Schlächtenhaus
Schlächtenhaus ist seit dem 1. Januar 1975 ein Ortsteil der Gemeinde Steinen im baden-württembergischen Landkreis Lörrach. Das 7,53 Quadratkilometer umfassende Gemeindegebiet erstreckt sich nordöstlich von Steinen und verbindet über den Scheideckpass das Wiesental mit dem Kandertal.
Schlächtenhaus Gemeinde Steinen | |
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Höhe: | 394 m ü. NHN |
Fläche: | 7,53 km² |
Einwohner: | 524 (2017) |
Bevölkerungsdichte: | 70 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 79585 |
Vorwahl: | 07627 |
Schlächtenhaus innerhalb des Gemeindegebietes | |
Lage und Geografie
Die Gemarkung Schlächtenhaus gliedert sich in die Dorfsiedlung Schlächtenhaus (386 m ü. NN) und dem östlich benachbarten Hofen, das sich in flacher Hanglage etwas höher befindet (450 m ü. NN). Weiterhin gehören die Höfe Heuberg (438 m ü. NN) und Klosterhof (437 m ü. NN) sowie das Kloster Weitenau (350 m ü. NN) zur Gemarkung. Das Gemarkungsgebiet grenzt im Norden an Endenburg, im Osten an Weitenau und im Südwesten an Hägelberg, und ist damit fast vollständig von Gemeinden umschlossen, die ebenfalls zu Steinen gehören. Lediglich im Westen gibt es einen wenige Kilometer langen Grenzverlauf mit Kandern.
Schlächtenhaus liegt rund sechs Kilometer nördlich von Steinen und ist über die Landesstraße 135 erreichbar, die dem Steinen- und Klosterbach folgt. Die L 135 gabelt sich in Schlächtenhaus westwärts über den Scheideckpass nach Kandern und führt ostwärts nach Hofen und weiter nach Weitenau. An der Ostrampe des Scheideckpasses, knapp an der Gemarkungsgrenze auf dem Gebiet von Kandern, liegt der Platzhof,[1] der als Jugendherberge mit Reiterhof betrieben wird.
Geschichte
Die älteste urkundliche Erwähnung des zur Schlächtenhauser Gemarkung gehörenden Klosters Weitenau stammt von 1100.
Im Jahr 1344 wurde der Siedlung erstmals als „die im Tale“ erwähnt. Das Dorf Hofen wurde als „Hovin“ bezeichnet und der Heuberg als „auf dem Hovinberg“. Die vergleichsweise wenigen Nennungen lassen vermuten, dass die Orte erst nach dem Dreißigjährigen Krieg zu einem gewissen Wachstum gekommen sind. Der Name Schlächtenhaus geht auf ein ursprünglich ärmliches Anwesen, ein „schlechtes Haus“, zurück. Schlächtenhaus ist vermutlich eine ehemalige Ausbausiedlung.
Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte Schlächtenhaus zur Vogtei und der Landesherrschaft der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, 1503 den Markgrafen von Baden und war Teil der Landgrafschaft Sausenberg. 1809 ging es dem Amt Kandern und 1819 dem Amt Schopfheim über. Seit 1936/39 gehört es zum Landkreis Lörrach.
1890 wurde die Evangelische Kirche (Hofen) auf dem Hofener Buck im neugotischen Stil errichtet, die damit die ehemalige Klosterkirche Weitenau als Gotteshaus für Schlächtenhaus ablöste.
Spätestens seit dem 17. Jahrhundert, vermutlich bereits im Mittelalter, wurde in Schlächtenhaus Kupfererz abgebaut. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Grube wieder Objekt bergbaulicher Untersuchungen. Das 1.351.207 Quadratmeter große Feld wurde als „Grube Heidelwerk“ erschlossen. Obwohl die Proben ergaben, dass die Grube grundsätzlich rentabel wäre, kam es zu Unstimmigkeiten mit dem Betreiber und dem Badischen Bergbauamt. Mit dem Tod des Betreibers im Oktober 1937 kam der Betrieb zum Erliegen.[2]
Am 1. Januar 1975 wurde Schlächtenhaus im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg Teil der neu gebildeten Gemeinde Steinen.
Politik
Wappen
Blasonierung: „In Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlachtbeile“.[3] Das Wappen wurde von der Gemeinde 1895 angenommen. Die Schlachterbeile erinnern an ein Schlachthaus das das Klosters Weitenau versorgte. Es soll bis 1802 am Aubächle gestanden haben und mit solchen Beilen verziert gewesen sein.[4][5]
Ortschaftsrat
Schlächtenhaus verfügt über einen Ortschaftsrat, der von einem Ortsvorsteher angeführt und einer Stellvertretung unterstützt wird. Dem Rat gehören sieben Mitglieder an.[6] Sitz des Ortschaftsrates ist das Rathaus in Schlächtenhaus.
Bevölkerung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Auf einer Passhöhe zwischen Schlächtenhaus und Weitenau steht die zu Hofen gehörende Evangelische Kirche, die in den Jahren 1890 bis 1891 im neugotischen Stil errichtet wurde.
Im Jahr 1980 wurde der Vogelpark Steinen eröffnet. Auf einem Gelände von zehn Hektar zeigt der Park 300 Tierarten, insbesondere verschiedene Vogelarten.
Das ehemalige Kloster der Vogtei Weitenau wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts für Gottesdienste verwendet, bis es von der Evangelischen Kirche Hofen abgelöst wurde. Es wird seit 1971 nach einem Umbau von einer Fachklinik für Drogen- und Alkoholtherapie verwendet.
In Schlächtenhaus nutzen Vereine und Bevölkerung die Steinenberghalle als Versammlungs- und Veranstaltungsort. Dieser beinhaltet auch einen Feuerwehrkameradschaftsraum und beherbergt einen Jugendraum.
Die meisten örtlichen Vereine (Musik-, Gesang- und Frauenverein) verwenden teils offiziell, teils inoffiziell die Bezeichnung „Schlächtenhaus-Hofen“. Sie tragen damit dem Umstand Rechnung, dass die beiden Teile des Ortsteils Schlächtenhaus – was die Bevölkerung angeht – annähernd gleich groß sind.
Literatur
- Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Lörrach (Hrsg.): Der Landkreis Lörrach, Band II (Kandern bis Zell im Wiesental), Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X, S. 626–630
- Grube Heidelwerk bei Schlächtenhaus In: Helge Steen: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald, Books on Demand, 2004, ISBN 3-8334-1653-X, S. 433–435. Google Digitalisat – beschränkt einsehbar
Weblinks
Einzelnachweise
- Homepage des Platzhofes, aufgerufen am 15. Februar 2022
- Helge Steen: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald, S. 433–434.
- Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Südkurier GmbH, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0, S. 115.
- Siehe Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Südkurier GmbH, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0, S. 115. und Johann Baptist Kolb: Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden, Dritter Band, im Verlag der Gottlieb Braun, Karlsruhe 1816, S. 172 Google Digitalisat
- Das Schlachthaus war jedoch nicht namensgebend für den Ort.
- Gemeinde Steinen: Informationsbroschüre, S. 18.
- Gemeinde Steinen: Informationsbroschüre, S. 13.
- Bevölkerungsentwicklung: Schlächtenhaus, zuletzt aufgerufen am 23. Mai 2019
- Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Schlächtenhaus, zuletzt aufgerufen am 23. Mai 2019
- Religionszugehörigkeit: Schlächtenhaus, zuletzt aufgerufen am 23. Mai 2019