Schnebelhorn
Das Schnebelhorn ist mit 1292 m ü. M. der höchste Gipfel des Kantons Zürich in der Schweiz. Der Gipfel liegt auf der Kantonsgrenze zwischen dem Kanton Zürich und dem Kanton St. Gallen im Tössbergland, in einer Linie der Hörnlikette, die im Quellgebiet der Töss im Abschnitt von der Hulftegg, 953 m ü. M., im Norden, über den Roten, 1148 m ü. M., zur Chrüzegg, 1314 m ü. M., bis zum Tweralpspitz, 1334 m ü. M., im Süden reicht. Er ist der Höchste der Kette und liegt bereits vor dem Rickenpass, Der Bergzug trennt zugleich das sanktgallische Toggenburg auf der Ostseite vom zürcherischen Jona- und Tösstal im Westen.
Schnebelhorn | ||
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Blick von Lipperschwendi im Tösstal zum Schnebelhorn | ||
Höhe | 1291,9 m ü. M. | |
Lage | Kantonsgrenze Zürich / St. Gallen, Schweiz | |
Dominanz | 3,02 km → Höchhand | |
Schartenhöhe | 113 m ↓ Sattel zwischen Schindelegg und Rossegg | |
Koordinaten | 716481 / 242787 | |
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Besonderheiten | höchster Berg im Kanton Zürich | |
Gipfelkreuz, Blickrichtung unteres Toggenburg |
Panoramablick
Der Rundblick reicht über das Zürcher Oberland, den Zürichsee und den Greifensee bis in die Glarner-, Zentralschweizer- und Berner Alpen im Westen, sowie über das Toggenburg und Appenzellerland, bis in die Allgäuer- und Vorarlberger Alpen, den Alpstein mit Säntis und Churfirsten im Osten; im Nordwesten der Jurabogen vom Chasseral bis zur Lägern. Im Norden dann der Schwarzwald und über das Zürcher- und Thurgauer Mittelland die Schwäbische Alb mit dem Bodensee davor.
Gliederung und Topographie
Beidseits der Kantonsgrenze gliedern tief und v-förmig erodierte Seitentäler den Berg: Gonzenbächli und Gonzenbach im Raum Ehratsrick-Dreien, der Schnebelhorn- und der Libinger Bach bei Libingen haben zwischen tiefen Tobeln jene typischen Rücken und Gräte hinterlassen, die hier Eggen heissen. Vor allem auf Rücken und geeigneten Lehnen wurde gerodet und der Wald zur landwirtschaftlichen Nutzung urbar gemacht. Das führte im Quellgebiet der Töss zur Übernutzung mit zu vielen Kahlflächen für Wies- und Weideland und durch übertriebenen kommerziellen Holzschlag zu verstärkter Erosion, Erdrutschen und Murgängen und war Ursache für zahlreiche verheerende Überschwemmungen der Töss auf ihrem Lauf bis Winterthur zwischen 1852 und 1896. Erst die Aufforstung im Quellgebiet und manchen Seitenbächen und die gesetzlichen Grundlagen für eine Staatswaldung und einen Schutzwald im Tössstockgebiet schafften bis 1920 die Voraussetzungen für einen nachhaltigen Hochwasserschutz.
Auf der Zürcher Seite gehört die Gliederung in Eggen und Tobel in den Aktionsbereich der Töss und ihrer Quellbäche Vorder- und Hintertöss, des Schwämmi- und des Brüttenbachs und kleinerer Zuflüsse, die alle in die Töss münden. Hier stösst in Bach-, Grat- und Gipfelnähe anstehende Nagelfluh als bucklige Gubel an die Oberfläche, die ohne weiteres eine Mächtigkeit von 50 Metern haben können. Die Gubel-Szenarien sind den Quellflüssen entlang am imposantesten, ebenso an manchen Stellen, wo Giessen darüber fallen. Eine ganze Arena bilden die Nagelfluhformationen im Trichter des hintersten Teils der Früetobels (ursprünglich wohl "Flüetobel", von "Flühe"), einem Seitentobel kurz vor der Einmündung des Brüttentals.[1]
Waldwirtschaft
Auf der Zürcher Seite bewirtschaftet die Staatsförsterei Tössstock 740 ha Schutzwald mit 5 ausgebildeten Forstwarten und 3 Lehrlingen, geführt von einem Staatsförster. Nicht wirtschaftlicher Nutzen, sondern der Schutz des Waldes steht im Vordergrund. Zu 80 % wird die Holzernte mit dem Seilkran betrieben, mit Erträgen an Bau- und Energieholz, auch für die Stromgewinnung. In einem Waldreservat am Hüttkopf wird nicht geforstet. Alte Bäume und Totholz sind Lebensraum für Insekten und Vögel. Im ganzen Schutzgebiet sorgen Auslichtungs-Holzschläge für einen reichhaltigeren natürlichen Pflanzenwuchs auf Waldböden, die nach den ersten Aufforstungen, vor allem mit Fichten, stark verdunkelt wurden. Lichtungsschläge fördern die Artenvielfalt und wirken sich auch positiv auf die Fauna aus: Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer, Lurche, Vögel, Hasel- und Auerhuhn, Luchs, Gämsen, Hirsch und Reh.[2] Solche Naturschutzprojekte sind auch auf der sanktgallischen Seite im Gang, z. B. das Vernetzungsprojekt der Gemeinden Mosnang, Bütschwil und Krinau: "Fördergebiet E Mosliger Birg" im Sömmerungsgebiet auf der Schnebelhorn-Ostseite, mit Waldweiden, Trocken- und Nassstandorten.[3]
Sömmerungsweiden, Alpen
Rund um das Schnebelhorn sind die Weideflächen durch Sömmerungsvieh bestossen. Auf der Zürcher Seite sind es die 50 ha der Alp Schnebelhorn, zu der noch 12 ha auf St. Galler Seite zugepachtet sind. Zugehörig ist die Bergwirtschaft Tierhag. Sie wurde 2021 total erneuert und wird vom Alppächter und seiner Frau als Ganzjahresbetrieb geführt. Besitzerin ist die Genossenschaft Landwirtschaftlicher Verein Pfäffikon ZH-Hittnau-Russikon. Seit 1896 betreibt sie die Alp als Weide für 120 bis 160 Haupt Jungvieh aus den umliegenden Gemeinden der Kantone Zürich, Thurgau und St. Gallen. 70 Prozent der Rinder sind trächtig und ausschliesslich zur Aufzucht von Milchvieh bestimmt. Die Sömmerungszeit dauert 120 bis 160 Tage von der Alpauffahrt Ende Mai bis zum Bettag Mitte September.
Ebenfalls bis auf die höchsten Gipfel und Gräte reichen auf der St. Galler Südseite ob Goldingen die 30 ha Weiden der Alp Schindelberg, die der Alpgenossenschaft Eschenbach gehören und von einem Angestellten bewirtschaftet werden, der zur Sömmerungszeit auch die Pension und Alpwirtschaft Schindelberg betreibt. Der Alp ist noch die 8 ha kleine Alp Kräuel (Goldingen) angegliedert. Es werden ca. 90 Stück Braunvieh und einige Schottische Hochlandrinder, Toggenburger Ziegen und Schwarzbraune Bergschafe gesömmert.
Auf der Toggenburger Ostseite liegen mit der Meiersalp ob Libingen die 64 ha Sömmerungsweiden der Landwirtschaftlichen Vereinigung Untertoggenburg in Flawil. Sie werden samt Sommer-Alpwirtschaft von Ende April bis Mitte November vom angestellten Älplerpaar besorgt. Viehbestand: 30 Jungtiere, 20 Mutterkühe und Kleintierkolonie. Die Landwirtschaftliche Vereinigung Untertoggenburg betreibt noch die Hugenalp oder "Älpli Krinau" oberhalb Krinau.
Bauernhaus-Typen
Rund um das Schnebelhorn, in seinen Tälern und auf seinen Eggen und Terrassen stehen auf beiden Kantonsseiten alte Bauernhäuser in urtümlichen Holzkonstruktionen, mit Schindeldächern und -Fassaden, mit Klebedächern über den durchgehenden Fensterzeilen einstiger Spinn- und Webstuben der kleinbäuerlichen Heimarbeiter.[4] Auf der Zürcher Seite vom Flarz über das voralpine Tätschdachhaus der Kleinbauern bis zum Typus des Appenzeller Hauses mit Querfirst, das einst mit Zimmerleuten aus dem Toggenburg über Hulftegg und Ricken ins Zürcher Oberland eingewandert war.[5]
Tourismus
Das Schnebelhorn ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderungen. Es ist von beiden Seiten her zugänglich, aus dem Tösstal wie aus dem Thurtal. Der meistfrequentierte Wanderweg ist der Höhenweg von der Hulftegg (953 m ü. M.) her. Von der Gegenseite im Osten ist es der Weg von der Chrüzegg (Berggasthaus, 1313 m) über den Schindelberg. Variante: Hintergoldingen (820 m)-Atzmännig-Chrüzegg.
Aus dem Tösstal führt von Steg über Orüti eine Strasse bis auf gut 1000 m zur besiedelten Vorder- und Hinter-Strahlegg nahe dem Gipfel. Beliebt ist auf dieser Seite auch die Route Steg-Vorderegg-Rütiwies-Rotengübel-Hirzegg-Schnebelhorn und von Wald ZH über Wolfsgrueb-Tössscheidi hinauf auf Hinterstrahlegg. Auch aus dem Toggenburg gibt es durch Seitentäler und über entsprechende Eggen lohnende Aufstiege, etwa von Ehratsrick (765 m) durch das Tal des Gonzenbachs, von Libingen (770 m) über die Meiersalp (Alpwirtschaft) oder von Krinau (800 m) über Schwämmli (Alpwirtschaft, 1190 m) zur Chrüzegg.
Literatur
- Richard Weiss: Häuser und Landschaften der Schweiz. Rentsch, Zürich/ Schwäb. Hall 1973, ISBN 3-7249-0372-3.
- Bernhard Nievergelt, Hansruedi Wildermuth (Hrsg.): Eine Landschaft und ihr Leben, das Zürcher Oberland. Zürcher Hochschulverlag ETH, 2001, ISBN 3-7281-2689-6.
- Herbert Squindo: Tössbergland. Buchdruckerei Wetzikon AG, 1982, ISBN 3-85981-121-5.
- Beat Frei: Die Bauernhäuser des Kantons Zürich. 2: Das Zürcher Oberland. Schweizer. Ges. für Volkskunde, Basel 2002, ISBN 3-906419-32-0.
- Hans Kocher: Der Flarz. Schellenberg, Pfäffikon 1988, ISBN 3-908022-00-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bernhard Nievergelt, Hansruedi Wildermuth: Eine Landschaft und ihr Leben: Das Zürcher Oberland. Hrsg.: Bernhard Nievergelt, Hansruedi Wildermuth. vdK Hochschul Verlag AG Zürich, Zürich 2001, ISBN 3-7281-2689-6, S. 45.
- Viktor Erzinger: Jahresbericht Staatswald Tössstock 2019. (PDF) Kanton Zürich, 2020, abgerufen am 27. November 2021.
- Gemeinden Mosnang, Bütschwil, Krinau: Vernetzungsprojekt 2. Projektperiode 2011–2016, Fördergebiet E "Birg". (PDF) In: Vernetzungsprojekt 2. Projektperiode 2011–2016, Fördergebiet E "Birg". 2011, abgerufen am 27. November 2021.
- Richard Ehrensperger: Fischenthaler Haustypen - Eine Untersuchung bäuerlicher Bauten. In: Druckerei Wetzikon AG (Hrsg.): Der Zürcher Oberländer. Heimatspiegel - Illustrierte Beilage zum Zürcher Oberländer, Nr. 1966/8. Verlag Druckerei Wetzikon AG, Wetzikon ZH August 1966, S. 58–62.
- Jakob Zollinger: Bauernhäuser als Ausdruck ihrer Beziehung zum Naturraum und zur landwirtschaftlichen Nutzung. In: Eine Landschaft und ihr Leben: das Zürcher Oberland. Zürcher Hochschulforum; Band 30. vdf, Hochschulverlag an der ETH, Zürich 2001, ISBN 3-7281-2689-6, S. 120–144.