Dichte Teilmenge

Im mathematischen Fachgebiet Topologie i​st eine dichte Teilmenge e​ines metrischen o​der topologischen Raumes e​ine Teilmenge dieses Raumes m​it besonderen Eigenschaften. Der Begriff dichte Teilmenge w​ird in seiner allgemeinen Form i​n der Topologie definiert. Er w​ird auch i​n vielen anderen Teildisziplinen d​er Mathematik, e​twa der Analysis, d​er Funktionalanalysis u​nd der Numerik angewandt, z​um Beispiel b​ei der Approximation v​on stetigen Funktionen d​urch Polynome.

Man sagt von einer Teilmenge, sie liege dicht in einem metrischen Raum, wenn man jeden Punkt des Gesamtraums beliebig genau durch einen Punkt aus der Teilmenge approximieren kann. So bilden die rationalen Zahlen eine dichte Teilmenge in der Menge der reellen Zahlen . Das bedeutet, dass man irrationale Zahlen beliebig genau durch rationale Brüche beziehungsweise durch endliche Dezimalzahlen approximieren kann. Allgemeiner sagt man von einer Teilmenge , sie liege dicht in einem topologischen Raum , wenn jede Umgebung eines beliebigen Punktes aus immer auch ein Element aus enthält.

Definition in metrischen Räumen

Gegeben sei ein metrischer Raum (wie beispielsweise ein normierter Raum mit der Metrik ).

Dann heißt eine Menge dicht in , wenn eine der folgenden äquivalenten Aussagen zutrifft:

  • Zu jedem und jedem existiert ein Punkt , so dass ist.
  • Zu jedem und jedem existiert ein Punkt , so dass ist. Dabei bezeichnet die offene Kugel um mit Radius .
  • Zu jedem existiert eine Folge von Punkten aus , so dass ist.
  • Die abgeschlossene Hülle der Menge ist der ganze Raum, also .

Die o​bige Definition d​urch den Grenzwert e​iner Folge i​st so n​icht auf allgemeine topologische Räume übertragbar. Die Konvergenz v​on Folgen m​uss hierfür d​urch die Filterkonvergenz o​der die Konvergenz v​on Netzen verallgemeinert werden.

Beispiele

  • Die Menge der rationalen Zahlen liegt dicht in der Menge der reellen Zahlen .
  • Die Menge der irrationalen Zahlen liegt dicht in der Menge der reellen Zahlen .
  • Die Menge der Polynome liegt dicht in der Menge der stetigen Funktionen auf einem kompakten Intervall.
  • Die Menge der Testfunktionen liegt dicht in der Menge der Lebesgue-integrierbaren Funktionen.
  • Sei eine Teilmenge eines mittels normierten Raums . Bezeichnet man mit die abgeschlossene Hülle dieser Menge bezüglich der Norm , so liegt dicht in .
  • Die Menge der natürlichen Zahlen liegt nicht dicht in der Menge der rationalen Zahlen , sie ist sogar nirgends dicht in .
  • Die Cantor-Menge ist eine überabzählbare, abgeschlossene und nirgends dichte Teilmenge der reellen Zahlen.
  • Das Intervall liegt nicht dicht in den reellen Zahlen, ist aber auch nicht nirgends dicht, denn es liegt dicht in , was eine Umgebung der Null ist.
  • Der Raum der auf glatten Funktionen mit kompaktem Träger liegt dicht im Raum der quadratintegrierbaren Funktionen.

Definition in topologischen Räumen

Gegeben sei ein topologischer Raum . Dann ist eine Menge genau dann dicht (in ), wenn eine der folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt ist:

  • Der Abschluss von entspricht der Obermenge, es gilt also .
  • Die Menge schneidet jede nichtleere offene Menge, es ist also für alle .
  • Jede Umgebung in enthält einen Punkt aus .

Eine Menge heißt dicht in , wenn sie dicht bezüglich der Teilraumtopologie ist. Teils werden dann die in der Obermenge dichten Mengen auch überall dicht genannt.[1]

Eigenschaften

  • Inklusion: Ist dicht in und , so liegt auch dicht in .
  • Transitivität: Ist dicht in und dicht in , so liegt schon dicht in .
  • Erhaltung unter stetigen Abbildungen: Ist dicht in und eine stetige Abbildung, so liegt dicht in .

In der letzten Eigenschaft wird mit der Unterraumtopologie von versehen; der Begriff der dichten Teilmenge ist dann bezüglich dieser Unterraumtopologie zu verstehen.

Linear geordnete Mengen

Ein Spezialfall des topologischen Begriffes dicht ergibt sich durch die Anwendung auf geordnete Mengen. Eine Teilmenge einer streng totalgeordneten Menge heißt dicht (in ), wenn es zu allen und aus mit ein aus gibt, so dass . Dieser Spezialfall ergibt sich durch die Ordnungstopologie auf und wird dort näher erläutert.

Partiell geordnete Mengen

In partiell geordneten Mengen, die in der Forcing-Theorie verwendet werden, ist eine andere Topologie üblich. Für eine partiell geordnete Menge bilden die Mengen (für ) die Basis einer Topologie . Eine Menge genau dann dicht bezüglich , wenn es für jedes Element von ein Element gibt, welches erfüllt.

Weiterführende Begriffe

Nirgends dichte Mengen

Eine nirgends dichte Menge ist eine Teilmenge eines topologischen Raumes, bei der das Innere ihres Abschlusses leer ist. Es gilt also

.

Entgegen ihrem Namen sind nirgends dichte Mengen nicht das Gegenteil oder Komplement von dichten bzw. überall dichten Mengen. Genauer ist eine Menge genau dann nirgends dicht, wenn sie in keiner (nichtleeren) offenen Menge dicht ist. Somit sind dichte Mengen nie nirgends dicht, da sie immer in der offenen Menge dicht sind. Umgekehrt gibt es aber sowohl nicht dichte Mengen, die nirgends dicht sind (wie die ganzen Zahlen in ) als auch nicht dichte Mengen, die nicht nirgends dicht sind (wie das Intervall in .)

Separable und polnische Räume

Ein topologischer Raum heißt e​in separabler Raum, w​enn er e​ine abzählbare, dichte Menge enthält. Dies erleichtert häufig d​ie Beweisführung, s​omit sind separable Räume "leichter" z​u handhaben. Noch stärker i​st der Begriff d​es polnischen Raumes, d​ies ist e​in topologischer Raum, d​er eine abzählbare dichte Teilmenge enthält u​nd vollständig metrisierbar ist.

Literatur

  • Boto von Querenburg: Mengentheoretische Topologie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2001, ISBN 978-3-540-67790-1, doi:10.1007/978-3-642-56860-2.
  • Thorsten Camps, Stefan Kühling, Gerhard Rosenberger: Einführung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie (= Berliner Studienreihe zur Mathematik. Bd. 15). Heldermann, Lemgo 2006, ISBN 3-88538-115-X.
  • Dirk Werner: Funktionalanalysis. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg Dordrecht London New York 2011, ISBN 978-3-642-21016-7, doi:10.1007/978-3-642-21017-4.

Einzelnachweise

  1. M.I. Voitsekhovskii: Dense set. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopedia of Mathematics. Springer-Verlag und EMS Press, Berlin 2002, ISBN 978-1-55608-010-4 (englisch, online).
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