Plesiosaurus
Plesiosaurus ist eine ausgestorbene Gattung langhalsiger Meeresreptilien aus der gleichnamigen Klade der Plesiosauria. Entdeckt von der Fossiliensammlerin und Paläontologin Mary Anning im frühen 19. Jahrhundert in der Nähe des britischen Lyme Regis, stellt Plesiosaurus eines der ersten ausgestorbenen Meeresreptilien dar, die wissenschaftlich beschrieben wurden. Als "Archetyp" eines Plesiosauriers wurden der Gattung Plesiosaurus seit ihrer Erstbeschreibung hunderte Arten aus verschiedenen Abschnitten des Mesozoikums zugeordnet. Nach aktuellem Stand beschränkt sich die Gattung hingegen nur auf die von Anning entdeckte Art Plesiosaurus dolichodeirus aus dem Unterjura von Großbritannien.
Plesiosaurus | ||||||||||
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Das Holotyp-Skelett von Plesiosaurus. | ||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||
Unterjura (Hettangium bis Sinemurium)[1] | ||||||||||
201,3 bis 190,8 Mio. Jahre | ||||||||||
Fundorte | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Plesiosaurus | ||||||||||
De la Bèche & Conybeare, 1821 | ||||||||||
Arten | ||||||||||
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Beschreibung
Wie bei allen anderen Plesiosauria war der Körper von Plesiosaurus an ein Leben im Meer angepasst, so verfügte die Gattung wie viele andere Meeresreptilien und Meeressäuger über zu Paddel umgewandelte Gliedmaßen, wobei die Vorderpaddel bei Plesiosaurus etwas länger als die Hinterpaddel waren. Für die meisten Plesiosauroideen typisch war der Hals von Plesiosaurus ebenfalls stark verlängert und bestand bei Plesiosaurus aus 40 Halswirbeln. An dessen Ende saß ein verhältnismäßig kleiner Schädel mit einem Gebiss aus spitz zulaufenden Zähnen.
Zu den Merkmalen, die Plesiosaurus von anderen bekannten Plesiosauria unterscheidet, zählen unter anderem auch ein relativ kurzer Schädel mit einer breiten, aber dennoch spitz zulaufenden Schnauze, nahezu kreisrunde Schläfenfenster, sowie Merkmale des Brust- und Beckengürtels.
Plesiosaurus war eine relativ kleine Gattung von Plesiosauriern, die eine Länge von etwa 3,5 Metern erreichte.
Forschungsgeschichte
Die Gattung Plesiosaurus fand erstmals Erwähnung in einer Abhandlung der britischen Geologen Henry Thomas de la Bèche und William Daniel Conybeare im Jahr 1821 über Fossilfunde aus dem jurassischen Blue Lias. Darin beschreiben sie unter anderem Wirbel und Paddelreste eines bis dato unbekannten Meeresreptils, das laut de la Bèche und Conybeare mehr Ähnlichkeiten mit einem Krokodil als dem damals bereits bekannten Ichthyosaurus aus den gleichen Schichten aufweist. Sie benennen es infolge dessen als die neue Gattung Plesiosaurus, allerdings ohne eine passende biologische Art einzuführen.
Die formale Benennung der Typusart Plesiosaurus dolichodeirus erfolgte erst 1824 durch Conybeare anhand eines von der britischen Sammlerin und Paläontologin Mary Anning im Dezember 1823 gefundenen und skizzierten Skeletts aus dem Sinemurium nahe Lyme Regis. Conybeare beschreibt erstmals den langen Hals und Paddel von Plesiosaurus und fertigt eine erste Rekonstruktion des Skeletts an. Die Fortbewegung von Plesiosaurus interpretiert Conybeare als ähnlich zu den heutigen Meeresschildkröten, wobei die Tiere sich nahe der Wasseroberfläche aufhielten und mit ihrem Hals ähnlich einem Schwan unter Wasser nach Nahrung suchten (eine Funktionsweise des Halses, die heute nicht mehr unterstützt wird[2][3]).
Conybeare berichtet in seiner Arbeit ebenfalls von einer weiteren Plesiosaurus-Art, die über einen deutlich kürzeren Hals als P. dolichodeirus verfügte und von Conybeare Plesiosaurus giganteus genannt wird (tatsächlich ein Pliosaurid[4]). Da das ursprünglich von de la Bèche und Conybeare als Plesiosaurus beschriebene Material von verschiedenen Fundorten stammt und nicht ausreichend beschrieben wurde, wurde Annings Skelett von den nachfolgenden Autoren sowohl als Typus für die Art P. dolichodeirus als auch für die Gattung Plesiosaurus verwendet. Eine von James Parkinson anhand des Materials von de la Bèche und Conybeare bereits 1822 aufgestellte Art names Plesiosaurus priscus stellt lediglich ein nomen dubium dar. Mary Anning und ihre Leistung bleiben in Conybeares Werk vollkommen unerwähnt.
Im Laufe der folgenden 170 Jahre wurden hunderte weiterer Arten Plesiosaurus zugeordnet. Diese stammten teilweise wie P. dolichodeirus aus dem Lyme Regis, aber auch aus anderen Teilen der Welt und erstreckten sich über einen Zeitraum von der Obertrias bis zum Ende der Kreide. Aus dem Lyme Regis wurde so von dem Anatomen Richard Owen anhand ebenfalls von Anning gefundener Reste der Gliedmaßen und der Wirbelsäule die Art Plesiosaurus macromorus beschrieben.
Der erste, der sich detailliert der Taxonomie der ursprünglichen Gattung annahm, war der Paläontologe Glenn W. Storrs in 2003. Storrs zeigte, dass Owens P. macromorus lediglich ein Synonym von P. dolichodeirus darstellt. Weiterhin konnte Storrs darlegen, dass sich die Gattung Plesiosaurus wohl nur auf die Typusart P. dolichodeirus beschränkt, während die zahlreichen anderen Arten der Gattung nicht zugeordnet werden können. Einzige Ausnahme bilden laut Storrs die Reste von Plesiosaurus guilelmiimperatoris aus dem Toarcium von Baden-Württemberg. Dieser wird mittlerweile auch in eine eigene Gattung namens Seeleyosaurus gestellt.[5]
Systematik
Als eines der frühesten Mitglieder der Plesiosauria steht Plesiosaurus nahe der Basis der Gruppe Plesiosauroidea. Gelegentlich wird Plesiosaurus mit anderen frühen Vertretern wie Seeleyosaurus und Hydrorion in eine eigene Familie namens Plesiosauridae gestellt.
Gekürztes Kladogramm der Plesiosauroidea nach Ketchum & Benson (2010).[6]
Plesiosauroidea |
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Gekürztes Kladogramm der Plesiosauroidea nach Benson & Druckenmiller (2013).[7]
Plesiosauroidea |
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Paläoökologie
Die Schichten in welchen Plesiosaurus dolichodeirus gefunden wurde, wurden in einem Flachmeer, nicht besonders weit von der Küste entfernt abgelagert. Diesen Lebensraum teilte sich Plesiosaurus mit vielen anderen Meeresreptilien, darunter den Pliosauriden Archaeonectrus und mehrere Gattungen von Ichthyosauriern wie Ichthyosaurus, Leptonectes und Temnodontosaurus.
Neben anderen typischen Meerestieren wie Muscheln und Ammoniten finden sich außerdem auch Reste von Landorganismen wie Insekten und verschiedenen Pflanzen. Auch Fossilien von Landreptilien wie dem Pterosaurier Dimorphodon und dem Dinosaurier Scelidosaurus sind aus den Schichten von Lyme Regis bekannt.[8]
Literatur
- Conybeare, W. D. (1824). XXI.—On the discovery of an almost perfect skeleton of the Plesiosaurus. Transactions of the Geological Society of London, 2(2), 381–389.
- De la Bèche, H. T., & Conybeare, W. D. (1821). XXX.—Notice of the discovery of a new Fossil Animal, forming a link between the Ichthyosaurus and Crocodile, together with general remarks on the Osteology of the Ichthyosaurus. Transactions of the Geological Society of London, 1(1), 559–594.
- Storrs, G. W. (1997). Morphological and taxonomic clarification of the genus Plesiosaurus. In Ancient Marine Reptiles (pp. 145–190). Academic Press. doi:10.1016/B978-012155210-7/50010-7
Einzelnachweise
- https://paleobiodb.org/classic/basicTaxonInfo?taxon_no=100059
- Zammit, M., Daniels, C. B., & Kear, B. P. (2008). Elasmosaur (Reptilia: Sauropterygia) neck flexibility: Implications for feeding strategies. Comparative Biochemistry and Physiology Part A: Molecular & Integrative Physiology, 150(2), 124–130.
- Noè, L. F., Taylor, M. A., & Gómez-Pérez, M. (2017). An integrated approach to understanding the role of the long neck in plesiosaurs. Acta Palaeontologica Polonica, 62(1), 137–162.
- Knutsen, E. M. (2012). A taxonomic revision of the genus Pliosaurus (Owen, 1841a) Owen, 1841b. Norwegian Journal of Geology, 92, 259–276.
- Großmann, F. (2007). The taxonomic and phylogenetic position of the Plesiosauroidea from the Lower Jurassic Posidonia Shale of South-West Germany. Palaeontology, 50 (3), 545–564. doi:10.1111/j.1475-4983.2007.00654.x
- Ketchum, H.F. & Benson, R.B.J. (2010). Global interrelationships of Plesiosauria (Reptilia, Sauropterygia) and the pivotal role of taxon sampling in determining the outcome of phylogenetic analyses. Biological Reviews, 85 (2), 361–392. doi:10.1111/j.1469-185X.2009.00107.x
- Benson, R.B.J. & Druckenmiller, P.S. (2013). Faunal turnover of marine tetrapods during the Jurassic-Cretaceous transition. Biological Reviews, 89 (1), 1–23. doi:10.1111/brv.12038
- Benton, M.J. & Spencer, P.S. (1995). British Early Jurassic fossil reptile sites. In: Fossil Reptiles of Great Britain, 97–121. doi:10.1007/978-94-011-0519-4_5