Reformierte Kirche Herisau
Die Reformierte Kirche Herisau ist ein evangelisch-reformiertes Gotteshaus in Herisau, dem Hauptort des Schweizer Kantons Appenzell Ausserrhoden. Sie ist im Besitz der Einwohnergemeinde, steht unter Denkmalschutz und wird geführt in der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Appenzell Ausserrhoden.
Geschichte
Ersturkundlich wurde Herisau im Jahr 907 als Ort mit einem Kirchenbau erwähnt. Die Pfarrei erstreckte sich über das gesamte Appenzeller Hinterland.
Alte Kirche
Der St. Galler Abtbischof Rudolf von Güttingen weihte 1225 den Kirchenneubau an heutiger Stätte ein.
In noch vorreformatorischer Zeit wurde 1516 bis 1520 die Kirche im Stil der Spätgotik neugebaut. Federführend war Lorenz Rieder, der Baumeister des Konstanzer Münsters.
Herisau war 1529 die letzte Kirchhöri der äusseren Rhoden Appenzells, die sich der Reformation anschloss.
1559 brach in Herisau ein Stadtbrand aus. Dabei wurde die Kirche mit dem angrenzenden Stadtteil ein Raub der Flammen.
Wiederaufbau und Renovationen
1606 bauten Jakob Mittelholzer und Kaspar Germann die Kirche wieder auf.
Johannes Grubenmann aus Teufen erstellte 1741 den Kirchturm, dem er einen oktogonalen Helm aufsetzte und eine weitgefasste Glockenstube einfügte.
Von 1782 bis 1783 wurde durch den Architekten Andreas Moosbrugger die Kirche im Stil des Rokoko grundlegend renoviert. Die bisherige Holzdecke wurde zugunsten eines Gewölbes aus Gips ersetzt und mit reichhaltigen Stuckaturen ausgeschmückt. Der einheimische Zimmermeister Hans Jakob Knellwolf baute eine durchlaufende Empore an der West- und der Nordseite des Kircheninnenraums ein.
1807 wurde die Glocke des im Zuge der Mediation aufgelösten Klosters Salem nach Herisau gebracht und in den Glockenturm eingefügt.
Die erste Orgel wurde im Jahr 1879 in den Chor der Kirche eingebaut.
Die Neugotik inspirierte die Renovation von 1906.
Heutiger Bau
Von 1959 bis 1960 wurde die Kirche abermals von Grund auf im Sinn früherer Baustile renoviert. 1961 wurde die alte Orgel aufgegeben und durch eine neue ersetzt, die auf der Westempore zu stehen kam. Im Chor wurde ein spätgotisches, 1782 mit Verputz abgedecktes Wandtabernakel freigelegt und nach Vorarbeiten von Köbi Lämmler in die Spitzbogenfenster des Chors drei Glasgemälde eingesetzt. Im Jahre 2001 erfolgte letztmals eine Renovation, die sich auf die Aussenfassade beschränkte.
St.Anna-Kapelle
Bei der Renovation 1516–20 wurde an Norden des Langhauses eine Kapelle angebaut, die als Wallfahrtskirche dienen sollte und über einen eigenen Altar verfügte. In den Jahren 1959/60 wurde der Raum zur Taufkapelle umgebaut. Ein Glasgemälde zeigt die Taufe Jesu im Jordan.
Gedenkstein
An der Ostseite der Kirche befindet sich ein Gedenkstein aus weissem Marmor für 21 in Herisau internierte und hier verstorbene Angehörige der französischen Bourbaki-Armee.
Wappenstein
An der Nordseite der Kirche ist ein Wappenstein angebracht, der den Appenzeller Bären mit zwei Schlüsseln zeigt. Hintergrund ist, dass Appenzeller Söldner 1512 Papst Julius II. halfen, die Franzosen aus Rom zu vertreiben. Aus Dankbarkeit machte der Papst den Appenzellern das Zugeständnis, fortan im Wappen die Schlüssel des Vatikans führen zu dürfen. Die Appenzeller machten davon jedoch in der Folgezeit keinen Gebrauch.
Literatur
- Eugen Steinmann: Reformierte Kirche von Herisau, Basel 1976 (Schweizerischer Kunstführer)