RGW-Auto
Das RGW-Auto war ein nie realisierter Pkw der unteren Mittelklasse, der als Gemeinschaftsprojekt der RGW-Staaten unter Federführung der DDR und der ČSSR geplant war.
Škoda / Wartburg / Trabant | |
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Prototyp Škoda 760 aus der Tschechoslowakei | |
P760 | |
Präsentationsjahr: | nein |
Fahrzeugmesse: | keine |
Klasse: | Untere Mittelklasse |
Karosseriebauform: | Limousine |
Motor: | Ottomotor: 1,1 Liter (33 kW) |
Serienmodell: | nein |
Der als P760 (auch als 610 M) bezeichnete Wagen sollte den Trabant 601, den Wartburg 353 und den Škoda 100 ablösen. Die im Januar 1970 begonnenen Planungen für den P 760 waren ein wesentlicher Grund für den Abbruch der Arbeiten am Trabant-Modell P603, das als Nachfolger für den P601 geplant war. Nach dem Scheitern des RGW-Autos P760 im April 1973 und dem ebenfalls abgebrochenen Nachfolgeprojekt P1100/1300 1979 kam in der DDR die Entwicklung neuer Personenwagen zum Erliegen.
P760
Mit Beginn der 1970er Jahre drang die SED-Führung bezüglich der Automobilfertigung verstärkt auf eine Zusammenarbeit zwischen den RGW-Partnerländern. Politische Vorstöße in diese Richtung hatte es bereits Anfang der 1960er Jahre gegeben.[1] Diesen lag der Plan zugrunde, die Fertigung von Pkw arbeitsteilig zu organisieren, wodurch man sich eine effizientere Produktionsweise als bei den gegeneinander arbeitenden Unternehmen in der Marktwirtschaft erhoffte. In jedem beteiligten Land sollten einzelne Baugruppen gefertigt werden. In der DDR existierten 1966 Funktionsmuster des Trabant 603, dessen Entwicklung auf Weisung des Politbüros eingestellt wurde, um die verfügbaren Kapazitäten dem P760-Projekt zur Verfügung zu stellen.
Der Typ P760 war die Grundlage für das RGW-Auto. Seit Januar 1970 wurden Pläne für dieses Fahrzeug der unteren Mittelklasse ausgearbeitet. Die Produktion sollte baugruppenspezifisch auf die beteiligten Länder aufgeteilt werden. Zwischen den beiden Hauptpartnern DDR und ČSSR gab es jedoch erhebliche Differenzen über grundlegende konstruktive Eigenschaften. So favorisierte die DDR-Führung beispielsweise den Frontantrieb. Škoda hingegen sah den Allradantrieb als ideal und den Hinterradantrieb als einen vertretbaren Kompromiss an.[2] Schließlich wurden vier Funktionsmuster gebaut, die ab 1972 erprobt wurden. Da jedoch nicht nur die einzelnen Länder um geeignete Konzepte konkurrierten, sondern auch einzelne deutsche Werke (die Automobilwerke Zwickau und Eisenach), wurde das Projekt RGW-Auto zu unübersichtlich und in einem Politbüro-Beschluss vom 7. April 1973 als „nicht entscheidungsreif“ zu den Akten gelegt. Dies war insofern ungewöhnlich, als dass etwa im Bus-, Straßenbahn- aber auch Traktoren- und Lkw-Bau durch Zentralisierung eine rationelle Produktion im RGW-Raum erreicht wurde. Die erhoffte Mangelbeseitigung im Pkw-Sektor durch rationelle Fertigung in großen Stückzahlen schlug hingegen durch das Ende des RGW-Autos endgültig fehl.
Technische Daten des P760
- Leistung: 45 PS
- Hubraum: 1100 cm³
Literatur
- Staatsarchiv Chemnitz (Hrsg.): In Fahrt. Autos aus Sachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2005, ISBN 3-89812-322-7.
- Horst Ihling: Verschlußsachen. Von rührigen Technikern entwickelt, von den Politbürokraten verworfen: Prototypen und Einzelstücke aus Eisenach. In: Oldtimer Markt 11/1994.
Einzelnachweise
- Zur Automobilentwicklung im Sozialismus. In: Kraftfahrzeugtechnik 12/1962, S. 490–495.
- Škoda-Perspektive: Auch Mittelklassewagen!. In: Kraftfahrzeugtechnik. 4/1968, S. 111–112.