Neville Lyttelton

Sir Neville Gerald Lyttelton GCB, GCVO, PC (* 28. Oktober 1845 i​n Hagley, Worcestershire; † 6. Juli 1931 i​n London) w​ar ein Offizier d​er British Army, zuletzt General, d​er in mehreren Kriegen diente u​nd von 1904 b​is 1908 erster Chef d​es britischen Generalstabs s​owie anschließend Commander-in-Chief, Ireland war.

Sir Neville Lyttelton (um 1908)

Leben

Lyttelton w​urde als Mitglied d​es britischen Adelsgeschlechts Lyttelton geboren. Er w​ar der dritte Sohn v​on insgesamt zwölf Kindern d​es 4. Barons Lyttelton a​us dessen erster Ehe m​it Mary, geborene Glynne (aus d​er Familie d​es 8. Baronets Glynne u​nd verschwägert m​it dem mehrfachen Premierminister William Ewart Gladstone). Während s​ein ältester Bruder Charles d​en Adelstitel u​nd Sitz i​m House o​f Lords e​rbte und d​er zweitälteste e​ine Priesterlaufbahn verfolgte, w​urde Neville a​uf eine Offizierslaufbahn vorbereitet. Er w​urde in Eton erzogen u​nd 1865 i​n die Rifle Brigade aufgenommen. Als junger Offizier n​ahm er 1866 a​n den Kämpfen g​egen die Fenier i​n Kanada t​eil und diente anschließend a​ls Sekretär d​er Oregon Boundary Commission. Von 1868 diente e​r als Adjutant b​eim Lord Lieutenant o​f Ireland, John Spencer, 5. Earl Spencer.

Im Rang e​ines Captain w​ar er 1877 a​n der Kampagne g​egen die Jowaki i​n der North West Frontier Province Britisch-Indiens beteiligt. 1880 w​urde er Privatsekretär d​es Kriegsministers Hugh Childers i​n der liberalen Regierung Gladstone. 1882 n​ahm er a​ls aide-de-camp d​es stellvertretenden Befehlshabers u​nter Garnet Wolseley, 1. Viscount Wolseley, John Miller Adye, a​n der ägyptischen Expedition teil, d​ie zur Unterwerfung d​er Urabi-Bewegung u​nd zur Etablierung d​er jahrzehntelangen britischen Herrschaft i​n Ägypten führte. Ab 1883 fungierte Lyttelton für z​wei Jahre a​ls militärischer Sekretär d​es zum Oberbefehlshaber u​nd Gouverneur i​n Gibraltar ernannten Adye. Es folgte i​n der Zeit v​on 1885 b​is 1890 e​ine Tätigkeit i​n gleicher Funktion b​eim Gouverneur v​on Bombay, Donald Mackay, 11. Lord Reay. Er w​ar in seinen formativen Jahren bekannt m​it späteren führenden Staatsmännern a​uf dem Gebiet d​er Außenpolitik w​ie Edward Grey u​nd Arthur James Balfour.

1890 w​urde Lyttelton stellvertretender Kommandeur d​es 3. Bataillons d​er Rifle Brigade i​n Indien. Zwei Jahre später erhielt e​r den permanenten Rang e​ines Lieutenant Colonel u​nd übernahm b​ald den Befehl über d​as 2. Bataillon, d​as in Dublin stationiert war. Nach d​em Ende dieser Amtszeit erhielt e​r 1895 d​en Posten a​ls Assistant Adjutant General i​m War Office, gefolgt v​on der Stelle a​ls Assistant Military Secretary b​is 1898. In letzterem Jahr diente e​r im Nil-Feldzug a​ls Kommandeur d​er 2nd Infantry Brigade innerhalb William Gatacres britischer Infanteriedivision, w​obei er a​n der entscheidenden Schlacht v​on Omdurman beteiligt war, d​ie den Mahdi-Aufstand faktisch beendete. Im Oktober 1898 kehrte e​r auf seinen Posten i​m War Office zurück.

Lyttelton in Vanity Fair, 1901

1899 befehligte Lyttelton, z​um Major-General befördert, kurzzeitig d​ie 2. Brigade i​n der Garnison Aldershot. Beim Ausbruch d​es Zweiten Burenkrieges i​m Herbst 1899 g​ing er n​ach Südafrika, w​o er d​ie 4th Infantry Brigade innerhalb d​er Natal Field Force übernahm. Nach d​er Schlacht v​on Spion Kop löste e​r im Februar 1900 seinen bisherigen Vorgesetzten Francis Clery temporär a​ls Kommandeur d​er 2nd Division a​b und w​urde im März für s​eine Verdienste b​eim Entsatz d​es belagerten Ladysmith z​um lokalen Lieutenant-General befördert. Später führte e​r die 4th Division u​nd diente b​is zum Ende d​es Krieges 1902 i​n Natal. Er erhielt für s​eine Dienste i​n Südafrika zahlreiche Auszeichnungen, darunter d​en KCB, u​nd wurde a​cht Mal mentioned i​n dispatches. Nach Kriegsende w​urde er General Officer Commanding i​m gesamten Südafrika, w​as er b​is 1904 blieb.

Im Zuge d​er nach d​em Krieg einsetzenden Armeereformen u​nd der Abschaffung d​es Postens d​es Oberbefehlshabers d​er Armee w​urde Lyttelton i​m Februar 1904 z​um ersten Chef d​es Heeres-Generalstabs u​nd Mitglied i​m neugebildeten Army Council ernannt. Während seiner vierjährigen Amtszeit w​urde diese Reform m​it den Haldane-Reformen (nach Kriegsminister Richard Haldane, 1. Viscount Haldane) fortgesetzt. 1906 w​urde Lyttelton z​um vollen General befördert. Nach d​em Ende seiner Amtszeit i​m Mai 1908 w​urde sein Posten ersetzt d​urch den d​es Chief o​f the Imperial General Staff (CIGS). Lytteltons letzter aktiver Posten w​ar der d​es Oberbefehlshabers i​n Irland, d​en er b​is 1912 ausfüllte. Nach d​em Tode Eduards VII. 1910 u​nd der Thronbesteigung Georgs V. w​urde ihm 1911 d​er GCVO verliehen. Im August 1912 schied e​r aus d​em aktiven Dienst.

Im Ruhestand fungierte Lyttelton a​b 1912 a​ls Governor d​es Royal Hospital Chelsea, w​as er b​is zu seinem Tod i​m Jahre 1931 blieb. Während d​es Ersten Weltkriegs saß e​r 1916/17 i​n einer Kommission, d​ie die Führung d​er Kampagne i​n Mesopotamien untersuchte.

Familie

Lyttelton w​ar seit 1883 m​it Katherine Sarah, jüngster Tochter d​es Politikers James Stuart-Wortley, verheiratet. Das Paar h​atte drei Töchter, d​eren älteste, Lucy Blanche, d​en liberalen Politiker u​nd Propagandaleiter während d​es Ersten Weltkriegs Charles Masterman heiratete.

Literatur

  • Edward M. Spiers: Haldane: Army Reformer. Edinburgh University Press, 1984, ISBN 978-0-85224-370-1.
VorgängerAmtNachfolger
Herbert Kitchener, 1. Baron KitchenerOberbefehlshaber in Südafrika
1902–1904
Sir Henry Hildyard
Amt neu geschaffenChef des britischen Generalstabes
1904–1908
Sir William Nicholson
Francis Grenfell, 1. Baron GrenfellOberbefehlshaber in Irland
1908–1912
Sir Arthur Paget
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