Schloss Haimhausen
Das Schloss Haimhausen steht in der Gemeinde Haimhausen im Landkreis Dachau. Von jeher Edelsitz, war Haimhausen seit Ende des 16. Jahrhunderts eine Hofmark. Das heutige Schloss wurde anstelle einer älteren Anlage ab 1660 neu erbaut und von 1743 bis 1749 durch François de Cuvilliés den Älteren im Rokokostil umgebaut.
Geschichte
Als castrum wurde die Anlage urkundlich 1281 erstmals erwähnt. Die komplizierten Besitzverhältnisse im Mittelalter lassen erkennen, dass Haimhausen in der Frühzeit den Grafen von Ottenburg-Grögling gehörte. 1104 gelangte das Dachauer Land an die Grafen von Scheyern-Dachau und nach deren Aussterben 1182 an die Wittelsbacher Linie der Grafen von Scheyern. Die Scheyerner drängten den übrigen Adel immer mehr in ein Abhängigkeitsverhältnis, darunter auch die Edelfreien von Haimhausen, die zu Ministerialen der Grafen wurden und bis Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbar sind. Zuletzt war die Lehnsherrschaft bis 1238 im Besitz der Grafen von Valley, einer Nebenlinie der Dachauer Grafen, die 1268 erlosch.
Nachdem Haimhausen seit 1238 unmittelbare landesherrliche Besitzung gewesen war, verlieh Herzog Wilhelm V. von Bayern sie um 1590 seinem Hofkammerrat und Rentmeister Theodor Viehbeck zu Habelspach, der somit zum Stammvater der späteren Grafen von Haimhausen wurde. Im Dreißigjährigen Krieg nahmen die Schweden 1646 und 1648 Dachau ein. Das Schloss Haimhausen wurde nach einem Brand im Jahr 1660 neu errichtet und seither ständig erweitert.
Johann-Albert wurde 1671 Reichsgraf von Haimhausen. Dessen Enkel waren Graf Karl und Graf Sigmund. Unter Karl Ferdinand Maria Graf von und zu Haimhausen erfolgte von 1743 bis 1749 ein größerer, bis heute prägender Umbau durch François de Cuvilliés den Älteren. Ein besonderes Kleinod innerhalb des Schlosses stellt die spätbarocke Schlosskapelle Salvator Mundi mit Stuckarbeiten und Altären vom flämischen Künstler Egid Verhelst und seinen Söhnen sowie dem Deckengemälde von Johann Georg Bergmüller dar, das im Jahr 1750 gefertigt wurde.
Nach Karls Tod übernahm sein Bruder Graf Sigmund den Haimhauser Besitz und wurde unter Kurfürst Max-Josef III. Präsident des Münz- und Bergwerkskollegiums und der Akademie der Wissenschaften. Ebenso machte er sich maßgeblich bei der Gründung der Nymphenburger Porzellanmanufaktur verdient. Ende des 18. Jahrhunderts gingen durch weibliche Erbfolge Schloss und Hofmarksgut an den Grafen Butler-Clonebough aus alter, ursprünglich irischer Familie, der den Namen Butler-Haimhausen annahm. Ein Nachfahre war Theobald Graf von Butler-Clonebough genannt von Haimhausen (1803–1867), Präsident des Bayerischen Landtags. Dessen Frau Viktorine von Butler-Haimhausen gründete im Schloss 1861 ein Armen-Mädchenhaus, verlegte es aber 1863 nach Schloss Schönbrunn. Sie hatten sechs Töchter und vier Söhne, doch der letzte, kinderlose männliche Erbe konnte Schloss Haimhausen aus Geldmangel nicht halten und verkaufte es kurz vor seinem Tod 1892 an Eduard James Haniel aus der Industriellenfamilie Haniel, welcher es nach seiner Erhebung in den Adelsstand 1893 als Haniel von Haimhausen zum Familiensitz ausbaute. Er ließ das Rokokoschloss vom Architekten des Fürsten Thurn und Taxis, Max Schultze, fachkundig sanieren und einen englischen Landschaftspark anlegen. Heute ist kein originales Mobiliar mehr erhalten, doch die bedeutenden Raumdekorationen von Cuvilliés sind weitgehend intakt.
Die Familie Haniel vermietete das Schloss in den 1970er Jahren an Antiquitätenhändler. 1983 erwarben es Louise Daxer-Piëch aus der Familie Porsche und ihr Mann, der Antiquitätenhändler Hans Daxer, und nutzten es privat. 1997 erwarb die Bavarian International School das Schloss, die je einen Campus in München und Haimhausen unterhält. Schloss Haimhausen steht der Öffentlichkeit nicht zur Besichtigung offen, jedoch finden in der Schlosskapelle regelmäßig evangelische Gottesdienste statt.[1]
Orgel
Die Orgel der Schlosskapelle wurde 1736 als Orgelpositiv von dem Orgelbauer Quirin Weber (Dachau) erbaut und ist, mit Ausnahme eines Registers, original erhalten. Der Orgelprospekt wurde 1750 um Rocaille-Schnitzereien ergänzt. Das rein mechanische Instrument hat 8 Manualregister (Gedeckt 8′, Gamba 8′, Principal 4′, Flöte 4′, Octav 2′, Quint 1 1⁄3′, Mixtur III 1′) und einen Subbass 16′ als Pedalregister.[2]
Literatur
- Max Frankenburger: Zur Geschichte des Schlosses Haimhausen. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte 68, 1931, S. 25–54.[3]
Weblinks
- Schlossgeschichte (englisch)
- Beschreibung der Schlosskapelle
Anmerkungen
- Gottesdienste in der Schlosskapelle
- Informationen zur Orgel
- Der jüdische Kunsthistoriker Max Frankenburger war über seine Tochter Hedwig der Schwiegervater von Edgar Haniel von Haimhausen, Besitzer des Schlosses.