Relliehausen

Relliehausen i​st ein z​ur Stadt Dassel gehörendes Dorf i​m Landkreis Northeim. Relliehausen l​iegt an d​er Ilme zwischen Ellenser Wald u​nd Solling.

Relliehausen
Stadt Dassel
Wappen von Relliehausen
Höhe: 174 m
Einwohner: 166
Eingemeindung: 1. April 1928
Postleitzahl: 37586
Vorwahl: 05564
Relliehausen (Niedersachsen)

Lage von Relliehausen in Niedersachsen

Geschichte

Der Ort wurde am 31. Dezember 1119 erstmals unter dem Namen Regildingshusen urkundlich erwähnt.[1] Zwei dem Jahr 1022 zugeschriebene Erwähnungen als Regilindehusen und Regelindenhuson stammen aus Urkunden, die im 12. Jahrhundert gefälscht wurden.[2] In mittelalterlichen Urkunden wurde Relliehausen als im Suilbergau liegend erwähnt.[3] Daher lag der Ort dann im unmittelbaren Einflussbereich der Grafen von Dassel. 1310 wurde er an das Bistum Hildesheim verkauft und von Hunnesrück aus verwaltet. 1523 mussten die Bischöfe gemäß dem Quedlinburger Rezess Relliehausen an das welfische Fürstentum Calenberg abgeben. Relliehausen wurde nun von der Erichsburg aus verwaltet. 1643 wurde die Rückgabe an das Bistum Hildesheim vertraglich vereinbart. Die Welfen zeigten sich davon unbeeindruckt. Sie stellten die Zuordnung von 1643 als hildesheimische Behauptung dar[4] und nannten Relliehausen offen ein Vorwerk der Erichsburg. Die Differenzen spitzten sich zu, als der welfische General Scharnhorst eine militärische Karte erstellte, in der er Relliehausen als welfische Exklave auf dem hildesheimischen Gebiet um Hunnesrück und Dassel darstellte, das selbst Exklave auf welfischem Gebiet war.[5] Die Hildesheimer Bischöfe behielten die Ruhe. Wenige Jahre später wurden beide Parteien von Truppen Napoleons überrannt und besetzt, und Relliehausen fand sich in der Karte des Departements der Leine wieder. 1928 wurde der Ort nach Dassel eingemeindet.[6]

Ehemalige Marienkapelle Relliehausen
Einwohnerentwicklung
Jahr1848[7]1910[8]
Einwohner46186

Religion

Nach d​em Zweiten Weltkrieg bauten d​ie Menschen lutherischen Glaubens e​ine Kapelle, d​ie Marienkapelle. 2012 n​ahm man i​hre Profanierung vor.[9]

Wirtschaft

Relliehausen i​st seit Jahrhunderten e​in bekannter Standort d​er Papierindustrie. So w​urde 1584 v​on Herzog Erich d​em Jüngeren v​on Calenberg-Braunschweig e​ine Konzession für d​ie Einrichtung e​iner Papiermühle a​n Meister Merten Spieß erteilt.[10] Sie stellte Büttenpapier her. Auf diesen Betrieb g​eht die heutige Hahnemühle FineArt GmbH zurück.

Zudem i​st eine Niederlassung d​er Firma Cytiva (bis 2020 GE Healthcare) h​ier ansässig.

Das i​n der Geschichte umstrittene Vorwerk i​st heute e​ine Außenstelle d​er Georg-August-Universität Göttingen u​nd dient agrarwissenschaftlichen Forschungen s​owie dem Betrieb e​iner Biogasanlage.[11] Am 6. August 2020 brannten a​uf dem Versuchsgut e​ine Scheune u​nd Teile d​er Versuchsanlage für Schweine ab.[12][13]

Politik

Ortsrat

Ortsbürgermeister i​st Stefan Guhl, stellvertretende Ortsbürgermeisterin i​st Ann Kathrin Domigall. Im Ortsrat h​at die Bürgergemeinschaft Relliehausen 5 Sitze inne.

Wappen

Das Wappen d​er Ortschaft Relliehausen besteht a​us zwei gekreuzten silbernen Rossköpfen, d​ie das Zeichen d​es Verbands Hannoverscher Warmblutzüchter i​m Gestütswerk Relliehausen symbolisieren, während d​as Wasserrad d​ie Nutzung d​er Wasserkraft d​er Ilme darstellt.

Commons: Relliehausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Relliehausen auf der Internetseite der Stadt Dassel, abgerufen am 27. Mai 2014

Einzelnachweise

  1. Relliehausen. Stadt Dassel, abgerufen am 10. April 2017.
  2. Kirstin Casemir, Franziska Menzel, Uwe Ohainski: Die Ortsnamen des Landkreises Northeim. Hrsg.: Jürgen Udolph (= Niedersächsisches Ortsnamenbuch (NOB). Teil V). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2005, ISBN 3-89534-607-1, S. 316–317.
  3. ZEITSCHRIFT DER SAVIGNY-STIFTUNG FÜR RECHTSGESCHICHTE HERAUSGEGEBEN TOR P. T. Roth, E. I. Bekkeb, H. Böhlau, A. Pernice, R. Schbödeb. FÜNFTER BAND ^VJII. BAND DER ZEITSCHRIFT FÜR RECHTSGESCHICHTE GERMANISTISCHE ABTHEILUNG WEIMAR HERMANN BÖHLAU 1884, S. 33.
  4. Friedrich von der Decken: Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg. Beiträge zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Band 4, S. 333–335.
  5. Hans-Walter Klewitz: Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, mit Anhang: "Topographisch militairische Charte des Bistums Hildesheim, aufgenommen und gezeichnet unter Direktion des Oberstleutnants Scharnhorst von kurhannoverschen Topographen", in: Veröffentlichungen der Historischen Kommission 13, Vandenhoeck & Ruprecht 1932.
  6. Werner Hillebrand: Handbuch der niedersächsischen Stadtarchive, Vandenhoeck & Ruprecht, 1981, S. 53.
  7. Friedrich W. Harseim, C. Schlüter (Hrsg.): Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Schlüter, 1848, S. 75 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. - Königreich Preußen – Provinz Hannover – Regierungsbezirk Hildesheim – Landkreis Einbeck. Uli Schubert, 2014, abgerufen am 10. April 2017.
  9. http://www.leine-solling.de/bin/php/frontend/index.php3?ACTION=SHOWARTIKEL&ID=5248@1@2Vorlage:Toter+Link/www.leine-solling.de (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
  10. Dietrich Denecke: Wirtschaftsanlagen. In: Erhard Kühlhorn (Hrsg.): Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen.Blatt Moringen. Lax, Hildesheim 1976, ISBN 3-7848-3624-0, S. 218.
  11. Lars Pingel: Brennstoffzellennutzung in der Biogastechnik, 2008, S. 23–24.
  12. Brand in Gebäuden der Uni Göttingen: Über 1000 Tiere sterben im Feuer. In: www.hna.de. 7. August 2020, abgerufen am 7. August 2020.
  13. Update (19:30 Uhr): Großbrand im Dassler Ortsteil Relliehausen: Scheune mit Tieren steht in Vollbrand. In: einbeck-news.de. Abgerufen am 7. August 2020 (deutsch).
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