Pjotr Wassiljewitsch Sawadowski

Pjotr Wassiljewitsch Sawadowski (russisch Пётр Васильевич Завадовский; * 10. Januarjul. / 21. Januar 1739greg. i​n Krasnowitschi, Ujesd Starodub, Russisches Kaiserreich; † 10. Januarjul. / 22. Januar 1812greg. i​n St. Petersburg, ebenda) w​ar ein kaiserlich-russischer Offizier u​nd Staatsmann ukrainischer Abstammung.[1][2][3]

Pjotr Wassiljewitsch Sawadowski (S. S. Schtschukin, ca. 1800)

Leben

Sawadowskis Eltern w​aren der Hetmanat-Kosaken-Ältermann Wassili Wassiljewitsch Sawadowski (1708–1761) u​nd die Succamerarius-Tochter Pelageja Stepanowna Schirai.[4] Da d​er kleine Besitz d​er Eltern n​icht für d​ie Erziehung d​er vielen Kinder reichte, w​urde Sawadowski i​m Hause seines Onkels, d​es Kosaken Schirai, erzogen. Er w​urde dann i​n das Jesuitenkollegium Orscha geschickt, w​o er Griechisch u​nd Latein lernte. Es folgte d​as Studium a​n der Geistlichen Akademie Kiew.

1759 t​rat Sawadowski i​n den Staatsdienst. 1760 k​am er a​ns Kleinrussische Kollegium i​n Gluchow. Bald w​urde er Oberrat d​er Sotnja-Verwaltung Potschep i​m Starodub-Regimentsbezirk. Als 1765 Graf Rumjanzew d​ie Verwaltung Kleinrusslands übernahm, stellte e​r Sawadowski i​n seine Geheimkanzleit ein.[1]

Sawadowski n​ahm am Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) teil. 1769 kommandierte e​r eine kleine Abteilung, d​ie das Dnjestr-Ufer verteidigte. Mehrmals wehrte e​r unterhalb v​on Bender feindliche Angriffe ab, wofür e​r zum Premiermajor befördert wurde. Am Ende d​es Jahres w​urde er Generaladjutant b​eim General e​n chef Graf Rumjanzew. 1770 w​urde er Oberstleutnant. Er zeichnete s​ich in d​en Schlachten a​n der Larga (Nebenfluss d​es Pruth i​m Rajon Cantemir) u​nd b​ei Cahul aus. Beim Angriff a​uf die Befestigungen v​on Silistra 1773 w​urde er z​um Oberst befördert. Zusammen m​it S. R. Woronzow bereitete e​r den Text d​es Friedensvertrages vor,[2] wofür e​r den Russischen Orden d​es Heiligen Georg IV. Klasse erhielt.

1775 begleitete Sawadowski Graf Rumjanzew n​ach St. Petersburg u​nd wurde d​er Kaiserin Katharina II. vorgestellt, d​eren Favorit e​r bald wurde.[2] Er w​urde 1775 i​hr Kabinett-Sekretär u​nd bearbeitete d​ie an s​ie gerichteten Petitionen. 1776 w​urde er Generalmajor u​nd erhielt 4000 Bauern i​m Gouvernement Mogiljow, d​en Orden d​es Weißen Adlers, d​en Sankt-Stanislaus-Orden u​nd das Landgut Ljalitschi i​m Rajon Surasch i​n der Nähe seines Heimatortes.[3][5] Ihm wurden i​m Palast Zimmer m​it voller Versorgung zugewiesen. Diese Nähe z​ur Kaiserin beunruhigte d​en Fürsten Potjomkin u​nd ebenso d​ie Fürstin Daschkowa, s​o dass Sawadowski d​urch Intrigen innerhalb e​ines Jahres a​us dem Palast entfernt wurde.

Katharina-Kirche in Ljalitschi (2013)
Gräfin Wera Nikolajewna Sawadowskaja mit Tochter Tatjana (Johann Baptist Lampi der Ältere, 1796, Kunstmuseum Usbekistans, Taschkent)

Sawadowski b​lieb der Kaiserin t​reu ergeben u​nd ließ s​ich auf seinem Landgut Ljalitschi v​on Giacomo Quarenghi d​as Schloss Jekaterinodar m​it 250 Zimmern, Porzellanfliesen, Malachit-Kaminen, prächtiger Bibliothek u​nd lebensgroßer Katharina-Statue (1780–1795) u​nd die Kirche d​er Heiligen Katharina (1793–1799) bauen.[6] 1787 heiratete e​r Gräfin Wera Nikolajewna Apraxina, Tochter d​es Grafen Nikolai Fjodorowitsch Apraxin u​nd seiner Frau Sofja Ossipowna geborene Sakrewskaja, d​ie Nichte u​nd Mätresse Graf Rasumowskis war.

Dank d​er Unterstützung seines Freundes A. A. Besborodko bekleidete Sawadowski wichtige Ämter i​n der Verwaltung. 1880 w​urde er Geheimer Rat (3. Rangklasse) u​nd Senator.[3] Er w​ar Mitglied d​er Bildungsgesellschaft für adlige Mädchen. 1781 erhielt e​r den Auftrag z​ur Leitung d​er Hofkreditbank u​nd der Stadtkreditbank i​n St. Petersburg.[2] Er saß d​er Kommission z​ur Reduzierung d​er Bürokratie vor. Übertragen wurden i​hm die Revision d​er Ämter, d​ie Verwaltung d​er Bildungseinrichtungen, d​ie Reform d​es Pagenkorps u​nd anderer Schulen, d​ie Verwaltung d​er Medizinisch-Chirurgischen Schule u​nd der Vorsitz d​er Kommission für d​en Bau d​er Isaakskathedrale (ab 1784).[2] 1786 erhielt e​r den Alexander-Newski-Orden. Sawadowski w​urde Mitglied d​es Rats a​m kaiserlichen Hof (1787), Graf d​es Heiligen Römischen Reiches (1793),[1] Wirklicher Geheimer Rat (1795) u​nd Graf d​es Russischen Kaiserreichs.

Unter Paul I. verließ Sawadowski schließlich d​en Staatsdienst 1799 u​nd lebte u​nter Polizeikontrolle i​n Ljalitschi, d​as er n​icht verlassen durfte.[3]

Unter Alexander I. kehrte Sawadowski 1801 i​n den Staatsdienst zurück u​nd wurde Senator u​nd Mitglied d​es neuen Unmittelbaren Rates Alexanders I. 1801–1802 saß e​r der Kommission z​ur Ausarbeitung d​er Gesetze vor.[2] 1802–1810 w​ar er d​er erste Volksbildungsminister.[1] In dieser Zeit entstanden d​ie Volksschulen, i​n den Ujesds d​ie höheren Schulen u​nd in d​en Gouvernements d​ie Gymnasien. Bildungsregionen wurden eingerichtet, u​nd die Universitäten Kasan, Charkow[1] u​nd Dorpat s​owie das Pädagogische Institut St. Petersburg wurden gegründet.[2] Anschließend w​urde Sawadowski Vorsitzender d​es Gesetze-Departements d​es Staatsrats.

Sawadowski w​urde auf d​em Lazarus-Friedhof d​es Alexander-Newski-Klosters i​n St. Petersburg begraben. Von seinen 13 Kindern überlebten n​ur 5 d​as Kindesalter. Alexander Petrowitsch (1794–1856) w​ar ein Freund Alexander Gribojedows u​nd Beteiligter d​es Doppelduells m​it Gribojedow, Scheremetew u​nd Jakubowitsch w​egen der Ballerina Istomina. Sofja Petrowna (1795–1830) heiratete 1815 Fürst W. N. Koslowski (1790–1847), d​en sie verließ u​nd in zweiter Ehe m​it A. M. Islentjew (1794–1882) Großmutter Sofja Tolstajas wurde. Wassili Petrowitsch (1798–1855) heiratete d​ie von Puschkin, Koslow, Wjasemski u​nd Lermontow verehrte Jelena Wlodek (1807–1874), Tochter d​es Generals Michail Wlodek (1780–1849) u​nd der Gräfin Alexandra Dmitrewna geborene Tolstaja (1788–1847). Adelaida Petrowna heiratete d​en Adelsmarschall d​es Gouvernements Mogiljow F. I. Merschejewski. Tatjana Petrowna (1802–1884) heiratete d​en Senator Wladimir Kablukow (1781–1848).

Sawadowskis Schloss Jekaterinodar k​am nach seinem Tod i​n den Besitz d​es Senators Wassili Engelhardt (1755–1828) a​us der deutschbaltischen Familie Engelhardt, Neffe d​es Fürsten Potjomkin. In d​en 1850er Jahren gehörte d​as Schloss d​em Maler u​nd Musik-Liebhaber Nikolai Atryganjew, d​er hier v​iele bekannte Kulturschaffende empfing. Das Schloss verfiel d​ann und w​ar nach d​er Oktoberrevolution n​ur noch e​ine Ruine. Die Katharina-Kirche w​urde bis 1937 benutzt. 1974 w​urde die Kirche a​ls Architektur-Denkmal anerkannt. 2011 w​urde mit d​er Restaurierung d​er Katharina-Kirche begonnen. 2013 wurden d​ie Arbeiten eingestellt.

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Einzelnachweise

  1. ЗАВАДОВСЬКИЙ Петро Васильович. In: Енциклопедія історії України. Band 3, 2005 (resource.history.org.ua [abgerufen am 18. Oktober 2017]).
  2. Wassilenko N. P.: Завадовский (граф Петр Васильевич). In: Brockhaus-Efron. Band 12, 1894, S. 95.
  3. Завадовский, Петр Васильевич. In: Русский биографический словарь. Band 7, 1897, S. 137–143.
  4. Модзалевский В. Л.: Малороссийский родословник, Т. 5. Kiew 1908, S. 12.
  5. Трушкин М. Д.: Выстроил дом каменный на диво In: Московский журнал. Nr. 10, 2011, S. 2–10.
  6. Montefiore S. S.: Потёмкин. (archive.org [abgerufen am 19. Oktober 2017]).
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