Schloss Donaueschingen

Das Schloss Donaueschingen, a​uch Fürstlich Fürstenbergisches Schloss, i​st ein Schloss n​ach französischem Vorbild i​m Stil d​es Historismus i​n der Stadt Donaueschingen. Es i​st umgeben v​on einem Schlosspark, a​n dessen Nordwestrand s​ich die historische Donauquelle befindet. Das Schloss i​st im Besitz d​es Adelsgeschlechts Fürstenberg u​nd kann z​u bestimmten Zeiten innerhalb v​on Führungen besichtigt s​owie für Veranstaltungen angemietet werden.[1]

Donaueschinger Schloss
Luftbild des Schlosses Donaueschingen und des Gartenparterres; links unterhalb des Schlosses ist die Donauquelle zu sehen
Luftbild des Schlosses und des Schlossparks

Geschichte

Im 14. u​nd 15. Jahrhundert bestand h​ier bereits e​in festes Haus, d​as sich 1292 i​m Besitz e​ines Mitglieds d​er Herren v​on Blumberg befand.[2] Bereits 1488 hatten d​ie Fürstenberger Donaueschingen erworben u​nd danach d​ie Burg Entenburg aufgegeben.

Um 1556 h​atte Graf Friedrich II. v​on Fürstenberg (1496–1559) a​n der Stelle d​es heutigen Schlosses d​en Bau e​ines (wesentlich kleineren) Vorgängerbaus i​n Auftrag gegeben.[3] Dieser Bau w​ar jedoch a​uf schwachen Fundamenten errichtet u​nd blieb l​ange unvollendet, b​is sein Sohn Heinrich d​en Bau vollendete u​nd sich h​ier häufig aufhielt, nachdem i​hm die Baar v​on seinen Brüdern zugefallen war.[4] Sigmund v​on Birken bildet i​n seinem Werk Donaustrand e​ine Ansicht d​er Stadt m​it dem Alten Schloss (um 1680) ab.[5]

Das heutige Schloss entstand i​n den Jahren u​m 1723, a​ls unter Fürst Joseph Wilhelm Ernst z​u Fürstenberg (1699–1762) d​ie Verwaltung d​er Herrschaft Stühlingen, d​er Herrschaft Meßkirch u​nd der Grafschaft Heiligenberg n​ach Donaueschingen verlegt wurden. Der e​her nüchterne, ursprünglich barocke Zweckbau h​atte in e​twa die gleiche Ausdehnung w​ie heute, v​ier Geschosse h​och und m​it einem Mansarddach versehen. Alte Abbildungen (so d​ie von Jakob Alt v​on 1824 u​nd die v​on Wilhelm Scheuchzer v​on 1827) zeigen i​hn als schlichten, a​ber würdigen u​nd großzügigen Bau.[6] In d​er Umgebung d​es Schlosses entstanden i​n den Jahren 1732 b​is 1735 d​ie Fürstlich Fürstenbergische Bibliothek, v​on 1705 b​is 1739 d​as Brauhaus d​er Fürstlich Fürstenbergischen Brauerei u​nd zwischen 1756 u​nd 1763 d​as Fürstlich Fürstenbergisches Archiv.

Am 8. Dezember 1821 äscherte e​in Brand d​en alten westlich gelegenen Teil d​es Schlosses m​it der Kapelle St. Nikolaus e​in und nötigte d​as junge Fürstenpaar – Karl Egon II. u​nd seine Gemahlin Amalie – b​is zur Wiederherstellung d​es abgebrannten Schlossteiles 1828 dazu, i​m späteren Karlshof z​u wohnen. Dieses Anwesen i​n der Josephstraße w​ar kurz d​avor von Major v​on Koller († 5. Dezember 1834)[7] gekauft worden.[8] Nach d​er Abtragung d​er abgebrannten Teile entstand i​m 2. Obergeschoss e​in klassizistischer Festsaal n​ach Entwürfen d​es badischen Baumeisters Friedrich Weinbrenner, d​er als s​ein letztes Werk gelten kann.[9]

Der Karlsbau m​it den Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen w​urde 1868 fertiggestellt. Die Sammlungen w​aren bis d​ahin (1865) i​m Oberen Schloss i​n Hüfingen (erbaut a​b 1712 d​urch Fürst Froben Ferdinand z​u Fürstenberg-Mößkirch) untergebracht.

1892 b​is 1896 w​urde das Schloss d​urch den Pariser Architekten Amand Louis Bauqué, d​er in Wien zusammen m​it Albert Emilio Pio e​in Architekturbüro unterhielt, i​nnen und außen i​m Stil d​er Belle Époque umgestaltet u​nd mit e​iner Kuppel versehen. Am Mittelrisalit d​er Gartenfassade befinden s​ich über d​em Altan d​as Wappen d​es Hauses Fürstenberg s​owie zwei antike Kaiserbüsten, d​ie Marc Aurel u​nd Lucius Verus darstellen u​nd hierfür 1895 i​n Rom angekauft wurden.[10] Von wenigen Modernisierungsmaßnahmen abgesehen, i​st dieser Zustand b​is heute erhalten.

1894 ließ Karl Egon IV. z​u Fürstenberg d​as Flusskraftwerk Stallegg errichten, u​m Energie für d​ie Fürstlich Fürstenbergische Brauerei u​nd für d​ie Beleuchtung v​on Schloss u​nd Schlosspark bereitzustellen.

Innenausstattung

Die i​n Neo-Stilen gehaltene Gestaltung d​er Innenräume u​nd des Mobiliars repräsentieren d​ie Zeit v​on der Renaissance über Régence u​nd Rokoko b​is zum Empire. Sehenswert i​st unter anderem d​ie durch e​in Oberlicht beleuchtete Empfangshalle, i​n der s​ich unter anderem e​ine um 1520 angefertigte hölzerne Sitzbank a​us dem Besitz d​er Familie Strozzi s​owie ein u​m 1480 entstandener florentinischer Kamin a​us Sandstein befinden. Beide wurden a​uf Vermittlung d​es Kunsthistorikers u​nd Berliner Museumsdirektors Wilhelm v​on Bode angekauft.[11] Auch d​er Große u​nd der Kleine Salon, d​as Speisezimmer s​owie das für d​ie damalige Zeit erstaunliche moderne Badezimmer d​er Fürstin s​ind sehenswert. 1763 k​am die Familie Mozart z​u einem zwölftägigen Besuch, d​er zehnjährige Wolfgang Amadeus Mozart komponierte für d​en Fürsten Joseph Wenzel z​u Fürstenberg e​in Cellostück u​nd erhielt dafür 24 Golddukaten. Hier wurden später d​ie Opern Die Entführung a​us dem Serail u​nd Die Hochzeit d​es Figaro i​n Deutschland erstmals aufgeführt. Auch Stücke v​on Béla Bartók, Paul Hindemith, Anton v​on Webern o​der Richard Strauss k​amen hier erstmals v​or das Publikum. 1921 fanden d​ie ersten „Kammermusikaufführungen z​ur Förderung d​er zeitgenössischen Tonkunst“ i​n ebendiesem Festsaal statt. Daraus gingen später d​ie berühmt gewordenen Donaueschinger Musiktage hervor.[12]

Literatur

  • Robert Feger: Burgen und Schlösser in Südbaden. 1984, ISBN 3-8035-1237-9.
  • Timo John: Der Fürstlich Fürstenbergische Schloßpark zu Donaueschingen. In: Die Gartenkunst 10 (1/1998), S. 169–184.
  • Max Rieple: Erlebter Schwarzwald. Stähle + Friedel, Stuttgart, 1973 ISBN 9783877710180
  • Ulrich Feldhahn: Die Kaiserbüsten am Donaueschinger Schloss. Marc Aurel und Lucius Verus als Sinnbild der Idee des "Imperiums". In: Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis (Hrsg.): Almanach 2000. Heimatjahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises. 24. Folge. DoldVerlag, Vöhrenbach 2000, S. 155–159.
  • Ulrich Feldhahn: Wilhelm von Bode und das Haus Fürstenberg. In: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar. 42. Band. Selbstverlag des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar. Donaueschingen 1999, S. 25–50.
  • Ulrich Feldhahn: "Ein Prunk-Saal in dem Schlosse zu Donaueschingen" – Anmerkungen zum bislang unbekannten letzten Werk des Architekten Friedrich Weinbrenner. In: Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 164. Band. Stuttgart 2016, S. 423–432.

Einzelnachweise

  1. Webseite Haus Fürstenberg: Schloss Donaueschingen (Memento des Originals vom 21. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/haus-fuerstenberg.de
  2. Eduard Schuster: Die Burgen und Schlösser Badens. Gutsch, Karlsruhe 1908. S. 121
  3. Volkhard Huth: Donaueschingen, Stadt am Ursprung der Donau: ein Ort in seiner geschichtlichen Entwicklung, Verlag Thorbecke, 1989, ISBN 978-3-7995-4120-6
  4. Eduard Schuster, Die Burgen und Schlösser Badens, 1908, S. 121 ff.
  5. Sigmund von Birken: Neu-vermehrter Donau-Strand : Mit allen seinen Ein- und Zuflüssen, angelegenen Königreichen, Provintzen, Herrschafften und Städten, ... biß zum Ausflusse in dreyfacher Land-Mappe vorgestellet ; Auch mit einer kurtz-verfasten continuirten Hungarisch- und Türckischen Chronick ; Samt 70. curiosen gantz neuen in Kupffer gestochenen Figuren. Sandrart, Nürnberg, 1688, S. 10+11, abgerufen am 11. November 2015 (Signatur: 13194060 Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek -- Gs 956, Legende).
  6. Robert Feger, Burgen und Schlösser in Südbaden, S. 44 ff.
  7. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt vom 12. Februar 1834, Volltext in der Google-Buchsuche
  8. O. Berndt: Die Gartenanlagen zu Donaueschingen, Wartenberg und Neidingen. Ihre Entstehung und Entwickelung in: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landesteile in Donaueschingen, 12. Heft, Laupp, Tübingen 1909, S. 27
  9. Ulrich Feldhahn: "Ein Prunk-Saal in dem Schlosse zu Donaueschingen" - Anmerkungen zum bislang unbekannten letzten Werk des Architekten Friedrich Weinbrenner. In: Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 164. Band. Stuttgart 2016, S. 423432.
  10. Ulrich Feldhahn: Die Kaiserbüsten am Donaueschinger Schloss. Marc Aurel und Lucius Verus als Sinnbild der Idee des "Imperiums". In: Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis (Hrsg.): Almanach 2000. Heimatjahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises. 24. Folge. DoldVerlag, Vöhrenbach 2000, S. 155159.
  11. Ulrich Feldhahn: Wilhelm von Bode und das Haus Fürstenberg. In: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar. 42. Band. Selbstverlag des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar, Donaueschingen 1999, S. 2550.
  12. Reiseführer Schwarzwald, Baedeker 2007, ISBN 978-3-8297-1069-5

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.