Sarahs Schlüssel
Sarahs Schlüssel ist ein französisch-britisches Kriegsdrama mit Kristin Scott Thomas und Mélusine Mayance in den Hauptrollen, Regie führte Gilles Paquet-Brenner. Das Drehbuch beruht auf dem gleichnamigen Roman (2006) der Schriftstellerin und Journalistin Tatiana de Rosnay.
Film | |
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Titel | Sarahs Schlüssel |
Originaltitel | Elle s’appelait Sarah (deutsch: Sie hieß Sarah) |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Englisch, Deutsch, Französisch |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Länge | 111 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12[1] JMK 12[2] |
Stab | |
Regie | Gilles Paquet-Brenner |
Drehbuch | Serge Joncour, Gilles Paquet-Brenner |
Produktion | Stéphane Marsil |
Musik | Max Richter |
Kamera | Pascal Ridao |
Schnitt | Hervé Schneid |
Besetzung | |
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Handlung
Der Film spielt abwechselnd in den Jahren 1942 und 2009. Er pendelt vor dem Hintergrund des Schicksals der Juden in dem von Deutschland besetzten Frankreich im Zweiten Weltkrieg (siehe auch Rafle du Vélodrome d’Hiver) zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die zehn Jahre alte Sarah wird am 16. Juli 1942 im Zuge der Judendeportationen mit ihren Eltern ins Wintervelodrom (Vélodrome d’Hiver) gebracht. Zuvor kann sie noch ihren Bruder Michel im Wandschrank des Schlafzimmers verstecken, indem sie ihn einschließt. Ihre Eltern werden nach Auschwitz deportiert. Sarah, die mit ihrer Freundin Rachel (die kurz darauf stirbt) dem Lager entkommen kann, findet Aufnahme auf dem Lande bei dem Ehepaar Dufaure, das sie wie ihre Enkelin aufzieht. Mit der Hilfe der beiden kann Sarah, die den Schlüssel zum Wandschrank immer bei sich trägt, nach Paris in die elterliche Wohnung zurück, um ihren Bruder aus dem Versteck zu holen. Dabei macht sie die grausige Entdeckung, dass Michel in seinem Versteck gestorben ist. Sarah gibt sich dafür die Schuld und ist zeitlebens in tiefer Trauer gefangen. Nach dem Krieg wandert sie in die USA aus, heiratet einen italienischstämmigen Amerikaner in Brooklyn und bekommt einen Sohn, William. Die Gewissensbisse wegen des toten Bruders und der Verlust ihrer im KZ umgekommenen Familie stürzen sie in Depressionen, und sie nimmt sich 1966 das Leben. Ihrem damals neunjährigen Sohn wird erzählt, dass sie einen Autounfall gehabt habe.
In dem anderen Handlungsstrang recherchiert die US-amerikanische Journalistin Julia Jarmond in Paris die Judendeportationen in Frankreich und die Kollaboration der französischen Bevölkerung. Sie stößt dabei auf die Geschichte von Sarah, denn ihre französischen Schwiegereltern (die Tezacs) wohnen in der ehemaligen Wohnung von Sarahs Eltern im Marais. Nach der Deportation der jüdischen Vorbesitzer war ihr Schwiegervater als Kind dort eingezogen, und die Wohnung fiel in den Besitz der Tezacs. Julias Mann, ein Architekt, will sie als gemeinsame Wohnung herrichten. Julia recherchiert Sarahs Geschichte und findet auch Sarahs Sohn in Italien, der aber von der Vergangenheit seiner Mutter nichts weiß und von dem, was die Journalistin ausgegraben hat, nichts wissen will. Sarah hatte von dessen erster Lebensminute an jede Verbindung ihres Sohnes mit dem Judentum vermieden, um ihn zu schützen. Schließlich bekommt William Julias Recherchen der Geschichte Sarahs aber von seinem sterbenden Vater bestätigt.
Julia selbst ist schwanger und lässt sich von ihrem Mann, der neben der fast erwachsenen Tochter Zoé kein zweites Kind will, beinahe zu einem Schwangerschaftsabbruch überreden, entscheidet sich jedoch in letzter Minute um. Sie trennt sich von ihm und zieht nach New York, wo sie eine Tochter bekommt. Der Film endet mit einem Treffen zwischen William und Julia in New York. William fragt das kleine Mädchen nach dem Namen und erhält zunächst die Antwort „Lucie“ – doch dies ist nur der Name des Kuscheltiers. Tatsächlich hat Julia ihre Tochter „Sarah“ genannt.
Kritiken
„Der Regisseur Gilles Paquet-Brenner erzählt unpathetisch in ruhigen ausdrucksstarken Bildern mit viel Gefühl. Zusammen mit dem großartig zurückhaltenden Spiel der beiden Protagonistinnen und der passenden musikalischen Untermalung wird eine Atmosphäre geschaffen, bei der man nicht anders kann, als mit Sarah und Julia mitzufühlen und zu fiebern“
„Bewegendes Drama mit Kristin Scott Thomas … trotz melodramatischer Mittel versinkt der Film weder in Künstlichkeit oder Rührseligkeit, was auch an der perfekten Performance liegt.“
„Kristin Scott Thomas liefert eine ihrer besten Leistungen.“
Auszeichnungen
Hauptdarstellerin Kristin Scott Thomas, die fließend Französisch spricht, gewann für ihre Rolle den Prix Lumières und war 2011 für den César als beste Hauptdarstellerin nominiert. Regisseur Gilles Paquet-Brenner erhielt auf dem Tokyo International Film Festival den Regie- und Publikumspreis.
Sonstiges
Der Film hatte beim Toronto International Film Festival am 16. September 2010 Premiere und kam im Oktober desselben Jahres in die französischen Kinos. Er lief 2011 in den Kinos der USA und in England unter dem Titel Sarah’s Key an. Im englischsprachigen Raum wurde er unter anderem von den Weinstein-Brüdern vertrieben.
Literatur
- Tatiana de Rosnay: Sarahs Schlüssel (Originaltitel: Sarah’s Key, übersetzt von Angelika Kaps). Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8333-5021-4 (= Bloomsbury K&J Taschenbuch, Band 5021).
- Tatiana de Rosnay: Sarahs Schlüssel. Mit Materialien für Lesekreise [Das Buch zum Film]. BVT Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8333-0548-1.
- Tatiana de Rosnay: Sarahs Schlüssel. Das Taschenhörbuch, gelesen von Maria Schrader. 5 CDs (387 Min.), Steinbach Sprechende Buecher, Schwäbisch Hall 2011, ISBN 978-3-86974-100-0.
Weblinks
- Sarahs Schlüssel in der Internet Movie Database (englisch)
- Website zum Film Sarahs Schlüssel
- Sarahs Schlüssel auf camino-film.de (Memento vom 7. November 2012 im Internet Archive)
- Gutachten der Deutschen Film- und Medienbewertung
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Sarahs Schlüssel. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Dezember 2011 (PDF; Prüfnummer: 129 980 K).
- Alterskennzeichnung für Sarahs Schlüssel. Jugendmedienkommission.
- Homepage der Deutschen Film- und Medienbewertung, abgerufen am 12. Dezember 2011.