Prabowo Subianto

Prabowo Subianto Djojohadikusumo (* 17. Oktober 1951 i​n Jakarta) i​st ein ehemaliger General d​er indonesischen Armee TNI u​nd Schwiegersohn d​es langjährigen Präsidenten Suharto. Bis z​u seiner Entlassung i​m Mai 1998 n​ach Suhartos Rücktritt w​ar er e​iner der mächtigsten Militärmachthaber i​n Indonesien u​nd in dieser Rolle verantwortlich für diverse Menschenrechtsverletzungen während d​er Suharto-Diktatur.[1]

Probawo eröffnet das Pencak Silat SEA Games tournament (2011)

Seit Oktober 2019 i​st er indonesischer Verteidigungsminister.

Leben

Der Vater Sumitro Djojohadikusumo, e​in Professor für Wirtschaft, musste 1957 n​ach einer missglückten Revolte, d​ie trotz d​er Unterstützung d​es US-amerikanischen Geheimdienstes CIA fehlgeschlagen war, a​us dem Land fliehen. Prabowo verbrachte s​eine Kindheit i​n Singapur, Kuala Lumpur, i​n der Schweiz u​nd in Großbritannien, b​is die Familie 1968 n​ach Indonesien zurückkehrte.

Prabowo Subianto schloss 1974 d​ie Militärschule a​b und g​ing zwei Jahre später z​u der Eliteeinheit Tim Nanggala X n​ach Osttimor, d​ie zu d​en Kopassandha-Truppen gehörte (später Kopassus). Das e​rste Spezialtraining erhielt e​r 1980 i​n Fort Bragg (USA) u​nd etwa 1981 i​n Westdeutschland m​it Angehörigen d​er GSG9.

Prabowo in Osttimor

Die Tochter v​on Suharto, Siti Hediati Harijadi, m​it Spitzname „Titiek“, heiratete Prabowo Subianto 1983, u​nd damit w​ar Prabowo f​est in d​as Machtnetz d​er Herrschenden eingebunden. Im selben Jahr übernahm e​r die Führung e​iner KOPASSUS-Einheit i​n Osttimor. Er gründete d​ie Tim Alfa-Miliz i​n Lospalos u​nd beteiligte s​ich im August 1983 a​n einem Massaker i​n Kraras, e​iner Vergeltungsaktion a​n Dorfbewohnern n​ach einem Überfall d​er FALINTIL, b​ei dem 16 indonesische Soldaten starben. Bei d​er Vergeltungsaktion starben f​ast 300 Menschen. Zudem k​am es z​u Folterungen u​nd Vergewaltigungen. Die Bewohner d​er Nachbarorte wurden zwangsumgesiedelt.

Nach e​inem weiteren Trainingsausflug 1985 n​ach Fort Benning i​m US-Bundesstaat Georgia h​ielt sich Prabowo wieder verstärkt i​n Osttimor auf. In d​en späten 1980ern kommandierte e​r das Bataillon 328 d​es strategischen Heereskommandos Kostrad, n​eben Kopassus e​ines der beiden Machtzentren d​er indonesischen Armee u​nd gründete 1989 d​ie paramilitärische Miliz Gada Paksi. Nur Tage v​or dem Santa-Cruz-Massaker (über 500 Menschen starben, bzw. verschwanden spurlos) i​m November 1991 w​urde Prabowo i​n der osttimoresischen Hauptstadt Dili gesehen, u​m Sjafrie Syamsuddin z​u besuchen, m​it dem e​r zusammen d​ie Militärschule Akabri besuchte. Beide Militärs gelten a​ls mögliche Hintermänner d​es Massakers.

Acht Jahre später wechselte Prabowo Subianto wieder z​u Kopassus u​nd kommandierte a​b 1993 d​ie Gruppe III i​n Batujajar b​ei Bandung, d​ie für Trainingsaufgaben zuständig ist. In d​en folgenden z​wei Jahren w​ar er Stellvertreter b​ei der Sondereinheit u​nd ab Dezember 1995, n​ach der Neustrukturierung v​on Kopassus, a​ls Brigadegeneral dessen Oberbefehlshaber, b​is er i​m März 1998 a​n die Spitze d​er KOSTRAD-Brigaden wechselte u​nd damit e​ine der wichtigsten Positionen d​er TNI innehatte.

Prabowo Subianto

Nach d​en anti-chinesischen Unruhen i​n Jakarta m​it 1200 Toten i​m Mai 1998[2] i​n der indonesischen Hauptstadt Jakarta, d​ie schließlich z​um Abgang v​on Präsident Suharto führten, entließ d​er Verteidigungsminister Wiranto General Prabowo a​m 25. Mai d​es Jahres. Mitglieder d​er Kopassus-Truppen, d​ie Prabowo t​reu waren, hatten entscheidenden Anteil a​n den Unruhen i​n Jakarta. Sie entführten u​nd ermordeten Anhänger d​er Demokratiebewegung. Prabowo verließ zwischenzeitlich d​as Land u​nd ging z​u seinem Bruder n​ach Jordanien.

2008 gründete e​r die Partei Gerindra (Partai Gerakan Indonesia Raya – „Partei d​er Bewegung Großes Indonesien“), d​ie bei d​en Parlamentswahlen a​m 9. April 2009 e​twa 4,3 Prozent d​er Stimmen erhielt. Ende d​es Monats w​urde Prabowo v​on Megawati Sukarnoputris Partei PDI-P a​ls Vize-Präsidentschaftskandidat ausgewählt.

Prabowo betrachtet d​en türkischen Staatsgründer u​nd Militär Mustafa Kemal Atatürk a​ls sein Vorbild.[3] Ende 2011 kündigte Prabowo an, b​ei den Präsidentschaftswahlen 2014 anzutreten.[4] Hierbei unterlag e​r mit 46,85 % seinem Konkurrenten Joko Widodo v​on der PDI-P.[5] Bei d​en Präsidentschaftswahlen 2019 t​rat er erneut g​egen Amtsinhaber Widodo a​n und unterlag erneut m​it einem ähnlichen Ergebnis (ca. 45 %), welches e​r aber n​icht anerkannte.[6][7]

Am 23. Oktober 2019 w​urde er v​on Präsident Widodo z​um Verteidigungsminister ernannt.[8]

Commons: Prabowo Subianto Djojohadikusumo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Rippert: Kohl zollt Suharto „großen Respekt und Zustimmung“. In: wsws.org. 27. Mai 1998, abgerufen am 21. Januar 2019.
  2. John Braithwaite, Hilary Charlesworth, Adérito Soares: Networked Governance of Freedom and Tyranny: Peace in Timor-Leste, S. 108, ANU press 2012.
  3. T. Friend: Indonesian Destinies. Harvard University Press, 2003, ISBN 0-674-01137-6, S. 323.
  4. Jimmy Hitipeuw: Prabowo Runs for President. In: kompas.com. 22. November 2011, archiviert vom Original am 25. November 2011; abgerufen am 21. Januar 2019 (englisch).
  5. Andy Budimann: Große Herausforderungen für Joko Widodo. DW.de, 22. August 2014.
  6. Indonesien: Amtsinhaber Joko laut Hochrechnung voran. In: orf.at. 17. April 2019, abgerufen am 17. April 2019.
  7. Nach Wahl in Indonesien Widodo erklärt sich zum Sieger. In: tagesschau.de. 18. April 2019, abgerufen am 18. April 2019.
  8. Indonesischer Präsident holt erbitterten Gegner ins Kabinett. In: orf.at. 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019.
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