Siegfried Heinrich
Siegfried Heinrich (* 10. Januar 1935 in Dresden) ist künstlerischer Leiter des Festspielchores der Hersfelder Festspiele, des Marburger Konzertchores, des Frankfurter Konzertchores, der Internationalen Bachtage in Hessen und Thüringen sowie der Bad Hersfelder Opernfestspiele und der Bad Hersfelder Festspielkonzerte.
Ausbildung
Seine musikalische Ausbildung absolvierte er im Dresdner Kreuzchor, an der Kirchenmusikhochschule Dresden und der Musikhochschule Frankfurt
Musikalisches Wirken
1957 gründete er das Hessische Kammerorchester Frankfurt und das Studio für Alte Musik und Alte Oper. Ab 1961 bis 2000 war er Kirchenmusikdirektor an der Stadtkirche Bad Hersfeld. Er leitete 1961 bis 1977 die Dirigenten- und Cembaloklasse, Orchester und Chor der Musikakademie Kassel. Später lehrte er auch an der Gesamthochschule Kassel. Ebenfalls 1961 übernahm er den Bad Hersfelder Festspielchor und die Hersfelder Festspielkonzerte, seit 1974 die Internationalen Bachtage in Hessen und Thüringen. Seit 1980 leitet er die jährliche Oper in der Hersfelder Stiftsruine. Seit 2000 ist er für das Bachinstitut und Bachchor Frankfurt/Main e.V. tätig.
Er gilt als Initiator und Bauherr des Johann-Sebastian-Bach-Hauses in Bad Hersfeld.
Entscheidenden Anteil an diesen Aktivitäten hat Siegfried Heinrichs Ehefrau; Christa, die über viele Jahre Jugend- und Kinderchöre leitete. Dafür wurden ihr 1999 das Bundesverdienstkreuz und die Philipp-Nicolai-Medaille der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck verliehen. Beide setzen sich für eine gezielte Förderung der musikalischen Jugend ein.
Interpretationen
Siegfried Heinrich gilt nach Meinung von Kritikern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Frankfurter Neuen Presse und der Neuen Zürcher Zeitung, als herausragender Interpret der Musik vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Das Repertoire, das er mit seinen Chören einstudiert, umfasst Werke von Johannes Ockeghem über Claudio Monteverdi, Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Benjamin Britten bis hin zu Arthur Honegger und Krzysztof Penderecki.
Einrichtungen
Eigene Einrichtungen von Werken Monteverdis (die Opern L’Orfeo, L’incoronazione di Poppea und Il ritorno d’Ulisse in patria sowie die Marienvesper), von Orlando di Lassos Matthäus-Passion, Johann Sebastian Bachs Die Kunst der Fuge und Giacomo Carissimis Rappresentatione di Anima, et di Corpo erlebten Aufführungen in vielen europäischen Ländern sowie bei der Einweihung der Alten Oper in Frankfurt am Main 1980 und der Semperoper in Dresden 1985.
Ur- und Erstaufführungen
Heinrich leitete auch Ur- und Erstaufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten, z. B. von Krzysztof Pendereckis Lukas-Passion in München 1967, Frankfurt am Main, Marburg, Bad Hersfeld, Kassel und Hannover.
Festspielkonzerte
Seit 1961 ist Heinrich Künstlerischer Leiter der Opernfestspiele und der Festspielkonzerte und seit 1980 der Opernfestspiele in der Hersfelder Stiftsruine. Mehr als 30.000 Besucher sind jedes Jahr Hörer der Festspielkonzerte und der Opernfestspiele.
Orgeln, Glocken, Glockenspiel
Auf Heinrichs Empfehlung hin wurden für die Stadtkirche Bad Hersfeld zwei Orgeln gebaut: die große dreimanualige Döring-Orgel mit 57 Registern (1974) und die zweimanualige Bachorgel des Orgelbaumeisters Tzschöckel in historischer Stimmung mit 11 Registern (1987). Von der Döringörgel ist nur das Gehäuse erhalten, in das 2010 ein neues Werk eingebaut wurde. Die Bachorgel wurde 2001 durch ein Pedal ergänzt. Heinrich regte die Überführung zweier Glocken aus dem Katharinenturm der Stiftsruine in die Stadtkirche an. Dadurch entstand das größte aus mittelalterlichen Glocken bestehende Geläut Hessens. Wie beim Orgelneubau fand er Geldgeber für ein Glockenspiel an der Stadtkirche und für die Neuaufhängung der vermeintlich gesprungenen Lullusglocke von 1038 im Katharinenturm, einer der wenigen romanischen Glocken Deutschlands aus der Frühzeit des Glockengusses, die nun wieder an hohen Feiertagen erklingt.
Johann-Sebastian-Bach-Haus
Der Neubau des architektonisch und akustisch hervorragend gelungenen Johann-Sebastian-Bach-Hauses in Bad Hersfeld ist ebenfalls ihm zu verdanken. Es konnte 2004 errichtet werden, empfohlen vom Präsidium des Deutschen Musikrates und mit Hilfe des Landes Hessen, des Landkreises Hersfeld-Rotenburg sowie der Stadt Bad Hersfeld. Auch für das Glockenspiel, das zu jeder Stunde das musikalische Anagramm B-A-C-H erklingen lässt, gelang es Heinrich Sponsoren zu finden. Alljährlich steht das Johann-Sebastian-Bach-Haus acht Monate als „Musische Bildungsstätte“ Solisten, Chören und Orchestern aller Nationen zur künstlerischen Arbeit und vier Monate für die Bad Hersfelder Theaterfestspiele zur Verfügung.
Soziale Hilfe für Osteuropa
Auch für soziale Projekte gab Heinrich Anstöße. Durch tatkräftige Unterstützung von Sponsoren und ehrenamtlichen Mitarbeitern konnten Hilfsaktionen in Osteuropa durchgeführt werden, indem Menschen mit Nahrungsmitteln, Kleidern und Medikamenten versorgt wurden, um schwere Krisenzeiten zu überstehen. Durch den Versand von Notenmaterial konnten zahlreiche neue Verbindungen geknüpft und gefestigt werden.
Ehrungen und Würdigungen
Siegfried Heinrich wurde für sein musikalisches Wirken vielfach ausgezeichnet:
- 1976 Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 1983 die Goethe-Plakette des Landes Hessen
- 1988 Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 1989 Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[1]
- 1990 Ehrenplakette der Stadt Bad Hersfeld
- 1995 Martinsplakette der Ev. Landeskirche Kurhessen-Waldeck
- 1996 Otto-Ubbelohde-Preis für Kultur des Landkreises Marburg-Biedenkopf
- 2000 Ehrennadel der Stadt Marburg
- 2004 Philipp-Nicolai-Medaille in Gold der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck
- 2005 Gustav-Mahler-Preis der European Union of Arts in Prag
- 2006 Verleihung der Ehrenprofessur des Landes Hessen durch den Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts
- 2014 Hessischer Verdienstorden
Weblinks
Einzelnachweise
- Verleihung von Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland vom 21. August 1989. In: Der Hessische Ministerpräsident (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1989 Nr. 34, S. 1758, Punkt 779 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).