Schloss Schenkendorf
Schloss Schenkendorf ist eine repräsentative Villa im zur Stadt Mittenwalde gehörenden Ortsteil Schenkendorf, etwa 15 Kilometer südlich der Stadtgrenze von Berlin.
Wissenswertes
Der an den Neoklassizismus angelehnte Bau gehört zu einem Ensemble von insgesamt dreizehn Gebäuden. Er wurde 1896 im Auftrag von Rudolf Mosse erbaut und befindet sich in einem rund 16 Hektar großen naturbelassenen Park. Dieser steht unter Naturschutz und beheimatet unter anderem blaue, gelbe und weiße Frühjahrswindröschen. Das zweigeschossige Haupthaus mit konstruktivem Walmdach ist dem italienischen Landhausstil nachempfunden. Die Außenverkleidung besteht aus Klinker und Putz.
Bis 1932 diente das Anwesen der vermögenden Berliner Verlegerfamilie Mosse als Sommersitz. Nach dem Tod des Firmengründers, der 1920 auf Schloss Schenkendorf starb, wurde das Haupthaus auch als Begegnungsstätte für Intellektuelle, Politiker und Wissenschaftler genutzt; unter anderem verweilte hier gern als Gast Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin.[1] Hans Lachmann-Mosse, der Erbe des Mosse-Imperiums, stiftete der Gemeinde die Kirchenglocken und wurde in Schenkendorf als eine Art Gutsherr betrachtet.[2] Sein Sohn, George L. Mosse, der bis 1933 die Schule Schloss Salem besuchte, verbrachte seine Sommerferien regelmäßig auf Schloss Schenkendorf. Für seine Aufenthalte stand ihm ein kompletter Flügel zur Verfügung.[3]
1932 geriet Schloss Schenkendorf aufgrund des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Mosse-Konzerns bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter die Zwangsverwaltung der Cautio Treuhand GmbH.[4] Nach 1945 nutzte die Nationale Volksarmee das Areal. Im Zuge der Wiedervereinigung kam das Schloss in den Besitz der Erben von George L. Mosse. 1995 erwarb Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco das Grundstück. Bis 2006 diente die Orangerie als Gaststätte und Ausstellungsraum. Anschließend stand das Schloss unter Zwangsverwaltung und wurde 2009 bei einem festgesetzten Verkehrswert in Höhe von 535.000 Euro von der Falstaf Vermögensverwaltung AG für 268.000 Euro ersteigert. Am 28. April 2014 brach im Schloss ein Brand aus, welches sich seitdem in einem maroden und ständig weiter verfallenden Zustand befindet.[5]
Die Anlage ist denkmalgeschützt und in der Liste der Baudenkmale in Mittenwalde aufgeführt.[6] Schloss Schenkendorf war 2006 Drehort und Kulisse der dänisch-deutschen Krimiserie Der Adler – Die Spur des Verbrechens.
Einzelnachweise
- Nicolas Berg, Omar Kamil, Susanne Zepp, Markus Kirchhoff: Konstellationen: über Geschichte, Erfahrung und Erkenntnis : Festschrift für Dan Diner zum 65. Geburtstag. Vandenhoeck & Ruprecht, 2011. S. 146.
- Michael Brenner: Reich, jüdisch und talentiert: Die Memoiren von George Mosse. Süddeutsche Zeitung, 13. Oktober 2003.
- Nicolas Berg, Omar Kamil, Susanne Zepp, Markus Kirchhoff: Konstellationen: über Geschichte, Erfahrung und Erkenntnis : Festschrift für Dan Diner zum 65. Geburtstag. Vandenhoeck & Ruprecht, 2011. S. 146.
- Elisabeth Kraus: Die Familie Mosse: deutsch-jüdisches Bürgertum im 19. und 20. Jahrhundert. C.H.Beck, 1999. S. 522–524.
- Märkische Zeitung: Feuer im Schloss Dracula. 28. April 2014. http://www.maz-online.de/Home/Polizei/Feuer-im-Schloss-Dracula-in-Schenkendorf.
- Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Dahme-Spreewald (PDF) Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Literatur
- Julius H. Schoeps: Der doppelte Außenseiter.
- George L. Mosse: Aus großem Hause. Erinnerungen eines deutsch-jüdischen Historikers. Nachwort von Elisabeth Kraus, Ullstein-Verlag, 2003, ISBN 3-550-07583-9.
- Irene Diekmann (Hrsg.), Julius H. Schoeps: Zeitungsverlag R. Mosse, Rittergut Schenkendorf. In: Wegweiser durch das jüdische Brandenburg.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09140351 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- http://www.wandern-in-brandenburg.de/09/08/15_i_01.html
- Schenkendorf (Memento vom 12. Mai 2008 im Internet Archive)