Schloss Machern
Das Schloss Machern ist eine als Wasserschloss errichtete Anlage im gleichnamigen Ort Machern im Landkreis Leipzig. Die ältesten Teile stammen höchstwahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert. Das Wasserschloss wurde 1838 beim Eisenbahnbau durch die nahe gelegene Macherner Höhe versehentlich dauerhaft „trockengelegt“.
Beschreibung
Nach einer Inschrift an einem Türsturz wurde der einst zweiflügelige Bau im Jahre 1566 errichtet. Die im Erdgeschoss befindlichen kreuzgratgewölbten Räume sowie der im unteren Bereich runde Treppenturm im Hof verweisen auf diese Zeit. Beim Bau des Schlosses wurde jedoch bereits ein älterer Vorgängerbau mit einbezogen.[1]
Das Macherner Schloss wurde als Wasserschloss errichtet. Im Zuge des Baus der ersten deutschen Ferneisenbahn von Leipzig nach Dresden im Jahre 1838 erfolgte die Anlage eines etwa drei Kilometer langen Geländeeinschnittes durch die Macherner Höhe. Dabei wurden wasserführende Schichten im Erdreich durchtrennt, die Wasserfläche um das Schloss trocknete dauerhaft aus.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrmals um- und ausgebaut. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erhielt es seine jetzige Gestalt als dreiflügelige Barock-Anlage. Einer Inschrift auf der großen Schlossturmglocke zufolge, wurden im Jahre 1733 Umbauarbeiten beendet, nach denen das Schloss seine heutige Gestalt erhielt. Dabei wurde der Treppenturm auf 21 Meter erhöht.
Zum Schloss Machern gehört neben der Orangerie der als Englischer Landschaftsgarten gestaltete Schlosspark.[2] Darin befinden sich der 5,7 Hektar große Schwemmteich, eine künstliche Ritterburg-Ruine, eine Pyramide, der Tempel der Hygieia, der Agnes-Tempel[3] und Wilhelms Ruh. Es sind verschiedene Skulpturen aufgestellt, wie Denkende Muse, Göttin Hygieia, Herkulanische Vestalin und Apollo. Darüber hinaus gibt es ein Wildgehege mit Damwild.
Geschichte
- Die von-Lindenau-Zeit
Die ältere Machernsche Linie oder die Heinrich-Linie der Familie von Lindenau war seit 1465 in sieben Generationen 200 Jahre in Machern und Zeititz zuhause und starb 1665 aus:
- Heinrich von Lindenau († 1505)
- Albrecht von Lindenau († 1533)
- Heinrich von Lindenau (1496–1561) und Bruder Wolff von Lindenau († 1530 oder 1536)
- Wolff von Lindenau (1519–1589)
- Friedrich von Lindenau (1563–1634)
- Wolf Friedrich von Lindenau (1600–1642)
- Ernst Joachim von Lindenau (1607–1665)
Die jüngere Machernsche Linie oder die Wolf-Linie war seit 1665 in vier Generationen 137 Jahre in Machern zuhause und geht auf Wolf von Lindenau zurück:
- Wolf von Lindenau (1634–1710)
- Gottfried Anshelm von Lindenau (1693–1749)
- Heinrich Gottlieb von Lindenau (1723–1789)
- Carl Heinrich August Graf von Lindenau (1755–1842)[4][5]
Die Herrschaft der von Lindenau lenkte bis 1802 die Geschicke des Ortes Machern. Der letzte Reichsgraf Carl Heinrich August von Lindenau ließ sich inspirieren bei seinen zahlreichen Reisen ins Ausland und legte Ende des 18. Jahrhunderts die im Osten und Norden an das Schloss anschließenden Gartenanlagen im englischen Stil an.
- Die Schnetger-Zeit
1806 erwarb Kaufmann Gottfried Schnetger Schloss Machern und die Rittergüter Machern und Zeititz von Freifrau von Wylich, geb. Gräfin Stolberg-Wernigerode, die diese 1802 von Carl Graf von Lindenau gekauft hatte. Danach betrieb die Familie Schnetger dort 140 Jahre lang bis 1945 erfolgreich Landwirtschaft. Das waren konkret Gottfried Wilhelm Schnetger (1770–1861), Wilhelm Eduard Schnetger (1799–1873), Wilhelm Eduard Heinrich Schnetger (1825–1903) und Paul Theodor Schnetger (1859–1952) mit ihren Ehefrauen. Auf dem Friedhof Machern befinden sich bis heute (2016) die Schnetger-Grabanlagen.[6]
Zur von-Lindenau-Zeit und zur Schnetger-Zeit gibt es weitere kunst- und sakralhistorische Unikate in der Kirche St. Nikolai in Machern und dem historischen Friedhof.
- Die Zeit ab 1946
Als Familie Schnetger 1946 das Schloss verlassen musste, wurde es Gemeinde-Eigentum und Kulturhaus mit Gaststätte und Wohnungen sowie Gemeindeamt und Dorfschule. 1981 vernichtete ein Brand den Dachstuhl im Ostflügel, auch Verfall durch unterlassene Instandhaltung zeigte sich deutlich.[1][7] 1982 begannen denkmalpflegerische Rekonstruktionen – diese wurden nach der Deutschen Wiedervereinigung ab 1990 mit öffentlichen Mitteln fortgesetzt.
Gegenwart
Heute zeigt sich das Schloss in neuem Glanz und ist vielseitige Begegnungsstätte, in der regelmäßig kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Konzerte und Ausstellungen und andere Festlichkeiten stattfinden. Das Schloss hat sich mit dem in der historischen Ritterstube eingerichteten Standesamt als romantisches Hochzeitsschloss etabliert.[7]
Im Schloss-Turm hängen eine große und eine kleine Glocke – die große schlägt zur vollen Stunde, die kleine jede Viertelstunde. Sie wurden 1988 restauriert. Gefertigt hat sie Glockengießer Johann Christoph Hiering aus Leipzig im Jahr 1733 im Auftrag und auf Kosten von Gottfried Anshelm von Lindenau und dessen Ehefrau.[8]
Bildergalerie
- Brücke über den früheren Wassergraben
- Blick in den Eingangssaal
- Wappen am Schlossturm
- Die achteckige Turmspitze mit kupferblechverkleideter Laterne
- Der vergoldete Turmknauf
Literatur
- Ludwig Thiele: Spazierfahrt nach Machern oder Taschenbuch und Wegweiser für die, welche von Leipzig aus den … Garten daselbst besehen wollen. Leipzig 1798.
- Anonymus: Ansichten der vorzüglichsten Parthien des Gartens zu Machern. Berlin 1799 (Digitalisat).
- Ephraim Wolfgang Glasewald (Hrsg.): Beschreibung des Gartens zu Machern mit besonderer Rücksicht auf die in demselben befindlichen Holzarten. Berlin 1799 – online zugänglich auch als PDF-Download unter doi:10.5962/bhl.title.43346. Eine gekürzte Reprint-Ausgabe erschien 1975 in Machern
- Cornelius Gurlitt: Machern. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1898, S. 168.
- Rat der Gemeinde Machern (Hrsg.): Der Park zu Machern – Ein Denkmal der Sentimentalität und Romantik in deer Gartenkunst. Bearbeitet von der Ortsgruppe des Kulturbundes Machern unter Leitung von Joachim Bergmann. Machern 1956.
- Katrin Franz: Einige Untersuchungen zur Bepflanzung des frühen Landschaftsgartens im Hinblick auf die Restaurierung des Machener Gartens. In: Die Gartenkunst 1 (2/1989), S. 247–265.
- Thomas Topfstedt: Der Landschaftspark Machern. Leipzig 1979.
- Parkdirektion Machern (Hrsg.): Schloß und Landschaftsgarten Machern. Ein kleiner Führer durch 975 Jahre Macherner Geschichte. Machern 1991, ohne ISBN.
- Rolf Affeldt, Frank Heinrich: Der Schlosspark von Machern gibt sein Geheimnis preis – „von der Nacht zum Licht“. Leipzig 1994.
- Roland Dix, Katrin Franz, Petra Puttkammer, Gutborg Stephan: Der Landschaftsgarten zu Machern. Sax-Verlag, Beucha 1995, ISBN 3930076217.
- Rolf Affeldt, Frank Heinrich: Auf den Spuren der Rosenkreuzer. Der Schloßpark zu Machern. MdG-Projektgruppe Leipzig 2001.
- Michael Niedermeier (Redaktion): Der Landschaftspark von Machern – Pücklers Gärtner J. H. Reder. Herausgeber: Pückler-Gesellschaft, Berlin 2009.
- Eveline Heigel: 1000 Jahre Machern – zur kulturhistorischen Einordnung von Schloss Machern – Teil 1 (S. 32-33) und Teil 2 (S. 15–17). Gemeindeblatt Machern, Mai und Juni 2015, abgerufen am 24. September 2017
Weblinks
- Website von Schloss Machern
- Geschichte von Schloss Machern
- Schloss Machern bei burgen-schlösser-impressionen.de
- Entstehung des Landschaftsgartens
- Simone Prenzel: Macherner Schlossherrin Eveline Heigel nimmt ihren Hut in Leipziger Volkszeitung und Muldental-Druckausgabe, 20. September 2017, S. 30
Einzelnachweise
- Schloss Machern im Lexikon der Internetpräsenz Machern in Sachsen, Zugriff am 1. August 2009
- Simone Prenzel: Touristenmagnet mit Potenzial: Macherner Park auf Augenhöhe mit Wörlitz oder Bad Muskau in Leipziger Volkszeitung vom 20. Mai 2020
- Ines Alekowa: Verjüngungskur für Macherner Agnestempel in Leipziger Volkszeitung vom 14. Juli 2019
- http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/lindnau1.htm
- http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/lindnau.htm
- http://home.uni-leipzig.de/mielke/schnetgr/schnet.htm
- Schloss Machern – Die Historie (Memento vom 11. März 2008 im Internet Archive), Zugriff am 1. August 2009
- http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/lindnau1.htm