Petzow
Das ehemals selbständige Dorf Petzow ist seit dem 1. Januar 1929 ein Ortsteil der Stadt Werder (Havel) im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg.
Petzow Stadt Werder (Havel) | |
---|---|
Höhe: | 38 m |
Eingemeindung: | 1. Januar 1929 |
Postleitzahl: | 14542 |
Vorwahl: | 03327 |
Geschichte
Das 1419 wurde das Dorf erstmals urkundlich erwähnt. Petzow gehörte damals den Herzögen von Sachsen-Wittenberg. 1437 ging das Dorf als Lehen an das Zisterzienserkloster Lehnin. Durch die Säkularisation wurde 1542 das Dorf zu einem Amtsdorf des Amtes Lehnin, gleichzeitig gelangte das Dorf in Brandenburger Besitz.[1]
Besitzer des Schlosses war seit 1814 die Familie von Kaehne, besonders bekannt durch Friedrich August Kaehne. Der wohlhabendste Mann des Ortes, Gutsbesitzer und Amtsrat, ließ sich 1825 nach den Plänen von Karl Friedrich Schinkel ein repräsentatives Herrenhaus errichten, ein pittoreskes Bauwerk in einem bunten Mix von maurischem Kastell- und englischem Tudorstil, das heute noch von weitem sichtbar ist. C. F. Kaehne wurde 1840 in den Adelsstand erhoben.
Auch die Dorfkirche Petzow, 1842 auf dem Grelleberg erbaut, entstand nach den Plänen von Schinkel und wurde durch Friedrich Wilhelm IV. eingeweiht. Sie ist heute kulturelles Zentrum in Petzow und wurde nach umfangreichen Sanierungsarbeiten am 30. Oktober 1994 wieder der Öffentlichkeit übergeben. Um den Haussee herum existieren eine Fischerhütte, ein Waschhaus und eine alte Schmiede. Das Waschhaus dient derzeit als Heimatkundemuseum, die Alte Schmiede ist ein Restaurant und die Fischerhütte ein privat genutztes Haus.
Der 15 Hektar große Schlosspark wurde 1838 von Peter Joseph Lenné gestaltet. Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk von Architektur und Landschaft entstand im Rahmen des Lennéschen „Verschönerungsplan der Umgebung von Potsdam“.
Von 1955 bis 1990 unterhielt der Deutsche Schriftstellerverband, ab 1973 Schriftstellerverband der DDR, in der „Villa Berglas“ in Petzow das Schriftstellererholungsheim „Friedrich Wolf“. In diesen 35 Jahren war dort die Mehrzahl der Schriftsteller der DDR einmal oder mehrmals zu Gast, sei es zum Arbeiten, sei es zur Erholung.[2] 2001 wurde das Schriftstellerheim an die jüdische Erbengemeinschaft der Berglas zurückgegeben. Im Jahre 2003 kauften es Privatleute und richteten das Anwesen bis 2007 wieder her.
Bauwerke (Auswahl)
Das Schloss Petzow befindet sich im Jahr 2007 im Besitz der Schloss Petzow-Besitz- und Betriebsgesellschaft mbH.[3] Das Schloss und sein Park wurde 2004/2005 für die erste deutsche Telenovela Bianca – Wege zum Glück als Außendrehort verwendet. Auch die Außenaufnahmen für Julia – Wege zum Glück, die zweite Telenovela im ZDF, entstanden hier; gedreht wurde bis August 2006 an der Fischerhütte und einem Bootshaus am See. Im Jahr 2011 war der Schlosspark Kulisse für den deutschen Märchenfilm Jorinde und Joringel von Bodo Fürneisen[4] und 2017 für Der Schweinehirt.[5]
Die Dorfkirche Petzow ist ein ehemaliger, neuromanischer Sakralbau, der in den Jahren 1841 und 1842 nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel errichtet wurde. Nach seinen Entwürfen fertigten Handwerker auch den schlichten und hölzernen Altar mit einem Kruzifix aus Gusseisen, die Kanzel sowie eine Fünte aus Eichenholz an. 1988 entwidmet und für 99 Jahre an das Landratsamt verpachtet, dient sie seit 1994 dem Landkreis als Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen sowie als Standesamt.
Bilder
- Schlosspark von Lenné, Haussee mit Schwielowsee im Hintergrund
- Seeseite des Schlosses
- Grelleberg mit Dorfkirche
- Dorfkirche Petzow
Literatur
- Der Schwielow und seine Umgebungen. In: Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 3: Havelland. Petzow.
- Bernd Erhard Fischer: Petzow. Ein Landsitz am Schwielowsee. Eine Spurensuche. arani-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-7605-8633-3.
- Karl-Heinz Friedrich: Die Kaehnes in Petzow. Ein Ausnahmefall im preußischen Landadel. Books on Demand, Norderstedt 2019, ISBN 978-3-7357-6276-4.
- Karl-Heinz Friedrich: Petzow. Relativ absolut. Books on Demand, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7431-9258-4.
Einzelnachweise
- Marie-Luise Buchinger, Marcus Cante: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg. Band 14.1: Nördliche Zauche. Teil 1, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2009, ISBN 978-3-88462-285-8, S. 413.
- Villa Berglas
- Kuriose Karriere. Klein-Florida am Schwielowsee. In: Süddeutsche Zeitung. 12. August 2007.
- Making of… Jorinde und Joringel auf rbb-online.de, abgerufen am 10. Dezember 2011.
- Der Schweinehirt (D 2017): Die Sehnsucht nach dem Happy End. Abgerufen am 15. Juni 2020.