Paul Winter (Komponist)

Leben

Winter war der Sohn eines Neuburger Rechtsanwalts (Geburtshaus: Schrannenplatz 127, heute Herrenbekleidung Brenner). Seinen ersten musikalischen Unterricht erhielt er bereits mit vier Jahren durch seine Mutter.

Nach dem Besuch der Volksschule besuchte Winter zwischen 1904 und 1912 das Humanistische Gymnasium seiner Heimatstadt. Über den Lehrplan hinaus erhielt er in diesen Jahren fundierten Unterricht in Chorgesang, Instrumentalmusik (Orgel und verschiedene Streichinstrumente) sowie Musiktheorie. Dadurch avancierte er in den beiden letzten Jahren als Gymnasiast zum Organisten der Studienkirche. Als solcher versuchte er sich auch als Komponist.

Nach Erreichen des Abiturs schlug Winter auf Wunsch seines Vaters eine Offizierslaufbahn ein. Er trat 1912 beim 8. Feldartillerie-Regiment der Bayerischen Armee in Nürnberg ein und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Bei Kriegsende war Winter Oberleutnant und Regimentsadjutant.[1]

Nach Ende des Krieges wurde Winter von der Reichswehr übernommen. In den Jahren zwischen 1919 und 1923 wurde er allerdings für sein Studium weitgehend vom Dienst freigestellt. Im Sommer 1920[2] heiratete er und begann an der Universität Erlangen Philosophie, Literatur und Musikgeschichte zu studieren, wechselte aber nach einigen Semestern mit denselben Fächern an die Ludwig-Maximilians-Universität nach München.

Zwischen 1925 und 1928 war Winter in Berlin Schüler in Hans Pfitzners Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Schönen Künste. 1928 konnte Winter dieses Studium erfolgreich abschließen.

Rundfunkaufnahmen seiner Märchenoper Falada machten Winter 1938 überregional einem größeren Publikum bekannt.

Im Winter 1947/1948 ließ sich Winter in Neuhaus am Schliersee nieder und wirkte dort als Komponist, Organist und Musikhistoriker. Im darauffolgenden Jahr berief man Winter zum Dozenten für Musiktheorie und Musikgeschichte an die „Städtische Musik- und Orchester-Vorschule“ nach München; dieses Amt hatte er bis 1958 inne.

In diesem Jahr wählte ihn der Lassus-Musikkreis zu seinem Vizepräsidenten, womit die Erforschung, Erschließung und Aufführung von Werken europäischer Mehrchörigkeit zu einem beherrschenden Schwerpunkt seiner Arbeit wurde. Für den Lassus-Musikkreis organisierte Winter zahlreiche Konzertreisen an die Urstätten der Mehrchörigkeit (besonders nach Venedig). Durch diese Arbeit gilt Winter vielen bis heute als Wiederentdecker dieser bereits verloren geglaubten Musikgattung. Sein besonderes Interesse galt dabei der Musikpflege am Pfalz-Neuburger Hof, und er bemühte sich erfolgreich um die Herausgabe und Wiederaufführung der Werke ehemaliger Neuburger Hofkomponisten und Hofkapellmeister.

Im Alter von 76 Jahren starb Paul Winter am 1. März 1970 in München und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Alten Friedhof in Neuburg an der Donau (Franziskanerstraße, Westmauer).

Militärische Karriere

Bei Kriegsende hatte er den Rang eines Generalleutnants. 1945 Festnahme und bis 1947 Aufenthalt in amerikanischen Internierungslagern (u. a. Allendorf), Mitarbeit in der „Historical Division“.[4]

Der Verbleib der, laut einem Schreiben der Military Intelligence Company im Lager Allendorf, für die „Denazifizierung“ des Generalleutnants Paul Winter an die Spruchkammer Karlsruhe übersandten Unterlagen, ist nicht mehr nachvollziehbar.[5] Paul Winter wurde im Zuge der Entnazifizierung mit Wirkung vom 5. November 1947 durch die Spruchkammer Miesbach als „Nicht betroffen“ entlassen.

Ehrungen

Neben diesen zahlreichen Ehrungen hält auch seine Heimatstadt Neuburg die Erinnerung an einen großen Sohn wach. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde die „Staatliche Knaben-Realschule“ in Paul-Winter-Realschule umbenannt; an diesen Feierlichkeiten konnte die Witwe Paul Winters noch teilnehmen. Anlässlich seines 100. Geburtstages, den die Stadt Neuburg feierlich im Stadttheater beging, wurde am Geburtshaus von Paul Winter eine Bronzetafel angebracht. Des Weiteren wurde in Neuburg eine Straße nach ihm benannt.

Werke

Kompositionen
  • 1936: Komposition der „Olympia-Fanfaren“ für die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin.[6]
  • 1937: Musikbeitrag zu den „Tagen der Deutschen Kunst“.[7]
  • 1938: „Großdeutschland“ zum 10. April 1938. Fanfare[8]
  • 1938: „Falada“[9]
  • 1942: Schwabenkantate (mit Oskar Besemfelder)[10]
  • 1942: Zwei Weihnachtslieder; Hohe Nacht (mit Hans Baumann)[11]
  • [1944]:Im Osten steht unser Morgen. 6 Ostlandlieder (Hans Baumann, Bearb. Paul Winter)[12]
  • 1950: Komposition des Singspiels „Das steinerne Herz“
  • 1954: Heimatfestspiel „Rendezvous bei Höchstadt 1704“ (Geburtsstadt seines Vaters)
  • 1955: „Neuburger Steckenreitertanz“ (Kinderballett) anlässlich des 450-jährigen Bestehens des Fürstentums Pfalz-Neuburg
  • 1958: Festmusik „800 Jahre Stadt München“
  • 1960: „Festfanfare“ zum Eucharistischen Weltkongress in München

Paul Winter komponierte weitere Lieder, geistliche Werke, Kammermusik, Turmmusik sowie Funk- und Filmmusiken.

Schriften
  • Musikpflege in der Wehrmacht, in: von Hase (Hg.): Jahrbuch der Deutschen Musik 1943, S. 54.[13]
  • Goethe erlebt Kirchenmusik in Italien. Darstellung nach Selbstzeugnissen. Dulk, Hamburg 1949.
  • Der mehrchörige Stil. Historische Hinweise für die heutige Praxis. Peters, Frankfurt am Main 1964.

Paul Winter verfasste weiterhin Beiträge für Musikzeitschrifte und Nachschlagewerke.

Literatur

  • Paul Winter. In: Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. 14. Auflage. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1936, S. 729.

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Hauptstaatsarchiv IV, vgl. 22396. Kriegsrangliste.
  2. Bundesarchiv-Militärarchiv Pers. 6/1002.
  3. Bundesarchiv-Militärarchiv Pers. 6/1002.
  4. Staatsarchiv München, Spruchkammer Miesbach; Bayerische Staatsbibliothek München, Handschriftenabteilung Nachlass Paul Winter Ana 588, Militärisches Varia.
  5. Bayerische Staatsbibliothek München, Handschriftenabteilung Nachlass Paul Winter Ana 588, Spruchkammerverfahren, Lager Allendorf 18. Juni 1947.
  6. Skizzen, Heft 11, November 1936, S. 9.
  7. Archiv Haus der Kunst München, Programmheft des Festzugs 1937.
  8. Deutsche Nationalbibliothek; Katalog des Deutschen Musikarchivs; „Skizzen“ 12, Mai 1938; Münchener Neueste Nachrichten, 7. April 1938: Zeitschrift für Musik, Heft 5, Mai 1938, S. 524; Fred Prieberg: Musik im NS-Staat, 1982; S. 380.
  9. Deutsche Nationalbibliothek Katalog des Deutschen Musikarchivs
  10. Deutsche Nationalbibliothek; Katalog des Deutschen Musikarchivs
  11. Deutsche Nationalbibliothek; Katalog des Deutschen Musikarchivs
  12. Deutsche Nationalbibliothek; Katalog des Deutschen Musikarchivs
  13. Dorothea Kolland: Frontmusik, S. 12, Anm. 31
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.