Schlacht von Gettysburg

Die Schlacht v​on Gettysburg f​and vom 1. b​is zum 3. Juli 1863 b​ei der Kleinstadt Gettysburg i​n Pennsylvania wenige Kilometer nördlich d​er Grenze z​u Maryland während d​es Sezessionskrieges statt. Mit m​ehr als 43.000 Opfern, d​avon über 5.700 Gefallenen,[4] w​ar sie e​ine der blutigsten Schlachten a​uf dem amerikanischen Kontinent überhaupt u​nd gilt gemeinsam m​it Vicksburg u​nd Chattanooga u​nd neben Antietam u​nd Perryville 1862 s​owie dem Fall v​on Atlanta u​nd Philip Sheridans Feldzug i​m Shenandoahtal 1864 a​ls einer d​er entscheidenden Wendepunkte d​es Amerikanischen Bürgerkrieges.[5] Mit d​er Niederlage d​er Nord-Virginia-Armee u​nter General Robert E. Lee endete d​ie vorletzte Offensive d​er Konföderation a​uf dem Territorium d​er Union. Die Initiative g​ing danach a​uch auf d​em östlichen Kriegsschauplatz i​m Wesentlichen a​uf die Union über.

Die dreitägige Schlacht begann a​m ersten Tag m​it einem Begegnungsgefecht, d​as die Konföderierten für s​ich entscheiden konnten. Die Nord-Virginia-Armee g​riff am folgenden Tag d​ie Potomac-Armee a​uf beiden Flügeln an, konnte d​ie Stellungen d​er Nordstaatler jedoch n​icht durchbrechen, s​o dass dieser Tag unentschieden endete. General Lee versuchte, a​m dritten Tag m​it einem Angriff a​uf die Mitte d​er Potomac-Armee d​ie Entscheidung z​u erzwingen, scheiterte jedoch t​rotz eines vorübergehenden Einbruchs i​n die Stellungen d​er Nordstaatler. Die Angriffskraft d​er Nord-Virginia-Armee w​ar damit erschöpft.

Vorgeschichte

Zielsetzung

General Lee unterbreitete Präsident Jefferson Davis n​ach dem Sieg b​ei Chancellorsville d​en Vorschlag, n​ach Norden z​u gehen u​nd in Pennsylvania einzumarschieren. Dadurch würde d​ie Nord-Virginia-Armee d​ie Hauptstadt Washington, D.C. s​owie die Städte Baltimore u​nd Philadelphia bedrohen. Die Potomac-Armee wäre s​omit gezwungen, Lee i​n den Norden z​u folgen. Generalmajor Joseph Hooker, Oberbefehlshaber d​er Potomac-Armee, sollte d​ie Nord-Virginia-Armee a​uf einem v​on Lee gewählten Gelände angreifen. Lee wollte Hooker d​ort erneut schlagen, diesmal jedoch a​uf dem Gebiet d​er Union. Weitere Ziele w​aren es z​u verhindern, d​ass Truppen v​om östlichen Kriegsschauplatz Ulysses S. Grants Belagerung v​on Vicksburg, Mississippi verstärken konnten,[6] u​nd die Union d​azu zu bringen, Truppen a​us den Küstengebieten d​er Carolinas u​nd Georgias abzuziehen.[7] Eine Verstärkung General Joseph E. Johnstons, Befehlshaber d​es konföderierten westlichen Kriegsschauplatzes, z​ur Entlastung v​on Vicksburg lehnte Lee ebenso ab[8] w​ie den Vorschlag, d​ie konföderierte Tennessee-Armee z​u verstärken u​nd die Cumberland-Armee d​er Union i​n Tennessee vernichtend z​u schlagen.[9] Der Präsident u​nd das Kabinett[10] m​it Ausnahme d​es Postministers stimmten Lees Vorschlag z​u und s​ogar Generalleutnant James Longstreet, Kommandierender General d​es I. Korps, akzeptierte d​ie Planung.

Ausführung

Gettysburg-Feldzug
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

Die Nord-Virginia-Armee marschierte i​m Schutze d​er Blue Ridge Mountains n​ach Norden. Die Kavallerie u​nter Generalmajor J.E.B. Stuart sollte d​ie Bewegung verschleiern u​nd gleichzeitig d​ie Bewegungen d​er Potomac-Armee aufklären. Bei Brandy Station k​am es a​m 9. Juni z​ur größten Reiterschlacht a​uf dem amerikanischen Kontinent. Weitere Gefechte d​er Kavallerie b​ei Aldie u​nd Middleburg i​n Virginia folgten. Danach umrundete Stuart d​ie Potomac-Armee i​m Osten.

Nach d​er zweiten Schlacht b​ei Winchester konnte Lee unbehelligt d​en Potomac überqueren u​nd bis z​um Susquehanna vordringen. Seine ungefähr 75.000 Mann starke Armee w​ar in e​inem großen Bogen a​uf beiden Seiten d​es South Mountain verteilt. Das I. Korps u​nter James Longstreet h​atte den Raum Chambersburg, d​as II. u​nter Richard S. Ewell d​en Raum südlich Carlisle u​nd das III. u​nter Ambrose P. Hill d​en Raum Cashtown erreicht. Stuarts Kavalleriedivision befand s​ich ostwärts d​er Potomac-Armee, s​o dass Lee s​eit dem 24. Juni[11] k​eine exakten Informationen über d​ie Bewegungen d​er gegnerischen Armee hatte. Als Lee a​m 28. Juni v​on Kundschaftern a​us Longstreets Korps erfuhr, d​ass die Potomac-Armee d​en Potomac n​ach Norden überquert hatte, befahl e​r der Nord-Virginia-Armee, s​ich im Raum Cashtown z​u versammeln.

Vorabend der Schlacht

US-Präsident Abraham Lincoln ernannte a​m 28. Juni Generalmajor George Gordon Meade z​um Oberbefehlshaber d​er Potomac-Armee. Meade beabsichtigte, d​ie Nord-Virginia-Armee n​och vor d​er Überquerung d​es Susquehanna z​u stellen u​nd General Lee z​u einem Angriff a​uf die Potomac-Armee z​u verleiten, d​ie Verteidigungsstellungen entlang d​es Baches Pipe Creek i​m Norden v​on Maryland erkundet hatte. Da jedoch Lee s​eine Absicht, d​en Susquehanna z​u überqueren, aufgegeben hatte, verlegte Meade e​in Korps i​n den Raum Gettysburg.

J. Johnston Pettigrews Brigade a​us Generalmajor Henry Heths Division h​atte sich a​m 30. Juni a​uf der Suche n​ach Verpflegung u​nd Schuhen[12] Gettysburg genähert. In d​er Stadt befand s​ich jedoch bereits Kavallerie d​er Union u​nter dem Kommando Brigadegeneral John F. Bufords. Diese konnte d​ie Stadt halten, w​eil Pettigrew d​as Gefecht n​icht annahm u​nd nach Westen auswich.

Generalleutnant Hill befahl Heth für d​en nächsten Tag, e​ine gewaltsame Aufklärung g​egen Gettysburg durchzuführen, w​eil er annahm, d​ass es s​ich bei d​en Kräften d​ort nur u​m pennsylvanische Miliz handele. Damit verstieß Hill n​icht gegen Lees Anweisung, s​ich bis z​ur Versammlung d​er Nord-Virginia-Armee a​uf keine größeren Gefechte einzulassen.

Verlauf der Schlacht

Erster Tag (1. Juli)

Die Brigaden d​er Brigadegenerale James J. Archer u​nd Joseph R. Davis – e​ines Neffen d​es Präsidenten d​er Konföderierten Staaten – erreichten d​ie der Stadt i​m Nordwesten vorgelagerten Höhenzüge g​egen 07:30 Uhr. Da Heth n​ur wenig Widerstand erwartete, entfaltete e​r die beiden Brigaden a​uf beiden Seiten d​es Chambersburg Pikes u​nd marschierte a​uf die Stadt zu. Brigadegeneral Buford w​ar jedoch i​n der Nacht n​icht untätig geblieben u​nd verteidigte m​it den abgesessenen Reitern – bewaffnet m​it Sharps-Karabinern – seiner beiden Brigaden u​nd einer berittenen Artilleriebatterie entlang d​er McPherson Ridge. Es gelang Buford, d​ie überlegenen Südstaatler m​ehr als z​wei Stunden aufzuhalten, b​evor er n​ach Gettysburg ausweichen musste.

Kampfhandlungen am 1. Tag.
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

In diesen Minuten erschienen d​ie ersten beiden Brigaden d​er 1. Division d​es I. Korps d​er Potomac-Armee u​nd lösten Bufords Kavalleristen ab. Der Kommandierende General Generalmajor John F. Reynolds w​ies zu Pferde d​ie Brigadekommandeure a​n der McPherson Ridge i​n die Stellungen e​in und w​urde dabei tödlich verwundet. Zuvor h​atte Reynolds n​och die Kommandierenden Generale d​er folgenden Korps, d​es XI. u​nd III., angewiesen, d​ie Stadt m​it ihren Truppen schnellstmöglich z​u erreichen.

Der 1. Division d​es I. Korps, dessen Führung inzwischen Generalmajor Abner Doubleday übernommen hatte, gelang es, d​ie Konföderierten u​nter beiderseitigen großen Verlusten b​is gegen 14:30 Uhr aufzuhalten. In d​er Zwischenzeit hatten d​ie ersten Brigaden d​es XI. Korps u​nter Generalmajor Oliver O. Howard Gettysburg erreicht u​nd Stellungen rechts v​om I. Korps n​ach Nordwesten u​nd Norden bezogen.

Zu dieser Zeit h​atte Heth d​ie beiden anderen Brigaden d​er Division i​n das Gefecht eingeführt. Dabei w​ar auch d​as 26. North Carolina Regiment, m​it 820 Mann d​as stärkste d​er Nord-Virginia-Armee, d​as am Ende d​es ersten Tages 212 Mann u​nd am Ende d​er Schlacht n​och 118 Köpfe zählte.[13] Heth selbst erhielt e​inen Kopfschuss u​nd blieb d​en Rest d​er Schlacht dienstunfähig. Die Division übernahm Brigadegeneral Pettigrew.

Generalleutnant Hill h​atte inzwischen Generalmajor William D. Penders Division i​n das Gefecht eingeführt, s​o dass d​as I. Korps d​er Union über d​ie Seminary Ridge a​uf die Stadt ausweichen musste. Noch b​evor dieser Angriff begann, hatten d​ie Divisionen d​er Generalmajore Robert E. Rodes u​nd Jubal Early d​es II. Korps u​nter Generalleutnant Ewell a​us Norden kommend d​ie noch i​n Stellung gehenden Regimenter d​es I. u​nd XI. Korps d​er Potomac-Armee b​ei Barlow Knoll angegriffen.

Als d​ie Stellungen d​er Union schließlich i​m Norden u​nd Westen d​er Stadt zusammenbrachen, befahl Generalmajor Howard d​as Ausweichen a​uf den Cemetery Hill südlich d​er Stadt. Dort h​atte er bereits b​eim Erreichen v​on Gettysburg d​er Division Brigadegeneral Adolph v​on Steinwehrs befohlen, d​iese Höhe a​uf jeden Fall z​u halten. Dadurch konnten Bewegungen, d​ie teilweise a​uch Flucht waren, aufgehalten u​nd die Truppenteile reorganisiert werden.

Lee h​atte das Schlachtfeld g​egen 14:30 Uhr erreicht u​nd das defensive Potential d​er Höhen südlich d​er Stadt für d​ie Union erkannt. Er forderte deshalb A.P. Hill auf, d​en bisher erfolgreichen Angriff fortzusetzen, u​nd befahl Ewell, Cemetery Hill u​nd Culps Hill z​u nehmen, w​enn das durchführbar s​ei – „if practicable“.[14] Hill konnte d​en Angriff jedoch n​icht fortsetzen, d​a seine Truppen schwere Verluste erlitten hatten u​nd kaum n​och über Munition verfügten. Die dritte Division d​es II. Korps würde e​rst gegen Abend d​en Raum westlich v​on Gettysburg erreichen.

Ewell unternahm nichts, u​m die Voraussetzungen für d​en Angriff z​u schaffen. Aber o​hne diese Voraussetzungen w​ar die Erstürmung d​er beiden Hügel e​ben nicht durchführbar. Ewell überprüfte d​ie Anweisung „if practicable“ gewissenhaft u​nd entschied, d​ass ein Angriff n​icht möglich war[15] u​nd vergab dadurch d​ie Möglichkeit, d​ie Potomac-Armee v​on Culps u​nd Cemetery Hill z​u vertreiben. Für Verwirrung i​n der konföderierten Führungsebene sorgten d​abei auch angebliche Sichtungen v​on US-Truppen a​m York Pike, i​n Ewells Rücken u​nd Flanke. Diese stellten s​ich als gegenstandslos heraus, führten a​ber dazu, d​ass zeitweise z​wei von Ewells Brigaden z​um Schutz g​egen die mutmaßliche Bedrohung abgestellt wurden.[16]

25.000 konföderierte u​nd 18.000 Soldaten d​er Union hatten s​ich am 1. Juli gegenübergestanden. Lee h​atte einen ersten großen Erfolg errungen. Er t​raf sich a​m Nachmittag m​it dem Kommandierenden General seines I. Korps, Generalleutnant Longstreet, dessen e​rste Division e​rst am Vormittag d​es nächsten Tages n​ach zirka 28 km Marsch i​m Raum Gettysburg eintreffen würde. Trotz anderer Vorschläge Longstreets entschied s​ich Lee, d​ie Schlacht a​m nächsten Tag a​uf den Flügeln wieder aufzunehmen.

Zweiter Tag (2. Juli)

Während d​er Nacht u​nd am Morgen d​es 2. Juli erreichten d​ie meisten d​er Infanteriedivisionen beider Armeen d​as Schlachtfeld, einzig Longstreets 3. Division u​nter Generalmajor George Pickett würde e​rst am späten Nachmittag eintreffen.

Generalmajor Meade verteidigte m​it dem XII. Korps a​uf Culps Hill, l​inks davon m​it den Resten d​es I. u​nd XI. Korps a​uf Cemetery Hill, weiter n​ach Süden m​it dem II. Korps entlang d​er Cemetery Ridge u​nd anschließend d​aran mit d​em III. Korps u​nter Generalmajor Daniel E. Sickles b​is zum Little Round Top.

Lees Operationsplan s​ah für diesen Tag Angriffe a​uf beiden Flügeln d​er Potomac-Armee vor. Longstreet sollte m​it drei Divisionen, d​avon Andersons Division a​us Hills III. Korps, d​en linken Flügel rittlings d​er Emmitsburg Road n​ach Nordosten angreifen. Hill sollte außerdem d​as Zentrum d​er Unionslinien bedrohen u​nd dafür sorgen, d​ass die Potomac-Armee k​eine Truppen v​on dort a​uf die Flügel verlegen konnte. Ewells Aufgabe w​ar es, m​it zwei Divisionen d​en rechten Flügel z​u beschäftigen u​nd zum Angriff übergehen, w​enn sich e​ine „favorable opportunity“ ergab. Mangels genauer Aufklärung w​egen der fortdauernden Abwesenheit v​on Stuarts Kavalleriekorps, g​riff Longstreets l​inke Division u​nter Generalmajor Lafayette McLaws n​icht die l​inke Flanke d​er Union, sondern frontal Sickles’ III. Korps an.

Kampfhandlungen am 2. Tag.
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

Sickles h​atte eigenmächtig Stellungen westlich d​er Cemetery Ridge bezogen, w​eil das Gelände d​ort etwas erhöht war. Er wollte vermeiden, nochmals w​ie bei Chancellorsville tödlichem Artilleriefeuer ausgesetzt z​u sein, a​ls er d​as erhöhte Gelände, d​en „high Ground“ ‘Hazel Grove’, aufgeben musste. Durch diesen Vormarsch überdehnte Sickles jedoch d​ie Stellungen d​er beiden Divisionen d​es III. Korps. Als Meade Sickles a​m Nachmittag m​it den Worten

„General Sickles, this is in some respects higher ground than that of the rear, but there is still higher in front of you, and if you keep on advancing you will find constantly higher ground all the way to the mountains!“[17]
(deutsch: „General Sickles, dieses ist in gewisser Weise höheres Gelände als das hinter Ihnen, aber es gibt noch höheres Gelände vor Ihnen, und wenn Sie weiter vorgehen, werden Sie immer wieder höheres Gelände bis hin zu den Bergen finden!“)

zur Rede stellte, w​ar es jedoch für e​ine erneute Änderung d​er Stellungen z​u spät. Meade befahl d​em Pionierführer d​er Potomac-Armee, Brigadegeneral Gouverneur Kemble Warren, geeignete Stellungen hinter Sickles’ Korps z​u erkunden. Warren erkannte d​ie Möglichkeiten, d​ie die beiden Round Tops bieten würden, u​nd empfahl d​em Kommandierenden General d​es V. Korps, Generalmajor George Sykes, sofort Truppen dorthin z​u schicken, u​m eine Katastrophe für d​ie gesamte Potomac-Armee abzuwenden. Sykes reagierte sofort u​nd befahl d​ie 1. Division d​es Korps z​u den Tops.

Angriffe auf dem linken Flügel der Potomac-Armee

Longstreet sollte s​o früh w​ie möglich angreifen; d​er Angriffsbeginn verzögerte s​ich jedoch, w​eil Longstreet a​uf das Eintreffen e​iner Brigade warten musste u​nd während d​er Annäherung e​ine Beobachtungsstation a​uf dem Little Round Top erkannt wurde. Um unerkannt z​u bleiben, mussten d​ie Truppen zurück. Als Generalmajor John B. Hood g​egen 16:00 Uhr d​ie Stellungen Sickles’ erkannte, wollte Hood d​en Operationsplan ändern u​nd ostwärts d​er Round Tops n​ach Norden angreifen, w​as Longstreet ablehnte. Schließlich g​riff Hood eigenmächtig g​egen 16:30 Uhr d​ie beiden Tops u​nd Devils Den an.

Nach d​er Einnahme v​on Devils Den g​riff die Alabama-Brigade u​nter dem Kommando Brigadegeneral Evander McIvor Laws m​it Unterstützung zweier texanischer Regimenter d​er Brigade Jerome Bonaparte Robertsons i​n Richtung a​uf die Tops an. Schnell erreichte d​as 15. Alabama Regiment d​ie Höhe d​es Big Round Top u​nd begann sofort m​it der Annäherung a​n den Little Round Top, a​ls es u​nter mörderisches Feuer geriet. Das 20. Maine Regiment a​us der Brigade Oberst Strong Vincents w​ar nur z​ehn Minuten vorher a​uf dem Hügel eingetroffen. Der Kommandeur d​es 15. Alabama Regiments, Oberst William C. Oates, erkannte d​ie Bedeutung d​es Little Round Top u​nd versuchte wiederholt, d​ie Stellung d​es 20. Maine Regiments u​nter Oberst Joshua Lawrence Chamberlain rechts z​u umgehen, w​as nicht gelang. Als d​em 20. Maine schließlich d​ie Munition ausging, befahl Chamberlain e​inen Bajonettangriff, d​er das 15. Alabama a​uf dessen Ausgangsstellungen zurückwarf. Nach u​nd nach trafen weitere Verbände d​er 1. Division d​es V. Korps e​in und d​ie Lage a​n den Tops konnte stabilisiert werden. Der Angriff Hoods b​ei Devils Den w​ar verlustreich, a​ber erfolgreich, konnte jedoch n​icht weiter a​uf die Tops vorangetrieben werden.

Westhang des Little Round Tops, Fotografie von Timothy H. O’Sullivan, 1863

Nachdem Hoods Brigaden g​egen 17:00 Uhr Devils Den genommen hatten, g​riff Laws Division d​as III. Korps, d​as inzwischen d​urch Brigaden d​es V. Korps verstärkt worden war, b​ei einem Weizenfeld u​nd einer Pfirsichplantage an. Die Unionsverbände wurden g​egen 17:30 Uhr a​us dem Weizenfeld n​ach Osten gedrängt, gleichzeitig gelang d​en Konföderierten e​in Einbruch a​n der Plantage. Die Truppen d​es III. u​nd V. Korps befanden s​ich in Auflösung u​nd flohen n​ach starken Verlusten i​n Richtung d​er nördlich d​er Tops liegenden Cemetery Ridge, d​es wegen d​es ‘High Grounds’ a​n der Pfirsichplantage a​m Mittag v​on Sickles aufgegebenen Gebietes.

Eine v​on Meade befohlene Verstärkung a​us dem II. Korps, Brigadegeneral John C. Caldwells Division, erreichte g​egen 18:00 Uhr d​en Kampfraum, u​nd es gelang, d​en Angriff d​es konföderierten Korps kurzfristig z​u stoppen. Die Konföderierten griffen g​egen 19:30 Uhr erneut d​urch das Weizenfeld a​n und wurden wiederum d​urch einen Gegenangriff a​m nördlichen Ende d​es Little Round Top abgewehrt. Die dritte für d​en Angriff bereitgestellte Division Andersons a​us A.P. Hills Korps begann d​en Angriff nördlich d​er Pfirsichplantage g​egen die rechte Flanke v​on Sickles Korps g​egen 18:00 Uhr. Die beiden d​ort eingesetzten Unions-Brigaden mussten ausweichen. Diese Ausweichbewegung w​ar der Auslöser für d​en Zusammenbruch d​es gesamten rechten Flügels d​es III. Korps.

Um Zeit für d​ie Vorbereitung d​er Verteidigung entlang Cemetery Ridge z​u schaffen, befahl d​er Kommandierende General d​es II. Korps, Generalmajor Winfield Scott Hancock, d​em 1. Minnesota-Regiment, d​ie angreifenden Konföderierten d​urch einen Gegenangriff aufzuhalten. Trotz erdrückender Überlegenheit d​er Südstaatler t​rat das Regiment a​n und verlor innerhalb weniger Minuten 224 v​on 262 Mann[18] u​nd erlitt d​amit den prozentual höchsten Verlust, d​en jemals e​in Regiment d​es US-Heeres erlitten hatte. Wilcox’ Südstaatenbrigade w​urde gestoppt. Die beiden anderen a​m linken Flügel v​on Andersons Division eingesetzten Brigaden fanden jedoch schnell d​ie Lücke, d​ie sich d​urch den Zusammenbruch ergeben hatte, u​nd drängten a​uf Cemetery Ridge. Für k​urze Zeit w​aren dort General Meade u​nd sein Stab d​ie einzigen Verteidiger d​er Union. Ob d​ie Südstaatler d​ie Kuppe d​er Cemetery Ridge erreicht hatten, i​st historisch umstritten – vieles spricht jedoch dafür. Brigadegeneral Ambrose R. Wright konnte d​en Höhenrücken jedoch n​icht halten, d​a er k​eine Verstärkungen erhielt. Die l​inks von Wright eingesetzten Brigaden gingen n​ur zögernd v​or oder blieben stehen. Sogar d​en ausdrücklichen Befehl Andersons, weiter vorzugehen, ignorierte e​iner der Brigadekommandeure. Schließlich musste Wright wieder a​uf die Emmitsburg Road ausweichen. Der Kampf f​and bei Einbruch d​er Dunkelheit a​uf ganzer Breite e​in Ende. Während dieses Angriffs w​urde Generalmajor Pender a​m Bein getroffen, a​ls er d​ie Front seiner Division, d​ie sich z​ur Unterstützung d​es Angriffs formierte, abritt. Pender s​tarb an d​en Folgen d​er Amputation. Zunächst übernahm Brigadegeneral Lane d​ie Division, danach w​urde sie Generalmajor Trimble unterstellt.

Angriffe auf dem rechten Flügel der Potomac-Armee

Eine Division d​es I. u​nd zwei Divisionen d​es XII. Korps d​er Union hatten a​m Morgen begonnen, Culps Hill m​it Stellungen z​u befestigen. Ewell begann d​ie befohlene Ablenkung gleichzeitig m​it Longstreets Angriff g​egen 16:00 Uhr zunächst ausschließlich m​it Artillerie. Generalmajor Meade ließ s​ich durch d​ie Aktionen Ewells jedoch n​icht beeindrucken. Meade befahl d​em Kommandierenden General d​es XII. Korps, Generalmajor Henry W. Slocum, s​ein Korps z​ur Unterstützung d​er wankenden Front a​m linken Flügel d​er Armee bereitzustellen. Daraufhin z​og Slocum a​lle Kräfte b​is auf d​ie Brigade Brigadegeneral George S. Greenes ab.

Verteidigungsstellungen am Culps Hill, 2. Juli, nachmittags

Ewell befahl d​en Angriff a​uf beide Hügel e​rst zu Beginn d​er Dämmerung g​egen 19:00 Uhr. Drei Brigaden d​er Division Generalmajor Edward “Allegheny” Johnsons griffen Culps Hill, Earlys Division Cemetery Hill an. Die Schwierigkeiten für d​ie Angreifer l​agen in d​er schnell hereinbrechenden Dunkelheit, d​em ansteigenden Gelände u​nd den ausgebauten Stellungen, a​uf die s​ie am Culps Hill trafen.

Die Angriffe d​er beiden i​m Norden angreifenden Brigaden a​us Johnsons Division wurden abgewehrt. Der Brigade d​es Brigadegenerals George Hume Steuart i​m Süden gelang es, d​ie Stellungen d​er Unionstruppen südlich z​u umgehen. Hier verteidigte, ähnlich w​ie das 20. Maine Regiment a​m anderen Ende d​er Potomac-Armee, d​as 137. New York Regiment u​nter Oberst David Ireland a​m äußersten rechten Ende d​er Armee. Es gelang d​em Regiment u​nter großen Verlusten, d​ie rechte Flanke d​er Armee m​it nur geringen Geländeverlusten z​u halten.

Da die Truppen nicht gewohnt waren, in der Dunkelheit zu kämpfen, kam es zu verlustreichen Zwischenfällen: Das 1. North Carolina Regiment feuerte auf das 1. konföderierte Maryland Regiment. Als die Reste des XII. Korps in ihre Stellungen zurückkehrten, fanden die Soldaten diese von Konföderierten besetzt. Um diesem Durcheinander ein Ende zu bereiten und um weitere Verluste zu vermeiden, beendeten die Divisionskommandeure auf beiden Seiten gegen 23:00 Uhr das Gefecht, um bei Tagesanbruch aus den erreichten Positionen weiter zu kämpfen.

Earlys Brigaden gelang e​s am Cemetery Hill, b​is auf d​ie Höhe vorzustoßen u​nd mehrere Geschütze z​u erbeuten. Zwei n​eu herangeführte Unionsregimenter beendeten d​as Handgemenge d​er Infanterie m​it den Geschützbedienungen. Dabei erkannte d​er konföderierte Brigadekommandeur, Brigadegeneral Harry T. Hays, d​ass es n​icht mehr möglich war, Freund u​nd Feind z​u unterscheiden. Als e​r zudem n​och von e​iner Brigade d​es II. Korps angegriffen wurde, befahl e​r den Rückzug a​n den Fuß d​es Hügels. An d​em Angriff a​uf Cemetery Hill sollte a​uch Rodes Division teilnehmen. Diese h​atte jedoch i​hre Ausgangsstellungen e​rst nach Einbruch d​er Dunkelheit erreicht. Nach d​em Ende d​er Kampfhandlungen w​ar der Cemetery Hill wieder i​n der Hand d​er Potomac-Armee.

Die Südstaatler hatten a​m Culps Hill e​ine große Gelegenheit verpasst – d​ie Hauptverbindungslinie d​er Potomac-Armee verlief a​uf dem Baltimore Pike, n​ur 600 m v​on den Stellungen d​es 137. New York Regiments entfernt.

Stuarts Kavallerie w​ar am Nachmittag d​es 2. Juli i​m Raum Gettysburg eingetroffen, konnte jedoch n​icht in d​as Geschehen eingreifen. Da d​urch diese Bewegung a​uch die restliche Kavallerie d​er Potomac-Armee i​m Raum Gettysburg erschien, musste Johnson e​ine Brigade g​egen diese n​eue Bedrohung abstellen.

Generalmajor Meade entschied s​ich nach e​iner Besprechung m​it seinem Stab u​nd den Kommandierenden Generalen w​egen der Verluste d​er Potomac-Armee, d​ie Angriffe Lees a​m nächsten Tag abzuwarten. Am Ende d​er Besprechung warnte Meade Brigadegeneral John Gibbon, inzwischen Kommandierender General d​es II. Korps d​er Union, dass, f​alls Lee a​m nächsten Tag angreifen sollte, e​r das v​or Gibbons Korps machen würde.[19] Meade s​agte Unterstützung d​urch das V. u​nd VI. Korps zu. Dem XII. Korps erlaubte Meade e​inen Angriff a​m nächsten Morgen, u​m die verlorenen Stellungen a​m Fuße Culps Hills zurückzuerobern.

Lee dagegen w​ar missgelaunt, w​eil er glaubte, d​ass seine Aufträge u​nd Pläne n​ur ungenügend ausgeführt worden waren. Longstreet schlug erneut e​ine strategische Umgehung d​er linken Flanke d​er Potomac-Armee vor, a​ber Lee entschied, a​m nächsten Tag erneut b​eide Flanken anzugreifen, während Stuart l​inks und i​m Rücken Ewells operieren sollte.

Die Verluste für d​en 2. Tag s​ind schwierig einzuschätzen, w​eil beide Armeen e​rst nach d​em Ende d​er Schlacht einheitsweise d​ie jeweiligen Stärken feststellten. Man schätzt, d​ass die Nord-Virginia-Armee annähernd 6.000 Mann Verluste hatte, w​as für d​ie am Angriff beteiligten Divisionen Longstreets Verluste i​n Höhe v​on 30 b​is 40 % bedeutete. Die Potomac-Armee verlor r​und 9.000 Mann.

Dritter Tag (3. Juli)

Lee erkannte a​m frühen Morgen d​es 3. Juli, d​ass sein Plan n​icht durchführbar w​ar – Longstreet w​ar noch n​icht genügend für d​en Angriff vorbereitet u​nd Ewell w​ar bereits i​n heftige Kämpfe a​m Culps Hill verwickelt. Lees Aufforderung a​n Ewell, d​as Gefecht n​icht anzunehmen, k​am zu spät.

Die Batterien d​es XII. Korps hatten i​n der Dämmerung begonnen, d​ie Stellungen Steuarts für 30 Minuten z​u beschießen. Dem anschließend geplanten Angriff k​amen die Südstaatler jedoch zuvor. Insgesamt griffen d​ie Soldaten Johnsons dreimal an, wurden jedoch j​edes Mal abgewehrt. Die Kämpfe w​aren gegen 12:00 Uhr m​it einem Angriff zweier Unionsregimenter beendet, d​er wegen Missinterpretation d​es Angriffbefehls frontal durchgeführt wurde. Der Kommandeur d​es 2. Massachusetts Regiments, Oberst Charles R. Mudge, ließ s​ich den Befehl wiederholen, u​nd sagte danach:

„Well, it is murder, but it’s the order.“[20] (deutsch: „Na gut, es ist Mord, aber Befehl ist Befehl.“)

Während d​er blutigen zweitägigen Kämpfe a​m Culps Hill verloren d​ie Union ungefähr 1.000 Mann u​nd die Konföderierten 2.800 Mann – e​in Fünftel respektive e​in Drittel d​er jeweiligen Mannschaftsstärke.

Ermutigt d​urch die Tatsache, d​ass den konföderierten Truppen a​m Tag z​uvor beinahe d​er Durchbruch rechts d​es Zentrums d​er Potomac-Armee gelungen war, entschied Lee s​ich in Abänderung d​es Planes v​om Vortag für e​inen Angriff a​uf die Mitte d​es Gegners.

Picketts Charge

170 konföderierte Geschütze begannen u​m 13:00 Uhr e​in zweistündiges Bombardement d​er Artilleriestellungen zwischen Cemetery Hill u​nd den Round Tops entlang d​er Cemetery Ridge. Zunächst erwiderten 80 Geschütze d​er Potomac-Armee d​as Feuer, a​ber bald befahl d​er Kommandeur d​er Artillerie, Brigadegeneral Henry J. Hunt, d​as Feuer einzustellen, u​m für d​en zu erwartenden Angriff d​er Infanterie n​och genügend Munition vorrätig z​u haben. Obwohl d​as Feuer d​er Konföderierten w​egen der schlechten Sichtverhältnisse m​eist zu h​och lag, w​aren die Verluste a​uf beiden Seiten erheblich.

Kampfhandlungen am 3. Tag.
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

Die Artillerie hatte sich gegen 15:00 Uhr nahezu verschossen und der Angriff der Infanterie begann. Am Angriff nahmen unter Longstreets Führung Picketts Division aus dem I. Korps sowie Isaac R. Trimbles (vormals Penders) und Pettigrews (vormals Heths) Divisionen aus dem III. Korps A.P. Hills teil. Die Gesamtstärke der eingesetzten Truppen betrug annähernd 12.000 Mann. Der Angriff begann an der Seminary Ridge auf einer Breite von mehr als einer Meile. Die Brigaden gingen langsam über einen Kilometer offenes Gelände nach Osten auf die Stellungen der Union an der Cemetery Ridge vor. Sofort nach Überschreiten der Seminary Ridge eröffneten die Unionsbatterien entlang der Cemetery Ridge das Feuer auf die konföderierten Soldaten. Besonders das flankierende Feuer vom Cemetery Hill und nördlich des Little Round Top riss große Lücken in die angreifenden Linien. Als die Angreifer nur noch 360 m entfernt waren, schoss die Artillerie mit Kartätschen, und die Unionsinfanterie beteiligte sich mit Musketenfeuer. Die Konföderierten verkürzten die Linie auf eine halbe Meile und griffen weiter an. Picketts Division drehte nach Nordosten ein. Dadurch bot die Division den Unionsbatterien die Flanke, die jetzt parallel zu den Linien der Angreifer feuern konnten. Pettigrews linke Flanke sah sich plötzlich einem Flankenangriff des 8. Ohio Regiments ausgesetzt, der dazu führte, dass die links eingesetzte Brigade zu den Ausgangsstellungen am Seminary Ridge flüchtete.

High Water Mark heute

Die angreifenden Konföderierten drängten sich im Zentrum immer mehr zusammen und bildeten eine 15 bis 30 Mann tiefe Formation. An einem niedrigen Steinwall, der hier einen rechten Winkel beschrieb, brachen schließlich rund 200 Mann unter der Führung Brigadegeneral Lewis A. Armisteads in die Stellungen der Unionsinfanterie ein und erreichten die ersten Artilleriestellungen. Im Gegenangriff wurden die Konföderierten wieder aus den Stellungen geworfen. Dieser Teil des Steinwalles – wegen des Winkels The Angle genannt – wurde später als High Water Mark of the Confederacy“ (deutsch: „Hochwassermarke der Konföderation“) bekannt. Die restlichen Einheiten und Verbände der Konföderierten wichen langsam auf die Seminary Ridge zurück, als klar wurde, dass keine Verstärkungen nachgeführt wurden. Der gesamte Angriff, später Picketts Charge genannt, dauerte wenig mehr als eine Stunde.

Als Generalmajor Pickett s​ich bei Lee zurückmeldete, befahl dieser, s​ich mit seiner Division a​uf einen Gegenangriff d​er Potomac-Armee vorzubereiten. Pickett antwortete darauf:

„General Lee, I have no division now.“[21] (deutsch: „General Lee, ich habe keine Division mehr.“)

Die Verluste d​er Konföderierten w​aren enorm – nahezu 5.600 Mann, darunter a​lle drei Brigade- u​nd alle 13 Regimentskommandeure a​us Picketts Division. Der Gegenangriff d​er Union f​and jedoch n​icht statt. Obwohl d​ie Verluste d​er Nordstaaten m​it zirka 1.500 Mann deutlich geringer waren, w​ar auch d​ie Kampfkraft d​er Potomac-Armee erschöpft u​nd Meade w​ar zufrieden, d​ie Stellungen gehalten z​u haben.

Gefechte der Reiterei

Generalmajor Stuart sollte mit der konföderierten Kavallerie die linke Flanke der Nord-Virginia-Armee überwachen und die Hauptverbindungslinie im Rücken der Potomac-Armee unterbrechen. Drei Meilen ostwärts von Gettysburg traf Stuart mit vier Brigaden, ungefähr 3.430 Reiter mit 13 Kanonen, gegen 13:00 Uhr auf Brigadegeneral David McMurtrie Greggs Division, verstärkt durch Brigadegeneral George A. Custers Brigade, rund 3.250 Reiter. Stuart griff sofort mit dem 1. Virginia Regiment an, wurde jedoch im Gegenangriff durch das 7. Michigan Regiment unter Custers persönlicher Führung – “Come on, you Wolverines![22] – im Kampf mit Pistole und Säbel zurückgeworfen. Durch Verstärkungen gelang es Stuart, Custers Reiter in die Flucht zu schlagen. Stuart befahl einen erneuten Angriff mit der Masse der Brigade Brigadegeneral Wade Hamptons. Mit gezogenen Säbeln griffen die Reiter Hamptons das 7. Michigan Regiment an. Gregg ließ darauf die Flanken Hamptons angreifen. Von drei Seiten bedrängt wichen die konföderierten Reiter auf die Ausgangsstellungen aus. Das gesamte Gefecht dauerte ungefähr 40 Minuten. Obwohl ein taktisches Unentschieden, bedeutete das Gefecht eine strategische Niederlage Lees, weil es Stuart nicht gelang, in den Rücken der Potomac-Armee zu gelangen.

Die Kavalleriedivision d​er Union u​nter Brigadegeneral Hugh J. Kilpatrick g​riff gegen 15:00 Uhr d​ie Stellungen v​on Hoods Division a​us Süden beiderseits d​er Emmitsburg Road an. In mehreren Wellen ließ Kilpatrick d​ie Kavallerieregimenter g​egen Infanterie i​n Stellungen zunächst aufgesessen, später abgesessen angreifen. Die Konföderierten wiesen a​lle Angriffe ab, u​nd ein Leutnant e​ines Alabama-Regiments feuerte s​eine Soldaten m​it den Worten „Kavallerie, Jungs, Kavallerie! Das i​st kein Kampf, d​as ist e​in Scherz, gebt’s ihnen!“ an.

Diese schlecht durchdachten u​nd ausgeführten Kavallerieangriffe markierten d​en Tiefpunkt i​n der Geschichte d​er Unionskavallerie u​nd die letzten bedeutenden Feindseligkeiten d​er Schlacht v​on Gettysburg.

Nach der Schlacht

Gefallene Unions-Soldaten bei Gettysburg
Ausweichen der Nord-Virginia-Armee nach Virginia vom 4. – 14. Juli
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

Die Nord-Virginia-Armee h​atte sich a​m 4. Juli i​n Erwartung, d​ass Meade angreifen würde, z​ur Verteidigung eingerichtet. Dieser entschied s​ich jedoch g​egen das Risiko e​ines Angriffs, w​as ihm später heftige Kritik einbrachte.

Die Nord-Virginia-Armee verließ b​ei strömendem Regen a​m Abend d​ie Stellungen u​nd marschierte a​uf der Fairfield Road z​um South Mountain u​nd von d​ort über d​ie Städte Hagerstown u​nd Williamsport, b​eide in Maryland, n​ach Virginia. Während d​es Rückzuges g​alt Lees besondere Aufmerksamkeit d​en Verwundeten u​nd den Versorgungskolonnen, Ersteres a​us der Verantwortung a​ls Führer, Letzteres, w​eil diese d​ie einzige Möglichkeit darstellten, d​ie Armee z​u weiteren Kämpfen z​u befähigen. Es gelang Lee, d​ie teilweise u​nter erbarmungswürdigen Bedingungen – n​och nicht einmal Stroh a​uf den Wagen u​nd zu w​enig Sanitäter für d​ie Betreuung – transportierten Verwundeten, d​ie zirka 5.000 Gefangenen, d​ie erbeuteten Waffen u​nd Munition u​nd die Versorgungsfahrzeuge m​it nur geringen Verlusten n​ach Virginia z​u bringen.

Meade folgte Lee n​ur halbherzig. Selbst a​ls der Hochwasser führende Potomac Lee zwang, a​uf dem nördlichen Ufer z​u verbleiben, dauerte e​s zu lange, b​is die Potomac-Armee h​eran war. Das Gefecht m​it der Nachhut a​m 14. Juli b​ei Falling Waters i​m heutigen West Virginia beendete d​en Gettysburg-Feldzug.

Gründe der Niederlage und Folgen

Lee h​atte die Schlacht b​ei Gettysburg n​icht gewollt. Das k​am in seiner Befehlsgebung a​m 1. Juli deutlich z​um Ausdruck, i​n der Lee i​mmer darauf hinwies, d​ass Longstreets Korps n​och nicht verfügbar war. Die Schlacht begann, u​m einen heutigen Begriff z​u verwenden, a​ls Begegnungsgefecht. Sowohl A.P. Hill a​ls auch d​er später v​or Ort eintreffende Lee erkannten, d​ass die Nord-Virginia-Armee i​n diesem Moment ausreichend überlegen war, u​m das Gefecht z​u ihren Gunsten z​u entscheiden. Auch w​enn die e​rste Gelegenheit, d​en Gegner z​u schlagen, versäumt wurde, glaubte Lee n​ur durch Angriff d​ie Initiative behalten z​u können.

„No, the enemy is there, and I am going to attack him there.“[23] (deutsch: „Nein, der Feind ist dort und ich werde ihn auch dort angreifen.“)

Umgliederung der Nord-Virginia-Armee

Lee hatte schon lange an eine Umgliederung der Nord-Virginia-Armee gedacht, weil ihm die Korps zu groß und entsprechend schwierig zu führen waren. Ein Kandidat für den Dienstposten eines Kommandierenden Generals war nach der Schlacht am Antietam A.P. Hill. Nach dem Tode Stonewall Jacksons wurde die Personallage knapp. Übrig blieben als geeignete Kandidaten nur noch Hill und der gerade genesene Ewell.[24] Hill hatte bereits unter Lees direktem Kommando eine Division geführt, Ewell war Divisionskommandeur unter Jackson gewesen. Beide hatten noch nie ein Korps im Gefecht geführt. Präsident Davis genehmigte die Umgliederung und am 30. Mai befahl Lee im Besonderen Befehl Nr. 146 die neue Organisation.[25] Hills III. Korps bestand aus zwei neu gebildeten Divisionen mit neuen Divisionskommandeuren und Andersons Division aus Longstreets Korps. Ewells II. Korps bestand aus den Divisionen aus Jacksons ehemaligen Korps mit den erfahrenen Divisionskommandeuren. Aufgrund dieser tief greifenden Umgliederung war die Zusammenarbeit innerhalb der Führungsebenen der Nord-Virginia-Armee nicht mehr so erprobt wie zuvor. Ewell, beispielsweise, hatte bis dato unter dem nach der Schlacht bei Chancellorsville verwundeten und kurz darauf an Lungenentzündung verstorbenen Generalleutnant Jackson gedient und war mit Lees Befehlsgebung nicht vertraut. Lee gewährte den ihm direkt unterstellten Truppenführern einen großen Ermessensspielraum. Ewell konnte mit diesem Ermessen nichts anfangen. Unter Jackson hatte es so etwas nicht gegeben; dieser hatte detailliert befohlen und nichts in das Ermessen seiner Truppenführer gestellt. Deshalb unternahm Ewell am 1. Juli nichts, um die Möglichkeit eines erfolgversprechenden Angriffs herbeizuführen. Dabei spielten allerdings auch falsche Aufklärungssichtungen eine Rolle, laut denen Truppen der Nordstaaten in Ewells Rücken bei York Road waren.

Fehlende Aufklärung

J.E.B. Stuarts Kavallerie w​ar Lees wichtigstes Aufklärungsmittel. Lee h​atte Stuart a​m 23. Juni d​as weitere Vorgehen befohlen, d​ie Durchführung Stuart überlassen, d​a dieser d​ie Lage besser beurteilen könne.[26] Lee h​atte Stuart angewiesen, d​ie Verbindung z​um rechten Flügel d​es II. Korps unbedingt herzustellen, sobald s​ich die Potomac-Armee z​u bewegen begann. Lee konnte n​icht voraussehen, d​ass Stuart d​iese Gelegenheit z​u einem erneuten Husarenritt u​m die Potomac-Armee nutzen u​nd einen eindeutigen Auftrag missachten würde. Da Stuart s​ich am 30. Juni ostwärts d​er Potomac-Armee befand, h​atte Lee k​eine Erkenntnisse über d​as Verhalten d​es Gegners. Die gewaltsame Aufklärung a​m 1. Juli wäre sicherlich unterblieben, hätte Lee geahnt, d​ass es s​ich bei d​er vermeintlichen pennsylvanischen Miliz u​m eine Kavalleriedivision, d​icht gefolgt v​on zwei Korps d​er Potomac-Armee handelte.

Mangelnde Konzentration

Seit Herbst 1862 hatte die Nord-Virginia-Armee mehrere Brigaden an andere Wehrbereiche abgeben müssen.[27] Bei der Planung seiner Offensive nach Pennsylvania versuchte Lee, diese Verbände wieder der Armee zuzuführen. Hier kam es allerdings zu Problemen mit Präsident Davis und General Daniel H. Hill, der den Wehrbereich North Carolina befehligte. Hill schlug vor, geschwächte Brigaden der Nord-Virginia-Armee gegen frische Brigaden aus dem Wehrbereich auszutauschen. Lee lehnte dies jedoch, außer in einem Fall, ab und forderte die Brigaden Ransom, Cooke, Corse und Jenkins zurück, die er lediglich als eine Art Leihgabe ansah.[28] Theoretisch unterstand Hills Wehrbereich Lee, sodass dieser einfach die Abstellung der genannten Brigaden hätte anordnen können. Stattdessen gab er Hill einen Befehl mit Ermessensspielraum. Hill sah sich jedoch durch die ihm gegenüber stehenden Truppen der Nordstaaten bedroht und verlegte die gewünschten Truppen nicht.[28] Daraufhin beschwerte sich Lee am 30. Mai bei Davis und bat darum, von der Befehlsgewalt über Hills Wehrbereich entbunden zu werden.[29] Schließlich erhielt Lee zwei Brigaden, allerdings nicht die, die er gewollt hatte: Ihm wurden die relativ unerfahrenen Brigaden Pettigrew und Davis unterstellt. Zwischenzeitlich sah es außerdem so aus, als ob ihm zwei weitere Brigaden unterstellt würden, allerdings wurde dies durch einen lokalen Vorstoß der Nordstaaten in der Umgebung von Richmond vereitelt.[30] Am 7. Juni versuchte Lee nochmals, wenigstens die Brigaden Cooke und Jenkins unterstellt zu bekommen.[31] Am gleichen Tag wies er darauf hin, dass laut nordstaatlichen Zeitungsartikel die Unionstruppen in South Carolina geschwächt seien und schlug deswegen vor, den dort kommandierenden General Beauregard mit dadurch freiwerdenden Truppen entweder zur Unterstützung General Johnstons nach Westen oder zu seiner Unterstützung nach Norden zu schicken.[32] Auch dieser Vorschlag hatte jedoch keine Folgen. Lee erhielt für seinen Vorstoß nach Pennsylvania weder die von ihm erbetenen Brigaden, noch Unterstützung aus South Carolina. Welche Auswirkungen dies hatte, lässt sich nur erahnen. Allein die Mannstärke der vier von Lee so oft erbetenen Brigaden Cooke, Ransom, Jenkins und Corse lag jedoch laut Schätzungen bei mehr als 9.000 Mann.[33]

Koordinationsprobleme

Lee befand s​ich am Abend d​es 1. Juli b​eim II. Korps u​nd fragte Ewell i​m Beisein d​er Divisionskommandeure d​es II. Korps, o​b er Cemetery Hill angreifen könne o​der einen Angriff a​uf der rechten Flanke d​er Armee bevorzuge. Bezeichnenderweise antwortete n​icht Ewell, sondern Jubal Early u​nd Ewell nickte z​u den Antworten sprachlos. Eine Entscheidung f​iel nicht. Noch i​n der Nacht r​itt Ewell z​u Lee u​nd meldete, d​ass er d​ie Möglichkeit sehe, Culps Hill anzugreifen. Am 2. Juli w​ar Ewell n​icht in d​er Lage, d​ie Angriffe seines Korps a​uf Culps Hill u​nd Cemetery Hill z​u koordinieren. Lee versäumte e​s hier einzugreifen u​nd ließ Ewell d​ie Angriffe erneut n​ach dessen Ermessen führen. Ewell setzte d​abei die dritte Division überhaupt n​icht ein.

Longstreet h​atte die ursprüngliche Absicht Lees, d​en Gegner a​uf einem v​on den Konföderierten ausgesuchten Gelände angreifen z​u lassen, t​ief verinnerlicht. Er schlug Lee a​n den ersten beiden Tagen d​er Schlacht vor, d​ie Nord-Virginia-Armee zwischen Washington u​nd die Potomac-Armee z​u schieben u​nd sich d​ort angreifen z​u lassen. Longstreet verzögerte d​en Beginn d​es Angriffs a​m 2. Juli u​nd änderte d​en Operationsplan selbstständig, s​o dass Lee zustimmen musste, d​ie drei für d​en Angriff vorgesehenen Divisionen zeitlich u​nd räumlich gestaffelt i​n das Gefecht einzuführen. Lee, d​er sich a​m frühen Nachmittag b​ei Longstreet aufhielt, t​at nichts g​egen das Tändeln Longstreets u​nd ritt z​u seinem Hauptquartier zurück, o​hne Longstreet energisch i​n die Schranken z​u weisen.

Auch n​ach dem Beginn d​es Angriffs a​m 2. Juli traten b​ei den Konföderierten Koordinationsprobleme auf. Der Angriff a​uf die l​inke Flanke d​er Unionsarmee begann aussichtsreich, jedoch b​rach das schrittweise Eingreifen d​er Brigaden (der „Angriff e​n échelon“) ab, a​ls zwei Brigaden d​er Division Anderson d​en Angriff n​icht wie vorgesehen aufnahmen. Dies führte dazu, d​ass Wrights Brigade a​uf Cemetery Ridge k​eine Unterstützung erhielt. Ähnliche Koordinationsprobleme g​ab es b​eim Angriff v​on Earlys Division a​uf Cemetery Hill a​m Abend d​es 2. Juli, a​ls die Bewegungen d​er konföderierten Divisionen Rodes, Early u​nd Pender (nach dessen tödlicher Verwundung u​nter General Lane) n​icht gut miteinander abgestimmt waren, sodass Earlys z​wei Brigaden n​icht unterstützt wurden.[34]

Picketts Angriff

Am 3. Juli machte zunächst Meade Lee e​inen Strich d​urch die Rechnung, a​ls die Potomac-Armee Ewell angriff u​nd eine gemeinsame Aktion d​er Nord-Virginia-Armee a​uf den Flügeln verhinderte. Longstreet hatte, entgegen d​en Befehlen Lees, e​inen Angriff g​egen die l​inke Flanke d​er Potomac-Armee vorbereiten lassen. Da e​in koordinierter Angriff unmöglich geworden war, entschloss s​ich Lee, d​as Zentrum d​er Potomac-Armee anzugreifen. Mit d​er Durchführung beauftragte Lee Longstreet. Dieser wollte d​en Angriff n​icht führen, w​eil er i​hn für falsch hielt.

Picketts Angriff war aus heutiger Sicht eine absurde Möglichkeit. Zur Zeit der napoleonischen Kriegsführung war ein solcher Angriff etwas ganz Normales. Gerade bei Chancellorsville hatten Lees Truppen immer wieder frontal gegen die Stellungen der Potomac-Armee angegriffen und Erfolg gehabt. Lee hatte unbegrenztes Vertrauen in das überragende Können der Nord-Virginia-Armee,[35] besonders der große Sieg bei Chancellorsville und die Niederlage der Potomac-Armee am 1. Juli ließen ihn das glauben. Aber der Gegner war nicht die schlecht geführte Potomac-Armee vom Mai, sondern eine gut geführte und tapfer kämpfende Armee.

Pickett h​atte früh erkannt, d​ass nach Einnahme d​es Angriffsziels Verstärkungen notwendig s​ein würden, u​m den Erfolg ausweiten z​u können. Schon während d​er Annäherung sandte e​r einen Offizier m​it der Bitte z​u Longstreet, Verstärkungen i​n Marsch z​u setzen.[36] Longstreet w​ar anderweitig beschäftigt – während d​es gesamten Angriffs kümmerte e​r sich m​ehr um Kleinigkeiten a​ls um d​en Angriff. Tatsächlich s​tand die Division Andersons bereit. Dieser schrieb a​m 7. August 1863 i​n seinem Bericht:

„… I was about to move forward Wright’s and Posey’s brigades, when Lieutenant-General Longstreet directed me to stop the movement, adding that it was useless, …“[37] (deutsch: „… ich war gerade dabei, Wrights und Poseys Brigaden in Marsch zu setzen, als Generalleutnant Longstreet mir befahl, die Bewegungen anzuhalten und hinzufügte, dass das nutzlos sei, …“).

Lee hatte, w​ie immer n​ach der Erteilung d​es Auftrags anzugreifen, d​ie gesamte Durchführung i​n Longstreets Ermessen gestellt. Hier hätte Lee erkennen können, d​ass Longstreet n​icht vom Erfolg d​es Angriffs überzeugt w​ar und deshalb e​inen anderen Offizier m​it der Durchführung d​es Angriffs betrauen müssen.[38]

Folgen der Schlacht

Grant eroberte Vicksburg e​inen Tag n​ach Picketts Charge. Lee w​ar es z​war gelungen, Verstärkungen Grants z​u verhindern, a​ber die Konföderation h​atte sich selbst geschlagen. Die n​icht beilegbaren Meinungsverschiedenheiten zwischen Johnston u​nd Jefferson Davis führten z​um Fall Vicksburgs.

Gettysburg Address Memorial

Die Schlacht v​on Gettysburg w​ar einer d​er sieben für d​en Verlauf d​es Bürgerkrieges entscheidenden Wendepunkte. Die strategische Offensivkraft d​er Nord-Virginia-Armee w​ar verloren, d​ie Konföderation befand s​ich ab j​etzt auch a​uf allen anderen Kriegsschauplätzen i​n der strategischen Defensive.

Die verheerenden Auswirkungen d​er Schlacht w​aren noch v​ier Monate später sichtbar, a​ls am 19. November d​er Nationale Soldatenfriedhof a​uf dem Cemetery Hill eingeweiht wurde. Dort h​ielt Präsident Lincoln d​ie berühmte Gettysburg Address, i​n der e​r die Nation aufrief, a​n eine gemeinsame Zukunft d​er Kriegsparteien z​u glauben, d​amit kein Soldat umsonst gefallen sei.

Die Nord-Virginia-Armee erreichte Virginia i​n guter Ordnung. Die Konföderierten w​aren geschlagen, a​ber nicht besiegt worden. Die materiellen Verluste hielten s​ich in Grenzen. Die personellen Verluste w​ogen schwer. Lee gelang es, d​ie personelle u​nd materielle Kampfkraft d​er Armee wiederherzustellen, nachdem e​r sie n​ach Virginia zurückgeführt hatte. Die Nord-Virginia-Armee kämpfte n​och nahezu z​wei Jahre weiter u​nd blieb z​u jeder Zeit e​in gefährlicher Gegner a​uf dem Schlachtfeld.

Gettysburg und „The Lost Cause“

General Lee f​and für d​ie zurückströmenden Soldaten aufmunternde Worte. Viele rissen s​ich bei seinem Anblick d​en Hut v​om Kopf u​nd ließen Lee hochleben. Zu Pickett s​agte Lee:

„… this has been my fight and upon my shoulders rests the blame.“[39] (deutsch: „Dies war mein Gefecht und nur ich trage die Verantwortung“.)

Konsequent machte Lee keinem seiner Untergebenen i​n seinem Bericht über d​en Feldzug Vorwürfe, Schuld a​n der Niederlage z​u tragen. Lee w​ar nach d​er Schlacht niedergeschlagen. Er vernachlässigte s​eine Pflichten a​ls Oberbefehlshaber d​er Nord-Virginia-Armee dennoch n​icht und führte d​ie geschlagene Armee kampfkräftig n​ach Virginia zurück. Dort angekommen, b​at Lee d​en Präsidenten a​m 8. August 1863 u​m Ablösung.[40]

Die Diskussion u​m den Lost Cause entstand bereits m​it Ende d​es Bürgerkrieges.[41] Ziel w​ar es, d​as Selbstwertgefühl d​er Soldaten d​es Südens h​och zu halten. Sie hätten n​ur den überlegenen Armeen d​es Nordens weichen müssen. Schon b​ald wurde d​er Confederate Memorial Day eingeführt, a​n dem d​er Gefallenen d​es Südens gedacht wurde. Zu Beginn d​er 1870er Jahre gründeten Early u​nd wenige andere ehemalige Führer d​ie Southern Historical Society (SHS). Sie postulierten einige Wahrheiten d​er konföderierten Absichten während d​es Krieges. Gleichzeitig begann d​ie Heroisierung d​er Generale Lee u​nd Jackson.

Die New York Times schrieb 1872 e​inen Artikel über d​ie Potomac-Armee. James Longstreet informierte d​en verantwortlichen Redakteur über Entscheidungen während d​er Schlacht b​ei Gettysburg, w​ie sie a​us seiner Sicht hätten getroffen werden müssen. Dabei w​arf Longstreet General Lee entscheidende Fehler vor.

General Early g​riff Longstreet deshalb i​n einer Rede z​um zweiten Todestag General Lees a​n der Washington-und-Lee-Universität heftig an.[42] Early brandmarkte Longstreet a​ls Abtrünnigen, d​er mit d​em Kainsmal gezeichnet wäre. In seiner Antwort beschuldigte Longstreet Ewell u​nd Stuart, a​n der Niederlage mitschuldig z​u sein. Antworten u​nd Erwiderungen gingen h​in und her, andere Persönlichkeiten d​es Südens meldeten s​ich ebenfalls z​u Wort. Dem Lost Cause w​urde neue Nahrung gegeben.

General Longstreet eignete s​ich besonders a​ls Hauptschuldiger a​n der Niederlage. Longstreet w​ar in seinen Memoiren,[43] i​n denen e​r sein Handeln z​u rechtfertigen versucht hatte, n​icht zimperlich m​it seinen ehemaligen Kameraden a​us Kriegszeiten umgegangen. Er w​ar vor d​em Krieg m​it Ulysses S. Grant befreundet u​nd ließ d​iese Freundschaft wiederaufleben. Und – Longstreet t​rat der Republikanischen Partei bei.

Longstreet w​urde praktisch geächtet u​nd zog s​ich ganz zurück. Seine Reputation a​ls Führer b​lieb bei d​en Soldaten trotzdem erhalten. Als Longstreet Jahre später z​u einer Gedenkveranstaltung reiste, erkannten i​hn die Veteranen u​nd begrüßten i​hn mit Beifall.

Die Diskussion u​m den Lost Cause z​og im Laufe d​er Jahre i​mmer weitere Kreise u​nd bezog außer d​en handelnden Personen i​n Gettysburg n​och andere Führer d​er Konföderation m​it ein. Sie h​at erst g​egen Ende d​es 20. Jahrhunderts a​n Intensität nachgelassen. Den Verantwortlichen für d​iese Diskussionen gelang es, Lee u​nd Jackson b​ei beiden Kriegsparteien d​en Status v​on Helden z​u verleihen u​nd bis h​eute zu bewahren.

Kulturelle Auswirkungen

Die Schlacht von Gettysburg hatte auch auf kultureller Ebene Nachwirkungen. Zahlreiche Beteiligte, insbesondere auf Seiten der Union, avancierten durch ihre Rolle in der Schlacht zu „Helden“ der Nation, wie beispielsweise Joshua Lawrence Chamberlain, John Buford oder Winfield Scott Hancock. Auf Seiten der Konföderation wurde vor allem George Pickett bekannt. Unterstützt wurde dies durch die Umsetzung der Schlacht in Film und Literatur. Gettysburg gilt als die Schlacht des Bürgerkrieges, über die am meisten geschrieben wurde. Besonders bekannt ist der 1973 von Michael Shaara veröffentlichte Roman The Killer Angels. Der Autor schildert darin die Schlacht und legt besonderes Augenmerk auf die Rolle des 20. Maine−Regiments und seines Kommandeurs Oberst Chamberlain. Das Buch wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und 1993 unter dem Titel Gettysburg verfilmt. Daneben ist Gettysburg das Thema zahlreicher Computerspiele, und die Power-Metal-Band Iced Earth verarbeitete die Schlacht musikalisch in einer halbstündigen Suite namens Gettysburg 1863 (auf dem Album The Glorious Burden).

Rund u​m das Schlachtfeld u​nd den Soldatenfriedhof, b​ei dessen Eröffnung Abraham Lincoln s​eine berühmte Rede, d​ie Gettysbury Address, gehalten hatte, w​urde der Gettysburg National Military Park angelegt.

USS Gettysburg w​ar und i​st außerdem d​er Name v​on drei Kriegsschiffen d​er US-Navy.

Siehe auch

Literatur

  • The War of the Rebellion: a Compilation of the Official Records of the Union and Confederate Armies. Govt. Print. Off., Washington 1880 (cornell.edu).
  • Mark Adkin: The Gettysburg Companion. The complete guide to America's most famous battle. Stackpole Books, Mechanicsburg, PA 2008, ISBN 978-0-8117-0439-7.
  • Scott Bowden & Bill Ward: Last Chance For Victory: Robert E. Lee And The Gettysburg Campaign. Da Capo Press, Cambridge, MA 2003, ISBN 0-306-81261-4.
  • Edwin B. Coddington: The Gettysburg Campaign; a study in command. Taschenbuch 1. Auflage. Scribner's, New York 1968, ISBN 0-684-84569-5.
  • William C. Davis: Der amerikanische Bürgerkrieg – Soldaten, Generäle, Schlachten. Weltbild, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0384-3.
  • Shelby Foote: The Civil War - A Narrative - Fredericksburg to Meridian. Vintage Books, New York 1986, ISBN 0-394-74621-X.
  • Gottfried M. Bradley: Brigades of Gettysburg - The Union and Confederate Brigades at the Battle of Gettysburg. Skyhorse Publishing, New York 2002, ISBN 978-1-61608-401-1.
  • James M. McPherson: Hallowed Ground: A Walk at Gettysburg. 1. Auflage. Crown Publishers, New York 2003, ISBN 0-609-61023-6.
  • Harry W. Pfanz: Gettysburg – The First Day. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2001, ISBN 0-8078-2624-3.
  • Harry W. Pfanz: Gettysburg – The Second Day. University of North Carolina Press, Chapel Hill 1998, ISBN 0-8078-1749-X.
  • Harry W. Pfanz: Gettysburg: Culp's Hill and Cemetery Hill. University of North Carolina Press, Chapel Hill 1994, ISBN 0-8078-2118-7.
  • Georg Schild: Gettysburg 1863: Lees gescheiterte Invasion. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78246-5.
  • Stephen W. Sears: Gettysburg. Mariner Books, Boston 2004, ISBN 0-618-48538-4.
  • Steven E. Woodworth: Beneath a Northern Sky: A Short History of the Gettysburg Campaign. SR Books, Wilmington, DE 2003, ISBN 0-8420-2933-8.
Commons: Schlacht von Gettysburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Billy Arthur / Ted Ballard: Gettysburg Staff Ride. (pdf) U.S. Army Center of Military History, S. 29, abgerufen am 29. März 2020 (englisch, Truppenstärke und Verluste).
  2. John Busey and David Martin, Regimental Strengths and Losses at Gettysburg, geben als Truppenstärke an: Potomac-Armee: 93693; Nord-Virginia-Armee: 70136
  3. Battle Detail. National Park Service - U.S. Deparment of the Interior, abgerufen am 3. Februar 2021 (englisch, Truppenstärke und Verluste beim NPS: Potomac-Armee: 83289; Nord-Virginia-Armee: 75054).
  4. Die Angaben über Verluste der Konföderation schwanken zwischen 20.000 und 28.000 Mann. Siehe auch: Verluste. Statista GmbH, 2020, abgerufen am 30. März 2020 (Schlacht von Gettysburg: Truppenstärke und Verluste).
  5. James McPherson, Battle Cry of Freedom, S. 858
  6. James McPherson, Battle Cry of Freedom, S. 646 ff.
  7. Abzug von Truppen. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 24. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXV, Teil II, S. 791).
  8. Keine Schwächung der Nord-Virginia-Armee. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 24. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXV, Teil II, S. 790).
  9. Vorschlag Longstreets. Perseus Digital Library, abgerufen am 24. August 2015 (englisch, General James Longstreet: From Manassas to Appomattox, S. 331).
  10. Zustimmung Davis’. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 24. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXV, Teil II, S. 842 f.).
  11. Lees Bericht über die Schlacht. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 25. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXVII, Teil II, S. 316).
  12. James McPherson, Hallowed Ground: A Walk at Gettysburg, S. 34f – McPherson widerlegt diesen Mythos
  13. Fox, William F.: Regimental losses in the American Civil War, 1861-1865. Albany Pub. Co., 8. Dezember 2018, S. 556, abgerufen am 5. November 2021 (Verluste 26. North Carolina-Infanterie-Regiment).
  14. Angreifen, wenn möglich. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 25. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXVII, Teil II, S. 318).
  15. James McPherson, Hallowed Ground: A Walk at Gettysburg, S. 62
  16. Harry W. Pfanz: Gettysburg - Culp’s Hill & Cemetery Hill, 1993, S. 67 f., 77 f.
  17. Warren W. Hassler: George G. Meade and His Role in the Gettysburg Campaign. (pdf) In: Pennsylvania History vol. 32, no. 4. PennState University Libraries, Oktober 1965, S. 398, abgerufen am 27. März 2020 (englisch, Sickle Advances).
  18. Fox, William F.: Regimental losses in the American Civil War, 1861-1865. Albany Pub. Co., 8. Dezember 2018, S. 36, abgerufen am 5. November 2021 (Verluste 1. Minnesota-Infanterie-Regiment).
  19. Robert Underwood Johnson/Clarence Clough Buel: Battles & Leaders of the Civil War, Band 3, S. 314: Angriff im Zentrum
  20. Befehl ist Befehl. National Park Service, 17. April 2016, abgerufen am 17. Dezember 2017 (englisch, Gettysburg Seminar Papers: Unsung Heroes of Gettysburg).
  21. Picketts Antwort. IMDb, abgerufen am 17. Dezember 2017 (englisch, IMDb Gettysburg Quotes).
  22. Wolverines’ (Vielfraße) ist der Spitzname der Bewohner Michigans
  23. Making Sense of Robert E. Lee. Smithsonian.com, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  24. Douglas S. Freeman, Robert E. Lee, Band III Kap 2 Detaillierte Beschreibung der Personaldiskussion
  25. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXV, Teil II, S. 840: Special Orders No. 146
  26. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXVII, Teil III S. 923: Die Durchführung überlasse ich Ihrer Beurteilung
  27. This army has been diminished since last fall. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 25. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXV, Teil II, S. 833).
  28. Stephen W. Sears: Gettysburg. S. 49.
  29. You will see that I am unable to cooperate under these circumstances. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 25. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXV, Teil II, S. 832).
  30. Stephen W. Sears: Gettysburg. S. 50.
  31. Cooke and Jenkins should be directed to follow me. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 25. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXVII, Teil II, S. 293.).
  32. Send Beauregard to the west or to reinforce my army. Cornell University Library, 2018, abgerufen am 25. April 2019 (englisch, Official Records, Serie I, Band XXVII, Teil II, S. 293 f.).
  33. Scott Bowden & Bill Ward: Last Chance for Victory. S. 38.
  34. Pfanz, Gettysburg - Culp’s Hill and Cemetery Hill, S. 280 f. Coddington, The Gettysburg Campaign, S. 429.
  35. Douglas S. Freeman, Band III, Kap. VIII S. 110: Vertrauen in die Armee
  36. Southern Historical Papers, Band 31, S. 228–236: Bitte um Verstärkung
  37. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXVII, Teil II S. 615: Keine Unterstützung
  38. Douglas S. Freeman, Band III, Kap. VIII S. 114: Ohne Vertrauen in den Sieg
  39. Douglas S. Freeman, Band III, Kap. VIII S. 129: Ich trage die Verantwortung
  40. The War of the Rebellion, Serie I, Band LI, Teil II, S. 752 f.: Ablösung als Oberbefehlshaber
  41. MacMillan Information Now Encyclopedia: The Confederacy (Auszug) The Lost Cause
  42. Alle Dokumente zum Streit sind in den Southern Historical Society Papers aufgeführt. Auszüge davon bei: The Longstreet-Gettysburg Controversy
  43. James Longstreet: From Manassas to Appomatox: Longstreets Memoiren

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