Rümelinbach
Der Rümelinbach (auch Kleiner Birsig oder Steinenbach genannt) ist ein im 12. und Anfang 13. Jahrhundert angelegter Kanal. Dieser liegt zwischen Binningen im Kanton Basel-Landschaft und der Stadt Basel im Kanton Basel-Stadt in der Schweiz.
Rümelinbach | ||
Rümelinbach in der Schutzmatten | ||
Daten | ||
Lage | Schweiz | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Birsig → Rhein → Nordsee | |
Quelle | Ableitung aus dem Birsig, historisch beim Binningerschutz; heute bei der Weihermatt 47° 32′ 27″ N, 7° 34′ 34″ O | |
Mündung | in den Birsig, historisch hinter der Sattelgasse und hinter der Hutgasse; heute Ableitung durch den Zoo Basel 47° 33′ 30″ N, 7° 35′ 15″ O
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Länge | 2,4 km |
Namensgebung
Wann der Name von kleiner Birsig auf Rümelinbach geändert wurde, was der Grund hierfür war und wann die Getreidemühle des Müllers Rümelin erstellt wurde, ist nicht überliefert. Seine Mühle war im 13. Jahrhundert die einzige Getreidemühle innerhalb der Basler Stadtmauer. Sie versorgte Anwohner und Backstuben mit Getreidemehl. Mehl war für die Herstellung des Grundnahrungsmittels Brot und anderer Backwaren unerlässlich. Dies könnte die Obrigkeit der Stadt dazu bewogen haben in Anerkennung seiner Dienste zum Wohle der Einwohner den Kanal kleiner Birsig in Rümelinbach umzubenennen. Viel Zeit, um die Obrigkeit der Stadt so zu beeindrucken blieb Rümelin jedoch nicht. Bereits im Jahre 1362 verkaufte der Edelknecht Gregorius von Lörrach „einen Drittel seiner Hofstatt genannt Rümelinsmühle“ an die Nonnen des Klosters Klingental. Am Rümelinsplatz Nr. 1 hat das Gebäude etwa 750 Jahre gestanden, bis es 1957 abgebrochen und durch ein Geschäftshaus mit Ladenlokal ersetzt wurde.
Verlauf
Der Rümelinbach wird bei der Baslerstrasse in Binningen, zwischen dem Schloss und der Einmündung der Weihermattstrasse, vom Birsig abgenommen. In einem separaten Kanal wird er linksseitig, parallel zum Birsig in einem etwa 280 Meter langen eingedolten Bauwerk geführt. Nach der Postgasse, beim Robinsonspielplatz, treten die beiden Gewässer wieder ans Tageslicht. Der Rümelinbach fliesst offen durch das Gebiet Schutzmatten (ehemalige Spitalmatten) in Richtung Dorenbach zum Gebiet Bachletten. Diese Ebene am Ausgang des Birsigtals wird in Längsrichtung rechtsseitig vom Birsig und linksseitig vom Rümelinbach durchflossen. Auf diesem Gebiet wurde der Zoologische Garten Basel erstellt. In der Nähe des Haupteingangs, noch im Zoo, wird der Rümelinbach wieder in den Birsig geführt. Beide Flüsse sind hier eingedolt.
Heute erinnert nur noch der Rümelinbachweg und das Steinenbachgässlein daran, dass der Rümelinbach einst ihnen folgend durch die Stadt Basel floss.
Geschichte
Der Ursprung des damals als kleiner Birsig benannten Kanals geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Eine erste Wasserentnahme aus dem Birsig wird bereits im Jahre 1193 erwähnt. Ein Hugo zur Walke betrieb die „Walkmühle“[1], eine Tuchwalke.
Wie beim St. Alban-Teich war auch hier beabsichtigt Gewerbebetriebe in die Stadt Basel zu locken. Dieselbe Aufgabe wurde dem im minderen Basel[2] errichteten Riehenteich zu Grunde gelegt.
Anfang des 13. Jahrhunderts wurde im Birsig beim Binningerschutz ein Wuhr errichtet. Aus dem Staubecken konnte das Wasser für den als kleiner Birsig benannten Kanal abgeleitet werden. Er wurde durch die Spitalmatten und das Gebiet Bachletten bei der Steinenschanze in die Stadt Basel geleitet. Seit 1206 floss er durch das Steinenbachgässlein, kreuzte den inneren Stadtgraben beim Kohlenberg und folgte der Stützmauer des St. Leonhardsstiftes. Weiter ging es hinter den Häusern am Barfüsserplatz entlang. Der Leonhardsberg wurde gekreuzt. Unter den linksseitigen Häusern im Gerbergässlein verlief der Kanal bis zur Mühle eines Müllers Namens Rümlin. Nach dem Münzgässlein mündete der Kanal über zwei Arme, der Erste hinter der Hutgasse und der Zweite hinter der Sattelgasse[3] beim Marktplatz wieder in den Birsig.
Nutzung
Seit seiner Erstellung wurde der kleine Birsig, der spätere Rümelinbach, jahrhundertelang als Gewerbekanal genutzt. Vor der Stadt diente er der Landwirtschaft. In Stadtnähe und den neuen Gebieten in der Stadt entstanden diverse Mühlen und Stampfen. Viele Handwerker wie Färber, Gerber, Schleifer, Waffenschmiede (Sarwürker), Müller, auch Bader, liessen sich am Kanal nieder. Es entstanden Betriebe für die Herstellung von Pulver, Öl, Lohe, Tuch oder Tabak. Die Feuerwehr bezog für Brandbekämpfung, oder Abschwemmen von Unrat Wasser aus dem Kanal.
Für ihre Wohnhäuser bezogen immer mehr Liegenschaftsbesitzer über Runsen (Wasserrinnen) Wasser aus dem Kanal. Seit 1874 leitet auch der Zoo Basel das benötigte Wasser für Tiere, Reinigungen und Wasserbecken ab.
Korporation
Die Anzahl der Wassernutzungsberechtigten (Lehensberechtigten) stieg stark an. So wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die „Korporation der Wasserinteressenten des Rümelinbachs“ gegründet. Zwischen 1460 und 1534 stieg die Anzahl der Nutzungsberechtigten von 185 auf 218 an. Im 17. Jahrhundert gingen die gesamten Verwaltungsarbeiten an das Wasseramt über. Dieses sollte die Erteilung der Konzessionen, Betreuung alter Wasserrechte, Aufteilung der Kosten auf die Lehensinhaber, sowie das Organisieren und Kontrollieren von Instandstellungsarbeiten usw., betreuen. Das Wasseramt führte auch die Rechnung. 1789 wurde das Wasseramt verstaatlicht und 1834 dem Bauamt unterstellt. 1866 wurden über 340 Wassernutzer betreut. Bis auf das Amt des Wassermeisters wurde das Wasseramt 1874 aufgelöst. Die Anzahl der Wassernutzungs- und Lehensberechtigten war Rückläufig. Die Anfallenden Kosten für Unterhalts- und Reparaturarbeiten mussten auf immer weniger Nutzer aufgeteilt werden, was jeweils zu Auseinandersetzungen führte. Das Amt des Wassermeisters wurde 1914 an den Strasseninspektor delegiert. Dieser war dem städtischen Bauamt (heute: Baudepartement) unterstellt.
In der Korporation waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch drei Firmen vertreten. 1937 und 1938 entstanden an dem Wuhr erneut schwere Schäden durch Hochwasser. Die zu erwartende Kostenbeteiligung erachtete ein Mitglied der Korporation als zu hoch im Verhältnis zum Nutzen und schied aus. 1957 wurde die Korporation aufgelöst. Der Einwohnergemeinde, vertreten durch das Baudepartement, wurden die Rechte und Pflichten übertragen[4]. Einziger Nutzer des Wassers aus dem Rümelinbach war nur noch der Zoologische Garten und dies seit 183 Jahren.
Um- und Rückbau
In den Jahren 1674 bis 1677 sollte der Dorenbach ab dem Allschwiler Weiher in einem neu angelegten Kanal, welcher der Kantonsgrenze Basel-Stadt und Basel-Landschaft folgt, in den Birsig entwässert werden. Im Gebiet Schutzmatten, im Margarethental, ergab sich eine niveaugleiche Kreuzung mit dem Rümelinbach. Der Rümelinbach wurde durch einen Düker abgesenkt.
Als 1860 die Bahnstrecke Strasbourg–Basel der Compagnie du chemin de fer de Strasbourg à Bâle erstellt wurde, musste der Rümelinbach die Gleise durch einen Düker unterqueren.
Ab dem Binningerschutz war der Kanal bis zur Stadtmauer offen. In der Innenstadt musste er teilweise aus Platzgründen oder Verlegung unter Gebäuden eingedolt werden. Offen floss der Rümelinbach durch das Steinenbachgässlein. Im Gerbergässlein und der Münzgasse musste er teilweise eingedolt werden. Über die offenen Fliessgewässer in Städten wurde Unrat, Abwässer und Fäkalien der Abtritte entsorgt, so auch über den Rümelinbach und den nahen Birsig. Diese Missstände begünstigten die Verbreitung der im Juli bis Oktober 1855 in Basel umgehenden Cholera asiatica. Erst die Typhus-Epidemie in den Jahren 1865 und 1866 veranlasste die Obrigkeit der Stadt, sich Gedanken über die Ursachen und deren Beseitigung zu machen. Die umgesetzten Versuche erbrachten jedoch nicht den erhofften Erfolg.
Die staatliche Behörde, das Bauamt, begann ab 1875 weitere Teilstücke des Rümelinbachs einzudolen. Im selben Jahr wurde der Grundstein für das Gas- und Wasserwerk Basel gelegt. Dies hatte zur Folge, dass die Anzahl der Wassernutzer am Rümelinbach stark zurückging. 1905 wurde der Rümelinbach ab dem Zoologischen Garten in die Innenstadt stillgelegt. Unter dem Bereich des Zoo-Haupteingangs wurde der Rümelinbach in den Birsig geleitet. Die noch offenen Kanalteile in der Stadt wurden bis 1957 komplett eingedolt und wo erforderlich zurückgebaut.
Die immer wieder anfallenden hohen Reparaturkosten an der Wuhr und die dadurch entstehenden Versorgungsprobleme des Zoos lösten 1957 Umbauarbeiten aus, die 1961 abgeschlossen werden konnten. Das Staubecken wurde abgelassen und das Wuhr aus dem Birsig entfernt. Von der Weihermattstrasse bis zum Robinsonspielplatz wurde links der Baslerstrasse ein 280 Meter langer Kanal für Birsig und Rümelinbach erstellt. In diesem Kanal war für das Wasser des Rümelinbachs ein separater Kanal erforderlich. Dieser weist nur ein Gefälle von etwa 0,2 % auf. Wogegen der Birsig mit etwa 1,1 % in Richtung Rhein fliesst. Durch den Gefällsunterschied musste die Höhe des ehemaligen Staubeckens erreicht werden, damit der Rümelinbach wieder in seinem angestammten Bachbett zum Zoo fliessen kann. Beim Austritt der beiden Gewässer aus dem Kanal wurde in den Rümelinbach ein Stauwehr eingebaut. Über dieses kann bei Hochwasser zu viel anfallendes Wasser direkt wieder in den Birsig abgeleitet werden. Dadurch kann der Zoo vor Überschwemmungen geschützt werden. Bei Niedrigwasser im Birsig kann über das Stauwehr der Wasserabfluss zum Zoo reguliert werden, um den Fischbestand im Birsig nicht zu gefährden.
In den Jahren 1996 und 1997 konnte die BLT die zwischen den Haltestellen Binningen Oberdorf und bis nach Binningen Schloss bestehende Einspurstrecke der ehemaligen BTB auf Doppelspur ausbauen[5]. Das bestehende Gleis in der Baslerstrasse wurde ausgebaut und die neuen Gleise über den Kanal von Birsig und Rümelinbach verlegt. Dadurch konnte die Strasse entlastet und die ab Basel bestehende Doppelspurstrecke um etwa 400 Meter verlängert werden.
Literatur
- Eduard Schweizer: Die Wasserrechte am Rümelinbach. Teil 2. In: Basler Jahrbuch 1922, S. 253-291.
Weblinks
- altbasel.ch: Die Rümelinsmühle
- Korporation der Wasserinteressenten des Rümelinbach, 1850–1957. Staatsarchiv Basel-Stadt
- Daniel Bruckner: Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel. Band IV, 1749, Der so genannte Schutz, S. 346–348 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Mühlenfreunde.ch: Archiv Mühlenbriefe (Mühlenbrief 11 anklicken lädt ein pdf) ab S 9. Abgerufen am 1. August 2021
- Rümelinbach auf der Website Basler Bauten
Einzelnachweise und Anmerkungen
- R. Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel, Kapitel 2 „Das Stadtreglenemt“, 8. Buch, Band 2/1, Basel, 1911, ab Seite 271
- «minder» bedeutet «klein» – also im kleinen Basel, heute Kleinbasel
- Basler Bauten: Rümelinbach. Abgerufen am 1. August 2021
- Staatsarchiv der Stadt-Basel: Korporation der Wasserinteressenten des Rümelinbach Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben. Abgerufen am 1. August 2021
- Tram Basel: Haltestelle: Binningen Oberdorf. Abgerufen am 15. August 2021