Pyjama
Ein Pyjama oder Schlafanzug ist ein leichtes, in der Regel zweiteiliges Gewand, das zum Schlafen getragen wird.
Etymologie
Das Wort Pyjama stammt aus dem Persischen (persisch پايجامه pāīdschāma, auch persisch پیش جامه pīsch dschāma, wortwörtlich „Beinkleidung“) und bezeichnet ursprünglich eine leichte Hose, die am Bund von einer Schnur oder Kummerbund zusammengehalten wird und im süd- und westasiatischen Raum, besonders in persischsprechendem Raum getragen wird. Über das Hindustani (Hindi पजामा pajāmā) gelangte das Wort im 19. Jahrhundert ins Englische (hier stets als Pluraletantum: pyjamas, auch pajamas)[1] und wurde von dort Anfang des 20. Jahrhunderts, nun in der Bedeutung „Schlafanzug“, ins Deutsche entlehnt. In Deutschland und Österreich wird es im Allgemeinen als Maskulinum gebraucht (der Pyjama) und [ˌpyˈʤaːma] gesprochen, in der Schweiz erscheint es hingegen zumeist als Neutrum (das Pyjama) und in der Lautung [ˌpiˈʤaːma].[2]
Geschichte
Die britischen Kolonialherren lernten diese Art der Beinbekleidung in Indien kennen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gelangte der Pyjama – sowohl das Wort als auch die Kleidung – durch sie nach Europa, wo er für eine kurze Zeit als Freizeitanzug in Mode kam. Danach geriet das neue Kleidungsstück in Europa allerdings wieder in Vergessenheit. Erst nach 1870, mit dem verstärkten Handel Britisch-Indiens mit dem Mutterland, kam der Pyjama erneut nach Europa.[3] Zu den leichten Hosen wurde nun ein hemdartiges Oberteil getragen, das zugeknöpft werden konnte. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hatte der Pyjama das Nachthemd weitgehend verdrängt, zumindest als Nachtgewand für Männer. Als Material eigneten sich die sehr bequemen Stoffe Baumwolle und Seide, beide wurden durch den Kolonialhandel in Europa in großem Umfang verfügbar.
In den 1930er Jahren kam vorübergehend die Mode auf, als weibliche Urlaubsbekleidung am Meer leichte, weite Hosen als sogenannte „Strand-Pyjamas“ zu tragen.
Heutige Pyjamas bestehen aus einer beinlangen, weit geschnittenen Hose und aus einem langärmligen Oberteil. Dieses ist im Gegensatz zu früher oft wie ein T-Shirt geschnitten und besitzt keine Knöpfe mehr. Die Hose wird durch ein Gummiband um die Hüfte gehalten. Es gibt auch Varianten mit kurzen Ärmeln oder Beinen, dies sind jedoch keine Pyjamas im eigentlichen Sinne mehr. Sie werden oft als Shorty bezeichnet.
Gewohnheiten
Da Pyjamas sehr bequem sind, werden sie zuhause oft auch als Freizeitanzug getragen. Es ist verbreitet, zu einem Pyjama keine weitere Bekleidung, insbesondere auch keine Unterwäsche, zu tragen. In nördlichen Ländern und bei großer Kälte werden gelegentlich Socken getragen. Umfragen zur Verbreitung von Pyjamas als Nachtwäsche liefern recht unterschiedliche Zahlen (siehe Artikel Schlafkultur).
In einigen Gegenden, zum Beispiel in Shanghai, wurde es ab den 1970er Jahren üblich, Pyjamas in der Nachbarschaft und auch zum Einkaufen anzulassen. Zur Weltausstellung 2010 unternahm die chinesische Regierung große Anstrengungen, diesen „unzivilisierten“ Brauch zu unterbinden.[4] Die Chinesen übernahmen den Pyjama aus dem Westen, sozusagen als Zeichen von Wohlstand und „Coolness“, verstanden aber den kulturellen Kontext nicht ausreichend.[4] In England verbot die Warenhauskette Tesco Kunden in Pyjamas den Zutritt.[5]
Kulturgeschichte
Zu den Kuriosa gehört, dass sich die deutsche Delegation in der Nacht vor der Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo nach Eintreffen der letzten sowjetrussischen Vorschläge zu einer legendär gewordenen „Pyjamakonferenz“ traf, um sich vor Vertragsunterzeichnung noch einmal abzustimmen.
In amerikanischen Day Care Centers und Grundschulen wird als Themen-Tag gelegentlich ein Pajama Day veranstaltet, an dem die Schüler im Schlafanzug zum Unterricht erscheinen dürfen.[6]
Zuweilen werden auch Pyjamapartys veranstaltet. Dabei wird beim Gastgeber übernachtet, darum der Name des Schlafanzuges.
Weblinks
Einzelnachweise
- Artikel PYJAMMAS, s.. In: Sir Henry Yule: Hobson-Jobson: A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Words and Phrases, and of Kindred Terms, Etymological, Historical, Geographical and Discursive. J. Murray, London 1903, S. 748.
- Artikel Pyjama. In: Broder Carstensen (Hrsg.): Anglizismen-Wörterbuch: Der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. De Gruyter, Berlin 1996, Band 1 (P-Z), S. 1188.
- Pyjamas. Encyclopædia Britannica Online. Abgerufen am 8. September 2009.
- Gao Yubing: The Pajama Game Closes in Shanghai. The New York Times. 14. Mai 2010. Abgerufen am 10. September 2010.
- Tesco ban on shoppers in pyjamas. BBC. 28. Januar 2010. Abgerufen am 10. September 2010.
- pajama day/other rewards - ProTeacher Community. Abgerufen am 26. Januar 2022.