Republik (Magazin)
Die Republik ist ein Online-Magazin, das seit dem 14. Januar 2018 herausgegeben wird. Gegründet wurde es von sechs Personen, darunter die Journalisten Constantin Seibt (früher WOZ Die Wochenzeitung und Tages-Anzeiger) und Christof Moser (früher Facts, Weltwoche, SonntagsBlick und Schweiz am Sonntag).[1][2] Täglich werden ein bis drei Artikel publiziert.
Republik | |
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Beschreibung | Schweizer Online-Magazin |
Verlag | Project R Genossenschaft |
Hauptsitz | Zürich |
Erstausgabe | 14. Januar 2018 |
Chefredaktor | Christof Moser |
Herausgeberin | Republik AG |
Weblink | republik.ch |
Das Magazin ist nicht von Verlagen, sondern von der Leserschaft abhängig, die in Form einer Genossenschaft den Verlag bilden. Die Initianten versprechen, die Republik sei ein unabhängiges Magazin für die öffentliche Debatte – für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft –, das für Leute, die dafür keine Zeit haben, Informationen grundsätzlich einordne. Es ist ausschliesslich leserfinanziert und kommt ohne Werbeeinnahmen aus.[3]
Vorbild war das wie die Republik 2013 ebenfalls mit Crowdfunding gegründete holländische Online-Magazin De Correspondent.[4] Im Dezember 2019 teilte das Unternehmen mit, dass die finanziellen Mittel für eine Weiterführung über den März 2020 hinaus nicht vorhanden sind und das Magazin ohne weiteren Zuschuss von mindestens 1,5 Mio. CHF eingestellt werden muss.[5] Am 17. März verkündete das Magazin, dass das Ziel erreicht wurde.[6][7]
Entstehung
Die Notwendigkeit für ein solches Magazin sahen die Initianten unter anderem darin, dass die Schweizer Grossverlage den Journalismus vernachlässigten und die Trennung von Werbung und redaktionellem Text zu wenig beachteten.
Diese Analyse stösst teils auf Kritik. Gerade heute werde in der Schweiz hervorragender Journalismus gemacht, und der Journalismus sei schon lange nicht mehr derart unabhängig von Werbung gewesen wie heute.[8] Zudem wird aufgrund der gewählten Mitarbeiter und der Unterstützer erwartet, dass das Magazin linke Schlagseite haben werde.[9] Nach Ansicht der Medienwoche ist die Kritik allerdings eine Spätfolge von Auseinandersetzungen bei der Neubesetzung des Chefredaktorenpostens beim Magazin im Jahr 2007.[10]
Die Initianten Constantin Seibt und Christof Moser gaben das Projekt am 12. April 2017 bekannt, wobei das Datum offensichtlich eine Anspielung auf die Gründung der Helvetischen Republik am 12. April 1798 war. Die Idee für den Namen Republik stammt von Christof Moser, der schon 2010 an einem – damals gescheiterten – Projekt unter dem Titel Republik beteiligt war, das ein «neues Magazin für eine neue Zeit» herausgeben sollte.[11]
Die Finanzierung erfolgt durch Investoren und durch mittels Crowdfunding akquirierte Abonnenten. Die Investoren, unter ihnen die als Unterstützer der Bundes-Erbschaftssteuer von 2015 bekannt gewordenen Brüder Daniel, Marcel und Martin Meili[12] und die St. Galler Immobiliengesellschaft Mettiss AG, brachten zusammen mit den Initianten 3,5 Mio. CHF auf, die sie an die Bedingung knüpften, dass sich mindestens 3000 Abonnenten anmelden. Als Unterstützer bekannt wurden auch Jacqueline Badran (SP)[13], Balthasar Glättli (GPS)[14], Min Li Marti (SP), Kathy Riklin (CVP)[15], Ulrich E. Gut (früher persönlicher Berater des SVP-Bundesrats Leon Schlumpf, Zürcher Kantonsrat und früherer Verleger/Chefredaktor der Zürichsee-Zeitung), Felix Gutzwiller (FDP.Die Liberalen), Veit Dengler (ehemaliger CEO der NZZ)[16], der Kabarettist Viktor Giacobbo[17] und Christian Dorer (Chefredaktor der Blick-Gruppe).
Das Crowdfunding startete am 26. April 2017 und erreichte die geforderte Summe schon am ersten Tag. Bis zum Schluss am 31. Mai 2017 wurden die Erwartungen mit 3,4 Mio. CHF von 13'845 Abonnenten weit übertroffen.[18] Ziel waren 22'000 Abonnenten innert fünf Jahren, das Minimum, um das Projekt selbsttragend zu machen. Ende 2021 hatte das Magazin nach eigenen Zahlen 29'710 Abonnenten und war damit selbsttragend, wofür jetzt 27'000 Abos notwendig seien.[19]
Das Projekt ist zweigeteilt in die Project R Genossenschaft, die für alles Gemeinnützige wie Open-Source-IT und Veranstaltungen zuständig ist, und die Aktiengesellschaft Republik AG, die sich ausschliesslich um den Journalismus kümmert. Die Project R Genossenschaft ist gleichzeitig die grösste Aktionärin der Republik AG.[20]
Abonnent und gleichzeitig Mitglied der Genossenschaft wird man durch Abschluss eines Jahresabonnements zu 240 Franken. Damit erhält man Zugriff auf die Zeitungsartikel, welche grundsätzlich nur mit Login zugänglich sind, sofern man nicht über den jeweiligen Direktlink zu einem Artikel verfügt. Die Direktlinks zu den Artikeln dürfen aber geteilt werden. Gewissermassen ersteht man mit einem Abonnement also nicht die Artikel selbst, sondern deren Index.[8]
Das Projekt fand auch ausserhalb der Schweiz Beachtung, so in der Zeit,[21][22] der taz,[23] der Tiroler Tageszeitung[24], Deutschlandfunk[25] und im Standard.[26]
Auch in der Westschweiz etablierte sich mit Bon pour la tête ein neues Online-Magazin mit Crowdfunding. Dahinter stehen unter anderen ehemalige Journalisten des im Januar 2017 eingestellten Magazins L’Hebdo.[27]
Mitarbeiter
Die Crew der Republik besteht aus Journalisten, Start-up-, Kommunikations-, Organisations- und IT-Spezialisten. Den Initianten gelang es, einige bekannte Journalisten zu gewinnen, neben den Mitgründern und Verantwortlichen für Konzeption und Redaktion Constantin Seibt und Christof Moser unter anderen Daniel Binswanger (Autor Kultur und Politik, früher Das Magazin) und Mark Dittli (Wirtschaftsautor, früher Chefredaktor der Finanz und Wirtschaft). Festangestellte Redaktoren sind auch Sylke Gruhnwald, Anja Conzett, Adrienne Fichter und Olivia Kühni, regelmässige Mitarbeiter unter anderen Brigitte Hürlimann, Dominic Nahr, Marcel Niggli, Markus Felber und Sibylle Berg. Geschäftsführerin war bis Ende Oktober 2018 Susanne Sugimoto, Präsident des Verwaltungsrates der Republik AG Laurent Burst.[1][28]
Die Chefredaktoren sollten ursprünglich alle drei Monate wechseln.[29] Die ersten Chefredaktoren waren die Initianten Constantin Seibt und Christof Moser. Im Juni 2018 wurden sie von Mark Dittli abgelöst.[30] Seit Oktober 2018 leitet eine fixe Chefredaktion die Republik, zunächst besetzt durch Sylke Gruhnwald und Michael Rüegg.[31] Im Frühjahr 2019 übernahm Christof Moser erneut die Position des Chefredaktors.[32]
Publikation
Nach der erstmaligen Publikation am 14. Januar 2018 kamen im ersten Jahr des Erscheinens zu den ca. 16'000 Gründer-Abonnenten noch einmal über 6'000 Abonnenten dazu, so dass die Republik Ende 2018 über rund 22'000 Abonnenten verfügte.[33] Von den Gründer-Abonnenten erneuerten ca. 60 % ihr Abonnement, womit ab Februar 2019 noch rund 17'000 Personen die Republik abonnieren. Seit der Gründung wurde die Redaktion von 10 auf über 50 Personen (36 Vollzeitstellen) massiv ausgebaut. Angesichts der damit auf jährlich 6,5 Mio. Schweizer Franken gestiegenen Kosten braucht die Republik 27'000 Abonnenten, um selbsttragend zu sein. Sie ist deshalb wieder auf der Suche nach einem Investor für etwa 1 Mio. Schweizer Franken und kündigte vermehrte Marketinganstrengungen und Sparmassnahmen im Umfang von rund 10 % an.[34] Diese Bemühungen seit Jänner 2019 waren nicht von Erfolg gekrönt, im Dezember 2019 wurde von der Geschäftsführung von "Republik" eine Weiterführung des Magazins über den März 2020 in Frage gestellt.[5]
Einige nennenswerte Reportagen des Magazin sind Das Kartell über das Bündner Baukartell und den Whistleblower Adam Quadroni,[35][36] Der Fall ETH über den Entlassung von Marcella Carollo an der ETH Zürich[37][38][39] und Am Limit über den Fall «Carlos».[40]
Rezeption
Die NZZ am Sonntag schrieb, das Magazin überzeuge publizistisch nicht und publiziere viele lange Analysen, während der Ausstoss an überraschenden oder brisanten Recherchen gering sei. Es bleibe weit hinter der Ankündigung seines Programms, u. a. mit 30 % Primeurs, zurück.[41]
Martin Ebel schrieb im Tagesanzeiger, dass die Startgeschichten "solide, gut geschrieben und angenehm zu lesen" seien und dass die Aufmachung angenehm daherkomme. Er kritisierte jedoch die Länge der Artikel und deren engen "thematischen Fokus". Einen Beitrag von Dominic Nahr bezeichnet er als "[d]ie einzige originäre und originelle Onlineform".[42]
Die WOZ Die Wochenzeitung monierte, dass gesellschaftsrelevante Themen wie Gesundheit (mit Ausnahme von Drogen und Aids), Familie oder Feminismus eher ein Schattendasein fristeten. Dem Projekt als Ganzem fehle ein geschlechtergerechter Rahmen, und bei der Republik, «wie bei anderen Medien auch», schrieben die Männer gerne über andere Männer.[43]
Literatur
- Das digitale Magazin heisst «Republik». In: persoenlich.com. 12. April 2017.
- Die «Republik» ist gegründet. In: Tages-Anzeiger. 26. April 2017.
- Kaspar Surber: Die grosse Wette auf den Journalismus. In: WOZ Die Wochenzeitung. 6. Oktober 2016.
- Medienprojekt Republik kann starten. In: Handelszeitung. 26. April 2017.
- Republik: Erstmals schwarze Zahlen geschrieben. In: persoenlich.com. 12. April 2021.
Weblinks
- Website der Republik
- Website des «Project R»
- Project R – David gegen Goliath. In: Medienclub. SRF 1, 16. Mai 2017 (Video; 1:16 h)
- Salvador Atasoy: Der völlig andere Journalismus – oder doch nicht? In: Echo der Zeit, 19. Juli 2019.
Einzelnachweise
- Impressum. Gründerinnenteam. Republik AG, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Felix Hoss: Das Online-Portal „Republik“: Journalismus-Start-up aus der Schweiz. In: FAZ.NET. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. April 2018, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Startschuss Crowdfunding für «Republik». Project R, 26. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Christian Beck: Republik: «Weltrekord für journalistisches Crowdfunding gebrochen». In: persoenlich.com. persönlich Verlags AG, 27. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020: «An der detaillierten Konzeption des Dialogs mit dem Publikum arbeiten wir und können uns dabei an Vorbildern wie «De Correspondent» orientieren.»
- Was Sie zur Lage der Republik wissen müssen. In: Republik. 9. Dezember 2019, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Das Onlinemagazin «Republik» kann weitermachen. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. März 2020, abgerufen am 17. März 2020.
- Wir können weitermachen! Dazu: Forschung in Zeiten der Pandemie. 17. März 2020, abgerufen am 17. März 2020.
- Michael Furger: Medienkritik: Die Rebellen der «Republik» und ihre Werbelüge. In: NZZ am Sonntag. 27. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Peer Teuwsen: Medienkritik: So begeht man ideologischen Selbstmord. In: NZZ am Sonntag. 30. September 2017.
- Daniel Ryser: Angriffe auf «Magazin» und «Republik»: Was man über die grössten Kritiker wissen sollte. In: Medienwoche. 9. Oktober 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Project R: Das digitale Magazin heisst «Republik». In: persoenlich.com. 12. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Marcel Amrein: Drei Erben kämpfen für die Erbschaftssteuer. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Mai 2015.
- Republik: Jacqueline Badran unterstützt die Republik. 22. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Republik: Balthasar Glättli unterstützt die Republik. 22. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Republik: Kathy Riklin unterstützt die Republik. 22. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Pascal Ritter: Nach Crowdfunding-Erfolg: Wie links wird die «Republik»? In: Aargauer Zeitung. 29. April 2017.
- Viktor Giacobbo unterstützt die Republik. In: Vimeo. Republik, 22. April 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Neues Medienprojekt überzeugt 13 845 Abonnenten. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. Juni 2017.
- Stand unseres Unternehmens. 4. Januar 2022, abgerufen am 4. Januar 2022.
- Der Bauplan von Project R. Project R, 15. März 2017, abgerufen am 7. Januar 2020.
- Constantin van Lijnden: Project R: Ein Fläschchen Hoffnung. In: Die Zeit. 26. April 2017.
- Jürg Altwegg: Journalisten gründen «Republik». In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. Mai 2017.
- Rudolf Walther: Schweizer Journalismusexperiment: Eine Sache der Öffentlichkeit. In: Die Tageszeitung: taz. 12. Mai 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 8. Januar 2020]).
- Jelcic Ivona: Millionen für eine neue „Republik“. In: Tiroler Tageszeitung. 3. Mai 2017, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Thomas Wagner: Online-Projekt Republik: Das Versprechen eines anderen Journalismus. In: Deutschlandfunk. 8. Mai 2017, abgerufen am 3. Oktober 2021.
- Sebastian Fellner: Mitbegründer Seibt: «Natürlich ist ‹Republik› ein Elitenprojekt». In: Der Standard. 23. Mai 2017 (Interview).
- Le nouveau média «Bon pour la tête» est né. In: Le Temps. 21. Juni 2017.
- Geschäftsführerin Susanne Sugimoto geht. In: persoenlich.com. 5. Oktober 2018.
- Arno Meili: «Republik» besetzt Chefredaktion alle drei Monate neu. In: Klein Report. 6. Dezember 2017, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Thomas Häusermann: Mark Dittli übernimmt die Republik-Chefredaktion. In: Werbewoche. 16. Juni 2018, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Raphael Waldvogel: «Republik»: Neue Chefredaktion mit Sylke Gruhnwald & Michael Rüegg. In: Klein Report. 18. Oktober 2018, abgerufen am 12. November 2018.
- Project R: Abbau, Umbau, Aufbau – das zweite Jahr Republik. 22. März 2019, abgerufen am 18. April 2019.
- Unser Plan – Ihr Plan. In: Republik. 7. Januar 2019.
- Republik: Positive Bilanz trotz roter Zahlen. In: persoenlich.com. 13. Januar 2019, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Stefanie Hablützel: Baukartell Unterengadin - Andreas Felix verzichtet auf eine Klage gegen die «Republik». 8. August 2018, abgerufen am 14. Januar 2020.
- Schweizer Reporterpreis 2019: Das «Baukartell» der Republik gewinnt. Abgerufen am 14. Januar 2020.
- Nils Pfändler: ETH Zürich: Wie der Fall Carollo die Hochschule spaltet. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 14. Januar 2020]).
- Korruption und Machtmissbrauch? Berichte entlasten ETH. In: Tages-Anzeiger. 15. Juli 2019, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 14. Januar 2020]).
- Jörg Krummenacher, Nils Pfändler: Weder Frauendiskriminierung noch Korruption: Zwei Berichte entlasten die ETH. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 14. Januar 2020]).
- William Stern: Fall Carlos: Medien- und Justizdrama, menschliche Tragödie – heute steht er vor Gericht. 30. Oktober 2019, abgerufen am 14. Januar 2020.
- Francesco Benini: «Republik» sucht neuen Geldgeber. In: NZZ am Sonntag. 12. Januar 2019.
- Martin Ebel: Das bietet die «Republik». In: Tages-Anzeiger. 16. Januar 2018, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 14. Januar 2020]).
- Silvia Süess: Ein Jahr «Republik». Grosse Geschichten aus der Wundertüte. In: WOZ Die Wochenzeitung. Nr. 51/2018, 20. Dezember 2018.