Patrick Aebischer
Patrick Aebischer (* 22. November 1954 in Freiburg im Üechtland) ist ein Schweizer Neurowissenschaftler. Er war von März 2000 bis Ende 2016 Präsident der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL). In diesen Jahren konnte er den Status der Hochschule grundlegend neu ausrichten.[1]
Patrick Aebischer ist Sohn des Freiburger Künstlers Yoki, mit bürgerlichem Namen Émile Aebischer (1922–2012)[2]. Er studierte Medizin an den Universitäten Genf und Freiburg im Üechtland und schloss 1980 ab; 1983 wurde er in Genf promoviert.
In den Jahren 1984 bis 1992 ging er in die Vereinigten Staaten und arbeitete dort zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Medizinwissenschaften an der Brown University. 1991 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Artificial Organs, Biomaterials and Cellular Technology“ in der Abteilung Biologie und Medizin. Im Herbst 1992 ging er zurück in die Schweiz und nahm am Universitätsspital Lausanne eine Professur und die Direktion des Gentherapie-Zentrums an.
1999 wurde Aebischer vom schweizerischen Bundesrat zum Präsidenten der EPFL bestimmt. Sein Arbeitsbeginn dort gestaltete sich äusserst turbulent: Seine Vorstellungen einer Umgestaltung des Hauses nach amerikanischen und wettbewerbsfähigen Gesichtspunkten stiess bei den Professoren, den Studenten und den kooperierenden Unternehmen auf krasse Ablehnung. Sie forderten Aebischers Rücktritt, noch bevor er richtig angefangen hatte. Erst nach zwei Wochen konnte er sich durchsetzen; nach sechzehn Jahren Arbeit überzeugt er auch seine einstigen Kritiker: In dieser Zeit hat sich die Zahl der Studierenden von 4'500 auf über 10'000, die der Doktorierenden von 700 auf fast 2'100 und die der Postdoktoranden von 100 auf 825 erhöht. Gleichzeitig verbesserte sich das Ranking nach dem Shanghai-Ranking von 104 (2004) auf 70 (2015). Aebischer sieht das amerikanische Universitätsmodell als ein meritokratisches System, das Innovationen fördert.[1] 2017 löste ihn Martin Vetterli (* 1957) ab.[3] Während seiner Zeit als Präsident arbeitete er einen Morgen pro Woche weiter als Professor am «Brain Mind Institute» der EPFL.[1]
Aebischers zahlreiche Interessenverbindungen gaben Anlass zu Kritik. So saß Aebischer seit deren Gründung im Verwaltungsrat der Nestlé Health Science SA (2011), die an der EPFL zwei Lehrstühle stiftete und ihren Firmensitz auf dem EPFL-Campus einrichtete. 2015 musste Aebischer aus diesem Verwaltungsrat austreten, nachdem das Aufsichtsorgan der EPFL, der ETH-Rat, dieses Engagement in seiner Sitzung vom 18. Januar nicht mehr bewilligte[4].
Im August 2018 wurde er in den Aufsichtsrat der Jacobs University Bremen berufen.[5]
Nach seinem Engagement in Lausanne will Aebischer von Kapstadt aus an einer Südpolarexpedition teilnehmen, die vom Swiss Polar Institute, einem Projekt der EPFL, organisiert wird.[1]
Aebischer ist im Verwaltungsrat von Logitech und Nestlé und präsidiert den Novartis Venture Fund. Er war Mitgründer von drei Startups, von denen er Amazentis präsidiert, eine Firma, die sich mit Mitteln zur Verlangsamung des Alterungsprozesses befasst.[6]
Patrick Aebischer ist verheiratet und ist Vater von zwei Kindern.
Weblinks
- Patrick Aebischer auf der Website der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne
- “Competition is Inherent to Science”, Interview mit Patrick Aebischer, April 2014 in labtimes.org (engl.)
Einzelnachweise
- Daniel Saraga: «Man sollte nie unbedacht Versprechen machen». In: horizonte, Nr. 109, Juni 2016, S. 29–31
- Freiburger Künstler Yoki im Alter von 91 Jahren gestorben. In: Freiburger Nachrichten, 14. November 2012
- Bundesrat wählt Martin Vetterli zum Präsidenten der EPFL , 24. Februar 2016
- «Odysseus vom Genfersee», WOZ Die Wochenzeitung vom 26. April 2012
- Neuer Aufsichtsrat an der Jacobs University Bremen. In: Jacobs University - Inspiration is a Place. 21. August 2018 (jacobs-university.de [abgerufen am 1. Oktober 2018]).
- Birgit Voigt: «Wir trinken es, weil es uns guttut» Die Firma des früheren ETH-Präsidenten hat ein Elixier gegen das Altern entwickelt. In: NZZ am Sonntag. 29. Mai 2021, abgerufen am 30. Mai 2021.