Mikrophone
- Abhöreinrichtungen
- Flugzeuge (Budapest, 1909, Pat.-Nr. 47374 und 50774)
- Flugzeugflügel (Budapest, 1909, Pat.-Nr. 50775)
Siehe auch
Quellen
- Zeitschrift Meridijani, „Penkala – nova mehanička olovka osvaja svijet“, Ausgabe 12/2002, Nr. 70, S. 72, Autor: Ozimec Stjepan
Weblinks
- Kroatische Zentrale für Tourismus, Ein Flieger auf den Flügeln der Ideen, Slavoljub Eduard Penkala (Memento vom 31. Mai 2009 im Internet Archive)
- weitere Informationen über Penkala, englisch
- Vjesnik, Ime zapisano u vječnosti, 4. Februar 2006 (kroatisch)
- TOZ Penkala – Informationen zum Firmengründer (kroatisch)