Pforten der Nacht
Pforten der Nacht (französisch Les Portes de la nuit) ist ein französisches Filmdrama aus dem Jahre 1946 von Marcel Carné mit Yves Montand, Nathalie Nattier und Serge Reggiani in den Hauptrollen, das in eigener Bildsprache die Zeitumstände im frühen Nachkriegsfrankreich widerzuspiegeln versuchte. Die Geschichte basiert auf dem Ballet Le Rendez-vous von Jacques Prévert, der auch das Drehbuch verfasste. Das Lied Les Feuilles mortes aus dem Film wurde zu einem berühmten Chanson und in der englischen Übersetzung (Autumn Leaves) zu einem Jazzstandard.
Film | |
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Titel | Pforten der Nacht |
Originaltitel | Les Portes de la nuit |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 1946 |
Länge | 120 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Marcel Carné |
Drehbuch | Jacques Prévert |
Produktion | Pierre Laurent |
Musik | Joseph Kosma |
Kamera | Philippe Agostini André Bac |
Schnitt | Jean Feyte Marthe Gottie |
Besetzung | |
und Colette Mareuil, Brigitte Auber, Émile Genevois |
Handlung
Endphase Zweiter Weltkrieg. Paris ist bereits befreit, während weiter im Osten das Kriegsgeschehen seinem Höhepunkt entgegengeht. Im Februar 1945 ist die französische Hauptstadt nicht nur übervoll von alliierten Soldaten und solchen der „Freien Franzosen“, sondern auch von Kriegsgewinnlern und Spekulanten, ehemaligen Résistancekämpfern und Helden, aber auch von Kollaborateuren und Verrätern, die nun unbedingt abzutauchen und ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen versuchen. Auch der junge und doch bereits weitgereiste Jean Diego befindet sich unter diesem bunten Völkchen mit den schillernden Vergangenheiten. Er ist gerade unterwegs nach Barbès-Rochechouart, einem ärmlichen und ziemlich finsteren Stadtviertel. Auf dem Weg dorthin begegnet er einem Landstreicher, der das Schicksal symbolisiert, und Diego sagt, dass er bald die Frau seines Lebens treffen werde. Am Ziel angekommen will Jean der Ehefrau seines Freundes Raymond Lécuyer die fürchterliche Nachricht von dessen Tod überbringen. Um so überraschter ist Diego, als plötzlich Raymond höchst lebendig vor ihm steht: er hat die Folter der Gestapo überstanden! Diese Tatsache muss spontan gefeiert werden, und so verpasst Diego die letzte Métro heimwärts. Man beschließt, Diego im Haus der Lécuyers übernachten zu lassen.
Auf dem Hinterhof des Anwesens lernt Diego die hübsche, junge Malou kennen. Sie ist (unglücklich) mit dem Exzentriker Georges verheiratet, den man als Profiteur des vergangenen Krieges bezeichnen könnte. Malou, die sich von Georges scheiden lassen will, kommt gerade von ihrem Vater zurück, dem sie einen letztlich enttäuschend verlaufenen Besuch abgestattet hat. Malou und Diego beginnen recht bald heftig miteinander zu flirten als Diego plötzlich eine lachende Stimme hört, die ihm wohlvertraut erscheint: Es ist die des Gestapo-Konfidenten Guy, der einst Raymond an die Deutschen verraten hatte. Und ausgerechnet dieser Guy ist auch noch Malous Bruder! Diego und Raymond beschließen, Guy für seine bösartige Denunziation blutig bezahlen zu lassen und stellen den Deutschenspitzel coram publico bloß. Guy macht sich wie ein getretener Hund von dannen und schwört innerlich Rache. Er trifft auf Georges, der seine abspenstige Gattin sucht. Guy macht ihm klar, dass Malou ihn, Georges, mit Jean Diego betrüge, überreicht ihm seinen Revolver und sagt, wo er Diego finden könne. Es kommt zu einer dramatischen Begegnung, bei der jedoch nicht Diego dem Eifersuchtsanfall zum Opfer fällt, sondern vielmehr Malou. Sie wird von Georges mit dem Revolver ihres eigenen Bruders Guy erschossen.
Produktionsnotizen
Pforten der Nacht, in seinem düsteren Fatalismus einem früheren Werk Carnés, Hafen im Nebel, nicht ganz unähnlich, wurde am 3. Dezember 1946 in Paris uraufgeführt. In Deutschland lief der Film erst Anfang 1949 an.
Raymond Borderie übernahm die Herstellungsleitung. Die Filmbauten stammen von Alexandre Trauner, die Kostüme von Mayo.
Für die beiden Hauptrollen war ursprünglich das damalige Liebespaar Jean Gabin (für den Part des Diego) und Marlene Dietrich (für die Rolle der Malou) vorgesehen, das im selben Jahr in Martin Roumagnac zu sehen gewesen war.
Kritiken
In der Zeit hieß es: „Der heutige französische Spielfilm hat das Stadium des experimentellen Surrealismus seit langem überwunden. In einzelnen Werken noch machen sich Nachwirkungen seiner Einflüsse bemerkbar, in Marcel Carnés „Pforten der Nacht“ (1946) etwa, das zwischen einem Realismus des Lebens und einem Realismus des Traums um das Paris der Nachkriegszeit lyrisch weiche Bilder dichtet.“[1]
Georges Sadoul lobte zunächst Carnés Versuch, „die unnachahmbare Atmosphäre einer Pariser Hochbahnstation einzufangen“[2], behauptete aber auch, dass Pforten der Nacht „der meistumstrittene Film Marcel Carnés“[3] gewesen sei und zugleich eines „der charakteristischesten Werke jenes Jahres, als der französische Film sich zwischen verschiedenen Wegen entscheiden musste. Kollaborateure und aus England zurückgekehrte Geschäftemacher verkörpern in diesem Film das Böse mit einer für den Geschmack eines exklusiven Publikums allzu dick aufgetragenen Deutlichkeit“.[4]
Der Filmdienst urteilte: „Ein düsteres Schicksalsdrama, sorgfältig, aber sehr sentimental und nahezu manieristisch inszeniert.“[5]
Einzelnachweise
- Der Dichter und der Film. Zur Situation im französischen Filmschaffen, in: Die Zeit vom 10. März 1949
- Georges Sadoul: Geschichte der Filmkunst, Wien 1957, S. 87
- Georges Sadoul: Geschichte der Filmkunst, Wien 1957, S. 352
- Georges Sadoul: Geschichte der Filmkunst, Wien 1957, S. 353
- Pforten der Nacht. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 31. Dezember 2019.
Weblinks
- Pforten der Nacht in der Internet Movie Database (englisch)