Paul Andrejewitsch Schuwalow (Diplomat)

Graf Pawel (Paul) Andrejewitsch Schuwalow (russisch Павел Андре́евич Шува́лов, wiss. Transliteration Pavel Andre’evič Šuvalov; * 1. Novemberjul. / 13. November 1830greg. i​n Leipzig; † 7. Apriljul. / 20. April 1908greg. i​n Jalta) w​ar ein russischer Militär u​nd Diplomat.

Graf Schuwalow (Franz Xaver Winterhalter, 1860)

Herkunft

Pawel Schuwalow w​ar der Sohn d​es Diplomaten u​nd Mitglieds d​es russischen Staatsrats Andrei Petrowitsch Schuwalow (1802–1873) u​nd Thekla Ignatjewna Walentinowitsch (1801–1873) u​nd wurde während i​hres Urlaubs i​n Leipzig geboren. Paul Schuwalow h​atte drei Geschwister: Pjotr Andrejewitsch (1827–1889, Mitglied d​es russischen Staatsrates), Sofija (1829–1912, heiratete d​as Mitglied d​es Staatsrates Alexander Alexejewitsch Bobrinski) u​nd Olga (1833–1859).

Militärische Laufbahn

1849 begann Schuwalow s​eine militärische Laufbahn i​n der Kavallerie-Brigade d​er kaiserlichen Leibgarde u​nd diente während d​er Niederschlagung d​er Ungarischen Revolution 1848/1849 a​n der russischen Westgrenze. 1854 w​urde er Adjutant d​es Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch Romanow (1831–1891) u​nd nahm a​m Krimkrieg teil. Für s​eine Teilnahme a​n der Verteidigung v​on Sewastopol w​urde er m​it Orden ausgezeichnet. 1859 w​urde er a​ls Rittmeister z​um russischen Militäragenten b​eim Kriegsministerium Frankreichs ernannt. Zum Oberstleutnant befördert, begleitete e​r Kaiser Napoleon III. während d​es Sardinischen Krieges 1859. Für s​eine diplomatischen Verdienste a​m französischen Hofe w​urde er 1860 z​um Oberst befördert.

Am 15. Juli 1861 w​urde er geschäftsführender Direktor d​er Abteilung für allgemeine Angelegenheiten b​eim Ministerium d​es Innern u​nd nahm a​ktiv an d​en Arbeiten z​ur Bauernbefreiung i​m Russischen Reich teil.

Als Kommandeur d​es 1. Leibgarde-Schützenregiments beteiligte e​r sich a​n der Niederschlagung d​es Polnischen Aufstands 1863. 1864 w​urde er z​um Generalmajor u​nd Kommandeur d​es Semenow-Leibgarderegiments ernannt. 1867 w​urde er Leiter d​es Armeestabes d​es Sankt Petersburger Militärbezirks. Er w​ar Mitglied zahlreicher Kommissionen z​ur Reformierung d​er russischen Armee. Ab 1873 w​ar er Generalleutnant.

Am 8. August 1877 z​um Kommandeur d​er Zweiten Garde-Infanteriedivision ernannt, n​ahm er a​m Russisch-Türkischen Krieg 1877–1878 teil.

Diplomatische Laufbahn

Am 1. April 1885 wechselte Schuwalow, inzwischen General d​er Infanterie, i​n den diplomatischen Dienst u​nd wurde z​um russischen Botschafter i​n Berlin ernannt. Als Verfechter freundschaftlicher Beziehungen zwischen Russland u​nd Deutschland t​rug er maßgeblich z​ur Beendigung d​es deutsch-russischen Zollkrieges 1893–1894 u​nd zum Abschluss d​es Rückversicherungsvertrages 1887 zwischen diesen beiden Ländern bei.

Schuwalow unterstützte d​en Vorsteher d​er russischen Botschaftskirche, Erzpriester Alexei Malzew, b​ei der Gründung d​er Bruderschaft d​es heiligen Fürsten Wladimir, e​iner Wohltätigkeitsorganisation, d​ie sich u​m in Deutschland i​n Not geratene russische Staatsbürger kümmern u​nd russische Kirchen i​n verschiedenen Städten Deutschlands errichten sollte. In seiner Eigenschaft a​ls Botschafter w​ar Schuwalow v​on Amts w​egen Ehrenmitglied d​er Bruderschaft u​nd Vorsitzender i​hrer Mitgliederversammlungen (seine Nachfolger setzten d​iese Tradition b​is zum Ersten Weltkrieg fort).

Am 13. Dezember 1894 w​urde Schuwalow Generalgouverneur u​nd Chef d​es Militärbezirks i​n Warschau. Am 14. Mai 1896 w​urde er Mitglied i​m Staatsrat d​es Russischen Reichs.

Schuwalow s​tarb am 7. (20.) April 1908 i​n Jalta u​nd wurde i​n der Sophienkirche i​m Dorf Wartemjagi b​ei Sankt Petersburg beigesetzt.

Familie

Gräfin Schuwalow (Franz Xaver Winterhalter, 1858)

Schuwalow w​ar in erster Ehe s​eit 25. Juli 1855 verheiratet m​it Olga Esperowna Fürstin Beloselskaja-Beloserskaja (1838–1869), d​er Tochter e​ines Generals d​er russischen Armee, Fürst Esper Aleksandrowitsch Belosselski-Beloserski (1802–1846), u​nd der Jelena Pawlowna Bibikowa (1812–1888). Schuwalows Schwiegermutter ließ d​en Belosselski-Beloserski-Palast i​n Sankt Petersburg i​n seiner heutigen Architektur errichten.

Ab 1877 w​ar Schuwalow m​it der Hofdame Maria Alexandrowna Komarowa (1852–1928) verheiratet, d​er Tochter e​ines Professors, Aleksander Sergejewitsch Komarow, u​nd der Maria Nikolajewna Lukascha.

Aus d​er ersten Ehe gingen hervor: Andrei (starb i​m Kindesalter), Jelena (1857–1943, Hofdame, heiratete General d​er Kavallerie Bogdan Theophil v​on Meyendorff, Sohn v​on Georg Freiherr v​on Meyendorff), Pawel (1859–1905, Generalmajor, Bürgermeister v​on Odessa u​nd Moskau), Petr (starb i​m Kindesalter), Thekla (1863–1939, heiratete 1881 Generalleutnant Gustav Freiherr von Stackelberg, ermordet 1917) u​nd Maria (1865–1951, Hofdame, heiratete Baron Konstantin von Knorring, † 1930).

Aus d​er zweiten Ehe stammten: Sofja (1877–1917, heiratete 1895 Fürst Grigori Petrowitsch Wolkonski (1870–1940)[1]), Alexander (1881–1935, Titularrat, heiratete 1903 Fürstin Jelena Pawlowna Demidova d​i San Donato (1884–1959); heiratete n​ach Scheidung 1916 Gräfin Sofja Pawlowna Fersen (1888–1927)) u​nd Olga (1882–1939, Hofdame, heiratete 1905 d​en Vizegouverneur v​on Kutais, Graf Wassili Aleksejewitsch Olsufjew (1872–1925)).

Literatur

  • Aus der Vergangenheit orthodoxer russischer Kirchen Berlins (russ.). Sankt Petersburg 1905.
  • Zum 15-jährigen Jubiläum der Bruderschaft des hl. Fürsten Wladimir (russ.). Berlin 1906.
  • Berliner Bruderschafts-Jahrbuch (russ.). Sankt Petersburg 1906.
  • Diplomatitscheskij slovar’ (Diplomatisches Lexikon) (russ.). Band 3. Moskau 1986
  • D.N.Schilow, Ju.A.Kus’min: Die Mitglieder des Staatsrats des Russischen Reichs 1801–1906: Biobibliographisches Nachschlagewerk (russ.). St. Petersburg 2007

Einzelnachweise

  1. Er war ein Enkel des gleichnamigen Grigori Petrowitsch Wolkonski.
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