Rudolf Karl von Freymann

Rudolf Karl Wilhelm v​on Freymann a.d.H. Nursie (* 14. April 1860 i​n Narva; † 11. Juli 1934 i​n Riga) w​ar ein baltischer Jurist, Landespolitiker u​nd kaiserlich-russischer Stallmeister.

Leben

Rudolf Karl entstammte dem Adelsgeschlecht Freymann (von Freymann aus dem Hause Nursie). Er besuchte ab 1871 das „Klassische Gymnasium“ in Warschau und legte 1879 seine Reifeprüfung ab. Er studierte an der Kaiserlichen Universität zu Dorpat (Imperatorskij Derptskij Universitet) Rechtswissenschaften und schloss dieses 1884 mit dem juristischen Staatsexamen ab, in dieser Zeit war er Mitglied in der Studentenvereinigung Corporation Livonia.[1] Seine Wehrpflicht leistete er bei der reitenden Gardeartillerie in Sankt Petersburg ab. Am 18. Juni 1884 wurde er im 4. Departement des Senats als Assistent angestellt und arbeitete ebenfalls in der Abteilung für Kodifikation beim Staatsrat. Es folgte die Ernennung zum Senatssekretär und 1888 eine Anstellung im Justizministerium. Hier nahm er mehrere Funktionen wahr, so war er Tischvorsteher[2], Redakteur und Amtsgehilfe. Am 19. Januar 1902 wurde er in die Bittschriftenkanzlei[3] des Zaren zum Gehilfen des Geschäftsführers der Kanzlei berufen, 1910 übernahm er dann selbst die Leitung dieser Kanzlei. Er wurde am 1. Januar 1914 zum Senator des Gerichtsdepartements des Senats ernannt. Ehrenamtlich war er Assessor des Sankt Petersburger evangelisch-lutherischen Konsistoriums und gab 1910 das evangelisch-lutherisches Kirchengesetz nebst Erläuterungen heraus. Am 6. Mai 1911 erhielt er die Amtsbezeichnung Stallmeister.

Nach d​er Oktoberrevolution 1917 w​ar er Eisenbahnarbeiter, danach nacheinander Angestellter d​er schwedischen Mission, d​er Deutschen Kommission für d​en Transport d​er Kriegsgefangenen, d​es Deutschen Generalkonsulats i​n Sankt Petersburg, Leiter d​es Baltischen Komitees, Mitglied d​es Verwaltungsrats u​nd Sekretär d​es Konsumvereins d​er in Sankt Petersburg lebenden Balten (Petrobaltik), Beamter d​er Reichskontrolle (Arbeiter u​nd Bauerninspektion), Zeichenlehrer u​nd Zeichner a​n einem Museum i​n Detskoje (früher Zarskoje) Selo. Danach w​urde er v​on 1922 b​is 1926 a​ls Berater d​er lettischen Gesandtschaft n​ach Moskau berufen. 1926 kehrte e​r nach Riga zurück u​nd war a​ls Rechtsanwalt i​n einer Anwaltssozietät tätig, gleichzeitig w​ar er Rechtsberater d​er italienischen Gesandtschaft. Am 11. Juli 1934 verstarb e​r in Riga u​nd wurde i​n der Familiengrabstätte i​n Wenden beigesetzt.

Werke

  • Svod Sakonow (Russisches Reichsgesetzbuch) Ausgabe 1887, übersetzt von Rudolf von Freymann. Reval 1901.
  • Herausgeber des Gesetzes für die Evangelisch-lutherische Kirche Russlands (Reval 1910)[4]
  • Die Bittschriftkanzlei S.M. des Kaisers von Russland, in: Baltische Monatsschrift 1929[5]

Auszeichnungen

Mitgliedschaften

  • Baltische Corporation Livonia Dorpat
  • Kaiserliche Musikalische Gesellschaft (Hauptdirektion)
  • Sankt Petersburger Sportsmänner Verein (Präsident)
  • Sankt Petersburger Reitverein (Vorstandsmitglied)
  • Zentralkomitee des Verbandes vom 17. Oktober (Vertreter der Deutschen Gruppe des Verbandes)

Herkunft und Familie

Rudolf Karl Wilhelm v​on Freymann stammte a​us dem Baltisch-schwedischen Adelsgeschlecht v​on Freymann (II. Linie, Haus Nursie). Er w​ar der Sohn Otto Woldemar Eduard v​on Freymanns (1828–1871) u​nd seiner Gattin Pauline Sophie Katharina von Stackelberg. Sein Bruder w​ar der russische Generalmajor Karl v​on Freymann (1861–1920). In erster Ehe w​ar Rudolf Karl a​b 1888 m​it Anna Eleonore Lanting (1854–1919) verheiratet. 1924 heiratete e​r in zweiter Ehe Gräfin Helene Scheremetzen (geborene Baronesse Meyendorff). Diese Ehe w​urde 1925 i​n Moskau geschieden. Aus d​er ersten Ehe erwuchsen d​ie Töchter Elisabeth (Lita) Pauline (* 25. Oktober 1888 i​n St. Petersburg), Nina (* 6. Juni 1891 i​n St. Petersburg) u​nd Irene (* 27. Juli 1896 i​n Papula b​ei Wyborg).

Einzelnachweise

  1. Korporatsioon „Livonia“ Porträt Rudolf v. Freymann
  2. Die russischen Kanzleien waren in „Tische“ (Geschäftsbereiche) untergliedert, je nach Art der Geschäftsvorfälle und Zahl der Sachbearbeiter. Der „Tischvorsteher“ war der Leiter eines „Tisches“. (StGB 1845 § 435.) In: Baltisches Rechtswörterbuch
  3. Die Bittschriftenkanzlei S. M. des Kaisers von Rußland, Von Rudolf von Freymann. In: Baltische Monatsschrift, 60. Jahrgang, 1929, Seite 516 ff
  4. Gesetz für die evangelisch-lutherische Kirche in Rußland vom 28. Dezember 1832. Hrsg. von Rudolf von Freymann. Reval 1901. Neudruck in: Quellenhefte zur ostdeutschen und osteuropäischen Kirchengeschichte Heft 1/2: Kirchenordnungen der Ev.-luth. Kirche in Russland. Hrsg. von Robert Stupperich. Ulm 1959.
  5. Baltische Monatsschrift 1929, Jg. 60, H. 1–7/8–12
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