Remstal
Das Remstal ist das ca. 78 Kilometer lange Flusstal der Rems östlich von Stuttgart in Baden-Württemberg und führt durch den Ostalbkreis, den Rems-Murr-Kreis sowie den Landkreis Ludwigsburg. Es erstreckt sich vom Ursprung der Rems in Essingen bis zu ihrer Mündung in den Neckar bei Neckarrems. Es zeichnet sich durch die abwechslungsreiche Landschaft aus und ist bekannt für ausgezeichnete Weine – siehe dazu auch: Weinbaugebiet Württemberg, Württemberger Weinstraße. Durch die Nähe zur Landeshauptstadt ist das Remstal ein beliebtes Naherholungsgebiet mit einer Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, Wander- und Radwegen und kulturellen Sehenswürdigkeiten.
Im Remstal liegen die Orte Essingen, Böbingen, Mögglingen, Schwäbisch Gmünd, Lorch, Plüderhausen, Urbach, Schorndorf, Winterbach, Remshalden, Weinstadt, Kernen, Korb, Waiblingen, Fellbach und Remseck.
Verkehrswege sind die 1861 eröffnete Remsbahn, auch Remstalbahn genannt, von Aalen nach Stuttgart-Bad Cannstatt und die teilweise vierspurig ausgebaute Bundesstraße 29 (Schwäbisch Gmünd–Waiblingen mit der Ortsumgehung Mögglingen). Die Bundesstraße 14 verläuft bei Fellbach und Waiblingen ebenfalls ein kurzes Stück durch das Remstal. Aus Stuttgart kommend, zweigt sie jedoch kurz nach Waiblingen in Richtung Winnenden ab.
Freizeit
Seine Landschaft macht das Remstal attraktiv für Freizeitaktivitäten. Der im Oktober 2010 eingeweihte, 226 km lange Remstal-Höhenweg stand viele Jahre für Wandermöglichkeiten beidseits des Flusses. Zur Landesgartenschau Grünprojekt Remstal 2019 wurden Remstal-Höhenweg und Remswanderweg des Schwäbischen Albvereins zum „RemstalWeg“ zusammengelegt. Er führt von Fellbach bis zur Remsquelle bei Essingen und auf der anderen Talseite wieder talabwärts bis Remseck. Dabei werden unterschiedliche Kultur- und Naturlandschaften durchquert, von weitläufigen Weinbaugebieten und Streuobstwiesen durch historische Städte und zu Bauwerken bis zum Rand der Schwäbischen Alb. Zwischen Lorch und Böbingen verläuft der Limes-Wanderweg, ein Teilabschnitt des Deutschen Limes-Wanderwegs, durch das Remstal.
Dem Flusslauf folgt auch die „Remstal-Radroute“, welche sich über 76 Kilometer auf dem Weg Essingen–Remseck vom Remsursprung zu den schlängelnden Mäandern des Unteren Remstals führt.
Remstal-Gartenschau 2019
Die Remstal-Gartenschau 2019 vom 10. Mai bis 20. Oktober 2019 war ein Grünprojekt des Landes Baden-Württemberg. Diese „kleinen“ Gartenschauen wechseln sich jährlich mit den Landesgartenschauen ab.
Sie stand unter dem Motto „Entdecke den unendlichen Garten“ und gilt als erste Gartenschau, die entlang eines kompletten Flusslaufs realisiert wurde[1] und als erste Gartenschau in Deutschland, die in sechzehn Städten und Gemeinden stattfand.[2] An vielen Stellen wurden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Hecken und Bäume im Uferbereich wurden teilweise entfernt, um den Fluss von Fahrrad- und Wanderwegen sichtbar zu machen. Steile Uferbereiche wurden umgebaut, so dass der Fluss für Besucher leichter betretbar wurde. Im Rahmen des Projekts „16 Stationen“ gestalteten 16 Architekturbüros je ein Bauwerk oder eine Skulptur in jeder Gemeinde.[3]
Folgende Kommunen der Landkreise Ostalb, Rems-Murr und Ludwigsburg beteiligten sich an dieser Gartenschau:[2]
Nr. | Landkreis | Gemeinde | 16 Stationen[3] | ||
1 | Ostalb | Essingen | Markante Treppe | ||
2 | Ostalb | Mögglingen | Freiheitsstatue | ||
3 | Ostalb | Böbingen an der Rems | Weißes Dach | ||
4 | Ostalb | Schwäbisch Gmünd | Lindenturm | ||
5 | Ostalb | Lorch | Gehäkeltes Haus | ||
6 | Rems-Murr | Plüderhausen | Hochzeitsturm | ||
7 | Rems-Murr | Urbach | Turm an der Birke | ||
8 | Rems-Murr | Schorndorf | Prisma | ||
9 | Rems-Murr | Winterbach | Monopteros | ||
10 | Rems-Murr | Remshalden | Rosenpavillon | ||
11 | Rems-Murr | Weinstadt | Kaminhaus | ||
12 | Rems-Murr | Korb | Fernsehen in Korb | ||
13 | Rems-Murr | Kernen im Remstal | Wengerterhäuschen | ||
14 | Rems-Murr | Waiblingen | Weißes Haus | ||
15 | Rems-Murr | Fellbach | Belvedere | ||
16 | Ludwigsburg | Remseck am Neckar | Badehaus |
Die Bereiche dieser Gartenschau auf einer Länge von achtzig Kilometern waren überwiegend frei zugänglich. Lediglich in Schwäbisch Gmünd und Schorndorf gab es eintrittspflichtige Gartenschaubereiche, die sogenannten „Erlebnisgärten“. Anlässlich der Remstal-Gartenschau erschien ein Marco Polo Reiseführer „Remstal“.
Sehenswürdigkeiten
- Remsursprung bei Essingen
- Historische Altstadt von Schwäbisch Gmünd
- Kloster Lorch und sein Staufer-Rundbild
- Naturschutzgebiet um den Bergrutsch bei Urbach
- Innenstadt Schorndorfs mit vielen sehr gut erhaltenen Fachwerkhäusern und dem Geburtshaus von Gottlieb Daimler
- Skulpturenpfad durch die Weinberge Strümpfelbachs
- Weinberge um Remshalden und Weinstadt
- Skulpturenpfad „Köpfe am Korber Kopf“ in Korb
- Mittelalterlicher Stadtkern in Waiblingen
- Galerie Stihl Waiblingen
Weinbau
Geschichte des Weinbaus im Remstal
Bis heute ist noch nicht sicher geklärt, ob die Römer den Weinbau nach Südwestdeutschland brachten. Wein wurde zwar in Kellern gelagert, Hinweise auf Keltereinrichtungen fehlen aber bislang. Erwiesen ist jedoch, dass im frühen Mittelalter Weinbau in erheblichem Umfang betrieben und bis 1500 immer weiter ausgedehnt wurde. Bis 1880 wurde an sämtlichen Hängen um Waiblingen Weinbau betrieben. Kriege, Pest, Pilzkrankheiten sowie die aus Amerika eingeschleppte Reblaus machten dem Weinbau in der folgenden Zeit schwer zu schaffen. Noch heute ist die abwechslungsreiche Landschaft stark vom Weinbau geprägt, jedoch weniger intensiv als in den damaligen Zeiten.[4]
Weinbau im Remstal heute
National und international prämierte Weine begründen den Ruf des Remstals als Weinbaugebiet. Zu den angebauten Weinsorten gehören qualitativ hochwertige und neue Rebsorten wie Acolon, Cabernet Mitos oder Cabernet Dorio, die oftmals von jüngeren Winzern in Direktvermarktung angeboten werden. Gleichzeitig werden alte Sorten wie Riesling, Kerner, Spätburgunder, Lemberger und Trollinger erhalten und gepflegt. Bei lediglich 10 Prozent der Anbaufläche sind im Remstal 45 Prozent der baden-württembergischen Spitzenbetriebe zu Hause. Von den 780 Hektar Rebfläche im Remstal wird der überwiegende Teil in Feierabendarbeit bewirtschaftet; die Nebenerwerbswinzer sind in der Regel in einer der beiden großen Genossenschaften Remstalkellerei oder den Fellbacher Weingärtnern organisiert. Hier werden die Trauben gekeltert und ausgebaut. Die Remstalkellerei zählt zu den größten Genossenschaftskellereien in Deutschland.[4]
Begriffsverwendungen
Auf den Waiblinger Bundestagsabgeordneten Karl Georg Pfleiderer bezieht sich der ab 1952 geprägte Begriff Remstalpolitik, der anfangs seine Ansichten als provinziell bewerten sollte, später aber ins Positive gekehrt wurde.
Als „Remstal-Rebell“ bekannt wurde Helmut Palmer (1930–2004), der sich als Pomologe und Bürgerrechtler verstand.
Literatur
- Eugen Bellon: Zur Siedlungs- und Weinbaugeschichte im Raum Waiblingen-Winterbach. Natur-Rems-Murr-Verlag 1992. ISBN 978-3-927981-26-3 mit Angaben zu jeder Weinlage zwischen Waiblingen und Schorndorf.
- Marco Polo Reiseführer Remstal. Ostfildern 2019. ISBN 978-3829729512.
Einzelnachweise
- Marco Polo Reiseführer: Remstal. Ostfildern 2019, S. 11.
- Website der Remstal-Gartenschau 2019.
- Architektur mit 16 Stationen auf remstal.de.
- Landratsamt Rems-Murr Kreis: Erlebnis Rems-Murr-Kreis. Geschichte – Kultur – Ausflugsziele.