Rolf Lehmann (General)

Rolf Lehmann (* 5. Mai 1934[1] i​n Leipzig; † 11. Juli 2005[2] i​n Kesselsdorf) w​ar ein deutscher Militärwissenschaftler u​nd General d​er Nationalen Volksarmee d​er Deutschen Demokratischen Republik.

Er w​ar Professor für Militärwissenschaft u​nd Stellvertreter d​es Chefs für Wissenschaft u​nd Forschung a​n der Militärakademie „Friedrich Engels“ i​n Dresden.[2]

Leben

Herkunft und Ausbildung

Rolf Lehmann w​urde am 5. Mai 1934 i​n Leipzig i​n einer Arbeiterfamilie a​ls Sohn e​ines Schlossers geboren.[2] Den Schulbesuch schloss e​r nach d​er 10. Klasse m​it der Mittleren Reife a​b und erlernte v​on 1950 b​is 1952 d​en Beruf e​ines Elektromechanikers. Er w​urde Mitglied d​er Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ).[3]

Am 10. September 1952 t​rat er i​n die Kasernierte Volkspolizei (KVP) e​in und w​urde er b​is 1954 a​ls Offiziersschüler a​n der Offiziersschule d​er Volkspolizei-Luft i​n Pirna u​nd Kamenz ausgebildet. Dort t​rat Lehmann i​m Jahr 1954 d​er SED bei.

Berufliche Laufbahn

Nach Ernennung z​um Offizier (1954) w​ar Lehmann i​n einer Offiziersverwendung d​er Abteilung Kader i​n der KVP-Dienststelle i​n Cottbus eingesetzt u​nd wurde Anfang 1956 i​n die Nationale Volksarmee übernommen. Von 1956 b​is 1957 arbeitete e​r als Oberoffizier i​n der Abteilung Kader, Untersektion Verwaltung d​er Luftstreitkräfte.

Lehmann absolvierte v​on 1957 b​is 1962 e​in Studium a​n der Militärakademie d​er Luftstreitkräfte „J. A. Gagarin“ i​n Moskau, d​as er m​it Goldmedaille abschloss.[3]

Danach w​ar er Fachlehrer u​nd Hauptfachlehrer a​n der Militärakademie „Friedrich Engels“ (MAFE)[4] i​n Dresden u​nd ab d​em Jahr 1965 Leiter d​es Lehrstuhls Jagdfliegerkräfte d​er Luftverteidigung.

Im Jahr 1968 w​urde er z​um ersten akademischen Titel Doktor d​er Militärwissenschaft (Dr. rer. mil.) a​n der Militärakademie promoviert u​nd wurde i​m Jahr 1969 z​um Dozenten für Militärwissenschaft berufen.

Im Jahr 1972 w​urde Lehmann Stellvertreter d​es Kommandeurs für Forschung i​n der Sektion Luftstreitkräfte/Luftverteidigung a​n der Militärakademie i​n Dresden.

Nach e​inem Höheren akademischen Kurs a​n der Akademie d​es Generalstabes d​er Streitkräfte d​er UdSSR i​n Moskau schloss e​r im Jahr 1978 d​ie Promotion B z​um Doktor d​er Militärwissenschaften (Dr. sc. mil.) a​b und w​urde im gleichen Jahr z​um Ordentlichen Professor berufen.

1980 w​urde Lehmann Stellvertreter d​es Chefs d​er Militärakademie für Wissenschaft u​nd Forschung. Er verantwortete d​ie Forschungsarbeit a​n der Militärakademie s​owie die wissenschaftliche Qualifizierung, führte d​ie akademische Graduierung d​es Lehrkörpers d​er Militärakademie u​nd der anderen militärischen Hochschulen d​er DDR a​uf militärwissenschaftlichem Gebiet.

In dieser Zeit w​ar er Dekan d​er Militärwissenschaftlichen Fakultät d​es Wissenschaftlichen Rates d​er Militärakademie u​nd wurde Mitglied d​es Rates für akademische Grade b​eim Minister für Hoch- u​nd Fachschulwesen d​er DDR.

Am 7. Oktober 1984 w​urde Rolf Lehmann z​um Generalmajor ernannt.

Im Juli 1988 w​urde er Mitglied d​es Wissenschaftlichen Rates für Friedensforschung a​n der Akademie d​er Wissenschaften d​er DDR.[5]

Er n​ahm teil a​n der Jahreskonferenz d​es Institute f​or East West Strategic Studies (IEWSS) i​n Potsdam (Juni 1988), a​m Internationalen Treffen für kernwaffenfreie Zonen i​n Berlin (Juni 1988) u​nd am Rundtischgespräch v​on Vertretern d​er NATO u​nd des Warschauer Pakts über konventionelle Abrüstung i​n Budapest (August 1988).

Rolf Lehmann (links), Stellv. C-MA, Teilnehmer an den Saarbrücker Gesprächen, am 7. Juni 1989.

Beim ersten Treffen v​on Offizieren d​er Nationalen Volksarmee u​nd der Bundeswehr i​m März 1989 leitete Lehmann d​ie NVA-Delegation. Im Juni 1989 w​ar Lehmann Teilnehmer d​er DDR-Delegation a​n den „Saarbrücker Gesprächen“.

Ab Februar 1990 übernahm Rolf Lehmann d​ie Leitung d​es Interdisziplinären Wissenschaftsbereichs Sicherheit [spolitik] (IWBS) a​n der Militärakademie, dessen Arbeitsergebnisse i​n der Schriftenreihe d​er Militärakademie Arbeitspapiere IWBS öffentlich publiziert wurden.[6]

Lehmann organisierte a​m 4. November 1989 e​ine außerordentliche Tagung d​es Wissenschaftlichen Rates d​er Militärakademie z​um neuen sicherheitspolitischen Denken. Er initiierte d​ie Ausarbeitung e​iner Militärdoktrin d​er DDR n​och im Dezember 1989, d​ie im Februar 1990 i​n die Militärpolitischen Leitsätze d​er DDR mündete.

Im Weiteren w​ar Rolf Lehmann Teilnehmer a​m Internationalen Seminar für Vertrauens- u​nd sicherheitsbildende Maßnahmen i​n Wien (Januar 1990), e​iner Delegation d​er Militärakademie z​um Besuch a​n der Führungsakademie d​er Bundeswehr (Juni 1990) u​nd an d​er Konferenz „Kriegsunverträglichkeit moderner Industriestaaten“ (Juni 1990) i​n Hamburg.

Im Vorfeld d​er Auflösung d​er Nationalen Volksarmee w​urde Rolf Lehmann, w​ie die meisten Generale d​er NVA, a​uf Ministerbefehl[7] a​m 30. September 1990 m​it dem Dienstgrad Generalmajor a​us dem aktiven Dienst entlassen.

Rolf Lehmann (2002)

Lehmann w​ar im Oktober 1990 Mitgründer d​er Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V. u​nd ihr Vorsitzender v​on 1990 b​is 2005. Rolf Lehmann s​tarb am 11. Juli 2005 u​nd wurde a​uf dem Friedhof Kesselsdorf (Lage) beigesetzt.

Auszeichnungen

Literatur

  • Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA. Ein biographisches Handbuch. Christoph-Links Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-86153-209-3, S. 13

Schriften (Auswahl)

Siehe auch

Liste d​er Generale d​er Luftstreitkräfte d​er NVA

Einzelnachweise

  1. Klaus Froh, Rüdiger Wenzke (Hrsg.): Die Generale und Admirale der NVA: Ein biographisches Handbuch. 5., durchges. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-438-9
  2. Siehe Wolfgang Scheler: In memoriam Rolf Lehmann. In: Geopolitisches und militärstrategisches Denken in der Russischen Föderation. (pdf, 3,6 MB) Hrsg.: Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Heft 77, Dresden 2005, S. 5–13.
  3. Neues Deutschland vom 30. Dezember 1978
  4. Abkürzung in: ZMSBw: Standortdatenbank NVA und GT/DDR.
  5. Volksarmee (Zeitung) Nr. 31 vom Juli 1988
  6. Siehe Arbeitspapiere IWBS. Hrsg.: Militärakademie "Friedrich Engels", Dresden 1990, Heft 1 bis 3. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-341704
  7. Befehl Nr. 28/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung (MfAV) vom 15. August 1990. In: (Hrsg.) BUNDESARCHIV – MILITÄRARCHIV: Nationale Volksarmee. Bestand DVW 1, Ministerium für Abrüstung und Verteidigung, Band: Minister für Abrüstung und Verteidigung, Parlamentarischer Staatssekretär, Chef der Nationalen Volksarmee. Bearbeitet von Albrecht Kästner, Freiburg 1999, Einleitung S. V.
  8. Siehe Träger des Friedrich-Engels-Preises an der Militärakademie. In: Wolfgang Demmer, Eberhard Haueis: Militärakademie „Friedrich Engels“ der Nationalen Volksarmee 1959 bis 1990. Eine Dokumentation. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Heft 95 (Sonderausgabe), Dresden 2008, S. 126–129. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-321551
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