Quendel-Seide
Die Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) ist ein Vollschmarotzer aus der Gattung Seide (Cuscuta) in der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae).
Quendel-Seide | ||||||||||||
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Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cuscuta epithymum | ||||||||||||
(L.) L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Quendel-Seide Pflanze ist eine einjährige krautige Pflanze und wird 20 bis 60 Zentimeter lang. Die dünnen verzweigten, rötlichen Stängel der Quendel-Seide tragen kaum erkennbare Blätterreste.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die kurzgestielten bis sitzenden Blüten stehen in unscheinbare rosafarbenen Blütenknäuel zusammen. Die Blütenkronen sind glockig. Die Kapselfrucht enthält zahlreiche Samen.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[1]
Ökologie
Wie bei allen Cuscuta-Arten sucht sich schon der Keimling eine Wirtspflanze, indem sich der fadenförmige Stängel in kreisenden Bewegungen so lange dreht, bis er eine geeignete Pflanze findet, an der er sich emporwinden kann. Im Falle der Quendel-Seide geschieht dies linkswindend. Mit ihren Saugfortsätzen (Haustorien) dringt die Seide in das Leitungsgewebe (Phloem) der Wirtspflanze ein und entzieht ihr die zum Wachstum nötige Nährlösung.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet der Quendel-Seide reicht in Europa vom westlichen England und südlichen Norwegen, Lettland und Estland bis in den Süden ins nördliche Spanien, Italien (einschließlich Sizilien) und Griechenland. Außerhalb Europas kommt sie ursprünglich in Nordafrika und von der Türkei bis China vor.[2] In Australien, Neuseeland, Nord- und Südamerika ist sie ein Neophyt.[2] Die Klee-Seide kommt in Mitteleuropa in Gesellschaften des Verbands Violion caninae, Genistion pilosae, auch des Unterverbands Sarothamnenion, seltener im Mesobromion vor. Sie ist eine Charakterart der Klasse der Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden (Nardo-Callunetea).[1] In den Allgäuer Alpen steigt die Unterart Cuscuta epithymum subsp. epithymum im Tiroler Teil an der Wildmahdspitze bis in eine Höhenlage von 2120 Metern auf.[3]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 als Varietät Cuscuta europaea var. epithymum durch Carl von Linné. Den Rang einer Art Cuscuta epithymum (L.) L. hat Carl von Linné 1759 veröffentlicht.
Je nach Autor gibt es von Cuscuta epithymum mehrere Unterarten und Varietäten:[2]
- Cuscuta epithymum (L.) L. subsp. epithymum
- Cuscuta epithymum subsp. kotschyi (Des Moul.) Arcang.: Sie ist von Südeuropa bis zum Iran verbreitet.[2]
- Cuscuta epithymum var. alba (J.Presl & C.Presl) Trab.: Sie kommt vom Mittelmeerraum bis Turkmenistan vor.[2]
- Cuscuta epithymum var. angustissima (Engelm.) Yunck.: Sie kommt im westlichen und im zentralen Mittelmeerraum vor.[2]
- Cuscuta epithymum var. macranthera (Heldr. & Sart. ex Boiss.) Engelm.: Sie kommt im Mittelmeerraum vor.[2]
- Cuscuta epithymum var. rubella (Engelm.) Trab.: Sie kommt im zentralen Mittelmeerraum vor.[2]
- Cuscuta epithymum var. sagittanthera Engelm.: Sie kommt in Tunesien vor.[2]
- Cuscuta epithymum var. scabrella (Engelm.) Yunck.: Sie kommt von Südosteuropa bis zur Türkei vor.[2]
- Die Klee-Seide (Cuscuta epithymum subsp. trifolii (Bab. & Gibson) Berher) wird manchmal als eigene Art angesehen, andererseits von einigen Autoren nicht einmal als Unterart anerkannt, sondern zu Cuscuta epithymum (L.) L. subsp. epithymum gestellt.[2] Die Klee-Seide schmarotzt auf Klee-Arten (Trifolium) und auf Luzerne (Medicago sativa).[1]
Trivialnamen
Für die Quendel-Seide (lateinisch früher auch epithimum[4] und epitimum[5]) bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Quendelflachsseide, Fasen auf dem Cleen (bereits 1485 erwähnt), Filzkraut, Quendelwolle, Kleine Seide, Thymdotterkraut, (kleine) Thymseide,[6] Thymseiden und Kretisches Thymseidenkraut.[7]
Siehe auch
Weblinks
- Cuscuta epithymum agg., Artengruppe Quendel-Seide. FloraWeb.de
- Cuscuta epithymum (L.) L., Quendel-Seide. FloraWeb.de
- Cuscuta epithymum subsp. epithymum (L.) L., Quendel-Seide (Unterart). FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Quendel-Seide. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Cuscuta epithymum (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. Februar 2016.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants 1986, ISBN 3-87429-263-0.
- Thomas Meyer: Seide Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Cuscuta epithymum und Unterarten sowie Synonyme in der Flora Europaea des Royal Botanic Garden Edinburgh.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 773.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Cuscuta epithymum. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 22. November 2017.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 361.
- Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 142 (Epithymus).
- Vgl. Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 31 (Epitimum „die fasen au[…]“).
- B. Lagrange: Vollständige Apothekerwissenschaft. Zweiter Theil: Materia medica. Aus dem Französischen übersetzt. Friedrich Gotthelf Baumgärtner, Leipzig 1796, S. 92.
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 123 (online).