Protestantische Kirche (Friedelsheim)
Die Protestantische Kirche ist das älteste Gebäude des pfälzischen Dorfes Friedelsheim im Landkreis Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz).
Protestantische Kirche Friedelsheim von Südosten | |
Basisdaten | |
Konfession | protestantisch |
Ort | Friedelsheim, Deutschland |
Baugeschichte | |
Bauzeit | 1074 – 1826 |
Baubeschreibung | |
Baustil | Gotik |
Ausstattungsstil | Erbärmdebild, Taufschale |
Bautyp | Saalbau |
49° 26′ 44,4″ N, 8° 13′ 18,5″ O |
Geschichte
Das Dorf wird erstmals 770 im Lorscher Codex urkundlich erwähnt. Die erste nachweisliche Nennung der Kirche erfolgte 1116, nachdem die Adelige Richenza (oder Richezza) ihre Kirche dem Bischof von Speyer geschenkt hatte, welcher das Patronat an das Kloster Limburg abtrat.[1] Die Identität der Schenkgeberin ist bis heute ungeklärt, manche Heimathistoriker sehen in ihr die Kaiserin Richenza von Northeim, die zur fraglichen Zeit lebte. Das Gotteshaus war St. Maria geweiht. Spätestens 1577 wurde in Friedelsheim die Reformation eingeführt und die Kirche im Inneren calvinistisch umgestaltet, wobei man auch wertvolle Malereien übertünchte. 1771 starb die Ortsherrin Gräfin Elisabeth Dorothea von Wiser geb. von Degenfeld-Schomberg, Tochter des Generals Christoph Martin von Degenfeld-Schomberg und Urenkelin des Kurfürsten Karl I. Ludwig von der Pfalz. Als Wohltäterin der Gemeinde wurde sie in einer Gruft unter dem Chor bestattet. 1826 verbreiterte man das gotische Kirchenschiff nach Norden und Süden.
Baubestand
Die Kirche ist geostet und steht am höchsten Punkt des Dorfes. Südlich des Chores, in der Ecke zum Schiff, befindet sich der dreistöckige Kirchturm als ältester, erhaltener Gebäudeteil. Seine beiden unteren Stockwerke sind noch romanisch, das oberste Stockwerk mit spitzem Turmhelm stammt aus dem 18. Jahrhundert. In ihm hängen u. a. zwei der ältesten pfälzischen Glocken aus der Zeit um 1430.[2]
Die Kirche selbst ist gotisch. Der eingezogene Chor besitzt einen Fünfachtelschluss mit äußerlichen Strebepfeilern und vier große, schmale, Spitzbogenfenster.
Zum Langhaus hin sitzt ein breiter, spitzbogiger Chorbogen. Südlich neben dem Chorbogen ist an der Stirnwand des Schiffes ein „Erbärmdebild“, also ein Bild des leidenden Christus zu sehen, das aus dem 14. Jahrhundert stammt, übertüncht war und 1935 wiederentdeckt wurde. Die fast 700 Jahre alten, originalen Farben besitzen eine beachtliche Leuchtkraft und das Kunstwerk zählt heute zu den besonderen Sehenswürdigkeiten von Friedelsheim.[3] Das ursprünglich ebenfalls gotische Schiff besitzt auf der Westseite noch den alten Spitzbogeneingang, wurde jedoch 1826 nach Norden und Süden hin verbreitert. Hierbei schuf man ein neues, klassizistisches Portal an der nördlichen Langhausseite und Fenster aus voneinander abgetrennten rundbogigen Ober- und rechteckigen Unterteilen. Die dazwischenliegenden Flächen sind vermauert, da in ihrer Höhe innen eine umlaufende Empore eingebaut wurde. Das Kirchenschiff besitzt eine kassettierte Flachdecke und weist mehrere, in die Wände eingelassene Grabplatten aus dem 16. und 17. Jahrhundert auf. Besondere Kostbarkeiten sind eine silberne Taufkanne und eine ebensolche Taufschale, mit Widmung der genannten Gräfin Elisabeth Dorothea von Wiser. Sie stehen heute sichtbar in einem durchbrochenen Metallschrein, der auf einer Sandsteinstele montiert ist. Dieser moderne „Taufstein“ ist ein Werk des Pfälzer Künstlers Gernot Rumpf.
Um die Kirche liegt eine Grünanlage, die früher ein Friedhof war. Ein aufgefundener Steinsarg ist an der äußeren Kirchenmauer befestigt. Östlich daneben liegt der sogenannte Kirchenwingert, ein Weinberg der schon seit ältester Zeit zum Kirchengut gehört.
Literatur
- Helmut Meinhardt: Der Kirchenbezirk Bad Dürkheim. Evangelischer Presseverlag Pfalz GmbH, Speyer 2002, ISBN 3-925536-85-X, S. 34 u. 35.
- Wilhelm Henning Spindler: Die Evangelische (Protestantische) Kirche zu Friedelsheim. Protestantische Kirchengemeinde Friedelsheim, 1986.
- Die Kirche von Westen
- Chor der Kirche
- Die Kirche von Nordosten
- Die Kirche von Südwesten
- Innenraum mit Chorbogen und Erbärmdebild
- Gotisches Westportal
- Klassizistisches Nordportal
- Steinsarg an der Außenmauer
- Taufgarnitur der Gräfin von Wiser, 1770
Weblinks
- Webseite der Protestantischen Kirchengemeinde Friedelsheim
- PDF-Dokument zur urkundlichen Ersterwähnung der Kirche und zur Gräfin Elisabeth Dorothea von Wiser (Memento vom 30. Juli 2014 im Internet Archive)
- Webseite der Kreisverwaltung Bad Dürkheim zur Ortschaft Friedelsheim
- Das Geläut der Kirche auf youtube
Einzelnachweise
- Friedelsheimer Chronik. In: friedelsheim.de. Abgerufen am 7. Mai 2019.
- Webseite zu den historischen Glocken von Friedelsheim
- Webseite zum mittelalterlichen Christusbild in der Friedelsheimer Kirche