Russischer Orden der Heiligen Anna
Der Kaiserlich-russische Orden der Heiligen Anna (russisch Орденъ Святой Анны/ Orden Swjatoi Anny) war ursprünglich als St.-Annen-Orden ein Hausorden und Verdienstorden der Dynastie Holstein-Gottorp, der in das russische Ordenssystem einverleibt wurde. Seit der Oktoberrevolution wurden der Orden und das Ehrenzeichen nicht mehr verliehen.
Geschichte
Der Orden wurde am 14. Februar 1735 von Herzog Karl Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorp zu Kiel gestiftet. Der Orden war als Andenken an die verstorbene Zaritza Anna gedacht und zu Ehren seiner eigenen Gemahlin Anna Petrowna, Tochter Peter I. gegründet. Ursprünglich hatte der Orden nur eine Klasse und durfte höchstens 15 Mitglieder haben. Die kinderlose Kaiserin Elisabeth I. ernannte 1743 den späteren Peter III., den Sohn des obigen Ehepaares, zum Zarewitsch, so dass der Großmeister des Annaordens nach Russland übersiedelte, während der Orden schleswig-holsteinisch verblieb.
Während der Regierung Katharina II. hatte der Orden überhaupt keine nationale Zugehörigkeit, da Peter III. auf die holsteinische Herzogswürde zugunsten einer anderen Linie des Geschlechts verzichtete, als Hausorden wurde er jedoch von Zarewitsch Paul (Paul I.) in nicht unbedeutenden Mengen verliehen. Im Jahre 1797 wurde dann der Annaorden von Paul I. als dreiklassiger Verdienstorden in das russische System aufgenommen. Die dritte Klasse war ein reiner Kriegsverdienstorden und wurde nur als Miniatur am Degenknauf getragen. Kaiser Alexander I. schuf 1815 eine vierte Klasse des Ordens, die am Degenknauf getragen wurde, so dass die 3. Klasse den Charakter einer Brustdekoration bekam.
Insignien
Das Insigne des Annaordens war ein rot emailliertes Tatzenkreuz mit goldener Einfassung (ab 1828, bis zu diesem Jahre behielt der Orden sein holsteinisches Aussehen mit farbigem rotem Glas statt Emaillierung). Im Mittelschilde des Averses befand sich das in Emaillemalerei ausgeführtes Bild der Heiligen Anna mit einem Kreuz in der Hand, im Revers zeigte das Mittenmedaillon die verschlungene Namenschiffre der Heiligen. Aus den Winkeln des Ordenskreuzes gingen goldene Flammen hervor. Der Orden konnte ab 1828 mit Krone verliehen werden (nur 1. und 2. Klasse); es war eine emaillierte russische Kaiserkrone, die über dem Kreuz hing.
1874 wurde die Auszeichnung mit Krone abgeschafft und gleichzeitig die mit Schwertern eingeführt. Die goldenen Schwerter waren den Flammen in den Kreuzwinkeln unterlegt. Der Annaorden 1. und 2. Klasse konnte auch mit Brillanten verliehen werden. Nichtchristen bekamen den Orden mit dem Zarenadler statt der Heiligenfigur im Mittenmedaillon des Kreuzes. Das Ordensband war rot mit beiderseitigen einfachen gelben Streifen. Das Großkreuz wurde an einer Schärpe von der linken Schulter zur rechten Hüfte, der Stern der 1. und 2. Klasse auf der rechten Brust getragen.
Der silberne Bruststern des Ordens war achtstrahlig, im Mittenmedaillon hatte er das Ordenskreuz, das von einem Band mit der verkürzten ursprünglichen Ordensdevise „Amantibus Iustitiam, Pietatem, Fidem“ (etwa: Denen, die Gerechtigkeit, Frömmigkeit und Glauben lieben) umgeben war. Bei Dekorationen mit Krone saß sie über dem Mittenmedaillon, bei denen mit Schwertern waren die gekreuzten Schwerter dem Mittenmedaillon unterlegt. Gleichzeitig mit der Übernahme des Annaordens in das russische System stiftete Paul I. das „Ehrenzeichen der Heiligen Anna“ („Знакъ отличия св. Анны“), eine kleine vergoldete Medaille mit dem Ordenskreuz in ihrer Mitte und der Verleihungsnummer im Revers, die für Unteroffiziere und Soldaten für 20 Jahre Dienst vorgesehen war.
Literatur
- Gustav Adolph Ackermann: Ordensbuch sämmtlicher in Europa blühender und erloschener Orden und Ehrenzeichen. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1855, S. 97–98.
- Arnhard Graf Klenau: Europäische Orden ab 1700. Katalog. Ohne Deutschland. Klenau, Fridingen 1978, ISBN 3-921566-05-3.
- Иван Г. Спасский: Иностранные и русский ордена до 1917 года. Государственный Эрмитаж, Ленинград 1963.