Satz von Meyers-Serrin

Der Satz v​on Meyers-Serrin o​der Satz v​on Meyers u​nd Serrin, benannt n​ach Norman George Meyers u​nd James Serrin, i​st ein Satz a​us der Theorie d​er partiellen Differentialgleichungen. Er besagt, d​ass die unendlich o​ft differenzierbaren Funktionen i​n Sobolev-Räumen d​icht liegen.[1]

Formulierung

Sei eine offene, nichtleere Teilmenge und seien und Zahlen. Dann liegt der Untervektorraum dicht im Raum Dabei bezeichnet den Sobolev-Raum.[2][3]

Hilfssätze

Es sei offen, zusammenhängend und beschränkt. Die auf Kurt Friedrichs zurückgehende (Friedrichssche) Glättungsfunktion (Mollifier) lautet

,

wobei die Konstante so gewählt werden soll, dass gilt:

.

Zudem setze

,

weshalb auch für sowie erfüllt sind. Das Faltungsintegral, die Abglättung von :

existiert dann und ist beliebig oft differenzierbar für .[4]

Satz 1

Sei . Jeder Funktion und jedem ordnen wir die regularisierte Funktion (Abglättung):

mit ,

zu. Dann ist die Abbildung linear von nach und es gilt:

.

Satz 2

Es gelten d​ie folgenden Aussagen:

  1. Für gilt:
    für .
  2. Für mit folgt:
    für .

Satz 3

Sei durch auf fortgesetzt. Für bezeichnet:

mit

die regularisierte Funktion der Klasse . Dann gilt für alle Multiindizes mit und alle die Identität:

mit .

Beweis

Wir wählen als offene Mengen mit mit:

sowie mit ,

so d​ass gilt:

.

Weiter sei eine dem Mengensystem untergeordnete Zerlegung der Eins, d. h., es seien:

und mit .

Zu vorgegebenem wählen wir nun , so dass sowie:

gemäß d​en Hilfssätzen (insbesondere l​aut des Satzes 1: d​er Vertauschung schwacher Ableitungen m​it der Abglättung n​ach Kurt Friedrichs) richtig ist. Nun gelten:

sowie

resp. zusammen mit der Wahl der :

.

Da ist, folgt auch .[5][6]

Bemerkungen

Es g​ilt folgende Inklusion:

.

Der Raum ist bezüglich der -Norm nicht abgeschlossen. Gemäß dem Satz von Meyers-Serrin können wir jedoch gerade als die Vervollständigung von unter dieser Sobolev-Norm auffassen. Die partiellen Ableitungen können als stetige Operatoren auf diesen Sobolev-Räumen zu den uns bekannten schwachen Ableitungen fortgesetzt werden.[6]

Bedeutung

  • In der älteren Theorie hatte man die Räume als die Abschlüsse von in definiert. Der Satz von Meyers-Serrin besagt, dass die H-Räume mit den W-Räumen zusammenfallen, was den kurzen Titel der unten angegebenen Originalarbeit erklärt.[1]
  • Die Definitionsbedingungen für Sobolev-Räume verwenden den Begriff der schwachen Ableitung, gewisse schwache Ableitungen müssen im Lp-Raum liegen. Indem man dieselben Bedingungen für den klassischen Ableitungsbegriff verwendet, kann man die Menge der -Funktionen konstruieren, die diese Bedingungen erfüllen, und dann vervollständigen. Der Satz von Meyers-Serrin sagt aus, dass man auf diese Weise dieselben Räume erhält; der Begriff der schwachen Ableitung lässt sich an dieser Stelle also vermeiden.
  • Es ist bemerkenswert, dass dieser Satz im Gegensatz zu anderen Dichtheitssätzen über Sobolev-Räume ohne zusätzliche Regularitätsvoraussetzungen an den Rand auskommt.

Literatur

  • Norman George Meyers, James Serrin (Department of Mathematics der University of Minnesota): H = W. In: Proc. N. A. S. Band 51, Nr. 6. New York 1. Juni 1964, S. 1055–1056 (pnas.org [PDF]).
  • Friedrich Sauvingy: Partielle Differentialgleichungen der Geometrie und Physik. Funktionalanalytische Lösungsmethoden. Band 2. Springer, Heidelberg 2005, ISBN 3-540-23107-2, Kap. X (Schwache Lösungen elliptischer Differentialgleichungen), § 1 (Sobolevräume), Sätze 1–3 (Friedrichs) sowie Satz 4 (Meyers-Serrin), S. 182–185 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Norman George Meyers, James Serrin: H = W. In: Proc. N. A. S. Band 51, Nr. 6. New York 1. Juni 1964, S. 1055–1056 (PDF).
  2. Giovanni Maria Troianiello: Elliptic differential equations and obstacle problem. Plenum Press, New York 1987, ISBN 0-306-42448-7, S. 48.
  3. Joseph Wloka: Partielle Differentialgleichungen. Teubner, Stuttgart 1982, ISBN 3-519-02225-7, Satz 3.5 für -Räume, S. 74/75.
  4. Steffen Fröhlich: Schwache Ableitungen und Sobolevräume. (PDF; 93 kB) Vorlesung 15 (SoSe 2009). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Einführung in die Funktionalanalysis. Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin, 14. Juni 2009, S. 1, archiviert vom Original am 1. Mai 2019; abgerufen am 27. Dezember 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.alt.mathematik.uni-mainz.de(zu glatten Funktionen: (PDF; 80 kB))
  5. Friedrich Sauvingy: Partielle Differentialgleichungen der Geometrie und Physik. Funktionalanalytische Lösungsmethoden. Band 2. Springer, Heidelberg 2005, ISBN 978-3-540-23107-3, Kap. X, § 1, Satz 4, S. 184 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Steffen Fröhlich: Der Satz von Meyers und Serrin. (PDF; 104 kB) Vorlesung 16 (SoSe 2009). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Einführung in die Funktionalanalysis. Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin, 9. Juni 2009, S. 4, ehemals im Original; abgerufen am 27. Dezember 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/page.mi.fu-berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
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