Robert Kramreiter

Robert Kramreiter (* 18. September 1905 i​n Wien; † 20. April 1965 i​n Mariazell) w​ar ein österreichischer Architekt.

Leben

Kramreiters Vater stammte a​us Regelsbrunn a.d.Donau u​nd seine Mutter a​us Mähren. Nach d​er Mittelschule lernte e​r den Beruf d​es Maurers u​nd war a​uch als Zimmermann tätig.

Nach d​em Besuch e​iner Baufachschule u​nd Praktika b​ei bekannten Wiener Architekten m​it Wettbewerbserfolgen w​urde Kramreiter Architektur-Meisterschüler b​ei Peter Behrens a​n der Akademie d​er bildenden Künste Wien. 1928 diplomierte Kramreiter u​nd erhielt d​as österreichische Staatsreisestipendium, d​en Rompreis.

Erst widmete s​ich Kramreiter vornehmlich d​em Industriebau u​nd Ausstellungsbauwesen. In Düsseldorf u​nd Berlin arbeitete e​r an großen Ausstellungsbauten. Ende 1928 folgte Kramreiter e​iner Einladung v​on Dominikus Böhm n​ach Köln. In d​er Abteilung für kirchliche Kunst a​n den Kölner Werkschulen führte Böhm e​in eigenes Architekturbüro. Böhm beschäftigte s​ich vor a​llem mit d​em modernen Kirchenbau u​nd Kramreiter w​urde dort s​ein Assistent.

1933 machte s​ich Kramreiter i​n Wien selbstständig u​nd blieb d​ort bis 1937. Im Jahr 1934 ehelichte e​r Josepha Nüttgen, e​in Jahr später k​am sein erstes Kind, Ingeborg Maria, i​n Wien z​ur Welt. Seine e​rste in Wien i​n Angriff genommene Arbeit w​ar die Teilnahme a​m Wettbewerb für d​ie Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche i​n Wien XV. Sein Entwurf gelangte gleichzeitig m​it jenem v​on Clemens Holzmeister i​n die engste Wahl; schließlich w​urde aber Holzmeister d​er Vorzug gegeben. Durch d​ie damit verbundene Aufmerksamkeit d​er Presse u​nd der kirchlichen Behörden erhielt Kramreiter 1933 d​en Auftrag z​ur Erbauung e​iner kleinen Dorfkirche i​n Kledering b​ei Schwechat. Danach b​aute Kramreiter diverse Kirchen i​n Wien u​nd Niederösterreich, w​obei er intensiv m​it Pius Parsch zusammenarbeitete. Die Berufung z​um ordentlichen Professor für d​ie bautechnischen Fächer a​n der Staatsgewerbeschule i​n Wien I. erhielt e​r 1937.

1938 arbeitete Kramreiter i​n Spanien u​nd verlegte 1941 a​uch seinen Wohnsitz dorthin. 1939 w​urde sein erster Sohn, d​er spätere Fotograf Pedro Kramreiter u​nd 1943 s​ein zweiter Sohn Tomás, d​er später e​ine Laufbahn a​ls Pianist einschlug, i​n Madrid geboren. Während dieser Zeit entstanden zahlreiche Kirchen-, Schul-, Hotel-, Fabriks- u​nd Hausbauten.

1950 n​ach Wien zurückgekehrt, plante u​nd verwirklichte e​r weitere Kirchen-, Schul- u​nd Klosterbauten. 1951 w​urde er wieder Präsident d​er Österreichischen Gesellschaft für christliche Kunst.

Am 20. April 1965 s​tarb Robert Kramreiter-Klein i​m Wallfahrtsort Mariazell. Er w​urde am Sieveringer Friedhof bestattet.[1]

Ehrungen und Auszeichnungen

Kramreiterweg in Floridsdorf

1957 erhielt e​r das Komturkreuz d​es Gregoriusordens d​urch Papst Pius XII. u​nd wurde i​n den Ritterorden v​om Heiligen Grab z​u Jerusalem investiert. 1961 w​urde er m​it dem spanischen Orden Comendador d​e la Orden d​el Mérito Civil geehrt. Weiters w​urde ihm 1961 d​er Titel Baurat honoris causa d​urch den österreichischen Bundespräsidenten s​owie die Goldene Ehrenmedaille d​es Künstlerhauses d​urch die Gesellschaft bildender Künstler verliehen.

Im 21. Wiener Gemeindebezirk, Floridsdorf, wurden 1972 d​ie Kramreitergasse u​nd 1997 d​er Kramreiterweg n​ach ihm benannt. Im Scharndorfer Ortsteil Regelsbrunn (Bez. Bruck a. d. Leitha) i​st er Namensgeber für d​en Prof.-Robert-Kramreiter-Ring.

Werke

  • 1928: mit Walter Pind: Feuerwehrhaus Fischamend-Dorf
  • 1933: Erweiterungsbau: Pfarrkirche Dreimal Wunderbare Muttergottes, Wien X
  • 1933: Neubau: Pfarrkirche Kledering, Niederösterreich
  • 1933/34: mit Josef Hoffmann: Österreichischer Pavillon, auch White Cube, der Biennale di Venezia
  • 1933/35: mit Leo Schmoll: Neubau Pfarrkirche Königin des Friedens, Wien X
  • 1934: Bau der österreichischen Abteilung auf der Mostra d’arte Sacra in Rom
  • 1935: Neubau: Ortskirche Engelbertkirche Hohe Wand, Niederösterreich
  • 1935: Bau der österr. Abt. für christl. Kunst auf der internat. Ausstellung in Budapest
  • 1935: Ausstellungsarbeiten in Berlin und Düsseldorf
  • 1936: Neubau: Pfarrkirche Edlach, Niederösterreich
  • 1936: Umbau: St.-Gertrud-Kirche, Klosterneuburg
  • 1936: Neubau: Filialkirche Ortmann in Neusiedl südlich Pernitz, Niederösterreich
  • 1937: Pfarrkirche Bruckhaufen, Wien-Floridsdorf
  • 1937: Bau des St. Leopold-Altares in der Stiftskirche Klosterneuburg zum 800jähr. Jubiläum
  • 1937: Neubau: Katholische Pfarrkirche Floridsdorf
  • 1937: Neubau: Hotel in Dunalmás in Ungarn
  • 1937: Auftrag zum Bau des österr. Nationaldenkmals in Wien-Schönbrunn, Fasangarten, durch den österreichischen Bundeskanzler
  • 1938: Werke auf der Internationalen Ausstellung in Vitoria, Spanien; Einladung, am Aufbau der in dem letzten Bürgerkrieg zerstörten Heiligtümer mitzuarbeiten.
  • 1938/1939: Eigenes Wohnhaus in Wien 19
  • 1938/1939: Pfarrkirche Edlach an der Rax
  • 1939: Erweiterungsbau: Krypta in Großweikersdorf, Niederösterreich
  • 1939–1950: Bauten in Spanien
    • Kirche in San Román de Villa (Oviedo) 1944
    • Schulbauten in Madrid, Valencia, Cádiz
    • Deutsches Kulturinstitut in Madrid
    • Große Radiofabrik in Madrid
    • Werkstättengebäude für die AEG in Madrid
    • Druckereimaschinenfabrik in Madrid
    • Rundfunkfabrik in Getafe
    • Industrieanlage der Spanischen Siemens Indústria S.A. in Cornellá
    • Herrenhäuser in Madrid, Navacerrada, Escorial, Cornellá usw.
    • Deutsche Botschaft in Madrid (1940–45)
    • Architekt der Spanischen Siemens und Telefunken S.A. (1945–50)
    • Metallgussfabrik Fénix in Cornellá
    • Druckereimaschinenfabrik Neufville in Barcelona
  • 1953: Erweiterungsbau: St.-Jakob-Kirche (Penzing)
  • 1953: Neubau: Pfarrkirche Liesing
  • 1954: Seminarbau beim Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Mattersburg in Mattersburg, Burgenland
  • 1955: Neubau: Ortskirche Scheiblingstein, Niederösterreich
  • 1955: Organisation der Internationalen Ausstellung moderner christlicher Kunst in Wien, Sezession
  • 1956: Wiederaufbau: Palais Palffy am Josefsplatz in Wien
  • 1956: Neubau: Wohnhaus Augustinerstraße-Dorotheergasse, Wien I
  • 1956: Organisation der Internationalen Ausstellung moderner christlicher Kunst in Salzburg
  • 1956: Gründung der Salzburger Biennale
  • 1957 bis 1963: Neubau: Gottessiedlung zur hl. Erentrudis in der Stadt Salzburg: Pfarrkirche hl. Erentrudis, Pfarrhof, Kindergarten und Kloster mit Klosterkapelle der Eucharistieschwestern
  • 1958: Neubau: Pfarrkirche Maria Lourdes, Wien XII
  • 1958: Neubau: Pfarrkirche Neuerdberg, Wien III
  • 1958: Sportanlagenbau: Strebersdorf (Schulbrüder), Wien XXI
  • 1958: Neubau: Pallottihaus, Kapelle und Exerzitienhaus der Pallottiner, Wien XIII
  • 1959: Seminarbau: Unterwaltersdorf, Niederösterreich
  • 1959: Gedenkraum Heldentor, Äußeres Burgtor, Wien I
  • 1959: Erzbischöfliches Knabenseminar in Sachsenbrunn
  • 1960: Umbau der spanischen Botschaft in Wien
  • 1960: Neubau der Familienkirche in Haslau
  • 1961: Neubau: Passionskirche St. Margarethen, Burgenland
  • 1961: Umbau: Krypta in der Schottenkirche, Wien I
  • 1962: Neubau: Ortskirche Johnsdorf, Steiermark
  • 1962: Neubau: Ortskirche Viladekans, Barcelona
  • 1962: Neubau: Kirche Laßnitzhöhe (bei Graz), Steiermark
  • 1962: Neubau: St. Christoph Graz-Thondorf, Steiermark
  • 1962: Neubau: Theresianum Eisenstadt Schule, Kloster und Kirche am Oberberg in Eisenstadt, Burgenland
  • 1962: Neubau: Bischofsgruft in Eisenstadt
  • 1962: Neubau: Seminar und Schule, Gymnasium und Realgymnasium Sachsenbrunn in Kirchberg am Wechsel
  • 1964: Neubau: Pfarrkirche St. Joseph in Duisburg-Hamborn, Rennerstraße

Publikationen

  • mit Pius Parsch: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. In: Rudolf Pacik (Hrsg.): Pius-Parsch-Studien. Neuauflage Auflage. Band 9. Echter, Würzburg 2010, ISBN 978-3-429-03166-4 (Neu eingeleitet von Rudolf Pacik).
  • mit Pius Parsch: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie, Volksliturgischer Verlag, Wien-Klosterneuburg 1939. (Von Moises Diaz Caneja ins Spanische übersetzt: Arquitectura Y liturgia 1948.)
  • Die Schottengruft in Wien. Grabstätte Heinrich Jasomirgotts und des Grafen Rüdiger von Starhemberg , Wiener Schottenstift, Wien 1962.
  • mit Josef Engelbert Tomaschek: Die Gottessiedlung zur Hl. Erentrudis in Salzburg-Herrnau. Pfarramt Salzburg-Herrnau, Salzburg 1963.
  • mit Lothar Schreyer: Salzburg Herrnau. Für Gott und die Menschen, Metten, Wien 1963.
Commons: Robert Kramreiter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Grabstelle Robert Kramreiter, Wien, Sieveringer Friedhof, Gruppe 35, Reihe 9, Nr. 12.
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