Rebell.tv
rebell.tv war eine von Daniel Model finanzierte und von Stefan M. Seydel von 2006 bis 2010 geführte Schweizer Website.
Geschichte
rebell.tv wurde im November 2006 gegründet. Angel Investor war der Unternehmer Daniel Model.[1] Er investierte eine Million Franken in das Projekt.[2] Der Sozialarbeiter Seydel veröffentlichte auf der Website «provokative Text-, Ton- und Videobeiträge», seine «Blogs sah er als Forschungsprojekt».[3] Geschäftsleiterin war Tina Piazzi.
2010 umfasste rebell.tv etwa 16'000 Blogeinträge, 3'000 Videos und 500 Podcasts; die Server kosteten monatlich «über 800 Franken».[4] Für rebell.tv erhielt Seydel 2007 den Jubilee Award des Migros-Kulturprozents im Bereich Wissensvermittlung.[5]
Am 31. Dezember 2010 wurde rebell.tv vom Netz genommen, weil Daniel Model sein Investment beendete.[3][6] Zu diesem Anlass löschte Seydel «unzählige Konten im Web und ihre Inhalte […] während einer ‹Social Media Suicide› genannten Aktion im Zürcher Cabaret Voltaire».[4] Die Inhalte der Website veröffentlichte Seydel in zwei Büchern mit dem Titel Die Form der Unruhe im Junius Verlag.[7]
Rezeption
rebell.tv war gemäss Dominik Landwehr ein publizistisches Experiment, «das schräg in der Landschaft lag: Statt zu ordnen und zu vereinfachen tat er genau das Gegenteil».[5] In der Welt schrieb Marc Reichwein, die Website sei ein «gigantischer multimedialer Zettelkasten» und eine «digitale Wunderkammer», «Multi-Channeling total».[8]
In einem Artikel in der Schweizer Wochenzeitung WOZ beschrieb Wolfgang Steiger den Investor Model als «antidemokratisch», er habe einen eigenen Staat «Avalon» ausgerufen, und rebell.tv fungiere als «Staatsfernsehen von Avalon, dessen Informationsminister Seydel» sei. «Was heisst das, wenn radikalliberale Antidemokraten dadaistische AktivistInnen finanzieren und das Fernsehen eines sozialstaatsfeindlichen Unternehmers mit den Theorien linker Autorinnen und Kunsttheoretiker wie Marlene Streeruwitz, Vilém Flusser oder Bazon Brock hantiert? Sind wir hier ZeugInnen einer Infiltration rechtsliberalen Gedankenguts in den linkskulturell geprägten Kulturbetrieb – im Sinn von Antonio Gramscis Konzept der ‹kulturellen Hegemonie›, nur eben umgekehrt?»[9]
«Rebell-TV ist ein wilder, schräger Internetkanal, der mittels TV, Radio und eines Blogs neue wirtschaftliche, politische und kulturelle Ideen propagiert», schrieb Michael Zollinger in der Handelszeitung.[10]
Weblinks
- Literatur von und über Rebell.tv in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Website von rebell.tv
Einzelnachweise
- Website von rebell.tv.
- Matthias Bernold, Sandra Larriva Henaine: Revolution 3.0: Die neuen politischen Rebellen und ihre Waffen. Schwabe, Basel Oktober 2012.
- Rebell.tv wird vom Netz genommen. In: St. Galler Tagblatt. 28. Dezember 2010.
- Ronnie Grob: Ruhe in Unruhe, Rebell.tv. In: Medienwoche. 18. Februar 2011.
- Dominik Landwehr: rebell.tv – Verwirrung stiften als Prinzip. In: Digital Brainstorming. 1. Oktober 2017.
- Corinne Bauer: «Man schickt Geld zu Tamedia und hinten raus kommt Information». In: persönlich. 25. November 2010.
- Ralf Konersmann: Die Form der Unruhe. In: Perlentaucher (Rezension).
- Marc Reichwein: Kanal Geisteswissenschaften. In: Die Welt. 28. Dezember 2010, abgerufen am 16. Januar 2022.
- Wolfgang Steiger: «Avalon». Dr. Model und die Nebel von Müllheim. In: WOZ. 7. Februar 2012, abgerufen am 16. Januar 2022.
- Michael Zollinger: Daniel Model: Weniger Staatsbürger als Unternehmer. In: Handelszeitung. 14. März 2007, abgerufen am 16. Januar 2022.