Shenzhou 8
Shenzhou 8 war die achte Mission eines Shenzhou-Raumschiffs im Rahmen des chinesischen Raumfahrtprogramms. Nach sieben Vormissionen war Shenzhou 8 das erste chinesische Raumschiff, das ein Docking-Manöver durchführte. In der unbemannten Mission stellte Shenzhou 8 die Serienreife des Shenzhou-Raumschiffes unter Beweis.
Missionsemblem | |||
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Missionsdaten | |||
Mission: | Shenzhou 8 | ||
NSSDCA ID: | 2011-063A | ||
Raumfahrzeug: | Shenzhou | ||
Trägerrakete: | Langer Marsch 2F/G | ||
Besatzung: | keine | ||
Start: | 31. Oktober 2011, 21:58 Uhr UTC | ||
Startplatz: | Kosmodrom Jiuquan | ||
Landung: | 17. November 2011, 11:32 Uhr UTC | ||
Landeplatz: | Innere Mongolei | ||
Flugdauer: | 16 d 13 h 34 min | ||
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Missionsverlauf
Der Start erfolgte am 31. Oktober 2011 um 21:58 Uhr UTC (1. November 2011 05:58 CNST). Neben der Erprobung der Flugeigenschaften des Raumschiffes selbst wurde am 3. November um 17:36 UTC (4. November 01:36 CNST) erstmals von einem chinesischen Raumschiff ein Kopplungsmanöver im All durchgeführt.[1] Kopplungsziel war das ebenfalls unbemannte chinesische Raumlabor Tiangong 1, das am 29. September 2011 um 13:16 Uhr UTC in den Weltraum startete. Der Kopplungsadapter sieht zwar äußerlich ähnlich aus wie das APAS-System, welches vom Space Shuttle beim Andocken an die ISS eingesetzt wurde, funktioniert aber im Detail, insbesondere bei den Geräten zur Positionsbestimmung,[2] anders und ist mit diesem nicht kompatibel.[3]
An Bord von Shenzhou 8 befanden sich, ähnlich wie bei Shenzhou 3, zwei 75 kg schwere Raumfahrerpuppen (das maximal zulässige Körpergewicht eines chinesischen Raumfahrers beträgt 70 kg), die in die regulären Kabinenanzüge gekleidet auf den Druckliegen positioniert wurden. Die Raumfahrerpuppen waren mit Geräten zur Simulation der elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern, Atmung, Körpertemperatur und Blutdruck ausgestattet, um einen Eindruck von den körperlichen Belastungen während eines Koppelmanövers zu erhalten.[2]
Nach knapp elf Tagen koppelte am 14. November Shenzhou 8 von Tiangong 1 ab und entfernte sich auf 140 m. Anschließend näherte sich das Raumschiff wieder der Raumstation. Dieses Mal wurden Anflug und Kopplung im Tageslicht durchgeführt.[4] Am 16. November um 10:30 UTC koppelte Shenzhou 8 endgültig ab und landete am Folgetag in China.[5]
Am 2. April 2012 trat das in der Umlaufbahn verbliebene Orbitalmodul des Raumschiffs in die Atmosphäre ein und verglühte.[6]
Wissenschaft
Außer den Tests von Kopplung und Flugeigenschaften waren wissenschaftliche Experimente während der Mission geplant. Erstmals ermöglichte das Büro für bemannte Raumfahrt ausländischen Wissenschaftlern, Forschung an Bord eines chinesischen Raumflugkörpers durchzuführen. Die deutsche Beteiligung wurde dabei vom DLR koordiniert.
Kernstück der biologischen Experimente war ein Inkubator mit der Bezeichnung Simbox, der von EADS Astrium konstruiert und gefertigt worden war. Dieser Brutschrank hatte ein Volumen von 34 Litern und konnte 40 Experimenteinheiten aufnehmen, von denen einige der Schwerelosigkeit ausgesetzt waren, andere durch eine Zentrifuge Schwerkraftbedingungen erfuhren, wodurch die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Proben untersucht werden konnte. Die Proben an Bord von Shenzhou 8 bestanden aus Pflanzen, Fadenwürmern, Bakterien und menschlichen Krebszellen.
Sechs der insgesamt 17 Experimente stammten von den deutschen Universitäten Erlangen, Hohenheim, Magdeburg, Tübingen und Hamburg, Freiburg und der Charité Berlin. Zwei weitere Experimente wurden in deutsch-chinesischer Zusammenarbeit von den Universitäten Erlangen und Wuhan bzw. der Universität Hamburg und dem Institut für Biophysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking durchgeführt.[7][8] Die Simbox war anstelle des dritten Raumfahrers in der Landekapsel installiert und kehrte mit dieser wohlbehalten zur Erde zurück, wo die Proben weiter untersucht wurden.[5]
Neben den biologischen und medizinischen Experimenten in der Simbox gab es auch Nutzlasten zur Weltraumwetter-Vorhersage sowie zum Test der Belastung und Fehleranfälligkeit von wissenschaftlichen Geräten während Start und Flug.[2]
Einzelnachweise
- Chinesisches Raumschiff dockt an Testmodul an. Focus, 4. November 2011, abgerufen am 18. November 2011.
- 刘泽康: 此去太空会天宫,神八飞天正十载. In: cmse.gov.cn. 1. November 2021, abgerufen am 2. November 2021 (chinesisch).
- 杨璐茜、胡潇潇: 不惧比较、资源分享——中国将提供未来空间站应用机会. In: cmse.gov.cn. 9. Juni 2017, abgerufen am 21. Juli 2020 (chinesisch).
- Daniel Maurat: Shenzhou 8 erneut an Tiangong 1 angedockt. raumfahrer.net, 14. November 2011, abgerufen am 18. November 2011.
- Daniel Maurat: Landung von Shenzhou 8 geglückt. raumfahrer.net, 17. November 2011, abgerufen am 2. November 2021.
- SZ-8 MODULE. In: n2yo.com. Abgerufen am 6. Februar 2021 (englisch).
- Markus Braun: SIMBOX - Eine deutsch-chinesische Raumfahrtkooperation. In: dlr.de. Abgerufen am 2. November 2021.
- Simon Plasger: Das deutsch-chinesische Gemeinschaftsprojekt SIMBOX. In: raumfahrer.net. 29. Oktober 2011, abgerufen am 2. November 2021.