Raketenauto
Ein Raketenauto oder Raketenwagen ist ein von einem Raketentriebwerk angetriebenes Landfahrzeug. Raketenautos werden nur für die Jagd nach Geschwindigkeitsrekorden entwickelt und gebaut.
Bereits 1928 experimentierten Max Valier, Friedrich Wilhelm Sander und Fritz von Opel mit einem von Pulverraketen angetriebenen Auto. Am 12. April 1928 fand die erste öffentliche Fahrt des Opel RAK1 statt; Fahrer war der Opel-Ingenieur und Rennfahrer Kurt C. Volkhart.[1] Ende Mai 1928 erreichte Fritz von Opel im RAK 2 auf der Berliner AVUS eine Geschwindigkeit von 238 km/h.
Geschwindigkeitsrekorde mit Raketenautos
Der 1904 in Paris gegründete internationale Automobilverband FIA hat 1914 einheitliche Regeln für Geschwindigkeitsrekorde erlassen. Seit 1964 erlaubt die FIA düsengetriebene Fahrzeuge zur Erzielung von Landgeschwindigkeitsrekorden. In jenem Jahr wurden mehrere Geschwindigkeitsrekorde mit düsengetriebenen Fahrzeugen erzielt.
Die Regeln der FIA für Geschwindigkeitsrekorde besagen u. a., dass das Rekordauto mindestens vier Räder haben muss. Außerdem sind zwei Fahrten vorgeschrieben: Dieselbe Strecke hin und wieder zurück innerhalb einer Stunde. Anschließend werden die Höchstgeschwindigkeiten der beiden Fahrten gemittelt. Dieser Wert geht dann in die offiziellen Rekordbücher ein.
Mit den immer stärker werdenden Antrieben rückte auch ein neues Ziel näher: das Durchbrechen der Schallmauer mit einem Landfahrzeug. William Fredrick, in Hollywood ein Fachmann für Spezialeffekte, entwickelte in den 1970er Jahren Raketenfahrzeuge, deren leistungsstärkstes die Budweiser Rocket war. Erste Versuche auf der Edwards Air Force Base der amerikanischen Luftwaffe scheiterten. Der 48.000 PS starke Raketenantrieb des Autos entwickelt nicht die nötige Kraft und beschleunigt das Fahrzeug nur auf knapp 1.100 km/h. Für die zusätzlich benötigte Schubkraft wurde eine Feststoffrakete an die „Budweiser Rocket“ montiert. Am 17. Dezember 1979 erreichte der amerikanische Stuntman Stan Barrett mit diesem Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 1.190 Kilometern pro Stunde – Schallgeschwindigkeit. Der Rekord wird jedoch nicht offiziell anerkannt: Das Raketenauto hatte nur drei Räder und legte die Strecke nur in einfacher Richtung zurück.
Der derzeitige von einem Auto erzielte (offiziell anerkannte) Geschwindigkeitsweltrekord von 1.227,985 km/h wurde am 15. Oktober 1997 von Andy Green mit dem ThrustSSC erreicht. Mit dem Fahrzeug North American Eagle möchte der US-Amerikaner Ed Shadle diesen Rekord übertrumpfen. Shadle will, wie auch Green 1997, die Rekordfahrt in der Black-Rock-Wüste im US-amerikanischen Bundesstaat Nevada durchführen.[2] Der in der Wüste liegende ausgetrocknete Salzsee ist eine nahezu ebene Fläche.
Überblick über einige Raketenautos
Datum | Fahrer | Geschwindigkeit | Fahrzeugname | Antrieb | Ort |
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12. März 1928 | Kurt C. Volkhart | 140 km/h | Opel RAK1 | 12 Pulverraketen | Opel-Rennbahn, Rüsselsheim, Deutschland |
23. Mai 1928 | Fritz von Opel | 238 km/h | Opel RAK2 | 24 Pulverraketen | AVUS, Berlin, Deutschland |
1965 | Bobby Tatroe | 933,4 km/h (nur in eine Richtung) | Wingfoot Express II[3] | 25 JATO-Raketen | Bonneville Salt Flats, USA |
28. Oktober 1970 | Gary Gabelich | 1.001,45 km/h | Blue Flame | Flüssigkeitsraketentriebwerk, 58.000 PS | Bonneville Salt Flats, Wendover, USA |
17. Dezember 1979 | Stan Barrett | 1.190 km/h (nicht offiziell anerkannt) | Budweiser Rocket | Raketentriebwerk (48.000 PS) plus Feststoffrakete | Rogers Dry Lake, Edwards Air Force Base, USA |
in Planung | ? | – | Bloodhound LSR | Raketentriebwerk mit ca. 130 kN Schub und ein Eurojet EJ200 aus dem Eurofighter, welches etwa 90 kN leistet | Großbritannien |
Siehe auch
Literatur
- Michael Graf Wolff Metternich: Deutsche Raketenfahrzeuge auf Straße, Schiene und Eis. 1928 bis 1931. Sieger, Lorch 1997
Weblinks
Einzelnachweise
- Kai Klauder: Erstes Raketenauto von Opel, auto-motor-und-sport.de vom 10. April 2008
- Tom Hillenbrand: Raketenauto North American Eagle: Amerika sucht den Superraser. Spiegel Online, 17. April 2008, abgerufen am 26. Oktober 2011.
- Bobby Tatroe & Wingfoot Express II, Internetportal „archive.is“ (Memento vom 7. September 2012 im Webarchiv archive.today)