Reformierte Kirche (Hannover)
Die Reformierte Kirche ist eine evangelisch-reformierte Kirche im hannoverschen Stadtteil Calenberger Neustadt.
Lage
Die Kirche befindet sich in der Lavesallee 4 gegenüber vom Hauptstaatsarchiv Hannover sowie dem Landesumwelt- und Landesinnenministerium.
Geschichte
Nachdem im Fürstentum Calenberg die lutherische Reformation eingeführt war, legte ein städtisches Statut von 1588 fest, dass innerhalb der Mauern Hannovers nur Lutheraner wohnen durften. Diese Bestimmung galt jedoch nicht für die Calenberger Neustadt, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts am linken Leineufer entstand. Dort siedelten sich Reformierte, Katholiken und Juden an und errichteten ihre Gotteshäuser.
Französische Hugenotten gründeten 1697, deutsche Reformierte 1703 ihre Gemeinde. Die deutsche reformierte Kirche wurde 1705 eingeweiht, maßgeblich gefördert von der reformierten Sophie von Hannover. Das Gotteshaus war gegen Ende des 19. Jahrhunderts so baufällig, dass ein Neubau nötig wurde.
Die Kirche wurde im Jahr 1898 nach Plänen von Hubert Stier im neugotischen Stil errichtet. Die drei Turmglocken wurden von Queen Victoria gestiftet, da sie die Ururururenkelin Sophies von Hannover war. Victorias Neffe 2. Grades Ernst August von Hannover stiftete die Orgel. Ihr Enkel Wilhelm II. war jedoch der größte Gönner: Er finanzierte die Kirche großzügig und bestückte sie zudem mit dem Glasfenster und der Kanzel.
Die Kirche wurde im Oktober 1943 während des Zweiten Weltkriegs beinahe vollständig zerstört. Es dauerte bis elf Jahre nach Kriegsende, bevor die Kirche 1956 wiederaufgebaut wurde. Dieter Oesterlen rekonstruierte dabei nur den Außenbau nach dem Original. Der Innenraum wurde vollständig neu gestaltet. Der Boden wurde angehoben, sodass unter dem eigentlichen Kirchsaal eine Art Keller entstand. Der Kirchturm trägt heute aus mahnenden und statischen Gründen keinen Helm. Die heutige mechanische Orgel mit 15 Registern von 1964 stammt aus dem Hause Karl Schuke.
Literatur
- Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Reformierte Kirche. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 88; sowie Calenberger Neustadt im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 5f.
- Frauke Geyken: Die Hugenottengemeinde in Hannover. In: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte, Bd. 95 (1997)
- Frauke Geyken: 300 Jahre Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover. 1703 – 2003, Festschrift zum Jubiläum, unter Mitarbeit von Karin Kürten und Burghardt Sonnenburg hrsg. vom Presbyterium der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hannover, Hannover: Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Hannover, 2003, ISBN 3-00-010631-6
- Christian Weisker: Reformierte Kirche. In: Wolfgang Puschmann, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Hannovers Kirchen. 140 Kirchen in Stadt und Umland. Verlag des Ludwig-Harms-Hauses, Hannover 2005, ISBN 3-937301-35-6, S. 31
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Archivstraße 1, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 88
- Karin Kürten: Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 168f.
Weblinks
- Geschichte der Gemeinde auf Hannover.reformiert.de
- Fotovergleich der Ansicht der Kirche in den Jahren 1900 und 2007 bei Stadthistorie.info
- Die Schuke-Orgel der Reformierten Kirche Hannover – Beitrag auf dem Orgel-Verzeichnis