Schleusentreppe
Unter einer Schleusentreppe versteht man eine Schleuse, bei der zur Überwindung einer größeren Fallstufe mehrere Schleusenkammern unmittelbar oder mit kurzen Zwischenhaltungen aufeinander folgen.[1] Diese Technik ist vor allem bei älteren Schleusenanlagen zu finden, da man für solche Anforderungen heute ein Schiffshebewerk errichten würde.
Früher wurden Koppelschleusen als Doppel- und Dreifachschleusen errichtet. Ab vier Schleusenkammern spricht man von einer Schleusentreppe. Die Schleusentreppe hat gegenüber einem Schiffshebewerk das Problem, dass mehrfach der zeitaufwendige Schleusungsvorgang erfolgen muss, außerdem viel Platz auch für die jeweils zwischengeschalteten Ausweich- und Wartebecken (Gegenverkehr) benötigt wird. Hingegen ist ein Schiffshebewerk technologisch anspruchsvoller und in der praktikablen Größe begrenzt.
Im Englischen wird unterschieden zwischen einer Schleusentreppe (staircase) und einer Schleusenflucht (flight). Letztere ist eine Folge von Einzelschleusen, die jeweils zwei Schleusenhäupter und zwischen den Kammern Zwischenhaltungen besitzen. Die Schleusentreppe Niederfinow hat 260 Meter lange Zwischenhaltungen und wird dort als Verbundschleuse bezeichnet.[2]
Bekannte Schleusentreppen
- 1912–1972: Schleusentreppe Niederfinow (36,0 m Fallhöhe in 4 Stufen) der Havel-Oder-Wasserstraße in Deutschland, stillgelegt
- seit 17. Jahrhundert: Schleusentreppe Fonserannes (13,6 m Fallhöhe in 6 Stufen) am Canal du Midi in Frankreich
- Schleusentreppe von Golbey (44,0 m Fallhöhe in 15 Stufen) am Canal des Vosges
- Schleusentreppe Arzviller (44,55 m Fallhöhe in 18 Stufen) am Canal de la Marne au Rhin, stillgelegt
- Neptune’s Staircase (20,0 m Fallhöhe in 8 Stufen) am Kaledonischen Kanal in Schottland
- Caen Hill Schleusentreppe (72,0 m Fallhöhe in 29 Stufen) Kennet-und-Avon-Kanal in Devizes (England)
- Carl-Johans-Schleusen (18,8 m Fallhöhe in 7 Stufen) am Göta-Kanal bei Berg in Schweden[3]
- Vrangfoss (23,0 m Fallhöhe in 5 Stufen) am Telemarkkanal in Norwegen
- Schleusentreppe in Mouleydier (21,40 m Fallhöhe in 6 Stufen) am Canal de Lalinde in der Dordogne (Frankreich), stillgelegt
- Schleusentreppe Rogny (24,0 m Fallhöhe in 7 Stufen) in Rogny-les-Sept-Écluses am Canal de Briare (Frankreich), stillgelegt
- seit 1997: Schleusentreppe am Drei-Schluchten-Damm (109 m Fallhöhe in 5 Stufen) am Jangtsekiang in China
- Weltweit älteste Schleusentreppe von 1642 in Rogny-les-Sept-Écluses
- Borenshultschleusen am Göta-Kanal, Schweden
- Vrangfoss-Schleusentreppe, Norwegen
- Schleusentreppe am Drei-Schluchten-Damm, China
Siehe auch
Einzelnachweise
- Exkursionsbericht: Schleuse Iffezheim – Wasserbau II – Semesterbegleitende Hausübung. (PDF) In: wasserbau.tu-darmstadt.de. TU Darmstadt, abgerufen am 14. März 2021.
- Schleusentreppe Niederfinow auf wasserbau.eiszeitland.de, abgerufen am 16. März 2021
- Göta Kanal bei Linköping: Die Schleusen von Berg und die Schleusentreppe auf schwedentipps.se, abgerufen am 14. März 2021