Robert Strausz-Hupé
Robert Strausz-Hupé (* 25. März 1903 in Wien; † 24. Februar 2002 in Newtown Square, Pennsylvania) war ein US-amerikanischer Diplomat und Theoretiker der Geopolitik. Er war Botschafter der Vereinigten Staaten in Sri Lanka, Belgien, Schweden, bei der NATO und in der Türkei sowie Gründer des außenpolitischen Forschungsinstituts der Universität von Pennsylvania.[1]
Leben
Strausz-Hupé, dessen Wiener Kindheit noch in der Habsburgermonarchie lag, wanderte 1923 in die Vereinigten Staaten aus, wo er später als Finanzberater arbeitete. 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland, begann er in den USA über „den kommenden Krieg“ zu schreiben und Vorträge zu halten. Nach einem solchen Vortrag an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia stellte ihn die Hochschule als Mitarbeiter an,[2] seit 1946 als Associate professor für Politikwissenschaft. 1955 gründete er, zusammen mit Henry Kissinger und anderen,[3] das Foreign Policy Research Institute (FPRI) und 1957 publizierte er die erste Ausgabe von Orbis, der Vierteljahresschrift des Instituts.
Strausz-Hupé war 1964 außenpolitischer Berater des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater und 1968 in derselben Funktion für Richard Nixon aktiv. Nixon ernannte ihn 1969 zum US-Botschafter in Sri Lanka. Danach diente er als Botschafter in Belgien (1972–74), Schweden (1974–76), bei der NATO (1976–77) und in der Türkei (1981–89). Als er 1989 als Botschafter in den Ruhestand ging, kehrte er als Distinguished Diplomat-in-Residence und Ehrenpräsident an das FPRI zurück.
Laut Friedrich W. Korkisch war Strausz-Hupé einer der bedeutendsten Geopolitiker der USA, zu seinen Schülern gehörten Melvin R. Laird und Robert F. Kennedy. Er sagte 1956 den Niedergang der Sowjetunion voraus, weil diese keine neue Weltordnung schaffen könne und sich daher ideologisch verbrauche, der Kommunismus als „Religion des Anti-Christen“ habe nicht genügend Substanz. Den USA fehle jedoch eine Zukunftsvision, und sie seien in Gefahr, sich mit den Investitionen für eine demokratische Welt zu verausgaben. Die USA sollten daher eine neue Weltordnung (im Rahmen eines „American Empire“, das er 1942 kommen sah) durch Schwächung der Nationalstaaten schaffen. Die Welt benötige eine kontrollierende Kernmacht und das seien die USA.[3]
Schriften (Auswahl)
- In my time. 2. Auflage, Transaction Publishers, New Brunswick 1996, ISBN 1560-00853-9 (Erste Auflage: W.W. Norton, New York 1965).
- Geopolitics. The struggle for space and power. 2. Auflage, Arno Press, New York 1972, ISBN 0405-04601-X (Erste Auflage: G.P. Putnam's sons, New York 1942).
- Power and community. Praeger, New York 1956.
- The balance of tomorrow. G. P. Putnam's sons, New York 1945.
- Axis America. Hitler plans our future. G.P. Putnam's Sons, New York 1941.
Weblinks
- Robert Strausz-Hupé. Founder of FPRI, Foreign Policy Research Institute (FPRI).
- Paul Lewis: Robert Strausz-Hupé, Envoy And Cold-War Stalwart, 98. In: The New York Times, 26. Februar 2002.
- Robert Strausz-Hupé (1903–2002), Office of the Historian, Foreign Service Institute, United States Department of State.
Einzelnachweise
- Biografische Daten beruhen, wenn nicht anders belegt, auf Paul Lewis: Robert Strausz-Hupé, Envoy And Cold-War Stalwart, 98. In: The New York Times, 26. Februar 2002.
- Robert Strausz-Hupé. Founder of FPRI, Foreign Policy Research Institute (FPRI).
- Friedrich W. Korkisch: Globale Strategie: Die Geopolitik der USA. Auswirkungen auf Politik und Strategie - von der Western Reserve über den Panamakanal zur Gegenküste und Energiepolitik (Teil 3). In: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 6/2010.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Andrew V. Corry | US-Botschafter in Sri Lanka 3. Mai 1970–12. Dezember 1971 | Christopher Van Hollen |
John Eisenhower | US-Botschafter in Belgien 15. Februar 1972–22. Mai 1974 | Leonard Firestone |
Arthur J. Olsen | US-Botschafter in Schweden 29. Mai 1974–3. März 1976 | David S. Smith |
James W. Spain | US-Botschafter in der Türkei 7. September 1981–18. Mai 1989 | Morton I. Abramowitz |