Ralf Reinders
Ralf Reinders (* 27. August 1948 in Berlin-Reinickendorf), Spitzname Bär, ist ein ehemaliger Terrorist der Bewegung 2. Juni.
Leben
Ralf Reinders wurde 1948 in Berlin als Sohn eines Niederländers und einer Deutschen geboren. Sein Vater war während des Zweiten Weltkrieges als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden. Seine Mutter verlor aufgrund ihrer Ehe die deutsche Staatsangehörigkeit.[1] Er ging nach der 8. Klasse von der Oberschule ab und machte eine Lehre als Rotaprint-Drucker.
1965 war er an der Waldbühnenschlacht beteiligt. Reinders beteiligte sich an Studentenaktionen und Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg. Mit der Erschießung Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 begann die eigentliche Politisierung: „Nach all den Prügeln und Schlägen hatten wir das Gefühl, dass die Bullen auf uns alle geschossen haben.“
Der Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen wurde im Juli 1969 gegründet und es wurden Straßenschlachten wegen der Haschisch-Razzien in Szene-Kneipen organisiert. Reinders kam daraufhin für sechs Wochen ins Gefängnis. Im November 1970 tauchte Reinders ab, nachdem eine Fahndung gegen ihn lief.
Es gab erste Kontakte zur Baader-Meinhof-Gruppe, die zu der Zeit die Baader-Befreiung vorbereitete. Nach mehreren Anschlägen, Banküberfällen und anderen Aktionen entstand im Januar 1972 die terroristische Vereinigung „Bewegung 2. Juni“ aus zwölf Leuten von drei verschiedenen Gruppen.
Nach der Entführung von Peter Lorenz, den „Negerkuß-Banküberfällen“ und der Ermordung des Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann wurde Reinders zusammen mit Inge Viett und Juliane Plambeck nach fast fünf Jahren im Untergrund am 9. September 1975 festgenommen.
Am 10. April 1978 begann in Berlin vor dem Kammergericht der „Lorenz-Drenkmann-Prozess“ gegen Ronald Fritzsch, Gerald Klöpper, Till Meyer, Fritz Teufel, Andreas Vogel und Ralf Reinders. Reinders erhielt 15 Jahre Haft, von denen er zwölf verbüßte. Er wurde am 14. September 1990 aus der JVA Berlin-Moabit entlassen. Da er niederländischer Staatsbürger ist, drohte ihm nach der Haftentlassung zeitweise die Abschiebung aus der Bundesrepublik.[2]
Reinders war Anmelder der „revolutionären 1. Mai Demonstration“ in Berlin 2008, nachdem er auf der Demonstration 2007 Opfer der RAF verhöhnt hatte.[3] Nach Angaben der Organisatoren habe man Reinders gebeten, die Demonstration anzumelden, um sich „solidarisch hinter seine Biografie zu stellen“. Unter dem Beifall aus dem Bereich der Antifa rechtfertigte er die RAF-Morde an Generalbundesanwalt Buback und Arbeitgeberpräsident Schleyer. Frank Henkel, seinerzeit Innenexperte der Berliner CDU-Fraktion, forderte daraufhin, die Verbindungen zwischen linksextremer Szene und früheren Terroristen sorgsam zu beobachten.[4]
Schriften
- Die Bewegung 2. Juni. Gespräche über Haschrebellen, Lorenzentführung, Knast. Berlin/Amsterdam 1995 ISBN 3-89408-052-3 (gemeinsam mit Ronald Fritzsch), auch als Online-Version und PDF-Download
Weblinks
- Berliner Morgenpost Beilage „Berliner Illustrierte“, 27. Februar 2005 (Memento vom 3. Juli 2007 im Internet Archive), über Ralf Reinders und Ronald Fritzsch
Einzelnachweise
- Bär bleibt hier! Keine Ausweisung von Ralf Reinders, Gefangener aus der Bewegung 2. Juni. ProWo – Zeitung für die Westberliner Linke, Nummer 2, Mai 1990 auf der Website von „In Bewegung Bleiben“
- Gudrun Schwibbe: Erzählungen vom Anderssein: Linksterrorismus und Alterität. Waxmann Verlag, 2013, ISBN 9783830978923, S. 285
- Jörn Hasselmann: Feier mit offenem Ende: Kreuzberg hat die Ruhe weg. Der Tagesspiegel, 29. April 2008.
Berlin: Hetze gegen RAF-Opfer. Der Tagesspiegel, 3. Mai 2007. - Martin Lutz, Axel Lier: 1. Mai-Demonstration: Ex-Terrorist Reinders provoziert Berliner Polizei. Die Welt, 29. April 2008