Shenzhou 4
Shenzhou 4 (chinesisch 神舟四号) startete am 29. Dezember 2002 und war der vierte unbemannte Test des Shenzhou-Raumschiffs, der insofern ungewöhnlich war, als er bei sehr kaltem Wetter durchgeführt wurde. Wintertemperaturen um −15 °C sind in der Inneren Mongolei nicht ungewöhnlich. Ende Dezember 2002, als die Startvorbereitungen bereits angelaufen waren, brach jedoch eine Kältewelle über das Kosmodrom Jiuquan herein, mit Temperaturen von −28 °C. Den Experten kamen Zweifel, ob dies durch Metallkontraktion oder Ähnliches nicht zu Problemen führen könnte; vor allem die Funktionsfähigkeit der Hydrauliksysteme, die die Haltearme der Rakete vor dem Start wegschwenkten, stand in Frage. Man setzte alle erdenklichen Arten von Kälteschutzmaßnahmen ein – die Rakete selbst wurde mit baumwollgefütterten Bettdecken umwickelt – und nach Rücksprache mit den Meteorologen entschied man sich dann doch für einen Start am 29. Dezember.[1]
Missionsdaten | |||
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Mission: | Shenzhou 4 | ||
NSSDCA ID: | 2002-061A | ||
Raumfahrzeug: | Shenzhou | ||
Trägerrakete: | Langer Marsch 2F | ||
Besatzung: | keine | ||
Start: | 29. Dezember 2002, 16:40 UTC | ||
Startplatz: | Jiuquan | ||
Landung: | 5. Januar 2003, 11:16 UTC | ||
Landeplatz: | Innere Mongolei, 40° 31′ N, 111° 23′ E | ||
Flugdauer: | 6 d 18 h 36 min | ||
Erdumkreisungen: | 108 | ||
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Der Flug diente als Generalprobe für eine bemannte Mission der Volksrepublik China, wobei vor allem die Bodensysteme für Bahnverfolgung und Steuerung getestet wurden.[2] Auch das Raumschiff selbst war mit allen Subsystemen ausgestattet, und so wurde nach dem erfolgreichen Test schließlich grünes Licht für die folgende bemannte Mission Shenzhou 5 erteilt. Mehrere Raumfahrer hatten zuvor den Einstieg und die Bedienung der Steuerung trainiert. An Bord waren zudem Astronautennahrung und persönliche Ausrüstung verstaut. Der Kurs des Raumschiffs war außerdem so geplant gewesen, dass ein Rendezvous mit einem zweiten Shenzhou-Raumschiff möglich gewesen wäre. Die Landung erfolgte nach 108 Erdorbits bzw. sechs Tagen und 18 Stunden Flug am 5. Januar 2003 gegen 11:16 Uhr UTC, 40 Kilometer entfernt von Hohhot in der Inneren Mongolei. Nötig waren während des Flugs allerdings zwei größere und aufwändigere Bahnkorrekturen.
Nutzlasten
An Bord des Schiffes befand sich erneut eine umfangreiche Sammlung an insgesamt 52 Experimenten und wissenschaftlichen Nutzlasten, speziell zu den Bereichen der Astrophysik, Erdbeobachtung, Mikrogravitation und Biotechnologie. Das beeindruckendste Experiment war jedoch ein an der äußeren Hülle angebrachter Laserreflektor, mit dessen Hilfe die Höhe des Meeresspiegels auf den Millimeter genau berechnet werden konnte.
Neben diesen Experimenten befand sich an der Vorderseite des Orbitalmoduls ein vom damaligen Zentrum für Weltraumwissenschaften und angewandte Forschung entwickeltes Gerät mit drei Sensoren. Der sogenannte China Multimode Microwave Remote Sensor, kurz „CMMRS“ oder „M3RS“ (Multiple Model Microwave Remote Sensor) diente primär zur Technologieerprobung für den am 15. August 2011 gestarteten Meeresforschungssatelliten Haiyang 2A, es wurden aber auch reale Meeresbeobachtungen, Atmosphärenforschung und Überwachung der Bodenfeuchtigkeit durchgeführt. Das Gerät bestand aus drei Sensoren, die einzeln oder in Kombination verwendet werden konnten:
- Ein aktives Radar-Altimeter, das auf dem Ku-Band arbeitete und der Messung von durchschnittlicher Meeresspiegelhöhe, signifikanter Wellenhöhe und Windgeschwindigkeit direkt über der Wasseroberfläche diente.
- Ein aktives Scatterometer, das mittels zweier senkrecht zueinander angeordneter Ku-Band-Antennen Messungen mit vertikaler und horizontaler Polarisation ermöglichte. Damit konnten in einer Ausleuchtungszone von 19 × 24 km Windgeschwindigkeiten auf Meereshöhe zwischen 4 und 24 m/s mit einer Genauigkeit von 2 m/s gemessen und die Windrichtung mit einer Genauigkeit von 20° bestimmt werden.
- Ein passives Radiometer, mit dem die Strahlungstemperatur auf der Erdoberfläche gemessen wurde, um so einen Eindruck von Bodenfeuchtigkeit, Schneedecken etc. zu erhalten. Dieser Sensor verwendete dieselben Antennen wie das Scatteromneter.
Am 2. Januar 2003, noch vor dem Abkoppeln des Orbitalmoduls, wurde das Gerät in Betrieb genommen, im Februar 2003 wurde es anhand von bekannten Daten über die Weltmeere und den Regenwald im Amazonasbecken kalibriert, dann wurden bis zum 28. März 2003 Messungen durchgeführt.[3] Am 9. September 2003 trat das Orbitalmodul in die Atmosphäre ein und verglühte.[4]
Weblinks
- Raumfahrer.net: Shenzhou 4
Einzelnachweise
- 中国载人航天工程发射场系统总设计师. In: news.sina.cn. 20. Oktober 2003, abgerufen am 7. Januar 2021 (chinesisch).
- 慕泉: 李继耐回忆我国载人航天工程的艰辛与喜悦. In: cctv.com. 26. Oktober 2003, abgerufen am 4. Oktober 2019 (chinesisch).
- Herbert J. Kramer: SZ (Shenzhou Spaceship)-and its main EO Sensors (CMODIS, CMMRS/M3RS). In: eoportal.org. Abgerufen am 18. Januar 2021 (englisch).
- SZ-4 MODULE. In: n2yo.com. Abgerufen am 6. Februar 2021 (englisch).