Pochwerk
Ein Pochwerk oder eine Poche, auch Stampfwerk, Stoßwerk, Schlagwerk oder Pocherich genannt, war eine zum Zerkleinern von Erzen dienende Maschine.[1] Pochwerke waren meist in die Schmelzhütten und Eisenhämmer integriert.[2] Der technische Leiter eines Pochwerks wurde Pochsteiger genannt.[3] Für den Betrieb eines Pochwerks war eine bergbehördliche Genehmigung erforderlich.[1] Pochwerke wurden auch in anderen Stampfmühlen, wie Ölmühlen, Lohmühlen, Knochenmühlen, Blaufarbenwerken und Pulvermühlen genutzt.
Grundlagen
Das aus den Erzbergwerken stammende Roherz musste vor dem Schmelzen aufbereitet werden.[4] Einige Erze hatten einen so geringen Metallgehalt, dass man sie zuerst zertrümmern musste, um sie weiter aufbereiten zu können. Solche geringhaltigen Erze bezeichnete man als Pochgänge.[5] Je nach erzielter Korngröße nannte man den jeweiligen Pochvorgang Grobpochen, Röschpochen oder Feinpochen. Beim Grobpochen erzielt man Korngrößen zwischen vier bis acht Millimetern, beim Röschpochen lagen die Korngrößen bei zwei Millimetern und beim Feinpochen bei einem Millimeter.[6] Das so entstandene zerkleinerte Erz bezeichnete man als Pochmehl oder Pochzeug. Wenn das Pochmehl scharfkantig war, nannte man es das rösche Zeuge, war es nur leicht rau, nannte man es das milde Zeuge. Achtete der Pocharbeiter nicht genau auf den Pochvorgang und wurde das Erz zu lange gepocht, so wurden die Erzteilchen zu feinen Plättchen zerdrückt. Diese Plättchen waren bei der weiteren Aufbereitung unbrauchbar, da sie auf dem Wasser schwammen und weggespült wurden. Bei solchen Teilchen sagte man „das Erz ist tot gepocht worden“.[7]
Geschichte
Aus einer sicher belegten schriftlichen Erwähnung geht hervor, dass die ersten Trockenpochwerke bereits im Jahr 1492 in S-charl in der Südostschweiz eingesetzt wurden. Im Schwazer Bergbau waren um das Jahr 1512 erste Nasspochwerke zum Einsatz gekommen. Diese Technologie wurde später ins sächsische Erzgebirge weitergereicht.[8] In Schneeberg wurde in den Jahren 1752 bis 1753 ein Pochwerk errichtet, mit dem die Kobalterze gepocht wurden.[9] In Ramingstein im Lungauer Bergbaurevier gab es im 16. Jahrhundert vier Pochwerke. Diese Pochwerke waren bis ins Jahr 1782 in Betrieb.[10] Im Oberharz gab es einst zahlreiche Pochwerke zur Zerkleinerung der gewonnenen Erze.[11] Von Goldlauter bei Suhl ist bekannt, dass im dortigen Tal der Goldlauter im 16. Jahrhundert bis zu acht separate Pochwerke bestanden. Das Tal heißt deshalb heute in Teilen „Pochwerksgrund“.[12]
In (ehemaligen) Bergbaugebieten finden sich Haus-, Orts- und Flurnamen, die auf Pochwerke verweisen:
Typen
Es gab Trocken- und auch Nasspochwerke. Nasspochwerke waren in ihrem Aufbau den Trockenpochwerken sehr ähnlich, Unterschiede gab es bei der Größe der Pochschuhe und der Pochsohle.[4] Die Pochzeuge der Trockenpochwerke wurden anschließend zur weiteren Aufbereitung in die Siebsetzung transportiert. Nasspochwerke dienten gleichsam der Erzwäsche, wobei mittels Schweretrennung das haltige Erz im Pochmittel angereichert wurde. Die Pochzeuge vom nassen Pochen wurden auf dem Stossherd oder dem Kehrherd weiterverarbeitet.[7] Von der Pochtrübe blieb die Pochfluth als Überrest des Absetzvorganges übrig. Die Pochfluth enthielt keinerlei nutzbare Erze mehr.[5] Das Nassverfahren ermöglichte einen gefahrloseren und saubereren Umgang mit den zu pochenden Materialien.[6]
Aufbau
Pochwerke bestehen aus mehreren Komponenten. Das Gerüst des Pochwerks ist der Pochstuhl, in ihm werden die Pochstempel geführt.[5] Jeder Pochstempel befindet sich in einem eigenen Abschnitt. Drei bis fünf Pochstempel bilden einen Pochsatz. Unter dem Pochstuhl befindet sich die Pochsohle, in diese Pochsohle wird das Erz gefüllt und durch die Pochstempel zermalmt.[7]
Pochstuhl
Der Pochstuhl war je nach Bauart unterschiedlich konstruiert. Je schwerer die Stempel waren, umso stabiler und schwerer musste auch der Pochstuhl gebaut sein. In der Regel wurde er aus Holz gebaut. Damit der Pochstuhl durch die Erschütterungen, die durch die Bewegung und das Aufschlagen der Pochstempel entstanden, nicht hin und her wanderte, wurde er mit Verstrebungen befestigt. In einigen Bergbaurevieren wurden die Pochstühle auf einen festen Grund gesetzt. Dazu wurde die obere Erdschicht etwa fünf bis sieben Fuß abgetragen. Wo dies nicht möglich war, wurden Fundamente aus schweren Balken erstellt.[2]
Pochstempel
Die Pochstempel wurden auch Pochschiesser genannt.[7] Als Pochstempel wurden Kanthölzer meist aus Hartholz mit einer Stärke von sechs bis sieben Zoll eingesetzt.[1] Zur Führung des Pochstempel wurden zwei Leithölzerpaare eingesetzt, die in einer genau abgestimmten Höhe an den seitlichen Hölzern des Pochstuhls, den Pochsäulen, angebracht werden mussten. Wurden das obere Leitholzpaar zu hoch über der Pochsohle angebracht, dann musste der Pochstuhl, um eine genügenden Stand zu haben, mit zusätzlichen seitlichen Stützen versehen werden. Bei Nasspochwerken durfte das untere Leitholzpaar nicht zu dicht über dem Pochtrog angebracht werden, da es durch das hochspritzende Wasser an Abriebfestigkeit verliert und durch die sich bewegenden Pochstempel schneller verschliss.[6] Am unteren Ende jedes Pochstempels war ein eiserner Ring, Pochschuh oder Pocheisen genannt, befestigt.[1] Der Pochschuh unterlag einem hohen Verschleiß und war deshalb auswechselbar. Damit die Pochschuhe eine möglichst lange Standzeit hatten, wurden sie aus harten Materialien, in der Regel war das extra hartes Gusseisen, gefertigt. Damit der Stempel beim Aufschlag auf das Erz eine genügend große Schlagkraft hatte, musste er so im Pochstuhl positioniert werden, dass er aus einer mittleren Fallhöhe von acht Zoll auf das zu zerkleinernde Erz aufschlug. Die Fallhöhe des Pochstempels war einstellbar und sollte nicht höher als zwölf und nicht niedriger als vier Zoll betragen. Das Gewicht lag pro Pochstempel zwischen 100 und 500 Pfund. Leichtere Stempel waren weniger geeignet, da man bei gleicher Pochleistung dann mehr Stempel pro Pochwerk benötigte. Schwerere Stempel waren auch nicht gut geeignet, da sie schwieriger zu handhaben waren und bedingt durch ihr Gewicht die Hubteile des Pochwerks stabiler konstruiert werden mussten. Das mittlere Gewicht der verwendeten Stempel lag bei etwa 300 Pfund.[6]
Pochsohle
Die Pochsohle bildete den Boden des Pochwerks, auf ihr wurde das Erz mit den Pochstempeln zerstoßen.[1] Die Pochsohle musste eine große Festigkeit und Härte besitzen. Als Material wurde meistens sogenanntes „halbiertes“ Gusseisen benutzt. Die Pochsohle war in der Regel haltbarer als die Pochschuhe. Es wurden quadratische Platten verwandt, die beidseitig genutzt und bis zu viermal umgelegt werden konnten. War eine Seite abgenutzt, wurden die einzelnen Platten der Pochsohle umgedreht. Das verwendete Material für die Pochsohle hatte eine Stärke von maximal vier Zoll. Stärkeres Material war nicht erforderlich, da die Abnutzung des Materials pro Seite nicht über 1,5 Zoll hinausging. Die Länge und Breite der Pochsohle war abhängig von den Abmessungen der Pochschuhe. Die gusseiserne Pochsohle musste auf einer ebenen Unterlage aufgelegt werden. In der Regel wurde hierfür ebenfalls Platten aus Gusseisen verwandt. Allerdings hatten diese Platten eine Stärke von mindestens sechs Zoll, bei Bedarf bis zu zwölf Zoll. Diese größeren Materialstärken waren erforderlich, um den Erschütterungen, die durch das Aufstampfen der Pochstempel verursacht wurden, entgegenzuwirken. Es gab auch Pochsohlen, die aus sehr harten Steinen hergestellt wurden, diese wurden in hölzernen Kästen zusammengefasst. Diese Steinsohlen waren beständiger und leichter zu reparieren, waren die Steine niedergestampft, wurden neue Steine nachgefüllt. Allerdings konnten die Steine auch beim Pochen durcheinander geraten und die Pochsohle aus Stein benötigte einen tieferen Unterbau als die Pochsohle aus Gusseisen.[6]
Pochtrog
Bei Nasspochwerken wurde anstelle der Pochsohle ein Pochtrog eingebaut, er hatte die gleiche Aufgabe wie die Pochsohle.[5] Der Pochtrog wurde aus Eichen- oder Buchenholz hergestellt. Der Trog musste ebenso wie die Pochsohle einen festen Untergrund haben. War der Untergrund zu weich, wurde ein Fundament aus Holzbohlen erstellt. Damit der Pochtrog dicht war, wurden die Fugen zwischen den Hölzern mit dünnen Tüchern oder mit Moos abgedichtet. An der Seite hatte der Pochtrog eine Öffnung, aus der das Gemenge aus zerstampftem Erz und Wasser herauslaufen konnte.[4] Das für den Pochvorgang in den Pochtrog gefüllte Wasser nannte der Hüttenmann Pochwasser, die Erz-Wasser (Suspension) nannte er Pochtrübe.[5] An den Pochtrog wurde eine aus drei Hölzern zusammengebaute Form, das sogenannte Gerinne, gebaut. Am Ende des Gerinnes befand sich ein Absetztrog, der als Sumpf bezeichnet wurde. Die Pochtrübe floss aus dem Pochtrog über das Gerinne in den Sumpf.[4]
Antrieb
Das Pochwerk wurde normalerweise durch ein Wasserrad angetrieben.[8] Es gab auch Pochwerke, die durch tierische Muskelkraft oder später auch mit einer Dampfmaschine angetrieben wurden. Die Antriebsmaschinen waren an der Pochwelle, die aus dem Pochstuhl herausragte, angekuppelt. Diese Welle war mit eingelassenen Zapfen, sogenannten Heblingen, versehen. Diese Heblinge betätigten wiederum sogenannte Däumlinge, die mit einer Mechanik versehen waren, mit der die Stempel des Pochwerks bewegt wurden.[1] Wegen geringem Wirkungsgrad wurden Gnepfen (Wasser-Wippen) nur selten eingesetzt.
Literatur
- Johann Hübner: Zeitungs- und Conversations-Lexikon, Einunddreißigste Auflage, Dritter Theil: M bis R. Gleditsch, Leipzig, 1826, S. 585–587 Online.
- Hans-Joachim Kraschewski: Die Pocharbeit. Innovative Arbeitsmittel zur Erzaufbereitung im vorindustriellen Hüttenbetrieb des Harzes. In: Scripta Mercaturae. Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Jg. 47, 2018, S. 73–100.
Weblinks
- Zeitgenössische Illustration (zuletzt abgerufen am 22. Oktober 2012)
Einzelnachweise
- Erklärendes Wörterbuch der im Bergbau in der Hüttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrücke und Fremdwörter. Verlag der Falkenberg'schen Buchhandlung, Burgsteinfurt 1869.
- Moritz Ferdinand Gätzschmann: Die Aufbereitung. Erster Band, Verlag von Arthur Felix, Leipzig 1864.
- Zeno.org. Der Pochsteiger (abgerufen am 19. August 2011).
- Georg Agricola: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. In: Kommission VDI-Verlag GmbH, Berlin.
- Moritz Ferdinand Gätzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. 2. Auflage. Verlag von Craz & Gerlach, Freiberg 1881.
- P. Ritter von Rittinger: Lehrbuch der Aufbereitungskunde. Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1867.
- Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache. k. k. Hofbuchhändler Wilhelm Braumüller, Wien 1856.
- Mineralienatlas Lexikon: Pochwerk (abgerufen am 19. August 2011).
- Bergstadt Schneeberg: Vom Erz zur Kobaltfarbe (Memento vom 2. April 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 19. August 2011).
- Das Pochwerk Kendlbruck (abgerufen am 19. August 2011).
- Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-31327-4.
- Silber- und Kupferbergbau bei Goldlauter. (abgerufen am 19. August 2011).