Paul Goldmann
Paul Goldmann (* 31. Januar 1865 in Breslau; † 25. September 1935 in Wien) war ein österreichischer Journalist, Publizist, Reiseschriftsteller, Theaterkritiker, Übersetzer und Verfasser von Theateressays und kleiner Bühnenstücke.
Leben
Paul Goldmann war Sohn des Kaufmanns Gustav Goldmann und von Clementine geb. Mamroth. Er studierte in Breslau Jurisprudenz und arbeitete bereits kurz nach seiner Promotion als Journalist. Zusammen mit seinem Onkel, dem Journalisten Dr. Fedor Mamroth, leitete er die Wiener Zeitschrift An der Schönen Blauen Donau. Goldmann war ein Anhänger des modernen Dramas und setzte sich für Autoren wie Arthur Schnitzler, mit dem er rege korrespondierte, den eng befreundeten Richard Beer-Hofmann und Hugo von Hofmannsthal ein, denen er zu frühen Veröffentlichungen verhalf. Schnitzler schrieb über ein Treffen 1889 mit Goldmann:
„Ich war der Einladung des Doktor Mamroth zum Besuch in der Redaktion nachgekommen und hatte bei dieser Gelegenheit seinen Vertreter und Neffen, den Schreiber jenes freundlichen Annahmebriefes, kennengelernt, Herrn Doktor Paul Goldmann, einen vierundzwanzigjährigen, liebenswürdigen Herrn in Lodenrock und Nachthemd mit Quasten, untersetzt, beleibt, ein ganz klein wenig bucklig, mit Kraushaar und mit hellen, schönen, blauen Augen. Wir verstanden einander sofort aufs allerbeste, hatten über die meisten Dinge des Lebens und der Kunst die gleichen Ansichten.[1]“
In Bernhard Reichs Memoiren ist über Paul Goldmann zu lesen:
„Der Kritiker der ›Neuen Freien Presse‹ schrieb das Deutsch der Wiener Feuilletonisten, die sich auf Witz und weltmännische Plauderei spezialisierten. In meiner Vorstellung existierte Goldmann als Beau mit einem Stich ins Dandyhafte. Ein Jahrzehnt später sah ich in einer Gesellschaft einen verwachsenen Mann mittlerer Größe, der sich auffällig bemühte, seinen Höcker unauffällig zu machen. Die Frau des Hauses stellte ihn vor – Herr Paul Goldmann.“
Goldmann zählt zur Wiener Moderne und zum Kreis Jung Wien. Er arbeitete als externer Mitarbeiter der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung. Von 1890 bis 1892 war er Mitglied des Redaktionsverbandes der Neuen Freien Presse in Wien.
Goldmann verkehrte im Kreis der Kunstmäzenin Jenny Mautner (1856–1938) und deren Mann, des Großindustriellen Isidor Mautner (1852–1930). Er war mit dem Journalisten und Schriftsteller Julius Bauer (1853–1941) und der Schriftstellerin und Kulturhistorikerin Hermine Cloeter (1879–1970) bekannt.
1892–1902 war er als Korrespondent für die Frankfurter Zeitung in Brüssel, Paris und China tätig. 1896 kam es wegen der Dreyfus-Affäre zu einem Pistolenduell zwischen ihm und dem französischen antisemitischen Journalisten Lucien Millevoye, das glimpflich endete.[3]
Ab 1902 schrieb er als Theaterkorrespondent der Wiener Neuen Freien Presse in Paris und vor allem in Berlin. Er setzte sich mit den Regiearbeiten Otto Brahms und teilweise sehr kritisch mit denen Max Reinhardts auseinander. Am 4. August 1908 heiratete er in Wien Eva Maria Fränkel, gesch. Kobler (geboren Wien, 27. Oktober 1877, gestorben 2. November 1937, Suizid). Die in Berlin geborene Tochter Franziska (geboren 29. Mai 1911) meldete sich am 29. März 1938 von Wien nach Mailand ab. Sie emigrierte Ende 1940 nach Rio de Janeiro, wo sie 1963 verstarb.
Im Ersten Weltkrieg war Goldmann Kriegsberichterstatter. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er im August 1933 durch die Gestapo verhaftet und musste nach Wien zurückkehren.
Werke
- Ein Sommer in China: Reisebilder, 1899.
- Man soll nichts verschwören, Komödie in drei Akten von Alfred de Musset. Dt. v. Paul Goldmann, 1902.
- Die "neue Richtung" : polemische Aufsätze über Berliner Theater-Aufführungen, 1903.
- Aus dem dramatischen Irrgarten : polemische Aufsätze über Berliner Theateraufführungen, 1905.
- Vom Rückgang der deutschen Bühne : polemische Aufsätze über Berliner Theateraufführungen, 1908.
- Literatenstücke und Ausstattungsregie : polemische Aufsätze über Berliner Theater-Aufführungen, 1910.
- Beim Generalfeldmarschall von Hindenburg : Ein Abend im Hauptquartier, 1914.
- Von Lille bis Brüssel : Bilder aus d. westl. Stellungen u. Kämpfen d. deutschen Heeres, 1915.
- Gespräche mit Hindenburg, 1916.
- Das Ultimatum, 1922.
- Der Sturz des Grafen Reichenbach, 1923.
- Der Gefangene, 1923.
Quellen
- Deutsches Biographisches Archiv (DBA), I 406,282;II 462,301-304;III 305,30-34.
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 4, 1988–92.
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Bd. 1. 1893.
- Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie, Bd. 2, 1924.
- Herrmann A. L. Degener: Wer ist's, 1935.
- Goldmann Paul. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 24 f. (Direktlinks auf S. 24, S. 25).
- Goldmann, Paul. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 9: Glas–Grün. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2001, ISBN 3-598-22689-6, S. 99–106.
- Vossische Zeitung, 8. Aug. 1933
Literatur
- Karl Kraus: Wie Hindenburg und Ludendorff unter Paul Goldmanns Einwirkung zu Pazifisten wurden. In: Glossen, Aufsätze, Vorträge, 1917, textlog.
Weblinks
Einzelnachweise
- Arthur Schnitzler: Jugend in Wien, hg. von Therese Nickl und Heinrich Schnitzler, Wien, München, Zürich 1968, S. 319f. Zeno
- Berlin 1970, S. 99
- Artikel Paul Goldmann. In: Killy Literaturlexikon, Bd. 4: Fri-Hap, 2. Aufl. Berlin 2009, S. 310.