Radler
Das Radler ist ein Biermischgetränk, das aus Bier und Limonade besteht. In Österreich ist Radler grammatikalisch maskulin (der Radler). In Nordwestdeutschland entspricht dem Radler der Begriff Alsterwasser oder Alster, im französischsprachigen Raum spricht man von Panaché, in der deutschen Schweiz oft verkürzt auf Panasch. In Württemberg und auch in Bayern ist auch die Bezeichnung Russ oder Russe bekannt, sie wird jedoch eingeschränkt für Mischgetränke aus Weizenbier und Limonade verwendet.[1]
In Deutschland darf Radler nach der Änderung des Biersteuergesetzes 1993 fertig gemischt in Flaschen oder Getränkedosen verkauft werden, wobei für den Limonadenanteil ebenfalls Biersteuer anfällt.
Zu Bier gemischt mit Cola – siehe Biermischgetränk.
Varianten
- In Österreich bezeichnet man die Mischung aus Bier und der Kräuterlimonade Almdudler im Schankbetrieb auch als Almradler. In Österreich (und angrenzenden Regionen in Deutschland) und auch in Teilen Oberbayerns unterscheidet man zwischen „süßem“ (mit Limonade) und „saurem“ (mit Mineralwasser) Radler. Letzterer wird ansonsten in Österreich als „Saurer Radler“ bezeichnet. Der Begriff Sauschneider existiert zuweilen sowohl für ein mit Himbeerkracherl als auch für ein mit Met gemischtes Bier.
- In Norddeutschland wird Pils verwendet und die Mischung heißt meist Alsterwasser, kurz Alster, benannt nach der vorgeblichen Farbe des gleichnamigen Hamburger Gewässers. Die Verwendung des Begriffs Alster ist außerhalb Norddeutschlands nicht einheitlich. Teilweise wird unter Alster ein Mix mit Zitronenlimonade verstanden, unter Radler hingegen ein Mix mit Orangenlimonade. Manchmal werden beide Begriffe synonym benutzt. Im Ruhrgebiet wird gelegentlich nach Verwendung der Limonadensorte zwischen Radler (farblose Zitronenlimonade) und Alsterwasser (Orangenlimonade) unterschieden.
- In den Niederlanden wird Pils verwendet und das Gemisch als Sneeuwwitje (deutsch ‚Schneewittchen‘) bezeichnet.
- In einigen Regionen des Münsterlandes wird Bier mit Orangenlimonade gemischt und als Wurstwasser bezeichnet, wahrscheinlich weil es der Farbe des Bockwurstkochwassers nahekommt.
- In Frankreich und der frankophonen Schweiz wird ein Biergemisch mit Grenadine (Granatapfelsirup) als Bière au Grenadine bezeichnet; in der deutschsprachigen Schweiz gibt es dafür die Bezeichnung Wisa Gloria.[2]
Der Begriff Radler wird inzwischen auch für Biermischgetränke im nichtdeutschsprachigen europäischen Ausland verwendet. Der Konzern Heineken benutzt dabei weltweit denselben Marken-Schriftzug für die Bezeichnung Radler. In Namibia bringt Namibia Breweries seit Oktober 2018 unter dem Markennamen Tafel ein Radler heraus.[3]
Geschichte
Unter der Bezeichnung „Shandy“ wurden bereits im 19. Jahrhundert Biermischgetränke an britische Truppen ausgeschenkt.[4] Möglicherweise wurde das Radler unter dieser Bezeichnung Ende des 19. Jahrhunderts in einem der zumeist sozialdemokratisch geprägten Fahrradklubs erfunden. Die bayerische Schriftstellerin Lena Christ erwähnt in ihrem Buch Erinnerungen einer Überflüssigen aus dem Jahr 1912 den Ausschank von „Radlermaßen“. Da die beschriebene Geschichte auf das Jahr 1900 zurückgeht, sollte es Radler zu dieser Zeit bereits gegeben haben.[5]
Einer weit verbreiteten Geschichte nach soll Franz Xaver Kugler das Radler um 1922 erfunden haben, als ihm in der Kugler Alm – einer überwiegend von Ausflüglern und Fahrradfahrern besuchten Ausflugsgaststätte in Oberhaching im Süden von München – aufgrund des hohen Besucherandrangs das Bier auszugehen drohte.[6][7][8]
Der „Russ“ bzw. die „Russ’n-Maß“ entstand einer Geschichte zufolge im Münchner Mathäser-Weißbierkeller, wo sich zur Zeit der Revolution 1918 oft die kommunistischen Anhänger der Münchner Räterepublik (eben die „Russ[e]n“) trafen. Weil diese durch einen geringeren Alkoholkonsum einen kühlen Kopf bewahren wollten, oder weil das Weißbier knapp wurde, soll dieses mit Zitronenlimonade gemischt worden sein.[8]
Weblinks
- München erleben. In: Süddeutsche Zeitung, Ausgabe 2, 2007.
- Lena Christ: Erinnerungen einer Überflüssigen. Kap. 20 mit der Erwähnung von „Radlermaßen“, 1912.
- Biermischgetränke setzen junge Akzente. In: Deutscher Brauer-Bund Online – zur Geschichte von Radler und Russ’n.
- Martin H. Graf: Panaché. In: Wortgeschichten. Hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
Fußnoten
- Radler. Bayerischer Brauerbund e.V., abgerufen am 16. November 2020.
- Forum der Brauerei 10/1983, S. 333
- Tafel. Namibia Breweries. Abgerufen am 16. Oktober 2018.
- Conrad Seidl: Radler: Keine Erfindung für Radfahrer. In: derstandard.at, 18. März 2011. Abgerufen am 6. Februar 2017.
- Petra Foede: Wie der Earl das Sandwich entdeckte. Die Geschichte bekannter Gerichte.
- Berta Ludwig: Handel, Handwerk und Gewerbe. In: Gemeinde Oberhaching (Hrsg.): Lebendige Heimat – Oberhaching. Selbstverlag, Oberhaching 1999, ISBN 3-921635-50-0, S. 106.
- Tour 23 – Kugleralm und Badeweiher. (Memento vom 4. Juni 2014 im Internet Archive) MVV Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Abgerufen 7. April 2017.
- Biermischgetränke setzen junge Akzente. In: Deutscher Brauerbund Online, abgerufen am 6. Februar 2017.